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DeranttvorlltH« «sbaklemi S«Nr Set«» - Druck und Derlaa: ««I Sr-x i« Montag, am 9. Dezember 1929 95 Jahrgu,»^ Nr. 285 Anzeigenpreis: M« 42 Millimeter breit« Petttzell« 20 Nolchspfennlg«. E-tngesandt inö Reklamen 60 Reichspfennig« Wese» S!s8 enlhäU »le amlNche« BekamUmachmrs« -es SsÄshaüplmarmfchast» -es Amlsgerichr» «»- -es Sladlral» -« Divvol-tewal-e Bezugspreis: Für «inen Monat 2 20 RM. mit Zutragen, einzelne Nummern 15 Reicht- Pfennige :: Gemeinde - Verbands - Girokonto Nr. 3. :: Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 403 :: Postscheckkonto Dresden 12548 WeHeritz-Jeitung Tageszeitung un- Anzeiger sür Dippol-iswal-e, Schmie-eberg N.1L . -tL Nt-iUUM »u Die tzeberolle der landwirtschattl. Berufsgenolsenschaft Hegt vom 10 d. M. ab im Rathause (Polizeiwache^zwei Wochen lang zur Einsicht aus. Widersprüche gegen die Bellragsberech- nung können von den Unternehmern bis Zum 6. Januar 1930 beim Genossen schafksvorstand erhoben werden Die Beiträge (2. R°Ie 1929) sind aber (unbeschadet etwaiger Einsprüche) vorläufig zu be zahlen und an die mlt der Einhebung beauftragten PoliZe beamten ^brulieiern. Die bis Ende Dezember nicht bezahlten Beiträge werden zwangsweise eingezogen und sind vom 1. Januar 1930 ab "" Dlppo?diswalde^äm 7. Dezember 1929. Der Stadtrat. Oertliches und Sächsisches. Mppoldiswalde. Es ist noch keineswegs weihnachtlich in der Natur, wenn uns auch der Kalender kündet, daß wir in 3 Wochen Christfest haben, und wenn uns am gestrigen Sonntag auch die offenen Ladengeschäfte zeigten, daß das Fest naht. Trotz dieses einer Weihnachtsstimmung entgegen gesetzten Wetters und trotz der allgemein ungünstigen wirt schaftlichen Lage war der Verkehr am gestrigen „kupfernen" Sonntag doch noch immerhin gut, besser jedenfalls, als man nach allem erwartete. Es war doch schon ein großer Teil der Landbevölkerung hereingekommen, und es wurde auch gekauft, aber in der Hauptsache doch nur Gegenstände, die unbedingt nötig sind: Wirtschaftsgegenstände, Bekleidungsstücke usw. Selbst in Spielsachen ist das Geschäft nicht allzugrotz. Unsere Kleinen müssen auch den Ernst der Lage spüren, eine billige Puppe wird gekauft, aber der Puppenwagen mutz bleiben; gröberes mechanisches Spielzeug wird auch nur selten gekauft. Ueberall fühlt man, wie bis in die weitesten Kreise die wirt schaftliche Not unseres Volkes gedrungen ist. Und doch soll, wer es kann, kaufen, damit das Geschäftsleben nicht ganz einschläft, aber dort kaufen, wo es Leben schafft, beim schwer ringenden Gewerbetreibenden, privaten Geschäftsmann, nicht in den großen Warenhäusern, deren Inhaber sich nicht um die Not des Volkes kümmern, ja, die nicht einmal, entsprechend ihrem Einkommen, Steuern zahlen. Der „kupferne" Sonntag hat sich leidlich gut angelassen, mögen „silberner" und „goldner" Sonntag doch noch die erhofften Umsätze bringen. Dippoldiswalde. Freudige Adventsstimmung erklang am Sonntage im Hauptgottesdienste aus dem markigen Solo gesang des Kirchners Heinrich Roche: „Hoch tut euch auf, ihr Tore der Welt, daß der König der Ehren einziehe". (Gluck.) — Abends 6 Uhr luden die Glocken zum Besuche des Lied- gottesdienstes ein, und viele folgten ihrem Rufe. Die Liederfolge stand unter dem Leitworte: „Macht hoch die Tür!" Darum hatte auch die Orgel alle Register geöffnet zu einem kräftigen, herzlichen Willkommengruß als Vorspiel. In kurzen, einleitenden Worten deutete Pfarrer Mosen den Zweck dieser Liedgottesdienste dahin, daß durch sie die Gemeinde mit selten gesungenen Chorälen bekannt gemacht werde. Auch wollten Erklärungen in den Stimmungsgehalt des Tertes, der Me lodien und der Harmonien vertiefen. Die Andachtsstunde möge beitragen, daß wir recht bereit sind auf die liebe Weih nachtszeit. In dankbarer Bereitwilligkeit hatte sich der Po saunenchor in den Dienst des Abends gestellt und brachte einige Choräle zuerst zweistimmig, damit die Melodie be sonders ins Gehör falle, dann als Quartett und schließlich in mächtigem Chorsatz zum Vortrage, worauf dann je ein Vers von der Gemeinde mit Orgelbegleitung gesungen wurde. Die Auswahl war selbstverständlich aus dem Adventsliedern getroffen worden, die nach Gebet und Segen in Weihnachts gesänge übergingen. MppoMswalde. Im Gewerbe- und Volksbildungsverein wird am nächsten Donnerstag Privatforscher Gabisch, Dresden Erperimentalvortrag „Unsichtbare Mächte" halten. Es ist ein aufklärender, von wissenschaftlichen und volkspädagogischem Verantwortungsgefühl getragener Vortrag über das gefähr liche Tkema des Okkultismus und der Astrologie. Der Vor tragsabend findet im Reichskronensaale statt. Dippoldiswalde. Für'den gestrigen zweiten Advents sonntag war die Wahl eines weltlichen Synodalvertreters für den gemeinsamen Synodalwahlbezirk Dippoldiswalde-Freiberg ! ongeordnet worden. Trotzdem nur ein Wahlvorschlag erfolgt«: : Rittergutsbesitzer vr. Diener-von Schönberg in Pfaffiode, hatte j die Wahlhandlung zu geschehen. Sie fand in unserer Kirchge- ! meinde von vormittags ^/r11 bis >/-12 tthr im Konfirmanden- > (Sihungs-)Zimmer der Superintendentur statt. Obwohl jedes Mitglied der Kirchgemeindevertretung verpflichtet war, daran teilzunehmen, falls nicht zwingende Gründe zum Nichterscheinen vorhanden waren, beteiligten sich von 26 Kirchaemeindcoertrelern nur 18. A j — Bei einer Versammlung des Bezirks Dippoldis walde des Sächsischen Polizeibeamten-Vereins am gestrigen Sonntag wurde der Bczirksobmann, der vor kurzem in den Ruhestand getretene Polizeikommissar Burkhardt, besonders geehrt. Jin Auftrage aller seiner Kollegen überreichte Polizei- Hauptwachtmeister Stephan mit in Gedichtform gebrachten Worten einen Ruhestuhl. Auch von den Gcudarmeriebeamten wurde Kommissar Burkhardt geehrt. Ein gemütliches Bei sammensein in der Wohnung des Gefeierten schloß sich an. Dippoldiswalde. Nächste Tuberkulosenberatung Mittwoch, denZI l. Dezember, vormittags 1/2I O —>/2l2 Uhr im Bezirks haus (Gartenstraße). Dippoldiswalde. Festlich in grün-weiß-rot war der Schützen haussaal am Sonnabend zum 44. Stiftungsfeste des Vereins „Glück zu!" geschmückt, und eine stattliche Eäste- zahl halte sich eingesunden, um mit den Aktiven diesen Freuden tag zu begehen. Die Kapelle des l. (Jäger-) Bat. des 10. (Sächs.) Infanterie-Reg. Dresden unter Leitung von Ober musikmeister Thiele bot ein vorzügliches Konzert, dann zog das Präsidium des Vereins mit Fahne und Fahnenbegleitung auf und eröffnete den Kommers. Ihm folgte, ebenfalls in Vollwichs das Präsidium der Saronia—Glashütte mit Fahne. Präside Werther richtete nach Verklingen des Glück zu.'-Liedes warme Begrüßungsworte an die Erschienenen, unter denen er besonders willkommen hieß den stellvertretenden Direktor der Deutschen Müllerschule, Studienrat Wolf, Alte Herren und Ehrenmitglieder, Vertreter des Lehrerkollegiums, der Freund schaftsverbindungen Saronia—Glashütte, Germania—Dippol diswalde, V. e. H. Hansa—Dippoldiswalde und den großen Damenflor, später auch noch weitere Alte Herren, Vertreter des ^»-Verbandes Saronia, Ortsgruppe Dresden, der Liberias und des Militärvereins. In einer weiteren Ansprache im An schluß ans Farbenlied gedachte Präside Werther der Gründungs zeit und der glanzvollen Entwicklung des Vereins, der jetzt zu einem stolzen Baum herangewachsen sei. Mit seinem ^bl- Verband, dessen Jungborn der Verein sei, bilde er ein lebens fähiges Ganzes. Nichts habe die Entwicklung beider hemmen können. Dank sagte der Redner denen, die in den 44 Jahren das Vereinsschiff geleitet, Dank dem ^bl-Verband und Dank der Dippoldiswalder Bürgerschaft für ihre treue Anhänglich keit. Er mahnte seine Kommilitonen, den Blick vorwärts zu richten, die übernommenen Pflichten zu halten, treue Freund schaft zu üben auch in der Zeit der Not getreu den Schluß- zeiten des Glück zu!-Liedes: Glück zu in der Freude, Glück zu in der Not, Glück zu so töne es bis in den Tod. Die Glück wünsche der Schule zum Geburtstage überbrachte Studienrat Wolf in teilweise humoristischen Worten. Er wollte, wie er selbst sagte, die Geburtstagsfeier von der heiteren Seite an sehen, und so brachte er, nachdem er betont hatte, daß man im Kreise der Jugend immer jung bleibt, daß genau wie vor 30 Jahren solch junge Gesichter an der Festtafel sitzen, manch heitere Episode aus der Schule zur Sprache und wußte diese mit dem Feste in Verbindung zu bringen. Gern hörte man seinen Ausführungen zu, die oft von zustimmendem Lachen begleitet waren. Zum Schluß verglich er die Schüler mit Smaragden, Brillanten und Rubinen, die hier geschliffen werden und wünschte, daß sie recht viel Licht ausstrahlten: Grün als eine Hoffnung der deutschen Müller- und Mühlen- bauerzunft, das Weiß gediegener Wissenschaft und Rot die Liebe zu allem Schönen, Wahren und Guten. Wenn die Schüler das bei ihrem Weggange mitnähmen, sei sein Wunsch erfüllt. Weiterhin sprach noch der Präside der Germania Dank und Glückwünsche aus, eine Anzahl eingegangene Glück wunschtelegramme wurden verlesen, Kommersliedet gesungen, wie auch die Musik noch einige Konzertstücke bot. l/210 Uhr hob Präside Werther die Kommerstafel auf, das Präsidium zog ab und bald war der Saal vorgerichtet zu frohem Tanze, dem, durch einen Rundgang eröffnet, die Jugend und auch das Alter sich gern Hingaben. Um Mitternacht wurde der Tanz durch einen längeren, wohlgelungenen, einem kleinen Theaterstück ähnlichen Fuchsenulk unterbrochen. Für diese „humoristische Szene in einem Filmatelier" ernteten die Mit wirkenden lebhaften Beifall, dann aber „drehte man auf der Saalfläche weiter", bis die Stunde zur Heimkehr mahnte. Ein wohlgelungenes Fest fand sein Ende. Hennersdorf. Während Gutsbesitzer Otto Zimmermann am Freitag mit seiner Familie beim Abendessen saß, wurde aus einer aus der Hinterfront gelegenen Kammer ein großes Federbett gestohlen. Der Dieb hat von einem 300 Meter entfernten Neubau einen Gerüstbock geholt, an das Fenster gestellt und mit der Stange das Bett an das Fenster heran gezogen, bis er es mit den Händen erfassen konnte. Man hat keinen Anhalt, wer der Täter gewesen sein könnte. Pretzschendorf. Zu dem Bericht über einen Ueberfall auf der Landstraße von Friedersdors nach Pretzschendorf teilt die Gendarmeriestation Pretzschendorf zur Beruhigung der Bevölkerung mit, daß der angeblich erfolgte Ueberfall des Zimmers B. in der Nacht vom 27. zum 28. November auf deni Wege von Friedersdorf nach Pretzschen dorf nicht den Tatsachen entspricht. Der Vorfall ist vielmehr von dem angeblich Uebersallenen vorgetäuscht worden. ftuuLullein. Pfarrer Fischer ist als Seelsorger an die Ti ni'a i.luche in Dresden berufen worden und wird in s voraussichtlich Mitte Januar verlassen. Sein Scheiden wird von allen Kirchgemeindemitgliedern lebhaft bedauert, f, Kreischa. Am 6. Dezember tagte im Cafe Lehmann der Grund- und Hausbesitzerverein. Nach einem Berichte über die am l O. November in Schmiedeberg stattgefundene Bezirkssitzung der Hausbesitzervereine in der Amtshauptmann- schaft Dippoldiswalde bot der Vorsitzende Direktor Meißner einen lehrreich fesselnden Dorttag über: „Kommunale Selbst verwaltung", wobei er die Geschichte und den Wandel der selben vor allem im letzten Jahrzehnt beleuchtete. Er wünschte eine möglichst freie Betätigung der Bürgerschaft an der Gemeindepolitik, eine entschlossene einsichtsvolle Sparsamkeit und Reform der Finanzwirtschaft. Sehr interessant war auch der 2. Vortrag des Abends über: „Hausbesitz und Mieterschaft". Redner verglich hierbei die rechtliche und wirtschaftliche Lage beider Vertreter und wies auf verschiedene Maßnahmen hin, wodurch die vorhandenen Mißstände wirksam und verhältnis mäßig rasch bejeitigt werden könnten. Den Vorträgen folgte eine lebhafte Aussprache. Im weiteren Verlaufe der Ver sammlung besprach man noch die neueinzuführende Schleusen steuer. Dem Vereine wurden 3 neue Mitglieder zugeführt. 3m Frühjahr 1030 begeht der hiesige Hausbesitzerverein sein 25 jähriges Bestehen, zur selbigen Zeit wird hier auch die Sitzung des Bezirkeverbandes abgehalten aoerden. Die an regende Versammlung war gut besucht. Leipzig. Die mit dem Dachdecker Wemer wegen des an dem Stratzenhändler Kirchberg in Leipzig begangenen Raub mordes zum Tode verurteilte Wirtschafterin Klara Paschold hatte sich, wie seinerzeit berichtet, Ende November dem Staats anwalt vr. Lorenz vorsühren lassen und ein Geständnis ab gelegt, daß Werner für den Gräfenthaler Doppelmord als Mittäter in Frage komme, während sie „Schmiere gestanden" habe. Angaben über die dritte Person, die sich an der Mord tat in Gräfenthal beteiligte, verweigerte sie hartnäckig, und es war nun eine schwierige Sache der Untersuchungsbehörde, die Paschold zu einer Erweiterung ihres Geständnisses zu bringen. Nach langen Vernehmungen in der Nacht zum Frei tag (6. Dezember) hat die Paschold nun endlich den Namen des Dritten genannt, es ist der Malergeselle Arthur Zange in Gräfenthal. Zange konnte dort bereits verhaftet werden. Leipzig. In einer Garage an der Kaiser - Friedrich-Straße wurde am Sonnabend früh der Chauffeur Berger leblos aufgefunden. Berger war mit Reparaturarbeiten an seinem Kraftwagen beschäftigt gewesen und hat sich dabei vermutlich eine Kohlenoridgasvergiftung zugezogen. Trotz der Wieder belebungsversuche erlag der Verunglückte seiner Vergiftung. Ein ähnlicher Fall ereignete sich in einem Grundstück der Konradstraße. Hier war der Kraftwagenführer Franz H. mit Arbeiten an dem Kraftwagen beschäftigt. Durch Benzingase erlitt er eine Betäubung und mußte besinnungslos dem Krankenhaus St. Jakob eingeliefert werden. kochlltz. Aus dem dritten Stockwerk des hiesigen Finanz gebäudes hat sich am Freitagabend gegen 19 Uhr der Ober steuerinspektor Ma- Tauscher auf den Hof gestürzt. Die Gründe zu dieser Tat konnten noch nicht ermittelt werden. Mit sehr schweren Verletzungen wurde er sofort durch die Sanitäts kolonne in das städtische Krankenhaus eingeliefert. Dort ist er nach kurzer Zeit gestorben. Annaberg. Bei der sogenannjen „Morgensonne" in der Nähe von Annaberg-Buchholz landete gestern ein englischer Flieger, der sich auf einer Geschäftsreise von Hof nach Prag befand. Er hatte sich bereits über tschechischem Gebiet ver flogen, kehrte dann um und mußte infolge einer starken Nebel schicht im oberen Erzgebirge eine Notlandung vornehmen, und zwar merkwürdigerweise auf dem für den zukünftigen ober- erzgebirgischen Flugplatz vorgesehenen Gelände an der Morgen sonne. Zuückau. Auf dem Schacht lll der Gewerkschaft Morgen stern wurden zwei Bergarbeiter, der Bergzimmerling Leistner und der Häuer Hartung aus Friedrichsgrün, während der Arbeitszeit durch den Bruch eines sogenannten Bremsberges von der Außenwelt abgeschnitten. Die sofort eingeleiteten Rettungsversuche waren erst nach zwanzigstündiger angestrengter Arbeit von Erfolg gekrönt. Von der neunten Stunde an konnten sich die Eingeschlossenen überhaupt erst durch Klopfen mit der Außenwelt verständigen. Vollständig ermattet mußten die Arbeiter in ihre Wohnungen gebracht werden. Wetter für morgen: Wolkig in wechselnder Stärke, nur vereinzelt etwas Nieder schläge. Im Flachland weiterhin tags mehrere Wärniegrade, höhere Lagen der Mittelgebirge um Null schwankende Tem peraturen. Flachland im allgemeinen mäßige, in den nörd lichen Gebietsteilen und im Gebirge lebhafte Luftbewegung ans südlichen bis westlichen Richtungen.