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98. Jahrgang Donnerstag, am 8. Dezember 1929 Nr. 282 Anzeigenpreis: Die 4k Millimeter breit« Petitzeil« 20 Reichtpfenntg«. Simgesanbt «n» Reklamen 00 Reichspfennig« Weisjeritz-Jeitung ,ag»«z<>inmg m» Anzeiger M DWoMswalie, Schmiedeberg mU. Bezugspreis: Für einen Monat 2.2V RM- mit Zutragen, einzelne Nummern 1» Neicht- pfennige :: Gemeinde - -Verband- - Girokonto Nr. 3. :: Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Rr. 4V3 :: Postscheckkonto Dresden 12548 Oertliches und Sächsisches. Dippoldiswalde. Auf gestern, Mittwoch, hatte der Jung mädchenverein zu einer Adventsfeier in der Reichskrone eingeladen, und zahlreich waren jung und alt erschienen, sollte doch dabei der 25jährigen ersprießlichen Tätigkeit Frl. Elsa Hellriegels im Jungmädchenverein und in der Gemeindedia- konie gedacht werden. Nach klangschönen Borträgen des Posaunenchors begrüßte Oberkirchenrat Michael freudig und herzlich den gefüllten Saas, insbesondere Frl. Hellriegel, Frl. Kor aus Schellerhau,. Frl. Bogel aus Dresden, Sekretärin des evang. Landesverbands für die weibliche Jugend, Frl. Günther, Wohlfahrtspflegerin, und Frl. Jenni Kögel als ältestes, ehe maliges Mitglied des hiesigen Jungmädchenvereins. Aus gehend von dem Losungsworte des heutigen Tages: „Lobet Gott den Herrn in den Versammlungen" sprach Redner über die Bedeutung der Adventsfeier im allgemeinen, besonders aber heute für Frl. Hellriegel, die am 25. Oktober 1904 zum ersten Male und zwar Harmonium spielend im Verein und bald darauf auch in der Diakonie tätig gewesen war. Ihre Ver dienste in ihrer Wirksamkeit einzeln aufzuzählen, halte er für überflüssig, sie seien genugsam bekannt und würden allgemein dankbar anerkannt. Aber heute am 4. Dezember feiere sie noch einen Freudentag, nämlich ihren Geburtstag, und hier zu wolle er mit den besten Segenswünschen herzlich gratu lieren. Zur Verherrlichung dieser Doppelfeier schmückte die Ehrentafel ein hellerleuchteter Adventskranz neben prächtigen Blumen. Nach einem gemeinsamen Gesänge und Posaunen- vorträgen rüsteten sich 20 junge Mädchen, die in ihrer weißen Kleidung einen lieblichen, erfrischenden Anblick boten, zu einer Adventsfeier. Unter Kantor Schmidts Leitung sangen diese im Chor und im Duett, untermischt mit Deklamationen, Ad- ventsgesänge und versinnbildlichten dann mit rotumsäumten Lichtern das Lied: „Es ist ein Ros' entsprungen", singend durch den Saal ziehend. Im Hintergründe des Podiums leuchtete unterdessen ein rotes Kreuz mit den Buchstaben A. und O. in dunkler Umrahmung. Nach dieser,erquickenden Borsührung erfolgte als besonderer Zweck des Abends die Ehrung für Frl. Hellriegel. Mit herzlichen Worten der Anerkennung für segensreiche Wirksamkeit überreichte Oberkirchenrat Michael namens der Kirchgemeinde der Jubilarin eine Bibel mit Bildern von Schäfer, Frl. Kor, Mitglied des Kreisverbands, richtete ebenfalls herzliche Glückwünsche an die Gefeierte, und Frau Frieda Schmidt, als ehemaliges Mitglied des Jung- mädchenvereins, erfreute sie mit einem Blumenstock, herzliche Dankesworte hinzufügend. Namens des Landesverbandes händigte Frl. Vogel, Dresden der Jubilarin eine künstlerisch geschmackvolle Ehrenurkunde aus mit der Widmung: Frl. Hell riegel in dankbarer Anerkennung 25jähriger treuer Mit arbeit und Leitung des Jungmädchenvereins Dippoldiswalde mit herzlichen Segenswünschen gewidmet vom evang.>luth. Jungmädchenbund in Sachsen. Dresden, 4. Dezember 1929. R. Fröhlich, Vorsitzende. Erich Bodenstein, Bundesgeistlicher: „Wir wollen uns gerne wagen, — 2n unsern Tagen — Der Ruhe abzusagen, — Die's Tun vergißt. — Wir wollen noch Arbeit fragen, — Wo welche ist. — Nicht an dem Amt verzogen, — Uns fröhlich plagen — Und unsere Steine tragen — Aufs Baugerüst." -- Unter dem Lestworte: „Fröh- I'chlcit öffnet dem Danke die Bahn" führte Frl. Vogel in zündendem Vorträge weiter aus, welche Arbeit, Mühe, Ent täuschung, Sorgen und Kämpfe, aber auch welche Freude innerhalb der 25 Jahre liegen. Aber heute verblassen die dunklen Bilder und die helleren strahlen hervor. Der Schwer- punkt der Arbeit liegt auf den einzelnen Vereinen. Als junger Mensch will man Freude suchen, Freude sehen und ist dank bar für erlebte Freude. Dankbarkeit erntet man in der Fa- mme, an den Kindern. Fröhlichkeit klingt aus den Liedern. re- Liederbuch des Vereins unter dem Die Jugend mit ihrer frischen, !a h s heranzuziehen zum Dienste für die Familie, für die Eememde, für Volk und Vaterland Oilne k>emen für die große Adventsbotschast sind Wegberester^sür den, der da kommt. Tiefergnsfen lauschten die Anwesenden diesen herzerfrischenden Worten, und Oberkirchenrat Michael lsprach Volksentscheid „Freiheitsgesetz" Die «Karteien. fü7 die Sonntag, A D-.-embe^ anksnk» Abstimmung liegen vom 8. bis einschHegltw io. o. 2«. der gewöhnlichen Dtenststunden, an den beiden Sonn- Nn ?« und l" 120 vormittags von 11-12 Ubr ,m Rathause, wimmer Nr 1v zu jedermanns Einsicht aus. Einspruch gegen die «arteten kann bis zum Ablaufe der Auslegungsfrist beim Stadtrate schriftlich oder mündlich erhoben werden. Dippoldiswalde, am 4. Dezember 1929. Der Siadtrat. allen aus der Seele, als er der Rednerin mit den Worten dankte: „Es ging ein Zug der Freude und Fröhlichkeit durch die Worte des Frl. Vogel." Die nun eintretende Pause wurde benutzt zum Hinweis auf den Lied- und Kindergottesdienst nächsten Sonntag, zum Verlesen von Glückwunschschreiben aus Hamburg, vom Rhein, von Jena und anderen Orten. Ge dacht wurde auch des kranken Frl. Lina Holfert. Feilgehal tene Jugendschriften waren bald ausverkaust. Zum Schluß folgte noch ein Sologesang von dem ehemaligen Mitglied Frl. Richter, Bläserchöre, der Gesang des Bundesliedes der Jungmädchen, und als man gegen 1 l Uhr den Saal ver- ließ, ging wohl niemand an dem aufgestellten Teller vorüber, ohne eine Dankesgabe für den die Feier veranstaltenden Jungmädchenverein eingelegt zu haben. Dippoldiswalde. Am Sonnabend tagte unter Borsitz von Kantor Große—Schmiedeberg im Gasthaus „Alte Pforte" die Gruppe Weißeritztal des Kantorenvereins Dresden-Bautzen. Aus dem Bericht über die Bertreterversammlung interessierte be sonders das zu Gunsten wohlerworbener Rechte der vor dem Trennungsgesetz angestellte Kantoren gefällte reichsgerichtliche Ur teil. Mit der Gesellschaft deutscher Tonsetzer, Berlin >V8, soll ein Kollettiovertrag abgeschlossen werden. Eine weitere Mittei lung klärte die Frage der Vertragsunterzeichnung zwischen Kirchgemeinde und Kantor. Die vor dem Trennungsgesetz (1921) durch die staatliche Anstellungsurlunde ins Kantoren amt berufenen Lehrermusiker scheiden hier aus. Zu reger Aussprache führte auch der Uebelstand, daß in einzelnen Ge meinden Nichtfachleute als Kirchenmusiker verwendet werden. Anschließend hielt Kühn -Ruppendorf einen kurzen, aber wohldurchdachten Bortrag über Bachs Leben von der Zeit in Eisenach bis Leipzig. Er fand in allen Anwesenden be geisterte Zuhörer. Die Sitzung gestaltete sich für einige Herren zu einer Feierstunde. Die goldene Ehrennadel des Landes vereins der Kirchenmusiker Sachsens e. B. wurde Oberlehrer em. Kantor Schmidt—Tharandt für 40 jährige, Oberlehrer Kantor Burgardt—Ruppendorf und Oberlehrer em. Kantor Schubert—Reinhardtsgrimma für 25 jährige Treue überreicht. Auch die Mitglieder der Gruppe „Weißeritztal" ehrten ihre Jubilars durch bleibende sinnreiche Geschenke, die durch den 2. Vorsitzenden der Gruppe, Kantor Möbius—Possendorf, unter herzlichsten Glückwünschen überreicht wurden. Den Schluß der Sitzung benutzte man, kirchliche Weihnachtsmusiken zum gegenseitigen Austausch aufzulegen. Die nächste Versammlung wird am 8. Februar 1930 ftattfinden. Mppoldlswalde. An den drei Sonntagen vor Weihnachten, dem 8., 15. und 22. Dezember 1929, dürfen auf Grund der Reichsverordnung vom 5. Februar 1919 in Verbindung mit § 412 der Gewerbeordnung offene Verkaufsstellen für den allgemeinen Handel von 11 Uhr bis 18 Uhr geöffnet sein und Gehilfen, Lehrlinge, Arbeiter in diesen beschäftigt werden. Als Ausnahmewochentage vom 19-Uhr-Ladenschluß im Sinne der Reichsverordnung vom 18. März 1919 über die Ge schäftszeit offener Verkaufsstellen gelten 12 Werktage vor dem Weihnachts-Heiligen-Abend, an denen der allgemeine Handel von 7 Uhr bis 20 Uhr gestattet ist. — Es liegt jetzt an den Geschäftsleuten, dem Publikum mitzuteilen, welche Waren sie auf Lager haben und dies können sie am besten durch Inserate in der „Weißeritz-Zeitung". Dippoldiswalde. Auch der gestern Mittwoch abend im Vereinshelm „Goldene Sonne" stattgefundene Dezember- Vortragsabend mit Lichtbildern der Ortsgruppe Dippol diswalde im Deutschnationalen Handlungsgehilfen- Verband konnte sich eines guten Besuches erfreuen. 2. Ver trauensobmann Rudolf Werner begrüßte zu Beginn alle Kollegen und erteilte dann sofort dem Vortragenden, Bildungs obmann Kloppmann, das Wort zu seinem Vortrag: „Das sonnige Spanien". In ausführlicher Weise schilderte der Redner an Hand von sehr deutlichen Lichtbildern eines DHV.ers in Spanien die Landschaft, Leute und Geschichte der Pyrenäen-Halbinsel. Nach dem 11/2stündigen und mit viel Beifall aufgenommenen sehr interessanten Vortrag fanden mehrere interne Angelegenheiten schnellste Erledigung. Zum Schluß wurde noch festgelegt, daß der im Januar stattfinden den Jahreshauptversammlung eine kleine Weihnachtsfeier angeschlossen werden soll, k's - Glashütte. In dieser Woche beginnt als weitere kleine Arbeit der Stadt zur Linderung der krassen Arbeitslosigkeit die Einebnung des nunmehr aufgesültten unteren Sportplatz- geländcs, um ev. auch im Winter Gelegenheit zur Ausübung des gesundheitsfördernden Cchlittschuhlauss geben zu können. Noch dieser Arbeit könnte die nicht gerade zierende Baubude daselbst verschwinden, obwohl wir den bisherigen Nutzen als Camariterwoche bei sportlichen Veranstaltungen nicht ver kennen wollen. tiipsckork. Am Dienstag abend veranstaltete der Tum- und Sportverein Kipsdorf einen Lichtbilder, und Vortrags abend im Hotel Tellkoppe. Der Vorsitzende Kantor Werner hieß in seiner Begrüßungsansprache besonders Lehrer Fischer, Paulsdorf, den Redner des Abends, willkommen. Bon einem Ferienaufenthalt auf der Insel Neuwerk bei Cuxhaven hat Lehrer Fischer eine reiche Ausbeute an Bildern und Be obachtungen vom Leben und Treiben an der Wasserkante heimgebracht. Was um den jahrhundertealten Leuchturm in Neuwerk zu sehen ist an zerstörender und aufbauender Tätigkeit des Meeres, die Entstehung der zerrißenen deutschen Küste an der Nordsee, das Watt, die Halligen und den be ständigen Kampf der Küsten- und Inselbewohner um ihre Scholle und um Ersetzung von Neuland durch Vortragen von Dämmen und Deichen, das hatte der fleißige und für seine gewählte Aufgabe jede Gelegenheit ausnützende Sammler zusammengetragen. ..Auch der Poesie am Meeresstrand, dem Abend über dem Wattenmeer, hat der Vortragende mit dem Blick für das Malerische und Interessante viel prächtige Bilder abgelauscht. Und das gesprochene Wort war von Ernst und Humor, von naturgeschichtlichen, geologischen und volkskund lichen Streiflichtern gewürzt, so daß man von Anfang bis Ende mit höchster Befriedigung den Darbietungen folgte. Dresden. Am 28. November vormittags wrrrde auf dem Sachfenplah eine blinde Rentnerin von einer jungen Frau angesprochen, die ihr Begleitung anbot. Bei Len Besor gungen zeigte sich die Fremde sehr hilfsbereit. Etwa nach einer Stunde brachte sie die Blinde in deren Wohnung auf der Friedensskrahe. Bei ihrem Weggehen gab sie Ler Min den eine Mark und sagte: .Hier haben sie etwas, damit sie sich wenigstens über Wasser halten können/ Als die Fremde verschwunden war, wurde bemerkt, daß in der Wohnung Kleidungsstücke im Werke von etwa 150 RM. fehlten. Die Sachen gehören zum größten Teil Len Untermieterinnen der Minden. — Wegen Unterschlagung in Höhe von etwa 180 000 M. wurde von der Kriminalpolizei ein 36 Jahre alter Kassierer festgenommen und der Staatsanwaltschaft zugeführk. Er war in einem Dresdner Bankhaus angestellt, wo er sich daS Gold in den letzten vier Jahren nach und nach angeeignet hat. Die Fehlbeträge hat er durch falsche Buchungen verdeckt, die erlangten Summen hat er verwettet. Dreien. Die sozialdemokratische Landtagsfraktion hat folgenden Antrag eingebracht: Die Regierung zu ersuchen, bei der Reichsregierung dahin zu wirken, daß Idas Wohn heimstättengesetz nach dem Entwürfe des ständigen Beirats für Heimstättenwesen im Reichsarbeitsministerium baldigst dem Reichstag zur Verabschiedung vorgelegt wird. — Am Dienstag starb im 87. Lebensjahre der Gründer und Seniorchef der Firma Bergmann 6- Co., Feinseifen und Parfümeriefabriken in Radebeul, Bruno Hermann. Der Verstorbene hat aus kleinen Anfängen heraus sein Unter nehmen zu hoher Blüte geführt. Leipzig, 4. Dezember. Nach einer bei der Leipziger Kri minalpolizei eingegangenen Drahtmeldung ist der in Leipzig wohnende Kaufmann Kurt Tetzner, der bei Regensburg an geblich in seinem Auto verbrannt ist, heute nachmittag in Straßburg im Elsaß verhaftet worden. Frau Tetzner, die heute durch die Leipziger Kriminalpolizei verhaftet wurde, hat gestanden, daß ihr Mann einen Unbekannten ermordet und mit dem Kraftwagen verbrannt hat. Er wollte dadurch den Anschein erwecken, als ob er selbst verunglückt sei, um auf diese Weise seine Frau in den Genuß einer Unfallver sicherung zu bringen, die er vor etwa 4 Wochen in Höhe von 142 000 Mark abgeschlossen hatte. Frau Tetzner wird nach Regensburg übergesührt. Gegen Tetzner wird bei der französischen Regierung das Auslieferungsverfahren beantragt werden. Leipzig. Die Leipziger Kriminalpolizei keilt ergänzend mit: Der am Mittwoch in Straßburg im Elsaß verhaftet« Kaufmann Erich Tetzner aus Leipzig hat bereits ein umfas sendes Geständnis abgelegt. Er gibt zu, nicht nur am 27. November Len Mord bei Regensburg, sondern auch am 22. November einen Mordversuch an einem Wanderburschen verübt zu haben. Gleichzeitig beschuldigt er feine Frau der Anstiftung zu dem Mord. Die Ueberführung Tetzners nach Regensburg ist beantragt. Nachdruck verboten! wetten tun mongen: In den nächsten beiden Tagen wechselhafte, besondere im Gebirge unruhige Witterung, vereinzelt auch Niederschläge. Temperaturen im Flachlande zwischen 5 und 10 Grad. All gemein an Stärke zunehmende südliche bis westliche Winde.