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Ei« neuer Bankkrach. Die «a»k für Handel und «ewerde in Lübeck stellt ihre Zahlungen ei«. D« Aufstchwrat der Bank Mr Handel und G- verbe A.-G. Lübeck verbreitet folgende Mitteilung: „Lie Bank für Handel »nd Gewerbe hat sich ge, «amuge« Sesehe«, «it de« Li. November 1S2Ü ihre Kassenschalter zu schließen. u einiger Zeit gingen für die Bank ungün- ttge Gerüchte um, die veranlaßten, daß di« Abhebun- fen in immer wachsendem Ummnge die Einzahlungen » Ba«k übersttegen. Dadurch trat eine Jl- Itquidität in einem Ausmaße ein, das ordnungs mäßige Fortführung ausschloß. Es ist zu erwarten, daß für die Gläubigerfor derungen, für die Spareinlagen und die Depositen keine Gefahr besteht. Der Aufsichtsrat ist in Der- Handlungen eingetrcten und versucht zu einem Ab kommen zu gelangen, welches die Wiederaufnahme der Zahlungen ermöglicht. Streikende Schüler. Lie Studierend«» a« Technikum Bwge» welle« völlige «oulenrMheit. Seit längerer Zeit sind seitens der farbentragenden Verbindungen des Rheinischen Technikums Bingen Be strebungen im Gange, die dahin gehen, die bisher nur für Sonnabend und Sonntag gestattete Coleur« fretheit auf die ganze Woche auszudehnen. Um hter« ßür zu demonstrieren versammelten sich dieser Tage etwa 280 farbentragende Studierende und zogen durch Lie Stadt. Als Antwort darauf wies di« Direktion drei zehn Erftchargterte unter gleichzeitiger Benachrichti gung der Elter« aus. Nun protestierten nicht nur die Corporterten, son« dern auch die übrigen Studierenden der Anstalt, ins gesamt etwa 800, und hielten im Binger Bahnhof»« laal eine stark überfüllte Versammlung ab. Hier leg ten die Studierenden ihren Standpunkt dar und forderte« unbedingt« EouleurfvetheU. Der Direktor der Anstatt, Dr. Betderlinden, nahm zu den Ausführungen der Studierenden Stellung und Erklärte, daß das Ministerium hier maßgebend sei. Weiter erklärt« er sich bereit, die dreizehn Auswei sungen zuvückzunehmen, falls sich di« davon Betrof fenen verpflichten würden, die von ihnen unterschrie benen Verträge etnzuhalten und die Ordnung der An stalt zu wahren. Die Versammlung war jedoch nicht damit einver standen, so daß fast einstimmig beschlossen wurde, zu streiken, und zwar nicht nur von den korporterte» Studierenden, sondern auch von den übrigen Besuchern der Anstalt, so daß also das Kolleg vorderhand nicht besucht wird. l Di« biShertgm Feststellungen lass«« es i« veretch der Möglichkeit erscheinen, daß ge-e« Direktor Hirsts feld auf Sruud der Paragraph«« »iS und S>4 ei« Strasv«rsa-ren eiuaeleitet, vielleicht sogar ein »«fehl erlass«« wiÄ. Direktor Hirschfeld soll » . ei« fingiertes Konto gehabt habe«, auf das er . . Gero Summe« ausgezahlt erhielt. Fretlasftmg Lampels und Geuoffea. In der Femesache Lampel und Genossen hat de, Untersuchungsrichter in Neiße auf den Haftentlassung», antrag der Beschuldigten entschieden, daß die Ange, schuldigten von der weiteren Untersuchungshaft ver schont bleibe« sollen, wenn sie insgesamt eine Eicher, heit von 10 000 Mark hinterlegen. Der Verteidige, der Angeklagten hat darüber hinaus noch Antrag auf Nuherverfolgungssetzung gestellt. Begin« der Saarvorhandluugou. Die deutsch-französische Saarkommifsio« leitet« ihr, Arbeiten mit einer Eröffnungssitzung im Gebäude de» Pariser Ministeriums für Auswärtige Angelegen» hetten ein. Haferflockenplätzchen. 8 Eßlöffel Butter weGen schaumig gerührt, dazu: 2 Eßlöffel Zucker, 6 EßlMel Haferflocken, 2 Eßlöffel Mehl mit V» Teelöffel geWb- tsm Zimt, «in« Prise Salz, 6 Eßlöffel Korinthen. 2 Eßlöffel gehackte Nüsse und zuletzt in H EßlvfsÄ Essig aufgelöster halber Teelöffel Natron. Man mische alles aut durch, rolle fein aus, schneide Formen und backe bei guter Hitze zirka 10 Minuten. Grießflammeri. Ein Liter Milch, 100 Gramm Zucker, 1 Stück Zitronenschale, evtl. 3—4 bittere Man deln, 125 Gramm groben Grieß. Die Milch wird mit Zucker, Zitronenschale, abgezogenen geriebenen Man deln ausgekocht, der Grieß unter Rühren hineingestreut und die Masse etwa 10 Minuten auf dem Feuer gerührt, dann in eine Glasschale oder Sturzform gegossen. «ltsenlebkuche» mit Mandeln: S Eier werd«, mit 250 Gramm Farinzucker H Stunde gerührt, dann kommen 2ö0 Gramm durchgetriebene Mandeln und L0 Gramm feingefchntttenes Orangeat, 1 Kaffeelöffel Zimt und di« gerieben« Schale ein« Zitrone dazu. Das Ganze, fein verarbeitet, wird kleinfingerdick auf runde Oblaten gestrichen, eine Nacht ruhen gelassen. Am nächsten Tage gebacken, toerde« st« mit einem farbigen Zuckerguß überzogen. < Frikadelle«. Hackfleisch, Rind und Schwein, wird mit einem Et, feingewiegt« Zwiebel, Satz und Pfeff« verarbeitet. Daraus formt man kleine Bälle, drückt sie platt und brüt sie unter stündigem Begießen in heiß« Butt« braun. Die Zubereitung dauert 10 Minuten. Geschmorte Hammelkeule. Die Hammelkeule wird einige Tage in Essig gelegt, den man mit einige« Zwiebeln und Lorbeerblatt sowie Pfefferkörnern würzt. Dann nimmt man st« heraus, häutet sie, entfernt Fett und Sehnen, spickt sie mit schmalen Speckstreifen und lüßt sie mit Zwiebeln, Gewürz und Butt« brau« braten, dann gießt man etwas Brühe auf, worin die Keule fertig schmort. Die Gcmce wir« mit «tu« Tasse saurer Sahne verfeinert. „Durchleuchtet." „Warum halten Sie es für Überflüsse, Mich z« durchleuchten?" > ° „Weil Jhve Frau Gemahlin Sie längst durch- schaut hat!" Die „schlanke Linie«. „Na, wie geht «s dir?" „Vorzüglich! Weißt du, ich brauch« nur meine Frau anzusehen, dann bin ich wie berauscht!" .Za, du hast nie viel vertragen!" Durchschaut. Der Vater beschließt die Standpauke mit fol genden Worten: „Als ich so alt war wie du, mein Aung«, hatte ich vier Dollar wöchentlich in diesem Laden — und nach sechs Jahren gehörte da» Ge schäft mir!" Der Sohn: „Dergleichen wäre heute völlig un möglich; man hat heute Registrierkassen!" 8. Fortsetzung .Hoffe nur erst, dann wünschst du auch — Nein, Jochen weder so, noch so! Geh' weg von hier, arbeite, spare, span jeden Pfennig, komm mit tausend baren Mark nach Haust und tritt dann vor den Alten hin. du wirst sehen, daß er mb sich reden läßt." Jochen legte die gefalteten Hände zwischen die Knie unl beugte sich vor .Was sind dem tausend Markl Er wird mir ins Gesichi lachen und glauben, ich hätte sie gestohlen ' .Wer sprüht hier oom Stehlen?' fragte ein« Stimme vor der Tür her .Uebrigens, guten Abend, zusammen.' Es war Reinhold Deck, der sich zu den dreien gesellte unt die Unterhaltung verstummen mochte. Er hatte etnkehren müssen, weil er Mut brauchte. .Wo kommt Ihr denn her am Heiligen Abend?' fragt« Anna. .Mein Brotherr, d«r Iod, kümmert sich den Teufel um heilige Abende. Der greift zu, ohne nach dem Kalender zu fragen ' .Ihr kommt doch nicht etwa oom Friedhof?' .Nein! Ich will erst dahin.' .Diesen Abend noch? Was wollt Ihr denn dort? Beck tat geheimnisvoll - . . , .Verabredung! — Kann vielleicht einem Kranken helfen.' .Wohl mit irgend so 'nem Mumpitz, wie er hier zu Haust ist?' verwies ihn Zeuner. .Deck. Deck!' - Er schüttelte miß. billigend den Kopf. .Einen Nordhäuser. Frau Zeuner, wenn Ihr so gut sein wollt,' bat Deck .Mir auch einen,' sagte Jochen Zeuner mahnte: .Trink nicht mehr, Jochen E» ist dir nicht gut' Aber Anna meinte, den einen Schnaps könne er schon noch vertragen, man soll« den Jochen »ich« bevor- munden Deck lobte sie: .Recht so. Frau Anna! Wenn es nach Euerm Mann« ging, würde der Schnaps al» Medizin ver schenkt.' .Was er eigentlich auch sein sollte.' rechtfertigt« sich Emst. .Aber Ihr trinkt ihn ja literweise, wenn Ihr im Zuge seid.' .Er wärmt, Zeuner! Er wärmt!' .Und läßt vergessen" setzte Jochen hinzu. .Auch da»! Sicher! — Richt schweppern Fra« Zeuner! - Schade um jeden Tropfen.' Er nahm sein Glas behutsam ! oom Tablett j ! .Wohl bekomme,' sagte Anna / ; Zeck nippte Jochen tippte das Glas leer i .Feine Sache! Gutes Tröpfchen.' entschied Beck vab«i i kramte er in seinen Rocktaschen .Eure Mädchen wollten ! Blei gießen — Wo hab' ich bloß ' Endlich hatte er i ; gefunden was er sucht« .Da! Ich hab ihnen ein Stückchen i Blei von einem alten Kirchenfenster mitgebracht Das ist das § zuverlässigste.' j .Gebt her,' sagte Zeuner, nahm das Blei und warf es zum Fenster hinaus .Ich kann diesen Unfug nicht leiden ' s .Das ist kein Unfug!' ! .Was sonst? — Wenn Gott gewollt hätte, daß wir unser > ; Schicksal voraus wissen sollten, dann hätte er es anders ein gerichtet' ; .Er hat es aber jo eingerichtet, daß wir durch Bleigteßen ' ' erfahren können, was uns bevorsteht Er läßt auch Käuze - i schreien, Hunde heulen und Totenuhren ticken ' Zeuner tippte sich auf die Stirn .H>er fehlt es bel Euch! ! Und Ihr leid Kirchendiener?' »Ich bin auch Totengräberi — Der solltet Ihr ein Jahr lang sein, Ihr würdet schon glauben lernen " Anna mischte sich ein .Ihr dürft das meinem Mann« nicht übelnehmen. Er ist ein rechter Unchrist An nichts - glaubt er.' , »Wo werd ich ihm das übel nehmen! Ich weiß doch, was ich weiß.' .Eure Hantierung, ja, die bringt das so mit sich. Da lernt man allerhand verstehen, was anderen dunkel bleibt' — Frau Anna rückte näher an Beck — .Ein bißchen gruse lig ist er aber doch. Euer Beruf, das muß ich schon lagen ' .Nerven gehören dazu Nerven, Frau Annal Und ein starker Geist. Ein« Kleinigkeit ist das nicht, in der Nacht — wie das ost oorkommt — auf dem Friedhof herumwirt- ichaften!' .Glaub ich, Beck! Glaub' ich!' — Sie rückt« noch näher. l Tat geheimnisvoll. — .Und gar in einer Nacht wie der heutigen' j .Das soll wohl wahr sein! — Heute ist eine Nacht, cho ' man das Herz auf dem rechten Fleck haben muß, eine NachL sag' ich Euch, eine Nacht! — Die schlimmste Nacht im Jahre " .Beck!" — Frau Anna flüsterte kaum — .man darf das sa nicht lau» sagen, soll überhaupt nicht darüber reden, aber man möcht' es doch wissen, von einem, der es wissen könnte. — Ist es denn wahr?' .Was denn?" .Daß heute — um Mitternacht — alle diejenigen in die Kirche gehen — die — im nächsten Jahre - sterben müssen?' .Natürlich ist das wahr. Schlag zwölfe! Keiner fehlt.' Zeuner, der gelesen und die letzten Worte gehört haue. fuhr auf: .Blödsinn! Um Mitternacht in die Kirche gehen! — Fällt keinem Menschen ein.' .Wer spricht denn von Menschen,' rief Deck. .Die Seel« geht! Das zweite Ich — Aber davon habt Ihr ja keine Ahnung ' .Euer Pfarrer auch nicht! Der nannte das kürzlich: Fre ventlichen Aberglauben ' »Der Pfarrer! Was weiß denn der? — Der liegt im Bett und schläft. Aber ich, der ich manche Nacht da draußen zu tun habe, ich weih Bescheid. — Kommt doch um zwölf Uhr hin, wenn Ihr Mut habt, da könnt Ihr Euch überzeugen.", .Von was denn?' .Da könnt Ihr sehen, wie der Zug kommt. Voran di« Männer, dann die Kinder, dahinter die Witwen, dann die Frauen und zuletzt die Mädchen! Alle in Leichentücher ge hüllt. mit Kerzen in der Hand, bleich, mit geschlossenen Augen, als ob sie schliefen.' Anna schüttelt« sich. -Huch, wie einen das gruselt!" .Wenn Euch gruselt, reden wir von anderem." .Nein, nein! Erzählt nur weiter. Man möchte da« doch genau wissen." Geschmeichelt fabelte Beck: .Wie gesagt, leichenblaß sind alle und gehen zu zweit Kein Wort hört man, keinen Tritt. Die Burschen tragen weiße Sträußchen, di« Mädchen haben Totenkränze auf dem Kops Feierlich ist das schon! — Und wenn das erste Paar vor die Kirchentür kommt, springt si« auf. Hinter dem letzten Paar schließt sie sich Eine Stund« lang sitzen alle in der Kirche und beten, aber man hört nicht». Nur der Schein vüN ihren brennenden Kerzen flackert an den Kirchenfenstern.' Jochen, der aufmerksam aus Becks Rede geachtet hatte, fragte plötzlich: .Habt Ähr das alles gesehen? Mit eigenen ' Augen gesehen?' ! .Gott behüt«! Ich werde mich um meine Seligkeit ! bringen!' ! .Wieso das?' ! .Glaubt Ihn denn, es fände einer Ruhe, der die Geistei ' iah In Zeit und Ewigkeit nicht! - Und wenn er sich selbe, j sähe, was dann?' s .Dann müßte er mit!' ... . i .Und wenn seine Augen spater einem begegnen würden ! von denen, die er in jener Nacht gesehen hat, müßte er sich ' nickt immer als Mörder Vorkommen? - Nein, nein, da sie? - man weg. Jochen, wenn man schon In der Nähe ist.' ! .Schön! Aber man redet auch nicht wie Ähr, wenn man —* i Beck unterbrach ihn. l (Fortsetzung folgt.) Drucksache» «ü« Art liefert G« ^tchdr»ck«r«1 »oa Lari 2«h«a.