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WeitzeritzZeikung Lageszeitungm- Anzeiger für Dip-oMswal-e, Schmie-eberg mA. BezugtpreU: Für «tuen Monat 2.20 NM. mit Zukag«n, einzeln« Nummern 1S Reicht- Pfennig« :: Gemeint - Verbands - Girokonto Nr. 3. :: Fernsprecher: Ami DippoldiSwal-« Nr. 403 :: Postscheckkonto Dresden 12548 Anzeigenpreis: Die 42 Millimeter breit« Petitzeil« 20 N«ichtpsennige. Etirgesandt und Reklamen VO Neichtpfennig« Nr.27i v-xmd»-»««-» «OH s«»». - u»i D„I»„ S«I S»» d. Freitag, am 22 November 1929 95. Jahrgang -7-SS Freiwillige Feuerwehr Sonnabend, 23. November 1929, abends Punkt 8 Ubr, Hebung Oertliches und Sächsisches. W Dippoldiswalde, 22. Nov. Gestern abend fand der zweite D dieswinterliche Vortragsabend des Gewerbe- un- I Volksbildungsvereins statt und zwar in der I «Reichskrvne". Der Worsttzende, Vuchdruckereibesitzer Felix W Johne, konnte wieder eine stattliche Zuhörerschar begrüßen. U Das Programm mußte bekanntlich eine Aenderung erfahren, 8 weil vr. Baeßler nicht, wie er plante, im Oktober nach U Deutschland zurückkehren konnte. Voraussichtlich erfolgt die W Rückkehr im Januar. Ob er seinen Vortrag noch in dieser M. Saison halten kann, steht deshalb heute noch dahin. In s ? dankenswerter Weise war gestern abend Lehrer Grunicke, - Seifersdorf, eingesprungen. Mir lernten in ihm den ge borenen Erzähler kennen; er erinnert in seiner Vortrags weise an den zu seiner Zeit allbelieblen Reiseschilderer Laube. Nach nordafrikanischem Kolonialbesitz Frankreichs führte uns der Redner und ließ uns an Hand zahlreicher, meist mit technischen Schwierigkeiten zustandegekommener Lichtbilder seine Studienreise durch die Sahara miterleben. Grunicke ging nicht ausgetretene Touristenwege, die es bis zu einem gewissen Grade schließlich auch dort gibt. Das brachte nicht nur Interessantes, sondern auch wissenschaftlich Wert volles. And so erzählte Redner — nicht in gedrechselten Sätzen, sondern in schlichter Natürlichkeit — von Tunis und den noch vorhandenen geringen Resten der einstigen Be herrscherin der damaligen .Welt', von Earthago, von der Eisenbahnfa-hrt; von Haifa und Sfax mit der Seesalz- und -/ von der Phosphatindustrie mit seiner Industriebahn; von der I riesenhaften Selschaschlucht, der ersten Sahara-Oase Touzeur und dem Salzsee; von der schwierigen Autofahrt durch die kJ Sahara, von dieser selbst und Len berührten Oasen el Oüed, iH Toukourt usw. und schließlich el Kantara, womit das Atlas- gebirge wieder erreicht war, und zuletzt von Constantine, Ler M HauptstaLt von Ost-Algerien, und von dem Roummeltal mit seinen gigantischen Felsen und Lem unterirdischen Roummel- fluh. Wir erfahren von den Bewohnern jener Gegenden, . ihrer Lebensweise, ihrer wirtschaftlichen Betätigung, ihrer Religion und Kultur und besonders ihrer Mohnweise un- r., ihrem Familienleben usw. Ja, den mohamedanlschen Gebeks- R rufer konnte man sogar hören. Wie fremdartig mutet all D das an, Land und Leute. And doch find's Menschen wie wir, L Lie Lort Hausen; Menschen mit Tugend und Untugend, mit M Leidenschaften — guten und schlechten —, die Lort in nach k unseren Begriffen zum teil erbärmlichster Weise leben. Da könnten wir nicht mittun. Hm! Nun — ob wir glücklicher find? — Müßige Frage. Der Mensch ist eben -och weit gehend das Produkt Ler Verhältnisse. — Mög's so sein! Jedenfalls war der Vortrag hochinteressant. An- regt er zum Nachdenken an, ist's kein Fehler. Dippoldiswalde. Der Kaufmann Hans Hupfer in Freital hatte sich gestern vor dem hiesigen Amtsgericht zu verant worten, weil er am 16. Juni sein Kraftrad beim Heidemühlen teich in WendischcarsLorf aufgestellt, mithin mit demselben die für Kraftfahrzeuge verbotenen Wege nach diesem Teiche benutzt hatte. Von -er Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde erhielt er deswegen eine Strafverfügung von 5 RM. Da gegen legte der Beschuldigte Einspruch ein und beantragte gerichtliche Entscheidung. In der gestrigen Hauptverhandlung machte der Beschuldigte geltend, -aß entsprechende Verbots tafeln an Len Megen nicht angebracht waren. Er wurde des halb von der Anklage freigesprochen. — Aus ähnlicher Ar- sache waren der Bücherrevisor Walter Schulmeister in Dip poldiswalde und der Tischler Paul Hirrig in Freital an- Mgeklagt. Sie hatten mit ihren Krafträdern die für Kraft- Mahrzeuge verbotenen Wege nach dem .Strandbad Seeblick' Benutzt. Gegen eine Strafverfügung von je 5 RM. bean tragten sie gerichtliche Entscheidung. In der gestrigen Haupk- MVerhandlung wurden sie von der Anklage freigesprochen, weil Mebenfalls das Verbot nicht genügend gekennzeichnet und Hauherd ein am Strandbad ein Parkplatz für Motorräder er- strichtet war, der die Fahrer in den Glauben setzte, daß sie bis dorthin fahren konnten. U — Der Arbeiter Kurt Kaiser in Kreischa war vom Ge- I meinderat Kreischa mit 1S RM. Geldstrafe geahndet worden» W weil er angeblich am 11. und 15. September gegen V-2 Uhr I nachts vor dem Grundstück Les Karl Schönfelder in Kreischa W Lurch lautes Rufen und Singen die nächtliche Ruhe erheblich D gestört hlcken sollte. Dagegen legte Kaiser Einspruch ein. In W-er gestrigen Hauptverhandlung konnte ihm die An- W schulüigung auch durch Lie gela-enen Zeugest nicht nach- I gewiesen werden. Er wurde deshalb mangels Beweise frei- W gesprochen. Dippoldiswalde. Ein Alpendrama, betitelt und bearbeitet nach Christoph Heers vielgelesenem Werke .Der König -er Bernina" läuft ab heute abend in Len Ar-Ni-Licht- spiel en. Das Filmwerk ist von ganz imposanter Wirkung. Dazu wird ein reichhaltiges Beiprogramm gezeigt. — Mit einem Massenbetrüger beschäftigen sich gegenwärtig die zuständigen Kriminaldienststelten und Gen- -armeriebeamten. Es handelt sich um den 19V8 geborenen, bereits wiederholt vorbestraften Handlungsgehilfen Mürz- bach, der am 14. November vom Gendarmertestandork Weischlitz festgenommen und dem Untersuchungsgefängnis in - Plauen zugeführt worden ist. Der hoffnungsvolle junge Mann hat in Ler allerletzten Zeit in Meißen, Dresden, Frei tal, Hainsberg, Lotzmanndorf, Dippoldiswalde, Hermsdorf, Altenberg, Chemnitz^ Eibenstock und anderen Orken Sachsens vornehmliche kinderreiche Familien ausgesucht, stellte sich als Beauftragter irgend einer Organisation vor und gab an, fefl- zustellen, ob pflegebedürftige und würdige Kinder vorhanden seien, die ev. in Heimen untergebracht werden könnten. Auch alte Rentner und Witwen wurden ausgesucht und ihnen gleichfalls vorgetäuscht, sie sollten zur Kräftigung ihrer Ge sundheit vorübergehend ein schönes Unterkommen finden. Nach dessen Angaben würde -er Aufenthalt und die Ver- pflegung kostenlos sein- nur müßten Aufnahmegebühren im Voraus gezahlt werLen. Mühelos erlangte der Schwindler daraufhin Beträge von 4 bis 10 M als Gebührenvorschuh ausgezahlt. Die Geschädigten sind durchweg Leute -er ärmsten Kreise. Es wird vermutet, Latz Würzbach noch welk mehr Personen betrogen, als bereits bekannt geworden ist. Me Erörterungen dauern fort. — Zu der schweren Heimsuchung, die die Familie Lehmann, hier, betroffen hat, ist noch zu berichten, daß der Sohn Richard im Augustusschacht in Neuölsnitz tödlich ver unglückt ist. Schmledeberg. Daß eine Mehrstimme auch das Gegen- teil bewirten kann, als man sonst annimmt, nämlich einen Sitz erobern hilft, hat das Ergebnis der letzten Gemeinde verordnetenwahl gezeitigt. Beim Dergleichen der Listen mit den Stimmzetteln ergab sich, daß eine Stimme mehr abge geben wurde, als Stimmzettel gezählt worden waren. Eine nochmalige Nachprüfung brachte die fehlende Stimme, eine Stimme für Liste 2, herzu, die nun aber bewirtte, daß die Wahlzahl eine andere wurde. Im ersten Falle war sie 97, das ergab an Restzahlen 27 für Liste 1 (Soz.), 37 für Liste 2 (bürgerlich) und 33 für Liste 3 (Komm.), während sie nun mehr 98 war und an Restzahlen 20 und zweimal 32 brachte. Zwischen Liste 2 und 3 mußte das Los entscheiden, das auf Liste 3 fiel, dadurch erhielten neben den 8 Sitzen der Sozial demokraten, die Bürgerlichen nur 5 statt 6 und die Kommu nisten 2 Sitze, statt einem. v Kipsdorf. Der Erzgebirgsverein Kipsdorf bot seinen Mitgliedern am Sonnabend im Hotel Halali einen Dorttags abend, der für jeden Freund der Geologie der Heimat von höchstem Interesse war. Professor Nitsche, z. Z. in Kreischa, sprach in freiem, auf gründlichen Studien und eingehenden Kenntnissen des geologischen Kartenmaterials beruhenden Dortrag über die „Entstehung und den Aufbau des Osterz gebirges". Alles erläuterte der Redner noch mit Zeichnungen von bunter Kreide, so daß man die Schichtungen mit ihren Verwerfungen und Abtragungen sich ständig verändern sah. Das Auditorium nahm einen plastischen Eindruck aus der Werkstatt der Natur und dem inneren Aufbau unseres Heimat gebietes mit nach Hause. Professor Nitsche ist ein aus gezeichneter Interpret des sonst so spröden und schwierigen Stoffes der Geologie. Bienenmühle, 21. Nov. Auf dem Bahnhof Bienenmühle stürzte heute mittag -er Kran -es Sägewerks H. Biermann zusammen. Man war mit dem Transport von Langholz be schäftigt, als -er Kranführer Göpfert, -er sich im Führer- Häuschen -es auf Schienen laufen-en Krans befand, starkes Krachen vernahm. ES gelang ihm, noch rechtzeitig ab zuspringen und damit sein Leben zu retten. Der Kran brach bereits im Februar vorigen Jahres einmal zusammen. Dabei fand der Kranführer den Tod. Dresden. Vor einigen Monaten hat sich das städtische Verkehrsamt mit den maßgebenden Stellen wegen eines Aus baues des Straßenzuges Berlin-Dresden—Prag in Ver bindung gesetzt. Der Zustand der Straßen auf dieser Strecke entsprach nicht allenthalben den Anforderungen, die die mo dernen Sttaßenverkehrsmittel, insbesondere der Kraftwagen, an das Straßennetz stellen. Erfreulicherweise kann berichtet werden, daß der Fernverkehr auf diesem Straßenzug vielleicht schon im nächsten Jahre Anlaß zu Klagen nicht mehr bieten wird. Nachdem innerhalbSachsens bereitsStraßenverbesserungen an verschiedenen Stellen durchgeführt und auch umfassende Etraßcnvcrlcgungen vorgenommen worden sind, Ist auch auf preußischer Seite mit einem baldigen Ausbau der Strecken Deutsch-Sorno—Hohenleipisch und Elsterwerda—Jüterbog nörd lich von Llebenwerda zu rechnen, während in der Tschecho slowakei die Bauarbeiten auf der Strecke Prag—Teplitz-— Zinnwald bereits in Angriff genommen worden sind, so daß dieser ganze Teil im Sommer 1930 sich in neuzeitlichem Zustande befinden dürste. — Am Donnerstag in den Abendstunden konnte ein Münchner Arzt in Dresden auf dem Parkplatz an der Wal» purgissttaße zwei Personen in dem Augenblicke anhalten und der Polizei übergeben, als diese im Begriff standen, mit dessen Kraftwagen wegzufahren. Die kriminellen Erörterungen, ob die Festgenommenen auch noch mit den anderen Autodieb» stählen in Verbindung zu bringen sind, dauern noch fort. Leipzig. Am 19. November kaufte in einer Leipziger Bäckerei ein junger Mann Kuchen und bezahlte mit einem falschen Zweimarkstück. Der geschädigte Bäckermeister ließ den Käufer durch seine Tochter unauffällig verfolgen und ver anlaßte dann seine Festnahme. Es handelt sich um einen Werkzeugmacher aus Jena; in seinem Besitz wurden zwölf falsche Zweimarkstücke gefunden. Nach anfänglichem Leugnen gab der Festgmommene zu, im ganzen etwa 250 falsche Zweimarkstücke gemeinschafllich mit seinem Logiswirt in Jena angesertigt zu haben. Der angegebene Wirt wurde ebenfalls sestgenommen. löalckkeim. Der eine von den zwei am 6. November vom Bauhof des Zuchthauses entwichenen Strafgefangenen konnte bei Dresden wieder festgenommen werden. Er wurde wieder in die hiesige Strafanstalt eingeliefert. Glauchau. In St. Egidien bei Glauchau fiel eine 84 jährige Pensionärin, die beim Spülen eines Scheuertuches vermutlich von einem Schwindelanfall überrascht worden war, in den Mühlgraben und ertrank. Man fand sie erst einige Zett später auf, so daß Wiederbelebungsversuche erfolglos waren. Penig. 3n der Nacht zum Donnerstag brach im Schuppen eines hiesigen Gastwirtes in der Chemnitzer Straße Feuer aus, das in kurzer Zeit den Schuppen mit dem gesamten Inhalt einäscherte. Neben versicherten landwirtschaftlichen Ge räten sind vier unversicherte Autos und fünf unversicherte Motorräder verbrannt, die von einer benachbarten Reparatur werkstatt dort untergebracht waren. Der Schaden ist beträcht lich. Man vermutet fahrlässige Brandstiftung. Lngau i. E. Tö-lich verunglückt ist am Mittwoch kurz vor Ende der Nachtschicht auf dem «Kaiserin - Augusta- Schacht" Ler Bergarbeiter Emil Richter aus Lugau. Er wurde von einem Grubenstempel am Kopf getroffen. Mik schweren Verletzungen mußte er ins Krankenhaus ein geliefert werden. Ohne -as Bewußtsein wiedererlangt zu haben, ist er bald darauf gestorben. ünnaberg. In der berüchtigten Kurve am Waldschlößchen bei Ehrenfriedersdorf fuhr in der Nacht zum Mittwoch ein mit zwei Personen besetze- Motorrad gegen einen Prellstein. Beide Insassen wurden vom Motorrad geschleudert, wobei der eine auf die angrenzende Wiese, der andere in das etwa drei Meter tiefe Bachbett fiel. Beide waren sofort tot. Es handelt sich um zwei verheiratete Männer im Alter von 30 Jahren aus Harthau bei Chemnitz. kinnaberg. 3m Walde bei Bärenstein wurde ein 21 Jahre alter Annaberger Einwohner mit einem Stich in der Brust tot aufgefunden. Der junge Mann hatte bereits am 3. November die elterliche Wohnung verlassen und galt seit dem als vermißt. Da er Beziehungen zu einer älteren Frau unterhielt, die ihn in letzter Zeit tragisch stimmten, ist ein Selbstmord nicht ausgeschlossen. Bautzen. Der Industrielle Paul Arnold, Inhaber der Klinkerwerke Dreistern, der vor etwa zwei Wochen infolge finanzieller Schwierigkeiten in einer Sandgrube seines Be triebes einen Selbstmordversuch durch Erschießen unternommen hatte, ist gestern nacht im Stadtkrankenhaus seinen Ver letzungen erlegen. Arnold war 52 Jahre alt. Nach neueren Angaben sollen die Verbindlichkeiten 420 000 M. betragen und auch betrügerische Wechselmanipulationen festgestellt worden sein. Molckau. Einbrecher sind hier während der Nacht in den Geflügelstall der Pfarre eingedrungen und haben die Hühner und Gänse gestohlen. Die Uebeltäter scheinen keine Eile ge- habt zu haben, denn sie ließen einen Zettel mit folgendem Wortlaut zurück: „Ein Geistlicher und Kirchendiener braucht einen Quark und keine Hühner." (?) Mttei'küi» morgen: Noch kein« durchgreifende Mitterungs-Aenderung, wechselnd bewölkt, Temperaturen rvl« bisher räumlich und zeitlich sehr ver- schieden: 'südöstliche bis südliche Winde, im Flachland schwach bis möbig, In höheren Logen auch lebhaft, stellenweise, be anders am Morgen und im Gebirge Nebel.