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Venen sein kann: Radau und Holzerei. Der Zweck ist allerdings in vollem Umsange erreicht worden. Der Oberbürgermeister konnte nicht anwesend sein, weil gegen ihn das Disziplinarverfahren schwebt, also konnte er sich nicht verteidigen. Daher verlieb ein Teil seiner politischen Freunde, als in der unflätigsten Art von einer gewissen Seite geschimpft wurde, als ganze Kübel voll Unrat auSgegossen wurden, den Saal. Höh nisch zischte es hinter diesen Leuten her: „Ihr könnt wohl euren schwarz-rot-goldenen Musterknaben nicht mehr verteidigen!" Dann wuschen zwei Parteien ihre eigene Wäsche, und statt Seife benutzte man dazu Dreck und die Fäuste wurden in Tätigkeit gesetzt, also daß das Finale eine edle Holzerei ward, wie bei der bayerischen Kirchweih. „Scheen iS g'wen, und g'raast Ham mer a!" Das Ende der „Festlichkeit" war die Vertagung. Also geschehen am 7. November 1929 im Stadt parlament der Reichshauptstadt i Sehr viel Renommee hat Berlin im Ausland nach all den betrüblichen Din gen der letzten Jahre und namentlich der letzten Zeit nicht zu verlieren; es hat ja auch schon andere ähnliche Stadtverordnetensitzungen in Berlin gegeben, aber diese Sitzung, bei der es sich um so blutig ernste Dinge handelte, mit diesem Ausgang hat man ein gut Stück des letzten Restes hinweggefegt. Diese Feststellung wird nicht gemacht, um ihrer selbst willen. Wir schmähen nicht, wir tuten nicht etwa mit in das Horn, oaS von gewissen Lippen bearbeitet, dauernd einen Haßgesang gegen Berlin in die Welt schmettert. Nichts liegt uns ferner, denn gerade wir lieben diese Stadt, und weil wir sie lieben, weisen wir in ehrlichem Schmerz auf diese Häßlichkeiten Kin, schil dern sie ohne Schminke, weil nur so die Möglichkeit be steht, daß eS in Zukunft besser wird. Die ganze poli tische Lage Deutschlands, die kommunalpolttische Lage der Reichshauptstadt, die gesamten Vorgänge in ihr stehen im Brennpunkt des Weltinteresses, mit andern Worten: die Blicke der ganzen Welt sind aus Berlin gerichtet. Wer s o, wie wir Deutschen, ständig unter der kritischen Lupe des Auslandes steht, muß gewaltig auf sich achten, wenn er geachtet werden will. Wir haben, wie gesagt, am Ansehen Berlins nicht viel zu verlieren nach all dem Geschehenen. Aber eS ist noch nicht alles verloren. Das ist immerhin ein Trost upd eine Warnung. ES muh anders werden in Berlin, kn Deutschland. Wie blecke Frage zu lösen ist, darüber aochhUdenken, ist die Aufgabe ackler Berliner, aller Deutschen, vor allem aber derjenigen, die Amt und Stand tu der Oeffentlichkeit haben, videant consuleS! H. D. Aus Stadt und Laud. aufgesunden. Professor Hackenberger war schon in bei alten Armee zweiter Armee-Musikinspiztent und hatk den Rus eines ebenso hervorragenden Musikers wtc eines ausgezeichneten Organisators. Unter seiner Ober sten Leitung ist das Mufikwesen in der Reichswehr aus ein hohes künstlerisches Niveau gebracht worden. Pressesahrt durch di- östliche» Grenzgebiete. Ani Donnerstag begann von Breslau aus eine Besich tigungsfahrt durch die östlichen Grenzgebiete, an der eine Reihe von Pressevertretern aus dem Reiche teil« nehmen. Eingeleitet wurde die Fahrt mit einer Be sichtigung der Stadt Breslau, insbesondere der Sied lungen der Stadt. Den Teilnehmern soll durch Bor träge und durch eigenen Augenschein ein Ueberblick «über die wirtschaftliche Lage in den Grenzgebieten ge geben werden. Bon Breslau aus wurde am Freitag NamSlau, Großwartenberg und Militsch, am Sonn abend das Weißenburger Industriegebiet, Glogau und Fraustadt besucht. Weiter geht dann die Fahrt durch das östliche Brandenburg, die Provinz Grenzmarl Posen-Westpreutzen und die Grenzgebiete Bommern« oer «Schuhindustrie stehen schwere Lohnkämpfe bevor. Die von den Arbei tern gestellten Forderungen sind von den Arbeitgebern abgelehnt worden. Der Schuhfabrikantenverband hat seine Mitglieder zu einer Sitzung nach Berlin ein geladen, in der zur Lage Stellung genommen werden soll. »v-lcke-Aeier und Klieg-r-Wi-derseheustag. Jo Berliir veranstaltete d« Kameradschaftliche Bereini gung ehemaliger Fltegerbatatllone im Ring deutsche, Flieger im Kouzerthaus Clou eine Boelcke-Feier und einen Flieger-Wiedersehenstag unter dem Motto: „Luft fahrt ist not". Aus allen Letten des Reiches waren vir ehemaligen Flieger dem Rufe gefolgt. Unter den Gästen bemerkte man u. a. die Pour-le-MSrite-Flieger Loerzer, Jakobs, Fricke, Hempel, Bolle, von den Re- kordMcgern Oppenheim, Biegel und Steindorf. Zusammenbruch einer GroUchtächterei. In Neu stadt (Mecklenburg) ist gegen die „Deutsche Export schlächterei G. m. b. H? das Konkursverfahren er öffnet worden. Die Untersuchung hat ergeben, daß der Zusammenbruch auf betrügerische» Manipulationen der Geschäftsführer zurückzusühren ist. Obgleich der Wert des Fabrikgrundstückes höchstens 180 000 Mark beträgt, ist eine Belastung von 600 000 Mark festgestellt worden, so daß die Gläubiger mit einem Verlust von etwa 400 000 Mark zu rechnen hoben. Gegen den Ge schäftsführer Max KolSkt ist ein Steckbttef erlassen worden, weil er täch monatelanger Zahlungsunfähigleit der Gesellschaft den..Konkurs nicht beantragt hat. Verhaftung wegen Fälschung von Lahnlisten. Der WerkSbeamte der Firma Felten und Guilleaume in Graz, Martin Berger und sein vorgesetzter Abtei lungsvorstand Otto Kellner wurden verhaftet, weil sie seit längerer Zett Fälschungen in den Lohnlisten vor nahmen und das Geld für sich verwendeten. Vorläufig wurde ein Fehlbetrag von 12 000 Schilling festgestellt. Die Lohnlisten sind aber noch nicht alle dürchgerechnet, und man glaubt, daß die Schädigungssumme im gan zen über 70 00Ü Schilling betragen wird. Wasserflugzeug gesunken? Ein französisches Was serflugzeug, das den Dienst zwischen Marseille und Algier verficht, hatte in den Nachmittagsstunden des Donnerstag SOS.-Rufe ausgesandt, weil eS aus bisher unbekannten Gründen auf das Wasser nieder gehen mußte. Ein englischer Dampfer meldete kurze Zeit darauf, das Flugzeug etwa 70 Kilometer nördlich der Balearen gesichtet zu haben. Eine Reihe von Dampfern begab sich an die Unglücksstelle, doch waren alle Bemühungen, das Flugzeug aufzufinden, vergeb lich. Am Freitag hörte man nur noch schwache Funk zeichen. Man befürchtet, daß das Flugzeug infolge des bohen Seeganges bereits gesunken ist. Kleine Nachrichten. * Der aufsehenerregende Juwelendiebstahl bei dem französischen Botschafter de Marguerie wird am 19. No vember vor dem Erweiterten Schöffengericht Berkin-Mitte das gerichtliche Nachspiel haben. Gegen den ehemaligen russischen Generalstavsoberst Michatlow ist Anklage wegen Einbruchsdiebstahls erhoben worden. * Ein von der Schlichterkammer Nordmark gefällter Schiedsspruch, der eine Echühung der Heuertarife um durch schnittlich 5,6 v. H. vorsieht, ist sowohl von den Reedern als auch von den seemännischen Berufsverbänden ange nommen worden. Der neue Heuertarif hat rückwirkend vom 1. November 1929 bis zum SO. September 1981 Gültigkeit. * Der Verwal-tungsrat des Reichsverbandes der Deut schen Hotel-, Restaurant, und verwandter Betrieb« der Be rufs- und StandeSorganisation des Deutschen Hotelgewerbes trat in Würzburg zu einer Tagung zusammen. * lieber dem Flugplatz Sevilla stützte ein ,nit zwei Offizieren besetztes Militärflugzeug der Type Breguet 14 durch Bruch des rechten Flügels ab. Die Insassen waren auf der GtMe tot. * In der chemischen Fabrik von KeUer n. Eo. in Orange (New Jersey) ereignet« sich «ine Kessolexplosion. Die Fabrikanlage wurde völlig zerstört. Ein Hetzer wurde getötet, 20 Avoeiter schwer verletzt. * Im Güdopen von London überschlug sich ein Om- ntbus, wobei verschiedene Personen schwor verletzt wurden. ' Der vövö Tonnen groß« italienische Dampfer „Con cordia" ist auf dem Lorenzstrom in der Nähe von Father Point auf Grund gekauft«. HilfSschiffe sind nach der Un- MckSstelle abgegangen. * In der Nacht brachen ftinf Banditen in die land» wtrtschaMche Bank in Jefferson City im Staate WtS- oonfin ein. Es gelang Ihnen, mit 420 000 Mark Bargeld M entnommen. * Bei d«m Bau Sines Tun««« für städtische Wass«. V«r<« tu Cokebrvok (New Hampshire) «plädierten SO Pfund Dynamit, wodurch ftinf Arbeiter getötet wurden. * Siner Meldung aus Tientsin zufolge fordern die Banditen, di« den Amerikaner Aaron Brenner entführte«, den Betrag von zwei Millionen Mark als Lösegeld. Man nimmt an, da- eS sich bei den Räubern um Weitzrukkeo