— 322 — Mutter zur Absendung brachte, in die richtigen Hände gekommen ist: „An das 2 te Gränadier Battallion Kompagin Major Wolframsdorf stäht bey Ealebns seit wärts beim Rein wen du nischt nach Hause komts So schreibe mir balt wieder. Mei lieber Sohn." — Daß das Kapitel Liebe auch schon vor l 00 Jahren im Leben der Vaterlandsverteidiger eine bedeutende Rolle spielte und demzufolge den Liebesbriefen in den „Mustern" ein breiter Raum eingeräumt wurde, ist wohl über jeden Zweifel erhaben. Die Absender des billets dour: „An Herrn Easthalter des Wieltenmans zu Freiberg und abzugeben an Hr. Parons von Walter seine Lechen zu Münchenfrei" (—Gasthof „Wilder Mann" zu Freiberg), ferner: „An H. H. Fühweg Züngusser (— Zinngießer) an die Chöchen abzugeben Hohenstein bey Chemnitz", und: „auf der mittdelsten Frauen Gasse bey den Turgauer Becker 2 Dreben bey der Mattam (— Madame) Engelharten abzugam an die Lechen in Dres den" — zu erraten, wird wohl nicht zu schwer sein. Der Soldatenbrief: „An Geroch Wander Gefreiter bey der 3ten Compagnie Frey Willigen Sachtzen Freyberg. Beladen mit Es Wahre" dürfte gewiß auch von zarter Hand stammen, die den Sinn des Sprichwortes: „Die Liebe geht durch den Magen" voll erkannt hat. — Wie wird die Dresdner Kleine ihren Schatz kennengelernt haben, den sie mit folgender Anschrift beglückte: „An Friedrich Otto Infanterist zu Freyberg in Garnison läst sich jedes mahl nach Dresden beurlauben daß Regiment und die Kompanie kann nicht an gezeiget werden"? — „Herrn Korbrohlahl Fulz von der 3ten Divisgohn von badlion von Stotterheim in Freyberg, zieto zieto (— sehr eilig!) so spalt no mehlig" (was wird wohl die liebliche Absenderin ihrem Korporal so dringend mitgeteilt haben? — Da wir nun einmal bei den Liebesbriefen sind, wollen wir gleich das „Zivil" mit erledigen. Welche bessere Ehehälfte wird wohl die glück liche Empfängerin dieser herzlichen Zeilen gewesen sein: „An meine Liebe frau auf der Römischen gase"? — Bedeutend leichter hat es der Postillon d' amour bei folgenden Liebesbeteuerungen gehabt: „dieser Brief gelanget nach Tarand bey Drosten (— Dresden) von da nach Grosdmfhain an meinLiebes mätigen Gottlob Schneiders" und: „An die so wohl geborne Mattmoselle Johanna Uhligen in K. Cächs. Freyberg. Bitte herzlich diesen Vrif nicht zu drücken." — Wenig Kopfzerbrechen werden den Priesträgern von damals auch „die Seuler Kriestel beuder fogelstange in Franckenberck" (— die in der Nähe der Schützenvogelstange in Frankenberg wohnhafte Seiler-Christel) und „der schöne Torgauer (—aus Torgau stammend) auf der Bäcker herberge in Dresden" gemacht haben. — Galt oben der Eltern Sorge den Söhnen „unter den Soldaten", so wird von ihnen im Folgenden der in der Fremde weilenden Schüler, Studios und Töchter liebevoll gedacht. Bei der männlichen Jugend handelte es sich — wie heute — meist um das liebe Geld, bei der weiblichen um die — Garderobe. Wenn die sorgenden Eltern diese Vermerke unter die Anschriften setzten, so taten sie dies nicht, um uns ein Vergnügen zu bereiten, sondern um entweder den Brief als eine Wert sendung zu kennzeichnen („An den Herrn N. N. Großer Schüler in