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demokratischen Gautag in Nürnberg über die Politische Lage. Er behandelte in seiner Rede u. a. auch das BolkSbegehren, mit dem seine Urheber nur inner politische Ziele verfolgten. Daß die außenpolitischen Forderungen undurchführbar seien, müßten die Macher wissen. Es sei bedauerlich, daß die Haltung der na tionalistischen Opposition die deutsche Stellung gegen das Ausland schwäche. Die Auseinandersetzungen über den Uoungplan, die das Volksbegehren in so starkem Maße provoziert habe, würden draußen viel fach den falschen Eindruck erwecken, als ob in Deutsch land weite Kreise den Uoungplan an sich befürwor teten. Die Frage sei vielmehr nur, ob der Uoung- plan gegenüber dem Dawesplan das kleinere Uebel sei. Der Uoungplan bedeute für Deutschland die schwerste Belastung. Die letzte Entscheidung über den Uoungplan könne erst getroffen werden, wenn das Ergebnis der zur Zeit arbeitenden Kommissionen vor- üege. Wenn die Haager Schlußkonferenz nicht ein Abkommen 'bringe, würde nach dem Dawesplan weiter gezahlt sverden müssen. Die Reparationslast sei eine Folge des Kriegsverlustes und nicht des Kriegsschuld paragraphen des Versailler Vertrages. Curtius in Mannheim. Zu gleicher Zeit beschäftigte sich auch der stell vertretende Reichsaußenminister Dr. Curtius bei einer Grenzlandkundgebung der Deutschen Volkspartei in Mannheim mit der gegenwärtigen Lage. Der Mi nister forderte die Versammlung auf, Stresemanns Werk zu schützen und fortzuentwrckeln. Das bedinge, entschlossen in die Reihen der Kämpfer gegen das Volksbegehren zu treten. In dem jetzt entfesselten Kampf gehe es um die Autorität des Staates nach innen und außen. Das Volksbegehren renne, wenn es zum Kampf gegen die Kriegsschuldlüge ausfor dere, offene Türen ein. Es verwirre das Volk, indem eS ihm nicht vorhandene Möglichkeiten vorspiegele, als ob dyrch deutsches Gesetz und deutschen Volks entscheid allein internationale Verträge außer Wirk samkeit gesetzt und di« Reparativnslasten abgeschüttelt werden Mwten. Die Politik der Volksbegehrer führe notwendig zur Isolierung und Absperrung ! Deutschlands, damit aber unvermeidlich zu seinem Verkümmern und Msterbm, , Hrrgenbergrede t« Karlsruhe. Dy PorsitzMde dxr Deftttchnafionalen Volks- i Partei Dr. Hugenberg Nahm in einer Rede in der j badischen Landeshauptstadt Karlsruhe zu der Aeuße- ! rung des Reichspräsidenten zu« Par. "4 des Volks begehren« Stellung, die in weiten Kreisen als ein ' HevaÄAvstor aus der von Hindenburg selb» gewünsch- den Neutralität betrachtet werde. Sie bewirke - i« Interesse der heutige« Regierung sein« Hineinziehuna in den politischen Paxteikampf. Dyr HicWus schütz wolle den Reichspräsidenten davor bewahren, Miß er sich zu einem Vorgehen gegen die ihn eigentlich tra- , aende Volksbewegung bestimmen lasse und in eine , fatsche Front hinetngezvgen werde. j Politische Rundschau. — Berlin, den 21. Oktober 1929. — Das mecklenbura-schwerinsche Staatsministerium läßt erklären, daß es im Zusammenhang mit dem Volksbegehren keinerlei Maßregeln gegen Beamte ergreifen werde. :: Kreuzer Königsberg" in Barcelona. Der ' Kreuzer „Königsberg" ist im Hafen von Barcelona vor ! Anker gegangen. Er wird bis zum Ende der „Deut- z scheu Woche'^ der Internationalen Ausstellung dort j bleiben. :: Reichsminister a. D. von Schlieben Borsitzen- ; der »er Znckerinduftrie. Der frühere Reichsfinanz- j Minister v. Schlieben und jetzige Präsident des Lan- ! desfinanzamts Magdeburg, wurde zum Vorsitzenden j des Direktoriums des Vereins der deutschen Zucker- ' Industrie gewählt. > :: Der Deutsche Postverband, die älteste Post- ? beamtenberufsorganisation, die im Juni nächsten Jah res in Berlin ihr 40jähriges Jubiläum feiern wird, hielt aus Anlaß seines bevorstehenden Verbands- tages einen Presseempfang ab. Sämtliche Redner unterstrichen die Notwendigkeit der Aufrechterhaltung des Äerufsbeamtentums. Rundschau im Auslande. - Lettland und Estland wollen sich über Maßnahmen zur Bekämpfung einer deutschen Butterzollerhöhung ver ständigen. ! In Rußland macht sich große Fleischknappheit be merkbar; die Jleischversorgungsamter wurden angewiesen, Kaninchen und Kamele aufzukaufen. k Wegen der Ausschreitungen in Palästina wurden jetzt in Haifa drei Araber zum Tod« verurteilt. WKSrottuug der tommunistischen Partei i« Frankreich? j Die Pariser Staatsanwaltschaft hat gegen den :er der französischen Kommunisten, Cachtn, sowie gegen reiche ander« führend« Persönlichkeiten der Kommuni- , ein Berfabren wegen Spionage b«zw. Komplottes gegen die äußere Sicherheit d«S Staates eingeleitet. Insgesamt sind 18Y führende Kommunisten in de« «nNagezuKa«» veitzetz« wordön. Man «lanbt, daß nUt vlesen Maßnahmen die««««« ZarrLttn», der kommunistischen Parteiorga- 4M Millionen Mark für «nltiviernugSarbeiten. Beffedowstts f Zwischen dem russischen Volkskommissar Litwinow und dem französischen Botschafter in Moskau Her bette haben in den letzte« Tagen verschiedentlich Be- wvechungen stattaefnnden, die dem russischen Ver lang«, aus Auslieferung des geflüchteten russischen vottchaststrates vessedowskt galten. Der französisch« j Botschafter versucht«, Litwinow immer wieder dazu j zu veweaen, von diesem Schritt Abstand zu nehmen, da die französische Regierung dem Verlangen nicht nachgeden werde und die russisch-französischen Bezie hungen dadurch nur unnütz getrübt würden. Lit winow bestand jedoch auf seiner Haltung und teilt« dem Botschafter mit, daß der russische Botschafter in Paris, Dowgalewski, demnächst das amtliche Äuslie- ferungsbegehren einleiten werde. : Höpker-Aschoff und Gemeinden. „Eine verantwortungsbewußte Stadtverordnetenver sammlung die beste Sicherung gegen Uebergriffe und Korruption. Im Gemeindeausschuß des Preußischen Landtags bekannte sich Finanzminister Höpker-Aschoff persönlich zu dem Standpunkt, daß alle öffentlichen Betriebe der Steuerpflicht zu unterwerfen seien. Allerdings würde das eine Verschiebung im Finanzausgleich zur Folge haben müssen. Minister Höpker-Aschoff nahm dann zur Frage der wirtschaftlichen Betätigung der öffent lichen Hand Stellung und erklärte, daß man die öf fentlichen Versorgungsbetriebe den Gemeinden nicht nehmen könne. Wohl aber müsse man sich auch bei den Gemeinden Schranken auferlegen. Einer Verstärkung »er Staatsaufsicht stehe ei ablehnenv gegenüber. Eine »auernve fortlaufen»« Kontrolle sei nicht möglich. Die beste Sicherung gegen Uebergriffe der öffentlichen Hau», gegen Schäden «uv Korruption sei eine verantwortungsbewußte Stadt verordnetenversammlung. Zusammenfassend äußerte sich der Minister dahin, daß man zu den öffentlichen Versorgungsbetriebeu positiv stehen müsse, oatz es aber nicht Sache der Ge meinden sei, andere Betriebe zu übernehmen. Die Emelka wird Reichsbetrieb. Uebergang der Akti«t-M<chrhett auf das »eich. Zwischen dem Reich und der Emelka-Ftlm-Gesell- schast in München schweben seit einigen Wochen Bev- Handlungen, die jetzt zum Abschluß gekommen sind. Das Reich, das bereits 10 Prozent des Aktien kapitals der Gesellschaft besaß, hat durch Vermittlung der Commerz- und Privatbank weitere 51 Prozent ! Anteile erworben, so daß das Reich jetzt die Aktie«- ! Mehrheit der Gesellschaft besitzt. j Wie das RcickSfinanzministertum mitteilt, ist der ! Entschluß, di« Aktienmehrheit der Emelka zu erwer- ; ben, auf einstimmigen Beschluß des gesamte« Reichskabinetts erfolgt. Begründet wird der Änkauj der Emelka-Aktien mit politischen Erwägungen. Di« Reichsregierung wollte verhindern, so betont das Reichsfinanzministerium, daß der deutsche Film, der bereits ohnehin schon stark zentralisiert ist, durch wet tere Konzentration in zu einseitigem politischen Sinn« aus die Oesfentlichkeit einzuwirken versuche. Die Ein zelheiten der Transaktton sollen dem Haushaltsaus-, schuß des Reichstags zur Stellungnahme unterbrei tet werden. Di« Emelka-Film-GeseNschaft ist nach »er Ufa de, zweitgrößte — un» »er noch einzige selbständige — Ailmkonzern Deutschlands. — ", Deutsch-Oesterreichs VerfaffuugSreform. Pressestimmeu zur Regierungsvorlage. In Oesterreich ist ein« lebhafte Diskussion über ole geplante Reform der Verfassung 'im Gange. Die Wiener Presse nimmt zur Verfassungsreform in sehr aNgemeirrer und vorsichtiger Welse Stellung. Wäh rend die „Reichspost" von einer großen Aufgabe des Parlaments und vor allem der Christlich-Sozialen Partei spricht, und nur in Einzelheiten eine Aende- rung als möglich bezeichnet, nicht aber in den Grund linien der Vorschläge, Erklärt die „Arbeiter-Zeitung" als Sprachrohr der Sozialdemokratischen Partei, mit aller Entschiedenheit: „Das wird niemals Gesetz wer den." Die vorläufig durchaus ablehnende Kritik der Opposition endet in dem Rufe nach Neuwahlen. Habib Allah entkommen. Er will weiterkämpfeu! Wie jetzt feststeht, ist es dem entthronten asgha- - Nischen König und Mheren Räuberhauptmann Habib Ullah gelungen, aus der Zitadelle von Kabul zu ent- , kommen! Die Meldungen von der Gefangennahme Habib Ullahs haben also keine Bestätigung gesun den. Gegenwärtig ist der Bandttenkönig damit be- schästigc, wieder eine Truppe um sich zu sammeln, um den Krieg gegen Nadir Khan fortzusetzen. Die Familie Habib Ullahs befindet sich jedoch in der Ge walt des Siegers. Lord Crewe, der frühere englische Botschafter in Paris, stellt Nadir Khan, der einige Jahre in Paris als Gesandter tätig war, ein ehrendes Zeug nis aus. Er meint, England werde in Nadir Khan ttnen guten Nachbarn gewinnen. Flug mit 160 Fluggästen. Sm» erste« Start »e» „Do. X." mit »ieser Riefenzahl. — Friedrichshafen, den 19. Oktober. „Do. X.", das Rtesenflugboot d«r Dornier- Werk«. harrt d«r Gäst«, d«r 160 Fluggäste, VW M« erstem Mal in dieser phantastischen Zahl durch di« Lüft« getragen werden soll««. Di« Gäst« sind da; sie wart«« auch, warten auf bessere- Wetter, da» diesen Start ermöglicht. Die Bedeutuna diese» Fluge« möge man aus den folgenden Mitteilungen ersehen, di« Morri» Dornier der Presse gab: Die Bedeutung eines solchen Fluge- ist ofsen- Amdig, wenn man bedenkt, daß Flugzeuge bisher nur «S zu 80 Menschen, das Luftschiff „Gras Zeppelin" mrr bis KU Sä Menschen befördert haben. Die end gültige Einrichtung des „Do. X.", die erst in nächster Zett erfolgen wird, sieht allerdings nur 72 Schiffs- Plätze vor, da man außer den Fluggästen noch größere Mengen Fracht niitzunehmen beabsichtigt. Immerhin können bet normalen Fahrten über 1000 Kilometer rund 100 Flnggäst« mit bolle« Ge päck beför»ert werben. Einige Kabinen wer»«« auch in Schlafkabinen «mgewanvelt werven können, »och spielt »ieS bei »em Flngschiff keine so große Rolle, weil der normale Aktionsradius nicht ohne weiteres Rachtflüge notwendig machen wir». Man wird bet der Einrichtung größten Wett auf Bequemlichkeit legen. Außer den zahlreichen kleinen Kabinen wird ein großer Salon von 7 Meter Länge und 3,5 Meter Breite eingerichtet werden. Außerdem werden ein« Bar — wohl ein Zugeständnis an den amerikanischen Geschmack — und außerdem ein Rauch salon eingebaut. Di« Motoren werden zur Vornahme verschiedener Verbesserungen in nächster Zeit nach Berlin geschickt werden. Diese zwangsweise Ruhepause im Werkflugbetrieb wird man dazu benutzen, um die Innenausstattung durchzusüh- ren. Der Motorenlärm wird zwar beim Flugschifs immer noch mehr zu hören sein, als es beim Luft schiff der Fall ist. Immerhin ist der Lärm trotz der zwölf Motoren eher geringer als bei den bisherigen Flugzeugen, und auch aus diesem Gebiet werden noch wesentliche Verbesserungen möglich sein. Welch rie siger Fortschritt durch das Flugschiff „Do. X." im Flugzeugbau erzielt worden ist, geht daraus hervor, daß bei einem Ge samtgewicht von 51,5 Tonnen und einem Leergewicht des Flugschiffes einschließlich Einrichtung und Brenn stoff eine Zuladung von Nutzlast von 21,5 Tonnen möglich ist. Dies« Zuladung steigert sich aus Meeres höhe, also 400 Meter tiefer als der Bodensee, bis auf 24 Tonnen. Di« bisherigen Verkehrsflugzeuge haben bei Flügen über 500 bis 600 Kilometer nur 600 bis 800 Kilogramm Nutzlast. Die Startgeschwin digkeit beträgt nur 60 bis 74 Stundenkilometer, die Höchstgeschwindigkeit 220 Kilometer, die Reisegeschwin digkeit 170 bis 180 Kilometer. Entfesselte Gewalten. Explosion im Rostocker Hafen. Im Rostocker Hafen flog in der Maschinenfabrik von Albrecht bei Schwetßarbeiten der Azetylen-Gas behälter in die Luft. Menschen waren glücklicher weise nicht in der Nähe. Der Schweißapparat wurde vollständig vernichtet. Durch den starken Luftdruck wurden alle Türfül lungen eingedrückt und sämtliche Fensterscheiben im Umkreis« zertrümmert. Die dicken Eisenstäbe vor Sen Fenstern der Fabrik wurden auSeinandergebogen. Der Sachschaden ist durch Versicherung gedeckt. Fünf Schwerverletzt« in Pari». In einer chemischen Fabrik in etn«m Pariser Vorort explodierten mehrer« große Benzinbehälter, di« das ganze Gebäude in Flammen setzten. Die Feuer- wehr sah sich gezwungen, das ganze Gebäude unter Wasser zu setzen. Obgleich die Arbeiter im Augenblick der Explo sion im Begriff waren, das Grundstück zu verlassen, wurden fünf von ihnen von den Flammen erfaßt und erlitten schwere Brandwunden. Bei den Lvscharbci- ten, die sich äußerst schwierig gestalteten, erlitten außer dem acht Feuerwehrleute durch auffteigende Gist dämpfe Gasvergiftungen. Zwölf Tot« bei einer Explosion in Spanien. In der Nähe von Bilbao in Spanien ist ein in Ausbesserung befindlicher Hochofen explodiert. Di« Zahl der Toten beläuft sich auf 12, die der Ver letzten aus 24. Neun Arbeiter werden noch vermißt. Aus Stadt und Land. Katapult-Flugpostdienst vorläufig eingestellt. Del Katapult-Flugpostdienst des Dampfers „Bremen" iü mit Rücksicht auf die vorgeschrittene Jahreszeit uns die an der amerikanischen Küste zu erwartenden Nebel usw. jetzt eingestellt wottien. Der Dienst hat wäh rend der Sommermonate so ausgezeichnet gearbeitet, daß er unter günstigeren Wetterbedingungen im näch sten Frühjahr wieder ausgenommen werden wird. Schweres Motorradunglück. Ein schweres Motor radunglück ereignete sich an der Chaussee Grevesmüh len—Dassow. In einer Kurve fuhr ein Motorrad in schneller Fahrt gegen einen Baum. Die beiden In sassen, deren Personalien noch nicht bekannt sind, wur- den schiver verletzt aufgefunden. Während einer an der Unglücksstelle sofon verstarb, wurde der ander« mit schweren Kopfverletzungen ins Krankenhaus ein. geliefert. «in Nömertasttll in Papern ausgegraben. Dem Streckenkommissar der Reichslimeskommission, Ober medizinalrat Dr. Eidam-Gunzenhausen, ist es nach wvchenlanger Arbeit gelungen, zwischen Unter- schwaningen und Altentrüdingen ein bisher völlig unbekanntes Rvmerkastell auszugraben. Ls handelt sich um ein Holzkastell aus der ältesten Zeit der Römer. Herrschaft, das mitten auf dem ersten römischen Grenz, mall liegt, der von dem Wall des Kaisers Hadrian und vor der Steinmauer errichtet wurde. Selbstmord des Direktor» der vatzerischen va«. v«rei«Sba«k. Der Direktor und Vorstand der Baye, rischen BauvereinSbank in München, Waller Schoch, hat Selbstmord durch Erschießen begangen. Wie die van- vereinSbank mitteilt, kann dieser Selbstmord nur aus persönliche Motive gesundheitlicher Art zurückznfüh- ven sein, da ein berufliches »ergehen irgendwelche! Art nicht vvrliegt. Sk«»dal in Stockholm. In Stockholm wird der Letter des Turnwesens, Maior Littvrin, beschuldigt, sich an seinen jungen Schülerinnen vergangen z» haben. Auf Anzeiae der Eltern «tne» junge« Mäd»