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«KMWMMKIMKSVL« ^«Nkvea-nkcnrrcrMir vu«c« verriss osxan ^rirrkx no/w ! 14. g-iq«tz«»» Wieder arbeiteten die Apparate und Beamte von Scott land Uard mit höchster Tätigkeit. Gegen Mitternacht lies von Edinburg die Nachricht ein, daß um die siebente , Abendstunde ein deutscher Eindecker mit dem Kurs nach ' Nordwest gesichtet worden sei. Man schüttelte den Kopf. Jedenfalls war es nicht der, > welcher Tandey nach London hätte bringen sollen. , Er war es aber trotzdem. Erst spät, lange nachdem de, I Detektiv mit dem Flugzeug den Wolken zustrebte, gedacht« er Ninons Warnung, sich keinem Piloten anzuvertrauen, den er nicht kenne. Der junge Führer war ihm vollkommen fremd. Dessen Eindruck war allerdings Vertrauen erweckend. Aber Tan- deys sogenannter sechster Sinn, der ihn schon in mannig fachen Gefahren gerettet hatte, wurde durch dieses Erinnern , an Ninon sofort in Tätigkeit gesetzt. Er ließ den Piloten nicht mehr aus den Augen, ver- iolgte jede Bewegung seiner Hände, jede Richtung seines klickes. Gleichzeitig kontrollierten seine Augen mit aller i Schärfe Kompaß und Höhenmesser. Hu seinem Erstaunen nahm er wahr, daß sie nicht die Rich- i tung nach Westen, sondern eine ausgesprochen nördliche ein- - schlugen. Eine Weile verhielt er sich scheinbar vollkommen ' uninteressiert. Dann überraschte er seinen Führer mit der ! Frage, wohin er ihn eigentlich zu bringen gedenke. „Doch nach London, mein Herr." ! „Ich habe gedacht nach Spitzbergen." Tandey sah ihm i spottend ins Gesicht. „Der Kompaß wird Ihnen zum Ver- s räter, mein Lieber." ! Die Hand des Piloten fuhr auf. Der Eindecker schoß ! mehrere hundert Meter in die Tiefe und schraubte sich dann > bis zu dreitausend hoch. Tandey überlegte mit einer Schnelligkeit, wie sie sein Gehirn noch nie gezeigt hatte. Ein Kampf in solcher Höhe war völlig aussichtslos. Zudem war er nicht sicher, ob er im Falle, daß er den anderen aus < dem Flugzeug warf, dieses auch nach London zu dirigieren ! vermöchte. Untätig aber durfte er wiederum nicht sein. ! Möglicherweise stand das Leben der Schwester auf dem Spiel. Minuten saß er nachdenkend. Es wurde eine Vier telstunde und dann eine halbe Stunde daraus. Er nahm eine Zigarette aus dem Etui und steckte sie in Brand. Mit einem raschen Blick streifte er den Piloten: So konnte es allenfalls gehen. Er ließ ihn nun nicht mehr aus den Augen, richtete seine Aufmerksamkeit ganz auf dessen Hände, bis ihm die Griffe am Steuer geläufig waren. Nach zwanzig Minuten angestrengter Beobachtung wußte er ge nau vorherzusagen, wann das Flugzeug stieg und wann es sich senken würde. Ueberdies schien die Maschine die gleiche s zu sein^wie er sie schon öfter selbst geflogen hatte. ^er Motor arbeitete mit solchem Getöse, daß jedes Wort davon zerrissen wurde. Der junge Mensch tat ihm eigentlich leid. Aber es ging nicht anders. Er warf den Rest seiner Zigarette in den Luftwkrbel, nahm sein Etui heraus, sich eine neue in Brand zu stecken und schmetterte den Silber- dehälter mit aller Wucht gegen die Schläfen des Führers. Die Hände des Piloten fielen herab. Aber schon hatten Tandeys Finger die Stelle derselben eingenommen. Blut rieselte in dünner Rinne vom Gesichte des jungen Mannes. Der Eindecker machte die gewagtesten Sprünge, bis es Tan dey gelungen war, den bewußtlosen Körper mit der einen Hand vom Führersitze weg nach der anderen Seite zu schaffen. Er atmete auf, als es geschehen «ar. Es hätte gerade so gut sicherer Tod sein können. Das Steuer gehorchte willig. Nach dem Kompaß sehend, «ahm er die Richtung nach Westen. Man mochte aber schon allzuviel abgeschwenkt sein: denn statt der erwarteten englischen Küste, dehnte sich nichts als Wasser unter ihm. Solange der Motor arbeitete, war alles gut. Wenn der aussetzte, waren sie verloren Er warf einen raschen Blick nach dem bewußtlosen Piloten, dessen Körper halb über die Wandung lehnte. Dann ließ er die Maschine auf einige hun dert Meter im Gleitfluge herabsinken. Ein Ueberseedampfer zog eine breite Schaumlinie. Lichter schossen aus dem Innern. ' — „Land!" war Tandeys einziger Gedanke. Wieder schielte er nach dem betäubten Führer. Wenn e: erwachte und sich zur Wehr setzte, mußte er ihn aus den Flugzeug werfen. Der Detektiv dirigierte den Eindecker nach der Route der Dampfers unten. Möglicherweise, daß dieser ihm den We, wies. Wenn er auf der Ausreise begriffen war, konnte dii Richtung, welche er nahm, ihm zum Verhängnis werden. Er bog sich etwas heraus, um einen besseren Ueberbliü zu bekommen und konnte einen Ruf der Freude nicht unter drücken. Unter ihm dehnte sich ein Lichtermeer, dem dei Seekoloß zusteuerte. „London." Die Enttäuschung war furchtbar, als er nach mühsam er folgter Landung auf dem hellerleuchteten Flugplatz voi Amsterdam startete. Man war äußerst höflich und zuvor kommend gegen ihn, was aber keineswegs das Gefühl dei Depression, die Tandey ergriffen hatte, zu mindern ver mochte. Der noch immer bewußtlose Pilot wurde in Gewahrsam genommen, dem Detektiv selbst wurde ein Führer mitge- geben, unter dessen Steuerung sich der Eindecker wieder i« die Nacht hob, um diesmal ohne jeden Zickzack die Richtunj nach London zu nehmen. * * * Lilon Tandey lag in einem stillen, Hellen Zimmer, das ' auf eine große, lustig grüne Wiese hinausging, die mit eine, lebendigen Hecke eingefaßt war. Die beiden großen Fenster standen weit offen. Sie hört« ' Glocken hereinklingen und das Geplauder von Menschen, di« s unten vorüberzugehen schienen. Vergeblich suchte sie heraus- s zubekommen, wo sie sich befand und wie sie überhaupt hier- ' yer m viele-? fremde Zimmer kam. Als sie morgens nach wirren, häßlichen Träumen erwacht war, hatte eine Schwe sternhaube sich über sie-geneigt und eine freundliche Stimm« ihr „Guten Morgen" gesagt. Sie war so eigentümlich müde, verspürte ein Würgen im Halse und einen Ekel vor allem Eßbaren, das sie jedes Früh stück ablehnen ließ. Nun lag sie schon eine geraume Weile mit offenen Auge« und sann und grübelte und wurde nicht klug aus allem- D« letzte klare Erinnerung war die an das. Schlafwagenkupee, in dessen Bett sie sich ausgestreckt hatte. Weiter reichte ihr Gedächtnis nicht. In ihrem Rücken tat sich eine Türe aus. Die Schwestern haube sah herein und hinter dieser das Gesicht eines Man nes, dessen weißes Haupt- und Barthaar es ehrwürdig unk sympathisch machten. „Wie geht es Ihnen?" Lilon erhob sich etwas in den Kiffen und legte ihre Hank in die dargebotene, während ihre Augen um einen Bescheid flehten. Der ergraute Herr lächelte: „Ich habe mich noch nicht vor gestellt: Dr. Krappe. — Sie wurden heute nacht in meinem Sanatorium abgeliefert. Der D-Züg Berlin-Hamburg ist entgleist. Sie waren unter den Leichtverletzten und eigentlich nur bewußtlos- Können Sie sich erinnern?" „Nein." „Haben Sie irgendwelche Verwandte, die Sie verständig! wissen wollen?" Lilons Gesicht verblaßte. „Mein Verlobter fuhr mit dem gleichen Zuge. Was ist mit ihm?" „Wer ist Ihr Verlobter?" „Staatsanwalt Heinz Oellers." Die Schwester flüsterte Dr. Krappe etwas ins Ohr. Ei streichelte die zitternden Finger, die ruhelos über die Deck« irrten. „Soviel ich weiß, ist Staatsanwalt Oellers unter den Toten." Ein Heller SchreiI — Das Mädchen glitt in die Kisser zurück und wühlte das Gesicht hinein. Dann richtete sich dei schlanke Körper wieder auf. „Ich kann es nicht glauben! — Lassen Sie mich! —" Sie stieß die Hand der Schwester zui Seite und sprang aus dem Bette. „Ich muß mich selbst über zeugen, daß es so ist." Auf dem geblumten Vorleger brach sie erschöpft zu sammen. „Sehen Sie," warnte Dr. Krappe. „Sie sind noch viel zu schwach, um solche Experimente wagen zu können. Ich werde mich aber sofort mit den Behörden ins Benehme« setzen, um Ihnen Gewißheit zu verschaffen. Einstweilen müssen Sie sich noch gedulden." Er zog ein Pulver aus der Tasche seines weißen Kittels, ließ sich von der Schwester einen Löffel geben und goß etwas Wasser darauf. „Das werden Sie nun hübsch nehmen! -- Sie wollen nicht? — Möglicherweise ist Ihr Verlobter nur verletzt worden. Dann können Sie ihn nicht einmal be« suchen, wenn Sie sich so schwach fühlen " Gehorsam schluckte Lilon das Morphium hinunter., (Fortsetzung folgt.)