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Beilage zur Weitzeritz -Zeitung unv» 95. Jahrgang Montag, am 7. Oktober 1929 Nr. 234 Chronik des Tages deut' Das Flugzeug „Land der Sowjets" ist verschollen. zig M Post 'h cherle «s! WW- VH WWiiz!l«L.M!ll! > wichtete nachers keinen, der so wie er sein großes Können ihm über alles geliebte Vaterland einsetzte, mir daher eine Freude gewesen, daß in ist das worden. Stunde eine treueren mann gab, für das von trieb» :eiSw. nt. L. st. erb. krati- eichS- ndig ar- D und mit fD jammen- > ;n unter let). cmittag >-EyIau h über ug ge- Stadt . Bald leldung -Kriesel sei. 20 Irnisl — Im Aermelkanal ist ein sunken. Die Besatzung, fünf d« Tod. inen- trat »egen tten- aftet. lberg lpeni men. tag. rutsche h den ittags , eine- al und erhob nückten ich die ' Saal Keichs- c Feier s- und Zn der rns in Demkes »eimrat sprach r vom be, die zlichkeit brachte die in- nd kam nn als Führer ke«, «,5Pfd. h-llfifch fama«» hat. Seinem Lande und Volke galt sein Wirken für Deutschland, und für das deutsche Volk glühte sein Herz. Gegenüber den vielen, oftmals ungerechten An feindungen ist es für mich als Reichskanzler in dieser ' Ehrenpflicht, zu erklären, daß es keinen Deutschen als Gustav Strese- Es ist , _ „ , . „ diesen Tagen auch die Zeitungen, die ihn sonst be kämpften, die heiße Vaterlandsliebe Stresemanns an- i erkannt haben. Als Stresemann entscheidend in die Geschichte des Deutschen Reiches eingriff, herrschte der Ruhrkamps mit seiner furchtbaren politischen, wirtschaftlichen und seelischen Erschütterung des gesamten Volksleben. Das Reich drohte zusammen zu brechen, heute aber nach 6 Jahren stehen wir wieder angesehen und als Groß macht anerkannt im Kreise der Nationen, trotzdem uns nicht die gleiche bewaffnete Macht zur Seite steht, wie anderen Völkern. Stresemanns Blick war kbar genug, um zu erkennen, daß mit den Mitteln der Ge walt der Aufstieg Deutschlands nicht gefördert werden konnte, sondern daß er nur zu erreichen war mit einer Politik der Verständigung nnd des Friedens. .So?amen Locarno und Genf. In Locarno wurde die Sicherheitsfrage aus der Welt geschaffen und der Weg zur Verständigung im Rahmen einer völligen Gleichberechtigung Deutschlands frei gemacht. bann Deutschlands Eintritt in den AE^und Klug und energisch hat Tr. Stresemann dort in Genf tue Nation vertreten, und er hat mit seiner ganzen Autorität daran gearbeitet Es ist die tiefe Tragik seines Geschickes, Vak Tr. Stresemann die Stunde der Veireiung am Mein nicht mehr erlebt hat. , Zu seiner außenpolitischen Tätigkeit trat noch die Macdonald Gast Hoovers, s^!'- ' — Washington, 6. Oktober. Wenn die Vereinigten Staaten Gäste empfangen, erfolgt die Begrüßung regelmäßig mit äußeren Ehrun gen und unter lauten Aeußerungen der Begeisterung. Tie Neue Welt hat eine kindliche Freude an Sirenen und donnernden Motoren, wie überhaupt an allem, was einen wahren Höllenlärm verursacht. Tie letzte Gelegenheit, diese Seite des amerika nischen Wesens zu zeigen, bot die Ankunft des eng lischen Ministerpräsidenten Ramsay Macdonald. In New York holten Flugzeuge die „Berengaria" ein, an deren Bord Macdonald mit seiner Tochter die Reise nach Amerika zurückgelegt hatte. Im Rathaus hieß Bürgermeister Walker Macdonald willkommen und über reichte ihm den Ehrenbürgerbrief; der Ansager des amerikanischen Rundfunks arbeitete mit Superlativen und stellte Macdonald der amerikanischen Bevölkerung als „die bedeutendste Persönlichkeit der europäischen Politik" vor. In Washington wurde Macdonald mit Kanonen schüssen empfangen. Auf den Straßen der Bundes hauptstadt war ein Gewimmel von Menschenmassen und Autos, auf den Häusern wehten Fahnen, aus den Fenstern winkten Begeisterte und von erhöhten Plätzen aus bemühten sich die Photographen, die Ankunft Mac donalds im Bilde festzuhalten, damit sie in der näch sten Woche in den Kinos der Welt bewundert werden kann. — Eine berittene Militärabtetlung geleitete Macdo nald sofort nach seiner Ankunft auf der Unions-Sta tion in die englische Botschaft, von wo aus sich Mac donald dann in Begleitung seiner Tochter zum Emp fang in das Weiße Haus begab. Ter erste Antritts besuch dauerte nur zwölf Minuten. Am Sonntag be gaben sich Macdonald und Hoover dann nach dem zwei Autostunden von Washington entfernten Fischerei gut des amerikanischen Präsidenten um dort in völ liger Abgeschiedenheit bis Montag zu bleiben. Von dem Ausgang der Verhandlungen, die Mac donald und Hoover in der Stille des weltabgeschie denen Fischereigutes eingeleitet haben, hängt das Schicksal der englisch-amerikanischen Be ziehungen ab, und erst recht das der Regierung Macdonald. Kehrt Macdonald mit einem Erfolg nach Aroe», me er auf innenpolitische« Gebier aS Führer seiner Partei hatte. Er trat ein für das Ser- anziehen aller wertvollen Kräfte für den Staat. Sa ist es ihm gelungen, viele die zuerst grollend absettts standen, mit dem neuen Staat zu versöhnen und ars Mtarbeiter in der Republik zu gewinnen. Das konnte nur ein Mann, der mit klarem Blick für die Gegen wart einen tiefen Ann für die geschichtlichen Zu sammenhänge bewahrt. Wenn heute eine Welle tiefer > Trauer durch unser Volk acht, wenn selbst der Gegner den Tegen an seiner Bahre trauernd senken, so gilt diese Trauer nicht allein dem Staatsmann und Führer, sie gilt auch dem Menschen Stresemann. Er lebte nicht auf einsamer Höhe, fordern lebte und empfand mit den weitesten Kreisen. So nehmen wir Abschied von ihm in der Ge wißheit, daß sein Gedächtnis in der Zukunft fortleben wird und daß er als einer der Baumeister an dem Wiederaufbau Deutschlands der Ge schichte angehört. Sein Werk steht fest gegründet, uns bleibt die Aufgabe, es in seinem Geist fortzusetzen. Wir haben in ihm einen großen Staatsmann, einen Führe« und einen trefflichen Menschen verloren. Um mit Goethe zu sprechen: „Lieser ist ein Mensch gewesen «uv das heißt, ein Kämpfer sein." Mt Beethovens Trauermarsch aus der ,Moika" schließt die eindrucksvolle Feier. Unter Trommelwirbel öffnen sich die Türen des Reichstags. Bon der Freitreppe des RetchStagsgebäudes nach dem Platz der Republik ist ein schwarzer Teppich gelegt, zu beiden Seiten sind Lorbeerpyramiden und Trauerpalmen flankiert. Unmittelbar vor dem Reichs tag sind sechs schwarze Pylonen errichtet, hohe Fahnen masten tragen die deutschen Flaggen. Der Sarg mit der sterblichen Hülle des Reichsauhemninisters wird, vom Reichspräsidenten und Trauergefolge geleitet, auf den am Hauptportal stehenden Wagen niedergesetzt. So hält Dr. Stresemann noch einmal eine kurze Rast vor dem Hause des deutschen Bolles, an dem er mit glühender Liebe hing und dem all sein Wirken und Streben gewidmet war, sür das er sich ge opfert. Diese Rast benutzt der Vizepräsident des Reichs tages und volksparteiliche Abgeordnete v. Kardorfs, dem verstorbenen Freund des Volles und der Partei die letzten Grütze zuzurusen, bevor er die Fahrt zur letzten Ruhestätte antritt, um auszuruhen von all den Mühen und all der schweren Arbeit im Dienste des Vaterlandes. Im Namen des Deutschen Reichstages und meiner Partei rufe ich dem Manne, der so früh dahingegangen ist, einen herzlichen Abschiedsgrutz zu auf seiner letz ten Fahrt. Als er das Amt des Kanzlers übernahm, war das Deutsche Reich in Gefahr, und als es seinen müden Händen entglitt, war das Reich geeint. Sein Ziel, die Freiheit üm Rhein, hat er nicht erlebt, aber wenn am 30. Juni 1930 dort die Freihettsglocken läuten, dann wird, so bin ich überzeugt, das ganze deutsche Voll seiner gedenken. Und nun treuer Freund, fahre wohl zu deiner letzten Ruhestätte. Tort sollst dn die Ruhe finden, die dir im Leben bei »einer Arbeitsfülle nicht hast finden können und nicht hast finden wollen. Der Trauerzug. Unter Führung einer berittenen Abteilung der Schutzpolizei setzt sich der Trauerzug iy Bewegung. Die Kapelle der Berliner Schutzpolizei begleitet d«r Zug. Hinter ihr fährt der Leichenwagen, von Be amten des Auswärtigen Amtes geleitet. Tann folgen die beiden Söhne des Verstorbenen, der ReichSpräsi^nt und der Reichskanzler. Es schließen sich die Botschafter der fremden Staaten an, denen der Reichsminister Dr. Curttus als der mit der Leitung des Auswärtigen Amtes beauftragte Minister folgt. Tann folgen die Reichsminister, dre preußischen Minister, die Vertreter der deutschen Länder, das Präsidium des Reichstags, die Vertreter der Fraktionen und die große Zahl der Freunde aus Politik, Wirtschaft und Kunst. .. ^°h^eiche Studentenverbindungen und schließlich die Wagen mit der Gattin des Reichsministers und den übrigen Damen der Familie bilden den Schluß. sich durch das Brandenburger Tor und die Wilhelmstraße. Vor dem Auswärtigen Amt, der langjährigen Wirkungsstätte des Verblichenen, schwarze Pylone, die großen Laternen vor dem Haupteingang sind verhängt, das Arbeitszimmer im ersten Stock ist an dem Trauerschmuck erkenntlich. Vor d«n Hause bleibt der Zug zwei Minuten stehen. Hier nehmen auch der Reichspräsident und die übrigen amtlichen Vertreter Abschied. An. Zug setzt dann seinen Weg zum Luisen städtischen Friedhof fort. Zu beiden Seiten des Trauerzuges stehen dicht die Menschen und grüßen zum letzten Male ihren Minister. An der Gruft. Nack der Ankunft des Trauerzuges auf dem Fri^- bok wurde der Sarg in der kleinen Halle des Kirch bokes nochmals aufgebahrt und dort eingesegnet. Au dieiA Ftt" nahmen nur die Anverwandten und die Freunde d?s Verstorbenen teil. Auf dem Wege zur tsruit spielte die Musik, dem Wunsche des Toten ent- svrecheno, die beiden Lieblingslieder Stresemanns, „Am Brunnen vor dem Tore" und „Brüder, reicht Ae Hand zum Bunde". Mit dem Sarge wird die rote Studentenmübe Stresemanns und daS gold-schwarz-rot-goldentz BMd ' > —. Unter Teilnahme des Reichspräsidenten, der Reichs« regierung, der deutschen Parlamente und Länderregierunaen sowie des diplomatischen Korps fanden am Sonntag di« Beisetzungsfeierlichkeiten für Dr. Stresemann statt. — Abg. Dr. Scholz, der Vorsitzende der volkspartei lichen Reichstagssraktion, hat sich einer Operation unter ziehen müssen. — Der LeichtathletiL-Länderkampf Deutschland—Japan in Tokio brachte am ersten Tage den Deutschen eine knapp« 36:34-Punktführung. . Durch eine Verordnung der Rheinlandkommtssion Reisen im besetzten Gebiet wesentlich erleichtert Mskyiev von Stresemann. Die Trauerfeier im Reichstag. > — Berlin, den 6. Oktober 1929. Durch die trübe herbstliche Witterung glänzt die goldene Kuppel des RetchStagsgebäudes. Auf den vier Ecktürmen wehen die kleinen Flaggen, die sonst an den Sitzungstagen des Parlaments im Winde spielen, auf Halbmast. In der Umgebung des Wallotbaues hat sich eine riesige Menschenmenge gesammelt, dem so plötzlich verstorbenen Außenminister den letzten Gruß zu entbieten. Bereits am Sonnabendabend wurde die Leiche Dr. Stresemanns in aller Stille in den Sitzungs saal des Reichstags übergeführt, wo er so oft zu den Vertretern des deutschen Volkes gesprochen hat. Die Wand hinter dem Präsidententisch ist mit schwar zem Tuch ausgeschlagen, das in der Mtte auf Gold brokat den Reichsadler trägt, lieber dem Präsidenten tisch ist ein Katafalk errichtet, aus dem d«r Sarg unter einem Baldachin steht. Reichsregierung und Reichstag haben prächtige Kränze niedergelegt. Bor den Tribünen liegt auf schwarzem Grund der riesige Kranz des diplomatischen Korps in Berlin von lila und grünen Orchideen mit großer Schleife. Den Sarg selbst schmücken nur zwei Kränze, der der Familie und des Reichspräsidenten. Außerdem ist er mit der Dienstflagge des Außen ministeriums und dem Adlerschtlo der Republik ver sahen. Die Totenwache hielten Attaches, Legattonssekretäre und andere Be amte des Auswärtigen Amtes. Ungeheuer ist die Fülle der Kranzspenden der auswärtigen Regierungen, der Ministerien, sämtlicher diplomatischen Missionen, zahlreicher Vertreter des Handels und der Industrie, der Kunst und Wissen schaft usw. usw. Der Generalsekretär des Völkerbun des, Sir Eric Drummond, überbrachte einen Kranz aus weißen Chrysanthemen, dessen Weitze Schleife die Aufschrift „Das Sekretariat des Völkerbundes" trägt. Der feierliche Staatsakt. Der große Saal des Reichstags ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Ehrfürchtiges Schweigen beherrscht die Versammlung. Kurz vor 11 Uhr erscheinen der Reichspräsident und die nächsten Angehörigen des Ver storbenen in der Präsidentenloge. Nachdem die vom Philharmonischen Orchester gespielte Ouvertüre „Co- riolan" erklungen ist, spricht Reichskanzler Müller: „Au der Bahre des deutschen Außenministers stehen nicht nur seine Gattin und seine Söhne, denen sich unsere innige Teilnahme zuwenvet, steht nicht nur die deutsche Reichsregicruug, die ihren Außenminister, steht nicht nur der Leutsch« Reichstag, der eines seiner hervorragendsten Mitglieder, steht nicht nur die Teutsch« BoWpartei, die ihren Führer verloren hat, sonder« im Geiste nimmt an dieser Abschiedsstunde das ganze deutsche Bott teil, das einen seiner besten Söhne ver loren hat, die Welt draußen, die in ihm den große« Staatsmann verehrte und den Menschen guten Wil lens achtete. Wenige Stunden vor seinem Hinscheiden war er im Reichstag und dann noch im Hause vom Kran kenbett aus bestrebt, ernste parlamentarische Schwierig keiten aus dem Wege zu räumen. Unter den vielen Kundgebungen des Beileids war daher keine so zu treffend wie die unseres verehrten Herrn Reichspräsi denten, in der es heißt, daß der Verstorbene bis zum letzten Augenblick treu für sein Vater land gearbeitet Hause zurück, dann hat sich die Labour-Partei end gültig durchgesetzt; scheitert er in Washington, dann muß die englische Arbeiterpartei trotz des Erfolges ihrer Männer im Haag und in Genf nochmals aufs schwerste um ihre Selbstbehauptung kämpfen. Ueber den Zweck seines Besuches in Washington äußerle Macdonald bei einem Presseempfang in der amerikanischen Bundeshauptstadt, er sei nach Washing ton gekommen, „um die hohen Gipfel der Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Großbritannien zu vermessen". Ter Sinn dieser Rede ist dunkel wie ein Orakelspruch im alten Griechenland. Etwas bestimmter äußerte sich Macdonald zum Schluß des Presseempfangs, indem er erklärte, er habe nicht die Absicht, mit dem amerikanischen Präsidenten über den Abschluß eines geschriebenen Bündnisvertrages zu verhandeln. Tie Welt wisse, daß die Vereinigten Staaten sich in der glücklichen Lage befänden, so weit entfernt von Europa zu liegen, daß sie keinen Pakt zur Zementierung ihrer auswärtigen Beziehungen brauch ten. Was er und Präsident Hoover erstrebten, sei ein Einvernehmen, und wenn ein solches erzielt wer den könnte, so würde er als recht glücklicher Mensch nach London zurückkehren. Macdonald bestätigt also, daß er nicht nach Wa shington gefahren ist, um die noch nicht geregelten technischen Tifferenzpunkte in der Frage der Flotten abrüstung mit Hoover zu erörtern, sondern daß das Problem der englisch-amerikanischen Verständigung in VW seiner Gesamtheit zur Debatte steht! Und wenn dieses Problem erfolgreich gelöst wird, dann werden sich die zukünftigen englisch-amerikanischen Beziehungen nicht AestrEch von denen unterscheiden, die im Falle des Abschlusses eines Bündnisses Platz gegriffen hätten. Abe» ben Empfang Macdonalds im Rathaus zu i noch bekannt, daß sich Bürgermeister ^r Verlesung des Ehrenbürgerbriefs an Macdonald versprach Er las vor, Ramsay Macdo- » ^^».'^Er-Premierminister der Vereinigten Staaten", ! Ehrenbürger New Yorks ernannt worden, ß verbessern konnte, rief einer der Ehrengäste k «DA N "Bieileicht otrd er es in l Zukunft noch einmal werden." mra ns netheute wir. frei Ws