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Beilage zur Wettzeritz-Zeitung Nr. 233 Sonnabend, am S. Oktober 1S2S 95. Jahrsang Seeschlangenjagd. Von Paul Bernhard. Es war in den Tagen, als Matrosen und See soldaten auf Wangeroog nach der Leiche Lord Kit cheners spähten, auf deren Auffindung eine hohe Be- , lohnung ausgesetzt war. Ganz Wangeroog war auf den Beinen. Ein scharfer Nordwest warf Balken, Mützen und allerlei Schwimmendes an den Strand und peitschte selbst bei Ebbe die See bis an die Flutgrenzen. Es hagelte Verwarnungen und Strafen, denn ein sonder- i bares Strandgut in Gestalt von holländischen Mar- ! garinekisten eines gesunkenen Dampfers spülte das j Meer an, die von den im Hotel Monopol einquar- I tierten Seerekruten gleich vom Appell weg mit der ! ersten Garnitur aus den Untiefen herausgefischt wur den. Die fettarme Zeit schuf so die Bravour. Der Zollwächter hatte logischerweise einen bösen Tag. Niemand wollte verzollen lassen, jeder «ine Kiste haben. Zudem sahen die Butterstückchen schon ganz grünlich aus, doch hatte das Salzwasser trefflich kon serviert und nach Abschabung waren die Kerne immer hin noch genießbar. Wangeroog hatte Fett in Hülle und Fülle. Wir fünf Mann mußten auf Dampferwache, ge hörten zur Jnselbewachung, die dem Uebersetzdampfer nach Karolinensiel tagtäglich Bewachung stellen mußte. Das wurde meist gern getan. Es war ein nicht minder anstrengender Dienst. Der Dampfer setzte am Tage über und lag nachts am Anleger der Südseite. Ein Pfahlbau, mit Gleisen einer Feldbahn, umgeben mit Dückdalben zum Vertäuen. Wer nachts nicht zum Wachen hinaufbrauchte, saß in der Kajüte und spielte Karten oder lag auf einer der harten Bänke, nicht angenehm gestört durch das Werfen des leichten Fahrzeuges. Entgegen der Seewache lösten wir zweistündlich ab und machten uns das Leben so angenehm, wie es nun der Dienst erlaubte. Es wurde mit der Reihenfolge des Aufziehens nicht streng genommen, und wer sich entschloß, die Hundewache von Mitternacht ab zu nehmen, hatte den Vorteil, die Hälfte der ganzen Wachverpslegung für sich beanspruchen zu können. Das war besonders immer eine Passion des Willi bald St. aus dem Jeverschen, eines breiten, großen, gutmütigen Bauernsohnes, der auch wieder die Nacht vom Sonntag zum Montag um zwölf hinaufzog, nach dem er sich mit ziemlichen Mengen seetriftiger Mar garine mit Miesmuscheln gestärkt hatte. Der Nordwest blies noch hart über Dünen und Insel. Das Licht des Leuchtturms lag nordwärts; wir hatten stockdunkle Nacht und wurden in unserer Ka jüte von der auch hinter Wangeroog noch unruhigen See tüchtig hin und her, auch oft gegen die Dückdalben geworfen, daß das Schiff krächzte. An Schlaf war nicht zu denken. Es war nur ein Druseln . So um ein Uhr stürzte der dicke Oldenburger in die Kajüte und schrie mit vibrierender Stimme: „Kommt raus! Kommt raus! Die Seeschlange!" Natürlich hatten wir gegen Nacht von Sreunge- heuern gesprochen. Nun sahen wir uns erst verwundert an, dann stürmten wir hinaus. Der Oldenburger wies oben zitternd in Richtung Karolinensiel, von dem neblige Lichter am Horizonte lagen, auf eine schweflig schimmernde Erscheinung, die tatsächlich die Gestalt einer Seeschlange hätte, wie sie alten Kapitänen bekannt sein wollte. Doch war Finsternis und unruhiges Wasser nicht geeignet, das ganze Bild als bewiesen gelten zu lassen und nach langem Hin und Her beschlossen wir, da die Kreatur sich auch abbewegte, mit einem Boot nachzusetzen, weil uns im Zweifel das Schießen zu gewagt erschien. Wir fierten ab, der Oldenburger bedankte sich und meinte, er müsse vielleicht für die Ronde da sein, obwohl diese gar nicht herankommen konnte, denn der Anleger stand bis zu den Gleisen unter Wasser. Es war ein gewagtes Unternehmen. Die Ruder- haken knirschten, das Boot knarrte und Gischt schlug uns ins Gesicht. Gefreiter P. betonte, wir könnten gefressen werden und riet zur Umkehr. Das wirkte automatisch aus unsere Fortbewegung. Als wir aber merkten, daß unser Ziel südöstlich wich, begann Eifer und Jagd aufs neue. Nach drei Minuten sahen wrr deutlicher, gewahr, ten jetzt, daß sich das Ungetüm zusammenzog — bis plötzlich einer rief: „Das ist ja ein Kutter!" Nun ging es flott. Bald ries uns eine Art Kin- verstimme entgegen: „Oh guter Onkel, hauen Sie uns nicht!" Jetzt gab's ein Gelächter. Die Backseite des Bootes glimmte noch immer wie Schwefel. Sie phosphore- s-ierte. Und nun ergab sich, nachdem wir zusammenge- kommen, eine wahre Komödie. ES waren zwei schulpflichtige Bengel aus Karo- linensiel, die ein im Garten verwahrlostes Boot flott gemacht hatten, um bei Dunkelheit damit eine See räuberfahrt nach zollpflichtiger Butter zu machen. Sie hatten zwei Fünfundzwanztgpfundkisten geladen und kämpften nun mit der See. Mit einem solchen Kurs hatten sie nicht gerechnet. Kurz vor der Entdeckung waren sie erst von einer Untiefe losgekommen. Jetzt kriegten sie doppelt Angst vor der Strandordnung und den Gewehren. Mit ihrem „Seelenverkäufer", der noch dazu halb faul war, soweit hinauszugehen, war mehr als gewagt. Sie sahen aus wie die Ferkel, waren durch näßt und verfroren. „Ihr Seeschlangen ihr", wurde gehöhnt, „wartet man, es gibt was mit 'm Schwabber!" Darauf weinten sie. Man nahm sie ins Bändsel. In dieser Nacht war ich lange im Zweifel, ob ich diese Episode dem Meldebuch anvertrauen sollte. Der Oldenburger mit seiner Seeschlange wunderte sich mehr über unsere Tüchtigkeit und den Mut, als über das Abenteuer der Jungen, um dessen Verschweigen sie uns immer wieder baten. Am andern Morgen wurden die „Helden" mit ihrem „Kriegsschiff" mit dem Dampfer wieder über gesetzt. Wir hörten später, daß die Väter mit Rohrstöcken ziemlich nachgeholsen hätten, Mürbe Apfelstrudel. 300 Gramm Mehl, 60 Gramm Butter, 80 Gramm Zucker, 1 Backpulver, V- Liter Milch. Fülle: Rohe fein gespaltene Aepfel, Zimt, gestoßene Nelken, Zucker. Am Brett zusammen arbeiten, ausrollen, ungefähr 10 Zentimeter breite Streifen schneiden, die Hälfte mit der Fülle belegen, die andere Hälfte darüberdecken. Fügung. E. Gütschow. Ruhig lehnte eine alte Dame in dem Sessel, del rn den kleinen Garten geschoben war. Die letzter Strahlen der untergehenden Sonne sprangen Über das schlohweiße Haar hinweg, das ein bleiches Gesicht um rahmte. Ihr zur Seite saß ein jüngerer Herr, der fest ihre Hand mit der seinen umschloß. „Wie geht es, Mutter?" Frau Geheimrat Norden lachte: ,^)h, recht gut. Aber, Ernst, was ich fragen wollte, weißt du noch nicht, wer meine Retterin war?" Er schüttelte den Kopf. „Nein, Mutter, aber ich werde sie finden." Eine kleine Pause entstand, in der Mutter und Sohn den Gedanken freien Lauf ließen. „Ernst, schau, es kommt so schnell einmal etwas im Leben, es wäre mir eine große Beruhigung, wüßte ich dich erst einmal verheiratet." Unvermittelt war das Gespräch auf diesen Punkt gekommen. Er lachte belustigt: „Das bist so recht du, mach nur erst wieder, daß du mit deinem großen Jungen ausgehen kannst, dann ist schon alles gut, denn die, die ich will, Mutter — dürfte dir ja doch nicht will kommen sein." Wie ein Schatten legte es sich über sein Gesicht. Er sah Helen Börner vor sich mit ihren beiden kleinen Mädels, so wie er sie damals kennengelernt hatte. Aber noch ehe ein Wort zwi schen ihnen gesprochen wurde, das eine Bindung be deutete, winkte die alle Dame damals energisch ab — „eine Witwe, nein." Und noch dazu eine Schneiderin, unmöglich einfach. Er aber stellte seine Besuche zögernd aber end gültig ein. War es die Furcht vor dem inneren Kampf? War es sein überaus großes Pflichtempfinden der Mutter gegenüber? Er wurde sich selbst nie dar über klar. Schnell verabschiedete er sich von der Mut ter bald darauf. Heute aber trieb es ihn zu dem Hause hin — immer schneller wurde sein Schritt. Klopfenden Her zens eilte er die Treppen hinauf, ein stürmisches Klin geln. Flinke Füße liefen zur Tür, ein Blondkopf wurde sichtbar.... „ach, Herr Doktor!" — Staunend fragte es die Kleine. — „Ist die Mutter zu sprechen, Inge?" „Ich will einmal nachfragen." Sekunden vergingen, viel zu lang wurden sie dem Wartenden. Dann wurde er eingelassen. „Frau Helen," fast überftoh klang die Begrüßung, bestürzt aber brach er ab. „Ja, was ist denn gesche hen?" Seine Augen schauten auf die Binde und den Arm der jungen Frau. Sie lachte verlegen. „Nichts, Herr Doktor — ich wollte einer alten Dame behilflich sein und kam dabei selbst zu Fall." „Wo?" Erregt klang sein« Frage und wie unter einem Zwang antwortete sie: „Am Rolandplatz vor ungefähr sechs Wochen." Ganz still wurde es zwischen ihnen. „Frau Helen," jubelte Dr. Norden auf, „wissen Sie auch, wen Sie gerettet haben?" — Prüfend schaut« er sie an, sie nickte verwirrt. „Ihre Mutter, Herr Doktor." „Und dann melden Sie sich nicht einmal?" Vor wurfsvoll stellte er die Frage, sie aber lehnte müd« ab: „Sollte ich Ihnen noch einmal Unruhe be reiten?" Wie ein ertappter Schuljunge schaute der groß« Mann auf die Frau vor sich nieder, „so haben Sir alles gemerkt, Frau Helen?" „Alles," erwiderte sie tonlos. Jetzt aber lachte Dr. Norden auf, wie erlöst, „Doch nicht alles, Frau Helen, denn — dann hätten Si< wissen müssen, daß ich nur immer an Sie — an Dich' verbesserte er sich, „gedacht." Glühende Röte zog ihr über das bleiche und schmale Gesrcht. „Herr Doktor," wehrte sie ab. Abe, er lachte nur übermütiger: ,Ma8 heißt, Herr Dok- tor, Hclen. sagt man so zu dem Menschen, dem man gehören will?" Blitzend heischten seine Augen Ant wort. F?er, Ernst," klang zögernd und doch folgsam Ihre Stimme. „-'Inge - Dorle," jubelte der Mann, „schnell schafft Blumen herbei, wir wollen zur Großmama gehen." Willenlos ließ Frau Helen alles über M er- gehen, sah nur einen, Ernst Norden, wie er alles cnS ordnete, ein glückliches Leuchten in den Augen. Wi« schön war es doch, sich umsorgt zu wissen. Bald ständen sie in dem kleinen Vestibül der ViÜa. Schnell tttte Ernst Norden auf die Mutter zu. „Wen ich dir bringe? Rat eimnalk" Fragend schaute die ave Dame auf: „Nun? „Deine Retterin — ich habe fie gefunden und — es ist meine Braut." Wie im Traum streckte die alte Dame der jungen Frau die Hände entgmeu. «Ich habe Ihnen viel zu danken, viel gutzumächen, «wer ich weiß, Sie haben meinem Jungen immer gefehlt, er wird mir Helsen, den Dank abzutragen." Der ernste schweigsame Gelehrte schien wie um- sewandelt. ,Helen." Immer wieder sprach er den Namen aus und „Inge — Dorle," setzte er leise hin-, zu, „wie reich bin ich doch." Zwei Kinder aber schauten sich schüchtern um and konnten das Geschehene noch immer nicht fassen, solange hatten sie die Mutter nicht lachen gesehen. Der vergnügte Ehemann. „Aber bitte, Else, daß es heute nicht wieder so spät mit dem Abendessen wird!" ' „Wenn du bloß jetzt nicht immer so altklug sein wolltest!" Angenehmer Empfang. Kaufmann zum Reisenden: „Lasten Sie Ihren Musterkoffer nur draußen stehen!" „Ja, aber warum denn?" „Weil ich den nicht auch noch hinauswerfen will!" Die Zauberin. „Ach, Papa, wir haben einen Zauberer gesehen, der konnte Kunststücke machen! Er hat ein Fvanken- stück in eine Blume verwandelt!" „Mein Kind, das ist gar nichts; deine Mutter verwandelt einen Tausendsrankenschein in einen Hut!" Der Sesanglehrer. „Glauben Sie, Meister, daß meine Stimme brauchen ist?" „Sogar vortrefflich: laut Hilfe zu rufen!" s "" - - - ' SU Lös kumvoMH<el 8inchmst 3fl->tmsr><e vkssedön.s'L örinqt b^.-.wn Hatten es viel schwerer mit ller pflege unü ^r- llaltuns idrer Wäscke. lleutä greift «iie erfahren kisuskrau sanreinfscbxu Oer reinen Vollfettselke kumbo im Ksnton un«! kst nun mit venlg dlükeunk! llenkbarsröS- terSttionung «!ie iVästtie «vieäer s«^neeveiö uno kttsttuluktenck lm Vcbronlc