Volltext Seite (XML)
Ue WaWvt der Gtmtindrn. Tire« TWchlieö«ng deö Sächstschen Gemeiu-etages. Der Vorstand des Sächsischen Gemeindetages hat in Angehender Weise Stellung genommen zu der durch einzelne Vorkommnisse der letzten Zeit in den Vorder grund gerückten Finanzlage der sächsischen Gemein- Sen. Er hat nach eingehender Aussprache die nach folgende Entschließung gefaßt: „Der Vorstand des Sächsischen Gemeindetages legt entschieden Verwahrung dagegen ein, daß Vor kommnisse in einzelnen Genreinden verallgemeinert und daraus Vorwürfe gegen die Finanzwtrtschaft der sächsischen Gemeinden überhaupt hergeleitet werden. Die Sparsamkeit, die die Spitzenorganisationen wiederholt ihren Mitgliedern eingeschärft haben, wird im allgemeinen auch in den sächsischen Gemeinden ge- Der Vorstand des Sächsischen Gemeindetages muß aber darauf Hinweisen, wie alle sächsischen Gemein den darunter leiden, daß ihnen trotz der von ihnen eingehaltenen Sparsamkeit zur Erfüllung ihrer stän dig wachsenden Pflichtaufgaben nicht die notwendigen Deckuugsmittel zur Verfügung stehen. Vor allem sind ihnen durch die Uebertragung der bei der Wirtschaftslage ständig wach senden und überdies durch die Maßnahmen des Rei ches gesteigerten Wohlfahrtslasten Ausgaben auferlegt worden, die sie mit den jetzigen Einnahmen nicht decken können. Im besonderen muß darauf vep wiesen werden, daß die Finanznot der sächsischen Ge meinden noch durch die besondere Wirtschafts lage Sachsens gesteigert wird. Weiterhin muß wiederholt betont werden, daß die Ursache der beson deren Finanznot der sächsischen Gemeinden auch in -er sächsischen Steuergesetzgebung liegt. Per Sächsische Gemeiu-etag hat in wiederholte« ^Hndgebungey ans hie bedenkliche Finanzlage der säch- fische« Gemeinde« nnd auf die darans entstehende« Gefahren aufmerksam gemacht. Er mutz erneut aus Uefe Gefahren Hinweisen, die für Gemeinden und A-Mschast entstehen müssen, wenn den Gemeinden nicht die nötige« Deckuvgsmittel verfügbar find. Er mutz daher verlange«, datz bei der bevorstehen- Arr Heuregelung -es Finanzausgleichs und de» M«tergesetzgebu«g im Reiche uud im Lande die Ein- «ahmen der Gemeinden nicht nur nicht verringert, fo«der« entsprechend den ihnen auferlegten Lasten »ud zür Angleichung an die Lage der ni^ ^ fische« Gemeinde« erhöht werden. l. --.1. - Ser Lehrplan der KandeVWüen. ÄSünsche der Wirtschaft. In einem gemeinsamen Gutachten an das Wirt- fchaftsministerium nahmen die sächsischen Jndustrie- und Handelskammern Stellung zum Entwurf eines neuen Lehrplans für die höheren Handelslehranstal ten. Der neue Lehrplan soll vor allem eine einiger maßen gleichmäßige Unterri chtsgrundlage für alle höheren Handelsschulen bilden, ohne die Eigenart der einzelnen Schule zu beeinträchtigen. Die Kammern befürworteten insbesondere eine Vermehrung der Stundenzahl für den Buch- ftthrungsunterricht auf Kosten anderer für den Kaufmann minder wichtiger Fächer. Da die völlige Beherrschung der Buchhaltung für jeden Kaufmann unbedingt notwendig sei, müsse der Buchführungs unterricht in den Handelsschulen erweitert und ver tieft werden. Den für die Staatsbürgerkunde und die Volkswirtschaftslehre vorgesehenen Lehrstoff hielten die Kammern für zu theoretisch. Das Hauptgewicht sei auf die praktische Volkswirtschaftslehre zu legen. Beim kaufmännischen Rechnen sei es notwen dig, mehr als vorgesehen auf die Bedürfnisse der Jn- dustrie einzugehen. Namentlich möchte das Wissen von der Rentabilitätsberechnung eines Fabrikbetrie bes erweitert werden. Die Kammern äußerten noch folgende allgemeine Wünsche: Pflege einer guten und deutlichen, les baren Handschrift, praktische Verwendung der Kurzschrift im Unterricht,Vertrautmachen der Schü ler mit den jetzt üblichen kurzen Formeln im ge schäftlichen Verkehr, Pflege einer dialektfreien Aus sprache. . WLä ! Ser ArdMmsrkt in Sachsen. Zwei entgegengefetzr vermusenöe Entwicklungs linien heben sich zur Zeit deutlich voneinander ab: Ein Steigen -er Zahi der männlichen Arbeits- losen, das in der Arbeitslosenversicherung vom 26, 9. bis 8. 10. 1929 2,3 v. H. betrug und am 3. 10. eine Höhe von 70820 erreichte, und ein Sinken der Zahl der unterstützten Frauen, das in der Berufswoche mit 3,3 v. H. wesentlich stärker war als in der Vor woche, und am 3.10. die Zahl von 39 000 erreichte. Ursache des Rückgangs der weiblichen Arbeitslosen sind vor allem größere Einstellungen in den Seiden webereien, in der Stickerei- und Spitzenindustrie im Vogtlande, in den Kammgarnspinnereien Leipzigs und m den Baumwollspinnereien Zittaus. Bei der Bele- Ming der Spitzenindustrie spricht nicht allein das ein- etzende Wintergeschäft mit, sondern auch die gün. tige Mode für Spitzen bewirkte eine Vermehrung »er Auftragseingänge. Die Mehrzahl der Einstellun gen im Spinnstoffgewerbe wird man jedoch als Mson- bedingt und kurzfristig ansehen müssen. Es ist ferner eine für die gegenwärtige Zeit be- merkenswerte aber bedauerliche Erscheinung, daß nm jeder stärkeren Belebung der Textilindu st r l e ein auffallender Mangel an Facharbeitstras- ten etntritt. Die Arbeitsämter sind bemüht, durch Umschulungsmaßnahmcn den Bedarf zu decken. Di« Erscheinung des Facharbeitermangels erklärt sich durch -le fortschreitende Arbeitsteilung der Industrie, durch die Spezialisierung der Maschinen und durch den schnellen Modewechsel, der fast jedes Halbe Jahr neu. artige Stoffe mit andersartigen HrestellungSmetho- den auf den Markt bringt. Dr. Blüher üder -le Agrarttlse. 1SSS Ausstellung der Deutschen Landwirtschafts« Gesellschaft in Dresden. Aus Anlaß der Herbsttagung der Deutschen Land wirtschafts-Gesellschaft in Dresden gab die Stadtver waltung in den Prunkräumen -es Rathauses einen Empfang. Oberbürgermeister Dr. Blüher begrüßte di« Vertreter der Reichs- und Länderregierungen, sowie eine große Zahl von Tagungsteilnehmern. Der Deut sche Städtetag lieb durch den Oberbürgermeister eben falls sein Interesse an dem Verlauf der Tagung be kunden. Dr. Blüher wies auf die unleugbare Agrarkrise hin und führte dann aus, daß di« Städteverwaltungen den Wunsch Ler deutschen LanS- wirte nach Behebung der Not verstünden und diesen Wunsch teilten. Der Redner gab zu, daß noch nicht in allen Kreisen die Ueberzeugung von der Notlage der Landwirtschaft Platz gegriffen habe. Sache des Rei ches werde es bleiben, zu versuchen, die Notlage der Landwirtschaft zu beseitigen. Zum Schluß rief Dr. Blüher der D. L. G. ein herz liches Auf Wiedersehen im Jahre 1936 zu, wo die Stadt Dresden die große landwirtschaftliche Ausstellung -er D. L. G. begrüßen werde. Für die Begrüßung des Dresdener Stadtvbekhanptes dankte dec Vorsitzende der D. L. G., Kammerherr von Websly. Politische Rundschau. - Berlin, den 11. Oktober 1929. — Während einer nationalsozialistischen Kundgebung in Berlin wurden mehrere Versammlungsteilnehmer sowie der Redner verhaftet und zur Vernehmung nach dem Polizeipräsidium gebracht. :: Ter Leiter der Saarverhandlungen von Simson -ei Hindenburg. Reichspräsident von Hindenburg emp fing den Leiter der deutschen Abordnung für die deutsch- französischen Saarverhandlungen, Staatssekretär a. D. von Simson. :: Herriot am Grabe Stresemanns. Ter frühere französische Ministerpräsident Herriot, der am Don nerstag in Berlin einen Vortrag über Paneuropa hielt, besuchte unmittelbar nach seiner Ankunft in der Reichs hauptstadt das Grab Stresemanns. :: Stresemann-Straße in Saarbrücken. Die Fi nanzkommission der Stadt Saarbrücken beschloß gegen die Stimmen der Kommunisten, die Luifenstraße in Stresemannstraße umzutaufen. :: Der Raiffeisenuntersuchungsausschnß des preußi schen Landtags führte die Vernehmung der Direktoren Seelmann und Schwarz und des früheren GeneraldV rektors Dietrich vorläufig zum Abschluß. Der Aus schuß vertagte sich auf unbestimmte Zeit. Rundschau im Auslande. ; Als Nachfolger des verstorbenen Buzdugan wurde der Richter Saratzeanu in den rumänischen Regentschafts rat gewählt. ; In Konstantinopel finden gegenwärtig Verhandlun gen über den Abschluß eines englisch-türkischen Freund- schaftsvertrags statt; am Montag stattet zum ersten Male seit dem Kriege ein englisches Geschwader türkischen Häfen einen Besuch ab. Englisches Militär darf nicht mehr an Waffenstill standskundgebungen teilnchmen. ; Wie das englische Innenministerium amtlich be kannt gibt, ist die neue Regierung zu der Ueberzeugung gekommen, daß die Zuziehung von Truppenabteilungen zu Kundgebungen am Waffenstillstandstage nicht mehr mit der gegenwärtigen Lage in Einklang zu bringen ist. Nach dem Fall Kabuls. — Ultimatum an Habib Ullah. ; Die Nachrichten von der Eroberung der afghanischen Hauptstadt durch die Truppen Nadir Khans sind bestätigt worden. Ter bisherige Machthaber Habib Ullah ist in der Zitadelle eingeschlossen und aufgefordert worden, sich zu ergeben. Man will ihn dann freies Geleit nach Indien ge währen. Ein Bruder Habib UllahS wurde erschossen. — Man ist der Meinung, datz Nadir Khan möglicherweise Aman Ullah zurückruft. Eine Grenzwache überfallen. Bou ungarische« Zollbeamten. Tie tschechische Nachrichtenagentur verbreitet eine Meldung, nach der ungarische Zollbeamte in nächtlicher Stunde die tschechische Grenzwache bet Parkany über fallen und zehn Schüsse auf die Tschechen abgegeben haben. Ein tschechischer Zollbeamter soll erhebliche Ver letzungen davongetragen haben. Aus Budapest wird der Rücktritt des ungarischen Kriegsministers berichtet. Bötz kabelt: „Abkürzung ver Reise schwer möglich und sachlich bedenklich." — Aktion — Wahlmanöver. Im Berliner Rathause ist von dem in Amerika weilenden Oberbürgermeister Böß folgendes Kabeltele gramm eingelaufen: „Haben in gemeinsamer Beratung Sachlage Skla- rek geprüft, festgestellt, keiner von uns über Geschäfte Sklarek mit Stadtbank irgendwie unterrichtet oder be- Oberbürgermeister, Benecke, Nydahl haben in Jahre zurückliegender Zeit, Benecke, Nydahl auch in letzter Zeit Bekleidungsstücke gekauft. Oberbürgermeister hat alles bezahlt, Benecke, Nydahl in letzten Stunden vor Abreise Erhaltenes noch nicht. Kür Pelzjacke Sklarek waren 27S Mart gefor- »ert. Oberbürgermeister hat diesen Preis abgelehnt und eur,pre«ye«v der Einschätzung »es wahre« Westes mit WUs« de» Sklarek ta«se«d Mart au» eigene? Tasche wohltätig nachweisbar verwendet. Vresseinterview-hier dahin beantwortet, daß Be teiligung von Stadtbeamten für ausgeschlossen, Aktion in Berlin fttr Wahlmanvver halte. Erbitten Berich tigung durch Berliner Presse, gerichtliches Borgeh«» gegen Verleumdungen. Abkürzung der Reise wegen ungünstig«: Schiffsverbindung schwer möglich und fach lich bedenklich. Böß." , I < Schlefienfahrt endgültig vertagt. i Zunächst um eine Woche. — Baldige Turchsührung i, des Hollandflugs? Tr. Eckener ist vom Fest der Luftfahrt in Berlin ' nach Friedrichshafen znrückgekehrt. Ta eine Besserung i der Wetterlage über Deutschland augenblicklich nicht zu ' erwarten ist, wurde die geplante Schlesienfahrt des j Luftschiffes „Graf Zeppelin" zunächst um eine Woche ! verschoben. Tie Fluggäste, die an der Schlesienfahrt l teilnehmen wollten, haben Friedrichshafen bereits wie- I der verlassen. Sobald der neue Aufstiegstermin fest- ! steht, werden sie telegraphisch benachrichtigt werden. ! Es ist nicht ausgeschlossen, daß die Hollandfahrt des i „Graf Zeppelin" noch vor dem Schlesicnflug zur Turch- führung kommt. Am Donnerstag tobten in Friedrichs hafen heftige Stürme. ' * , Zcppcliufahrt nach Schlesien erst im Frühjahr? — Ein Borschlag der Stadt Breslau. Ter Luftschiffbau Zeppelin erhielt ein Telegramm i des Magistrats der Stadt Breslau, in dem mitgeteilt i wird, die schlechte Wetterlage habe zu Störungen des i planmäßigen Luftverkehrs geführt. Tas Ausbleiben des ; „Graf Zeppelin" habe in der Bevölkerung Mißstimmung ; hervorgerufen. Breslan verkenne jedoch nicht, daß ein Start für das Luftschiff unmöglich gewesen sei. Ta vie Wetterlage in dieser Jahreszeit voraussichtlich un sicher bleibe, empfehle der Magistrat BreSlau, die Schle- sicnfahrt auf Frühjahr 1930 zu verlegen. i Goldmacher oder Schaumschläger? Eine amtliche Erklärung zur Goldmachrrei Tausends, s — Nnd die ZiMrettenschacht«. Amtlich wird üder die Goldmacher« des Herrn > Tausend mitgeteilt, daß die Versuche unter schärfster - Kontrolle stattgesunden haben. Am Schluß -er Bersuck-e übergab Tausend einen Edelmetall-Kern im Gewicht von nicht einem Zehntel Gramm, »er zweifellos aus reinem Gold besteht. Der : Ker» ist aus einer Bleiprobe im Gewicht vou 1,67 s Gramm ausgeschmolzen. I Die Sachverständigen bezeichnen das Ergebnis als ! überraschend günsttg und den bisherigen Erfahrungen der Wissenschaft widersprechend. Andere denken anders. * k Gerichtssaal. A Tie Sühne für 114 Tote. In Rußland hat das Bezirksgericht in Wladimir im Prozeß gegen die Schuldigen des im März im Torf Jgolkino er folgten Kinobrandes, bei dem 114 Personen ums Leben kamen, das Urteil gefällt. Ter im Vorführungsraum befindliche Mechaniker erhielt drei Jahre, zwei weitere Angestellte erhielten je ein halbes Jahr Gefängnis. Ein Riesenschmuggelprozeß in Kattowitz. Vor der Strafkammer in Kattowitz begann ein Riesen schmuggelprozeß gegen 34 Angeklagte, zum Teil an gesehene Kaufleute aus Kattowitz, die Seiden- und an dere wertvolle Waren kurz nach Beginn des Zoll krieges zwischen Polen und Deutschland geschmuggelt haben. Unter den Angeklagten befinden sich auch meh rere Zollbeamte, die wegen Bestechlichkeit angeklagt sind. Zu der Verhandlung, die etwa acht Tage dauern dürfte, sind etwa 60 Zeugen geladen. Tie Verteidigung haben vier bekannte Rechtsanwälte aus Ostoberschlesien über nommen. -!- Tie Schlägerei in Leinburg vor Gericht. Am 9. März war es in Leinburg bei Nürnberg in einer Wirtschaft zu einer wüsten Schlägerei zwischen Stahl helmern und Arbeitersängern gekommen, wobei es einige Verletzte gab. Vom Erweiterten Schöffengericht Nürnberg wurde jetzt ein Stahlhelmangehöriger wegen gefährlicher Körperverletzung zu zwei Monaten Ge fängnis, ein anderer Stahlhelmer wegen Vergehens gegen das Vereinsgesetz zu 20 Mark Geldstrafe, und i ein Angehöriger des Arbeitergesangvereins wegen ge fährlicher Körperverletzung zu zwei Wochen Gefängnis, ein zweiter Arbeitersänger wegen der gleichen Straftat ' zu 50 Mark Geldstrafe verurteilt. Tie übrigen ange- s klagten Stahlhelmangehörigen wurden freigesprochen. ! Aus Stadt nnd Land. Ausstellung „WaS, wie, wo?" In Berlin wurde . am Donnerstag die auf vier Tage berechnete, von > der Zentrale der Haussrauen-Vereine Groß-Berlin ver- j anstaltete Ausstellung „Was, wie, wo?" in den Räumen des Zoo eröffnet. Tie Ausstellung bietet einen Ueber- blick über alles das, was für eine Hausfrau wissens wert ist. Es ivird vor allem Wert gelegt auf die zweck- , mäßige Gestaltung des Einkaufs der Waren, sowie die zweckmäßige Zubereitung. Tas weiteren befindet sich - m der Ausstellung eine Industrie-Abteilung, in der > kunstgewerbliche Tinge daraestellt werden sowie eine - Hausfrauenschule und Lehrkochgänge. d»ck< als Gärtuer. Ter Polizeipräsident von Borgö in Finnland hat feststellen müssen, daß vier Polizeibeamte seiner Stadt im Dienste der Spiritus- ' schmuggler gestanden hab«». Es hat sich erwiesen, daß .^.^v^isten einem Kraftwagenzug, der mit Schmug- gelspirttuosen beladen war, und sich in das Innere des Landes bewegte, vorangefahren sind und damit die Schmuggler wirksam beschützt haben. Für diese Dienstleistung haben die Polizisten 3500 Finnenmark, v. h. 350 Reichsmark, Belohnung erhalten. In diesem Zusammenhang beabsichtigt das finnländische Innen-