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:: Li« interparlamentarische HandelSkonsereitZ i« ' Berlin fand mit einem großen Festessen ihren Ab schluß. Reichsminister Dietrich-Baden führte aus, kleine und kleinste Zollgebiete, wie sie namentlich in Europa bestünden, paßten nicht mehr in unsere Zeit. Bon besonderer Bedeutung sei das Problem der Landwirt schaft. - :: Erkrankung des volkspartcilichen FraktionS^or- sitzendcn Scholz. Dr. Scholz, der Vorsitzende der Reichs- tagsfraktion der Deutschen Volkspartei, leidet an den Folgen einer im Felde erworbenen Ruhr. Tie be handelnden Aerzte haben volle Ruhe und vollkommenes Fernbleiben von jeder Tätigkeit angeordnet. : Rundschau im Auslande. ; Der zurückgetrctene Bundeskanzler Deutschösterrc'.chS , Streeruwitz soll demnächst zum Präsidenten der Bundes- bahnen ernannt werden. ; Der der Bestechung angeklagte frühere japanische Minister Ogawa ist in das Gefängnis von Tokio übcr- geführt woroen. . Wirtschaftliche Zusammenarbeit der Kleinen Entente mit Polen. ; In Bukarest werden für die zweite Oktoberhälfte Vertreter der Mitgliedstaaten der Kleinen Entente zu Wirtschaftsverhandlungen erwartet. Zu den Verhandlungen soll auch Polen hinzugezogen werden, weil Bestrebungen ! tm Gange sind, eine wirtschaftliche Einheit der Staaten i Rumänien, Südslawien, Tschechofwivakel und Volen her- ! zustellen Keine Mietserhöhungen in Preußen. Zu den von verschiedenen Zeitungen gebrachten Nachrichten, daß in Preußen eine Erhöhung der Mie ten bevorstehe und über das Ausmaß der Erhöhung bereits Besprechungen stattgefunden hätten, wird aus dem Ministerium für Volkswohlfahrt mitgeteilt, daß solche Besprechungen nicht stattgefunden haben. Eine Erhöhung der Mieten in Preußen ist daher nicht zu erwarten. Geständnis im Sklarek-Skandal. Ler verhaftete Sekretär Lehmann über die Art ver Betrügereien. j Im Berliner Millionen-Skandal hat der Privat- j sekretar Lehmann der verhafteten drei Brüder Sklarek ein volles Geständnis abgelegt. Lehmann hat mit Wissen der Gebrüder Sklarek ! seit längerer Zeit die Fälschungen bettieben. Er fer tigte größere Aufträge an, die zunächst von Schreib maschinendamen mit der Maschine ausgeschrieben wurden. Lann ließ er die Aufträge noch einmal hand schriftlich ausstellen, versah sie mit den gefälschten dnrchgepansten Unterschriften der beiden Beamten, die zeichnen und gegenzeichnen mußten und wartete ab, bis eine Anzahl kleinerer echter Anfträge einging. Mit diesen zusammen übergab er seine gefälschten Formu lare, die amh die Unterschriften der Gebrüder Sklarek trugen, der Stadtbank, di« sie in Bausch und Bogen bezahlte. Nach dem Geständnis des Lehmann ist die Unter schiebung nicht nur einmal, sondern des öfteren vor genommen worden. Kein «erdacht der Mittäterschaft gegen die Direktoren der Stadtbank. Wie von feiten des Berliner Magistrats verlautet, besteht ein Verdacht der Mittäterschaft gegen die Di rektoren der Stadtbank in der Angelegenheit der den Gebrüdern Sklarek zur Last gelegten Veruntreuungen zur Zeit nicht. Tie Amtsführung der Stadtbank wird jedoch geprüft. Tie gesamten Verbindlichkeiten der Brüder Sklarek ber der Stadtbank betragen 10 Millionen Reichsmark. i Demgegenüber stehen an Vermögenswerten drei Villen im Werte von sechs Millionen, zwei Rennställe im Warte von dreieinhalb Millionen, Warenlager im Werte von schätzungsweise drei Millionen sowie einige weitere Werte, darunter auch ein Grundstück am Spit- telmarkt in Berlin. Durch vre Machenschaften der dre» Brüder ist die Berliner Stadtbank um etwa 9Vr bis 1« Millionen Mark geschädigt worden. Die Firma lieferte für die städtischen Dienststellen und Beamten und für die Be zirksämter sämtliche Bckleidnug und das Schuhzeug. Wie fie betrogen. Tas Rachrichtenamt der Stadt Berlin gibt über diese Skandalasfäre einen Bericht, dem wir folgendes entnehmen: Tie Gebrüder Sklarek hatten aus Grund eines Vertrages mit der Stadt Berlin ein Recht auf Be lieferung der städtischen Dienststellen, Anstalten und Bezirksämter mit sämtlicher Bekleidung, Textilien und Schuhwaren. Die Sklareks, die auch ihre sonstigen Ge schäfte über die Stadtbank leiteten, haben sich ihre Forderungen an die Bezirksämter und Anstalten be vorschussen lassen, indem sie Rechnungen für geliefert« Waren an die Stadtbank mit dem Vermerk gaben, daß Zahlung nur auf das Konto der Gebrüder Sklarek bei der Stadtbank zu leisten sei. Tie Stadtbank gab diese Rechnungen durch eingeschriebenen Brief an die Bezirksämter und die anderen Dienststellen weiter. Li« «uf dieser Grundlage gegebenen Gelder, deren Höh« jeweils von dem AreditanSschuß der Stadt- dank festgesetzt wnrde, erreichten im Lauft der Zeit eine Höh« von mehreren Millionen Mart. Daneben sind dann später außer den Rechnun gen auch Bestätigungen großer Aufträge von städti schen Dienststellen uns Anstalten als Kredttunterlagen benutzt woroen, indem der Stadtbank Abschriften der , Bestätigungsschreiben der Gebrüder Sklarek an die Be zirksämter eingereicht wurden. Tiefen Bestätigungs schreiben waren Durchschriften eines von zwei städti- Lsutt -l-vse zu 1 M. bei allen Kollekteuren l Ziehung bestimmt am 5. und 7. Oktober schen Beamten unterschriebenen Bestellnachweises bet gefügt. In diesen Fällen sind dann die Aufträge bzw, > Rechnungen nicht in der üblichen Weise an Vie Be- ' zirksümter usw. mit eingeschriebenem Brief geschickt , worden, sondern es wurde die Abschrift des Bestättz- ! gungsschreibens nebst Durchschlag des Mittags M - ausreichend angenommen und in den Kreditakten o-r ! Stadtbank verwahrt. Gefälschte Unterschriften. ! Tie Prüfungen haben jetzt ergeben, daß diese < träge und Bestätigungsschreiben fingiert gewesen sink, wobei auf den Bestellnachweisen die Unterschriften der städtischen Beamten gefälscht worden sind, so daß für diese Austtäge Ansprüche und Forderungen oer Gebrü- Sklarek an städtische Dienststellen und Anstalten gar ; nicht bestehen. Die vorläufig«« Untersuchung«« bei zwei Bezirks- - ämtcr« haben ergebe«, daß ve« angebliche« Forder««. i gen der Gebrüder Sklarek in Höhe vo« mehreren hmt- ; derttansend Mark tatsächlich ««r ganz gering« rück- I ständig« Zahlungen der Bezirksämter gegcniiberstthen. > Hiernach besteht die Wahrscheinlichkeit, daß auch bei ! den angeblichen Forderungen an andere Bezirksämter i Fälschungen in großem Stil vorgenommen worden lind Weitere Geständnisse der Sklareks. Nach einem vielstündigen Verhör der Verhafte ten im Sklarek-Skandal ist es den vernehmenden Kri minalkommissaren gelungen, die ganze Bettugsaffäre beinahe vollständig aufzuklären. Als den drei Brü dern Sklarek das Geständnis des Hauptbuchhalters Leh mann vorgehalten wurde, bequemten sie sich gleichfalls zu Geständnissen. Sie bestritten dann aber noch, in betrügerischer Absicht gehandelt zu haben. * i Untersuchung des Falles Sklarek durch ve« Ober- Präsidenten. f - Berlin, 28. Septbr. Ter Oberpräsident der f Provinz Brandenburg hat auf Grund seines Kom- j munalaufsichtsrechtL in der Angelegenheit Sklarek eine ! amtliche Untersuchung angeordnet. Geheimverhandlung im Eckermannprozeß. Auch die Presse ausgeschlossen. In dem Prozeß gegen den früheren Oberleutnant Eckermann, der angeklagt ist, 1923 als Mitglied der Schwarzen Reichswehr den Feldwebel Bolt mit der Erschießung des Fritz Bayer beauftragt zu haben, be schloß das Schwurgericht Schwerin nach kurzer öffent licher Sitzung, unter Ausschluß der Oeffentlichkeit zu verhandeln. Auch die Presse darf den Saal nicht be tteten. Tie öffentliche Sitzung des Schwurgerichts brachte nur den Antrag der Verteidigung, die Oeffentlichkeit wegen Gefährdung der Staatssicherheit auszuschließen. Ter Oberstaatsanwalt unterstützte den Antrag, weil auch der Prozeß Volt unter Ausschluß der Oefsentlich- kett durchgeführt worden war. Auf dem Zeugenttsch war der Schädel des Erschossenen niedergeleat. Schwere Sturmflut bei Wilhelmshaven Eine gewaltige Sturmflut, die über die norddeutsche Küste hereinbrach, setzte die Kaianlagen von Wilhelms haven tief unter Wasser. 1V Jahre Technische Nothilfe. Neber 6 Millionen Arbeitsstunde«. Am 30. September blickt die Technische Nothilse auf ihr 10jähriges Bestehen zurück. Der in der T. N. dem Staate zur Verfügung stehende „technische Re serveapparat" ist in schweren Notteiten von der Re gierung aufgerufen und zur Beseitigung von öffent lichen Notständen mit Erfolg eingesetzt worden. Zur Aufrecht«rhaltung l«be«Swtchtiger Betriebe Ware« in diese« 10 Fahren SV V27 Rothelfer mit einer Leist««- von 8,8 Millionen Arbeitsstunde«, im KatastrophenhilfSdienst 18 SS« Rothelfcr mit ei«er Leistung vo« 247»«« Arbeitsstunden eingesetzt. Ohne technische Vorbereitungen und ohne eine dauernde innere Organisations-Aufbauarbeit wäre es nicht möglich gewesen, die umfangreichen und tech nisch oft schwierigen Einsätze durchzuführen. Die stets Vervollkommnung des inneren Aufbaues war deshalb gegenüber den Einsätzen ein« nicht minder wichtige Arbeit der zurückliegenden 10 Jahre. Aus Stadt und Laud. 8« gab« „Oftfteboft" «rödeliu. Am 1. Ok tober kann der in Kröpelin (Mecklenburg) erschei nende „Ostfeebote" auf sein fünfzigjähriges Bestehen zurückbli m. Trotz der schwierigen Verhältnisse wäh rend des Krieges und der Inflation hat sich das Blatt behaupten können, und nicht zuletzt dank der Treue der Abonnenten, die somit ein gutes Beispiel für dis immer wieder betonte notwendige Pflege der Heimat- Presse gegeben haben. Eilt Güterzug entgleist. In Aachen entgleiste auf der Straßenüberführung in der Kurbrunnenstraße aus bisher unbekannter Ursache der Güterzug 9954 kurz «ach seiner, Ausfahrt aus dem Hauptbahnhos. Dabei wurden vier Güterwagen zum Teil zerstört. Einer der entgleisten Wagen hing über die Brücke in die Straße hinein und drohte jeden Augenblick abzustürzen. Die Gefahr konnte jedoch beseitigt werden. Menschen sind glücklicherweise nicht zu Schaden gekommen. Ter Sachschaden ist sehr bedeutend. Tie Aufräumungsarbei- ten dauerten mehrere Stunden. Ein Postbeamter als Bricfräuber. Ein seit Jahr zehnten tm Dienste der Reichspost stehender Postsekre- tür des Hauptpostamtes in Frankfurt a. M. wurde dabet betroffen, wie er Eilbriefe in die Tasche steckte. Man vermutet, daß er die Beraubungen von Eilbriefen aus- geführt hat, die seit einiger Zeit festgestellt wurden, ohne daß der Täter bisher ermittelt werden konnte. Ta seit seiner Verhaftung keine weiteren Diebstähle vorgekommen sind, kann man annehmen, daß man den Schuldigen gefaßt hat, wenn der Verhaftete auch bisher die Tat leugnet. Ter Verlust, der durch die Räube reien entstanden ist, beträgt bisher 15 000 Mark. Ei« ncucs englisches Riesenluftschisf? Obgleich die englischen Luftschiffe R. 100 und N. 101 noch nicht fertiggestellt sind, werden, wie aus London berichtet wird, in England schon Pläne für ein neues und grö ßeres Luftschiff erwogen. Es soll ein Hochseelustschiff werden, das eine Länge von 280 Metern und Men Durchmesser von 75 Metern besitzt. Der GaSraum wird mit 12 Millionen Kubikfutz angegeben. Unterhalb des Flugkörpers sollen zwei je 100 Meter lange Schwimmer angebracht werden, die auf hoher See, mit Wasser gefüllt, zugleich als Ankervorrtchtung dienen sollen. Besonders gebaute Pumpen entfernen das Wasser aus den Schwimmkörpern vor dem Start. Vier zehn Motoren liefern die Antriebskraft. Passagier- und Mannschaftsräume sollen innerhalb des Luftschiffkör pers untergcbracht werden. Tie gegenwärtig zur Ver fügung stehende Halle reicht zum Bau nicht aus und müßte vorher erweitert werden. Tie Tragfähigkeit ist für 400 Mann berechnet. Die Eisenbahnlinie Riga—Liba« eröffnet. Unier großen Feierlichkeiten wurde die neue Eisenbahnlinie, die Li bau über Gluda-Pfalzgrafen mit Riga ver bindet, vom lettlündischen Staatspräsidenten eröffnet. Die Eröffnung dieser Bahn bedeutet für Lettland ein Verkehrsereignis erster Ordnung. Durch die neue Bahn, die russische Spurweite aufweist, erhält die Hafen stadt Libcm eine direkte Bahnverbindung mit Rußland, und damit gewinnt die neue Bahn auch internationale Bedeutung. Großfeuer im Hafen von Leningrad. In Lenin grad brach in den Speichern am Hafen ein Großfeuer aus, durch das vier große Speicher vollkommen em- geäschert wurden. Es bestand Gefahr, daß der Brand auf einen in der Nähe befindlichen Benzintank und ein Oellager Übergriff. Es gelang aber den Bemühun gen der Feuerwehren, den Brand auf seinen Herd zu beschränken. Fünf Millionen Mark Lösegcld für drei deutsch« Missionare. Wie aus H ongkong gemeldet wird, sind chinesische Banditen an die Baseler Mission in Kaying hcrangetreten. Sie verlangen für drei gefangengeuom- mene deutsche Missionare ein Lüsegeld von fünf Mil lionen Mark. Ter Forderung an die Baseler Mission ist hinzugefügt, daß die Gefangenen getötet würden, falls das Lösegeld nicht innerhalb von sechs Wochen eingehe. Tais»« über Japan. In den nördlichen Teuen Japans herrscht ein starker Taifun. Tie Schiffsver bindungen zwischen Hakodate und der Insel Sachalin sind unterbrochen. Tie japanischen Funkstationen emp fangen unaufhörlich SOS.-Nufe von Schiffen, die sich im Taifungebiet in Seenot befinden. Tas japanische Marineministerium hat angeordnet, daß unverzüglich Kriegsschiffe auslaufen sollen, um den in Seenot be findlichen Schiffen zu helfen. Bisher werden mehrere japanische Fischerboote vermißt. Ha««. Vor dem hiesigen Schöffengericht fand die Verhandlung gegen Dr. Stabiler, Mitglied des Bundesvorstandes des Stahlhelms, wegen Vergehens gegen das Republikschutzgesetz statt. In einer Land bundversammlung in Delitzsch war Dr. Stadtler wäh rend seiner Rede der Zwischenruf „Kuhfladen" ge macht worden. Er antwortete darauf, daß er in einer Rede in Pommern die heutigen Zustände mit einem Kuhfladen verglichen, deswegen in Anklagezustand ver setzt, jedoch vom Schöffengericht in Gollnow freigespro chen worden sei. Das Gericht in Halle erblickte jedoch in der referierenden Wiedergabe dieses Vergleiches eine neue Beleidigung der Republik. Das Gericht verur teilte Stadtler zu 300 Mark Geldstrafe. Dr. Stadt ler hat gegen das Urteil Berufung eingelegt. Halft. Im Ammoniakwerk Merseburg ereignete sich ein bedauerlicher UnglückSsall. Auf einer Rohrleitungsbrücke hatte ein Schlosser einen kurzen Eisenträger auögebaut und wollte ihn auf das zu die sem Zweck dicht unter der Arbeitsstelle errichtete Po dest ablegen. Beim Uobersteigen einer über dem Po dest laufenden Rohrleitung glitt er aus, wobei oer Eisenträger über das Geländer zur Erde siel. Der zufällig vorübergehende verheiratete Meister Wilhelm Fi cher wurde so unglücklich am Kopf getroffen, daß er auf der Stelle tot war.