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Weitzeritz-Zeitung Tageszeitung un- Anzeiger sür Dippol-iswal-e, Schmieöeberg «.L Aettepr Zettnng »e« LeztrkL Giese« Bla» eulhSU -le amMchru Bekmmlmachnnge« »er Amlshauolmarmschaftz -e« Amlsgerichl« nutz »es Sladlral« zu Dippol-iswald« DercmwoMA« AedakiE Sekr Sed«» — Druck mrb Derlasr Sari Setz« k» Vkn»sI»k«»aU«. Nr. 162 Montag, am 15. Juli 1929 95. Jahrgang Anzeigenpreis: Dte 42 Millimeter breite PetttzeU« 2V Reich Spfermtge. LingejaM und Reklamen 80 Retchspfeimlge - Bezugspreis: Für einen Monat 2.20 RM. mit Zutrauen, einzelne Nummern 18 Reich»- Pfennig« :: Gemeinde - DerbandS - Girokonto Nr. 3. :: Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 403 :: Postscheckkonto Dresden 12848 trr—>1 ,ci Iiiiilll» 17 Oertliches und Sächsisches, Mppoldiswalde. Sonntag vormittag wurden von Stau wärter Thümmrich die Leichen der beiden jungen Mädchen Elsa Knorr aus Niedersedlitz und Elsa Stüber aus Chemnitz, die am Anfang vergangener Woche den Tod in der Tal sperre gesucht haben, in der Nähe der Brunnerschen Villa aufgefunden und bei der Motorbootshaltestelle ans Land gebracht. Die Mädchen sind Arm in Arm ins Wasser ge sprungen und wurden so auch aufgefunden. Die Leichen wurden nach der Totenhalle in Dippoldiswalde gebracht. Dippoldiswalde. Die Motorspritzenabteilung wurde gestern — erstmalig durch die neue Alarmeinrichtung — um 1,28 Uhr zu der Uebung in Windischcarsdorf alarmiert und rückte nach kurzer Zeit ab. Die Prüfung und Abnahme der Alarm einrichtung findet Freitag vormittag 10 Uhr durch den Kreis vertreter, Landesverbandsvors. Müller, Schmiedeberg statt. Mppoldiswalde. Der alte Steinbruch ist und bleibt ein behagliches Fleckchen. Am Sonntag nachmittag gegen 5 Uhr gab er in seiner äußeren Aufmachung ein Spiegelbild der Bergpredigt. In malerischen Gruppen hatten sich Städter und Sommerfrischler in den Nischen und auf den Steinhalden niedergelassen. Aber auch in seelischer Beziehung gilt der Ver gleich mit jener Versammlung. Waldfeier, oder noch treffender Waldandacht sollte begangen werden; wozu Po saunenklänge und gemeinsame Gesänge die recht empfängliche Stimmung hervorriefen. OKR. Michael begründete in kurzer Einleitungsansprache, daß der so sehr beliebte Maidgottesdienst wegen des zunehmenden Auto- und Motorradverkehrs nicht mehr auf dem bisherigen Platze in der Eichleithe stattsinden könne. Wohl seien der Menschheit die Fortschritte der Technik und des Verkehrs zu gönnen; aber eine gottesdienstliche Hand lung vertrage eben nicht solche Störungen. Mitten unter den Weltunruhen höre inan aber Töne wie Sehnen und Ver langen nach stillen Stunden der Hingabe zu Gott. Als zweiter Redner trat an das Pult Pfarrer Lic. Vetter aus Seifhenners dorf, uns von seiner Kipsdorfer Amtstätigkeit her schon als gewaltiger Redner bekannt. Er zeichnete vor den lauschenden Hörern den Waldsrieden als Bild des menschlichen Lebens. Sei nicht vielmehr auch im Walde gar viel Kampf zwischen den großen Bäumen und dem niedrigen Gestrüpp, wie auch zwischen den Tieren? Wüten nicht Blitz und Sturm zer störend? Und doch, wenn wir die Natur sinnend betrachten, und der Gaben Gottes dankbar erfreuen und Jesu Wegweisung himmelwärts befolgen, dann werde sein Wort auch an uns wahr: „Friede sei mit euch!". Nach kurzem Dankgebet sür Gottes Eüte und dem Schlußgesang verließ man unter den Abschiedsklängen der Posaunen die traute Stätte wirklichen Waldfriedens. Dippoldiswalde. Auf froher Wanderfahrt begriffen, hielten gegen 80 Turner und Turnerinnen vom „Turnverein 1846 Kamenz" am Abend des Sonnabend Einkehr in unserer Stadt. Unter den Klängen des Cpielmannszuges und in Begleitung von Mitgliedern des Allgemeinen Turnvereins, die ihnen ent gegen gegangen waren, zogen sie nach der Vereinsturnhalle, wo ihnen Quartier teils bei Mitgliedern, teils in der Jugend herberge, teils in der Halle selbst zugcwiesen wurde. Kurze Zeit danach vereinigte man sich im Reichskronensaale, um hier einige frohe Stunden in Gemeinschaft zu verleben. Will kommen- und Ecgengruß der beiderseitigen Vorsitzenden, heilere Vorträge und allgemeine Gesänge kürzten die Zeit und nur zu rasch mußte zur Ruhe gegangen werden, damit die Gäste am Sonntag frisch zum Weilermarsche waren. Dieser führte zur Talsperre Malter, mit Rast und erfrischendem Bad und -weiter durch den Rabenauer Grund der Heimat entgegen. — Flüchtig geworden ist heute, am IS. Juli der Bäcker lehrling Wilhelm Erler, der bei einem Bäckermeister in Herms dorf in Stellung war, unter Mitnahme von 75.— Mark Bargeld. Dieses hat er teils seinem Meister, teils einem Lehr kollegen nach Erbrechen dessen Koffers entwendet. Erler ist 14 Jahre alt, klein, trägt ausgewaschene Windjacke, darunter einen Pullover, schwarze Cchnürrschuhe. Beim Antrefsen wird um Nachricht an die zuständige Polizeistelle oder an Gendarmerie-Standort Bärenfels gebeten.s^^ — Ein guter Fang glückte der Gendarmerie am Freitag während einer in Zehren durchgeführten allgemeinen Auto- kontrolle. Es wurde ein 19 Jahre alter Kraslwagcnsührer Otto aus Bremen mit einem Kraftrad angehalten. Er war zwar im Besitze eines Führerscheins der 3b, konnte sich aber sonst nicht ausweisen. Die Papiere wollte er verloren und mit dem fast neuen, jedoch bereits beschädigten Fahrzeug in Bremen einen Zusammenstoß erlitten haben. Otto wurde sestgenommen und dem Amtsgericht Meißen zugeführt. Das Kraftrad hatte er am 10. Juli erst gestohlen. — Am 29. Juni war im Arnoldbad ein 10 Jahre alles Schulmädchen beim Diebstahl einer Damentasche, die ein gol denes Armband und eine silberne Damenuhr enthielt, auf frischer Tat betroffen worden. Der Verdacht, daß die jugend liche Diebin schon längere Zeit derartige Diebstähle, insbe sondere im Arnoldbad verübt wurde, bestätigte sich. In ihrer elterlichen Wohnung wurden noch sechs gestohlene Geldtäschchen und zwei Damenhandtaschen vorgefunden. 3m Besitze ihrer Mutter, die das Treiben ihres Kindes nicht nur geduldet, sondern sogar unterstützt hatte, wurden mehrere Leihhaus- scheine vorgefunden, auf die gestohlene Damenuhren verpfändet worden waren. — Die Dresdner Vogelwiese hat nun wieder einmal ihr Ende erreicht. Es dürfte nicht uninteressant sein, daran zu erinnern, daß in wenigen Tagen, am 2. August, ein Zeit raum von 20 Jahren verstrichen ist, wo der Schreckensruf durch Dresden und das Land eilte: „Die Dresdner Vogel wiese brennt!" Zu damaliger Zeit waren die Sicherungen noch nicht so durchgeführt, wie dies nachher angeordnet wurde. Auch die Löschverhältnisse standen bei weitem nicht auf der jetzigen Höhe. Die Dresdner Berufsfeuerwehr und alle be nachbarten Feuerwehren der Umgegend wie auch dieEarnisons- spritze beteiligten sich mit Unterstützung des Militärs an der Bekämpfung des Vogelwiesenbrandes, bei dem etwa der dritte Teil an Buden und Schankzellen in Flammen aufgegangen war. Weit schrecklicher als der Brand selbst waren aber die Gerüchte über die angeblichen Menschenopfer, die überall hin verbreitet wurden. Riesenhafte Explosionen sollten stattgefunden haben und gar Menschenköpfe oder andere Körperteile in der Luft herumgeflogen sein. Tatsächlich waren nur etwa zwanzig Personen, zumeist Schausteller, die beim Bergen der Sachen sich beteiligt, durchweg nur leichterer Natur verletzt worden und Todesopfer überhaupt nicht zu verzeichnen. — Der Schriftsteller Müller-Heim, gegen den wieder Untersuchung wegen verschiedener Straftaten schwebt, hat sich der ihm drohenden Verhaftung durch die Flucht entzogen. Seifersdorf. In der Nähe des ehemaligen Steinbruchs bei der Walterschen Villa kam heute morgen die Leiche des am 19. Juni beim Baden ertrunkenen Dresdner Musikschülers Georg Unterstell an die Wasser-Oberfläche und wurde vom Stauwärter gelandet. Die Leiche wurde nach polizeilicher Auf hebung nach der Totenhalle des Friedhofs Seifersdorf gebracht. Wendis clicansdopf. Bei Gutsbesitzer Renner hier flog Sonntag vor acht Tagen eine Brieftaube ins Wohnzimmer. Auf zwei Ringen am Fuße war vermerkt: Solinger Vereini gung 470 und Nummern 28/450 und 01300. Die Taube wurde mit Futter versorgt und dann wieder freigelassen. Obercarsdorf. Das am Sonntag vom Deutschen Turn verein abgehaltene Sommerfest nahm in jeder Beziehung einen guten Verlauf. Die Veranstaltung kann wieder ohne weiteres auf das Erfolgskonto des Vereins verbucht werden. Kreischa. Am Sonntag, den 14. Juli, vormittags 1/211 Uhr fand im Saale des Gasthofes zum Erbgericht eine Ver sammlung der Nationalistischen Deutschen Arbeiterpartei statt, die seitens des hiesigen Publikums nur schwach besucht war. Von der S.A.-Abteilung Dresden waren ca. 200 Mitglieder mit 4 Fahnen und Cpielmannszug erschienen, die am Abend vorher in Reinhardtsgrimma einen Werbeabend veranstaltet hatten. Nach 2 Musikvorträgen eröffnete der Obmann der Ortsgruppe, Postsekretär Müller—Kreischa die Versammlung und erteilte Parteigenosse C. Mayer <M. d. L.) das Wort zu seinem Vortrage über: „Marxistischer Regierungs-Kuh handel". Derselbe sprach von dem großen Erfolge seiner Partei, unterzog die Arbeit im Parlamente einer scharfen Kritik und forderte auf zum Widerstand gegen die Erfüllungs politik und Lasten unseres Volkes. Nur die gesamten Stände des Volkes können in ihrer Geschlossenheit die Geschicke des selben lenken, ein Gedanke „Deutschland" soll uns bestreben, ! im Volke muß der Glaube an sein Vaterland und das Wieder aufeistehen zur allen Größe erweckt werden. Dem gewandten, fesselnden Redner wurde reicher Beifall zuteil. Von einer Aussprache sah man ab, Dankensworte des Obmanns bildeten den Schluß der anregenden Versammlung. kelckenau, 14. Juli. Heute nachmittag stießen an der Kreuzung Haupt- und Dohnaer Straße vor der Pestalozzi- schule zwei Motorräder zusammen. Der in Richtung Dresden fahrende Hilssmonteur Börngen aus Chemnitz, der kurz vor der Kreuzung in scharfem Tempo einen Kraftwagen über holt hatte, fuhr dem in Richtung Dohna von rechts kommenden gleichaltrigen Zimmermann Mehnert aus Naundorf bei Frei- > berg in die Flanke. Alle vier, Mitfahrenden wurden verletzt, ! drei davon schwer, daß sie ins Johanniter-Krankenhaus ge bracht werden mußten. Freiberg. Wie schon kurz gemeldet, wurde im Ritterguts walde Wegefarth ein junger Mann tot aufgefunden. Dazu tellt die Kriminalabteilung mit: Am Freitag, dem 12. Juli, vormittags gegen 10 Uhr, fanden auswärtige Pilzsucher im Rittergutswald Wegefarth den vollkommen entblößten Leich nam eines jungen Menschen. Der Tote lag im Dickicht und war mit den Unterschenkeln und dem linken Unterarm an Fichtenstämmen gefesselt, während der rechte Unterarm am rechten Oberschenkel gefesselt war. Zur Fesselung sind ge brauchte Garben- oder Strohbänder verwendet worden. 2n unmittelbarer Nähe des Tatortes lag ein blutdurchtränkter weizenartiger Getreidesack in der Größe von 125 mal 155 und der handschriftlichen Bezeichnung Fodo oder Fodor. Dem Toten war die Kehle durchschnitten und die Geschlechtsteile waren abgetrennt, so daß ohne Zweifel mit Lustmord ge rechnet werden kann. Der Tote wird zweifellos mit dem Dienstknecht und ehemaligen Fürsorgezögling Erich KurtZellmar, am 27. Mai 1911 in Dresden geboren und seit Sonntag, den 7. Juli, bei dem Gutsbesitzer Zieger in Crossen als Dienst knecht in Stellung personeins sein. Zellmar ist am Sonntag, dem 7. Juli, sortgegangen, um sich in Meißen einen neuen Anzug zu kaufen. Seit dieser Zeit war Zellmar abgängig. Für die Ermittlung des Täters ist eine Belohnung von 1000 Mark ansgesetzt. — Nach einer Mitteilung der Kriminalpolizei in Freiberg war es möglich festzustellen, daß der Ermordete mit einem angeblichen Kaufmann in Verkehr gestanden hatte» der aber im Juni unbekannt verzogen war, mit dem Er mordeten aber weiter im Briefwechsel gestanden hatte. Es wurde weüer in Groß-Kagen festgestellt, daß dieser angebliche Kaufmann Herbert Becker z. Zt. als Arbeiter auf einem Gute in Kleinschirma tätig war. Dort wurde er überraschend fest genommen. Der Verhaftete leugnete, mit der Tat irgendetwas zu tun zu haben. Eine Durchsuchung seiner Habseligketten förderte aber nicht nur den Betrag von 60 Mark zu Tage, den der Ermordete bei sich gehabt hatte, sondern man fand bei ihm sämtliche Bekleidungsstücke, die dem Ermordeten ent wendet waren. Bei weiteren Durchsuchungen fand man auch noch das Messer, mit dem die Tat verübt wurde, und eine Menge der roten Garbenbinder, wie sie zum Festbinden der Leiche gefunden worden Es wurde festgestellt, daß Becker den Ermordeten am Sonntag, dem 7. Juli, vormittags 2/410 Uhr» auf dem Bahnhof Klein-Waltersdorf erwartet hatte. Der Mord ist auch am gleichen Tag noch geschehen, denn Becker, der noch am Abend in seine Arbeitsstelle zurückkehrte, hat diese seitdem nicht wieder verlassen. Becker wurde der Staats anwaltschaft zugeführt. Nollen. 3n der Nacht zum Sonnabend wurde in die Geschäftsräume der Nossener Bank A.-G. ein Einbruch ver sucht. Die Täter gelangten nur in die Expeditionsräume der Bank. Ein weiteres Vordringen in den mit modernen Sicherungs anlagen versehenen Kassenraum gelang ihnen nicht, so daß sie unverrichteter Sache wieder abziehen mußten. Kockwitz. Der aus Danzig gebürtige 27 Jahre ave Stall- chweizer Leo Nobatzki hatte seine Stelle in Sobrigau aufge- ;eben, angeblich um in der Ortrander Gegend anderweit in Dienst zu treten. Zwei ihm befreundete, in benachbarten Gütern beschäftigte Stallschweizer erboten sich, ihn bis zur Haltestelle der Lockwitztalbahn zu begleiten und ihm beim Transport des Gepäcks behilflich zu sein. Kurz vor dem Ziele zogen die beiden ihre Dolchmesser hervor und drohten ihm mit Erstechen, wenn er nicht seine Barschaft herausgebe. Auf keinen Falle solle er, wenn ihn: sein Leben lieb sei, hinter her Strafanzeige erstatten. Der Beraubte setzte jedoch die zuständige Gendarmerie in Kenntnis und sie nahm mit Un terstützung des Ueberfallkommandos des Dresdner Polizei präsidiums die gefährlichen Straßenräuber fest. Es handelt sich um die Stallschweizer Berthold aus Dresden und Garbe aus Linz, die im Alter von 22 bzw. 24 Jahren stehen. Pulsnitz. 3m Maschinenhaus des hiesigen Uebcrlandkraft- werkes kam der ledige Monteur Kurt Hommel aus Pulsnitz bei Arbeiten an einem Kran mit einer von ihm selbst einge schalteten Leitung in Berührung und wurde sofort getötet. Plauen.. In einer geheimen Sitzung der Stadtverordneten wurde beschlossen, die Straßenbahn nicht in die Stadtver- waltung zu übernehmen. wetten fün mongen: Nachdruck verboten! Trocken, teils heiter, teils wolkig; nach verhältnismäßig kühler Nacht tagsüber warnr, Flachland vorwiegendjschwache, Gebirge mäßige bis frische Winde aus Nordost.