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Weiheritz-Zeilung LageszeMng mH Anzeiger für Di-poMswal-e, SchMe-everg A.U Aeltsste ZrSS«»s -e« Bezirks DermckwsMAss BebMem; «eldk «ÄMk - Bru» und Derlasr 8«! Setz»« 1« K8»SSwdn»a!Se» 95. Jahrgang Montag, am 9. September 1929 Nr. 210 AnzelgenpreU: Die 42 Millimeter breit« Petttzeil« 20 Re-ichSpfennige. Eingesandt und Reklamen 00 Reichspfennige >«« B-zagsprei«: Für einen Monat 2.20 RM. 8 mit Zutragen, einzeln« Nummern 15 Reichs- Z Pfennige :: Gemeinde - DerbandS - Girokonto ? Nr. 3. :: Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde i Nr. 403 :: Postscheckkonto Dresden 12 548 i Bekanntmachung. In Paulsdorf (Amishauptmannschaft Dippoldiswalde) wird für Paulsdorf und Seifen (Orlstetl von Setfersdorf) am 15. 9. 29 eine Poststelle eingerichtet. Im Briesoerkehr gelten die Gebühren des Ortsverkehrs nur noch innerhalb des eigenen Zustellberelchs der Poststelle. Im Verkehr mit Orten, die im Zustellbereich des Postamts Dippoldiswalde liegen, gilt wie nach sämtlichen übrigen Postorten die Ferngebühr. Die Poststellen haben die Eigenschaft einer Postanstalk im Sinne des 8 1 des Reichs-Postgesetzes vom 28. Oktober 1871 (RGBL. S. 347) mit der Befugnis zur Annahme und Ausgabe von Postsendungen aller Art, zur Annahme und Ausgabe von Telegrammen und zur Vermitilung von Gesprächen. Die Poststelle wird dem Leitpostamt Dippoldiswalde unterstellt. Sie wird amtlich bezeichnet „Paulsdorf Dippoldiswalde Land". Weitere Zusätze oder die Angabe Post sind irreführend und des halb wegzulassen. Dippoldiswalde, 9. September 1929. Postamt. U Oertliches und Sächsisches. Dippoldiswalde, 8. September. Ein schöner Herbsttag. I Noch ist das Mittagessen nicht völlig verdaut, da trägt der D etwas aufsrischende Wind uns Trommelklang zu. Zwar hat's D nicht in der Zeitung gestanden, aber der Klang hat seine I Eigenart, uns vertraut. Wir wissen sofort: die Schützen I sind's. And, ja freilich, sie begehen ihr Re ite rs ch ie ß e n. I Der Auszug? Man kann nicht behaupten, daß das Kom- « mando die eigentlich selbstverständliche Ankerstützung gefun- I den hätte. Ganz anders ist der Eindruck, als wir nach einer I Stunde die Schiehhalle betreten. Nicht nur, daß eine reiche I Gaben- und Preistafel den Blick sofort auf sich zieht, sondern I noch bemerkenswerter erscheint uns der geradezu ausfallend I große Schiebeifer, der sich kaum genug tun kann. Doppelt I trifft das zu auf die Preisscheibe. Die Königsscheibe zeigt D z. B. nur einen Bruchteil der überhaupt geschossenen D vielen Neunzehnen und Zwanzigen. Es dämmert bereits, als I der letzte Schutz fällt. Bald folgt die Proklamationszeremonie. D Vorstand und Hauptmann Schwind führt aus, es sei das I erstemal, daß beim Reiterschiehen nicht auf eine Bild-, son- U dein auf eine Ringscheibe geschossen worden sei. Der vor- I jährige Reiterkönig habe statt einer solchen für den Königs- I schuß eine wertvolle Prämie gestiftet, eine Bowle mit Ahr. W Das sei mit Zustimmung des Ausschusses geschehen, und er W danke herzlich dafür, knüpfe daran aber den Munsch, daß die I Bildscheiben damit nicht für immer abgetan sein möchten; I denn fie enthielten unbestritten ein wertvolles Stück Schützen- I und Familienchronik -er Heimat. Weiter sei mit dem Rei- I lerschießen erstmalig ein Preisschießen verbunden, an I dem der Schütze sichtlich ganz besonderen Geschmack gefnn- > den habe. Die Zähl der Preise sei sogar so groß, daß man U vier davon für das nächste Sonntagsschießen, das letzte in die- I sem Jahre, zurückstellcn könne. Verdiene Lob und Eiser im I Schiehstande, so scharfen Tadel das Schwänzen beim Aus- I zug. Die Satzungen müßten nunmehr rücksichtslos angewandt I werden. Die Resultate auf der Königsscheibe sind folgende: I Den besten Schutz Hab Willi Markin ab. Da er bereits R Scheibenkönig ist, wird Nietzold zum Reiterkönig ausgerufen, I -er, wie peinlichste Feststellung ergibt, den zweitbesten Schuß D abgab. Mit dem drittbesten Schuß wäre Hickmann Mar schall, lehnt jedoch ab, da er eine gleiche Würde schon inne I hat. Auch der nächste Schuß von Dersch kommt nicht in Frage, letzterer ist der König auf den Vogel. Reitermarschall ist deshalb der bisherige König Rahnfeld. Die Prämie be- I steht in einem Spazierstock. Die zwei weiteren Prämien auf I der Königsscheibe erwerben sich zwei — im buchstäb- D Uchen Sinne — Schützen brü - er, und zwar Kurt Mar- I tin für die höchste aufsteigende Ringzahl sein Kaffeeservice) I und Milli Martin auf die höchste Ringzahl überhaupt (eine Nachttischlampe). Nach Aebergabe der Insignien usw. tritt man mit dem Anstecken des Königtrunks in die Fidelitas ein, in deren Verlaus die Sonderkommifsion die Ergebnisse Les Schießens auf die Preisscheibe bekanntgibt: Es erschossen H sich den Ehrenpreis Kothe, weiter folgende Ringzahlen mit entsprechenden Preisen: Rost 56, Kothe 55, Willi Müller 54, Aoh. Langer und Otto Heinrich je 52, Joh. Heinrich und Rahnfeld je 51, Grund, Karl und Karl Martin je 5V, Karl Heinrich 47, Dersch 45, Gönner 43, Hörl und Arthur Reichel je 42, Quase, Arnold und Heerklotz je 40, Schwind und Wend ler je 39, Claus und Hamann je 38, Nietzold und Below je 37, Hickmann und NiewanL je 34, Weber 33, Feldwebel Heinrich 31, Thümmel 29, Strubel 26, Taubert 25 usw. herab zu zwei Ringen und einem Trostpreis. An die Verteilung -er Preise schlossen sich Worte des Dankes an die freiwil ligen Spender eines Teiles derselben durch Hauptmann Schwind sich an. In fröhlichster Stimmung bleibt man bei heiterem Scherz noch einige Zeit beieinander, bis nach und nach die Reihen sich lichten. Dann schließen auch die we nigen Verkaufsstände auf der Aue. Das Reiter- und Preis schiehen ist zu Ende, wenn es nicht hier und da noch eine kleinere oder größere Zugabe findet. Dippoldiswalde. In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag gegen 2 Uhr wurde eine der großen Schaufenster scheiben von Karl Heyner am Markt zertrümmert; angeblich ist ein Radfahrer, welcher quer über den Markt gekommen sein soll, in diese hineingefahren. Er hat dann wieder Las Weite gesucht. Polizeiliche Erörterungen sind im Gange. Dippoldiswalde. Nächste Mütterberatung Dienstag, am 10. September, nachmittags von 2—3 Uhr im Diakonat. — Nächste Tuberkulosenberatung Mittwoch, am 1l.Sep tember, vormittags von l l—12 Uhr, im Bezirkshaus (Garten- stratze). — Anläßlich des Kreischaer Jahrmarktes am 11. und 12. September werden folgende Sonderfahrten der Staat lichen Kraftwagenlinie Dippoldiswalde—Kreischa ausgeführt: 12is — i600ab Dippoldiswalde, flahnkof an 14^0 1810 2130 1222 — itz03 W Dippoldiswalde,Mrlürlck j 143S I8vs 2120 1241 14001620^ Reinhardtsgrimma 14'« 1748 2ios I3voi420i64üan Kreischa ab 14»o 1730 20»» — In Paulsdorf wird am 15. September eine Post stelle eingerichtet. Sie wird dem Kolonialwarenhändler Paul Winkler übertragen. Die Postverbindungen werden durch Krastwagenfahrten hergestellt. Sie verkehren: 7.45, 16.15* ab Dippoldiswalde Postamt an 8.10, 16.36* 7.55, 16.25 an Paulsdorf Poststelle ab 8.00, 16.26 * Die Nachmittagsfahrt fällt an Sonn- und Feiertagen aus. Der die Fahrten aussührende Landkraftwagen ist mit 3 Sitzplätzen ausgestattet. Soweit der Platz reicht, werden des halb auch Reisende befördert. paulsttork. Wenn der Herbst naht, dann schmückt sich die Natur noch einmal und steckt in die Blumen, die uns zum Sommersabschied blühen, die ganze Farbenpracht, die möglich ist. Schon unsere einheimischen Pflanzen, die letzten Rosen und die Nelken, blühen in tiefsatten Farben, die Astern treten aus dem Grün ihrer Blätter leuchtend hervor, noch mehr aber sind es die bei uns aus dem fernen Osten eingeführten und hier in vielfältigen Formen und Farben gezüchteten Dahlien, die das Auge entzücken. Seit Jahren schon hat Kurt Schurig, Baumschulen, Seifen, der in der Nähe ausgedehnte Dahlien- Kulturen besitzt, eine Dahlienschau im „Haus Seeblick" ver anstaltet; auch dieses Jahr tat er's wieder. Sie war aber diesmal gegenüber frühren Zeiten ganz wesentlich vergrößert. Jeder Blumenfreund hatte seine Freude an der Pracht, die ihm im Saal entgegenleuchiete. Die Bühne war verdeckt durch ein großes Tableau aus lauter Dahlien, eingefaßt von Eichen laub, vor der Bühne waren Blumengebinde, Kränze und Sträuße, in schönen Kristallvasen und Schalen aufgestellt, die von der Kristall-Schleiferei Tilch in Niederfrauendorf geliefert waren. In je zwei Reihen an den Längsseiten des Saales standen in Basen die verschiedensten Sorten (wohl an die 100) Dahlien, Nelken, Rosen, Georginen. Welche Farbenfülle und dabei auch Formenschönheit besaßen die meisten Sorten, wie herrlich dufteten die Rosen und die Nelken. Es war schwer, sich für die schönste Dahlie zu entscheiden, sie sollte von den Besuchern namhaft gemacht werden, das Resultat will die Deutsche Dahlien - Gesellschaft verwerten. Neben diesen vielen herrlichen Blumen war aber auch noch schönes Gemüse, prächtige Gurken, Möhren usw. ausgestellt, auch Buchsbaum, Stauden, Kakteen konnte man schauen. Auf einem Tisch in der Saalmitte war an Pflanzen dargestellt, wie schwer und mit wieviel Arbeit es verbunden ist, Blaufichten heranzuziehen, die schwere und langwierige Anzucht rechtfertigt den an scheinend hohen Preis. Demgegenüber ist die Anzucht eines Apfelbaumes wesentlich einfacher und kürzer. Schöne 15 jährige Blaufichten standen am Saaleingang. Sie wurden wesentlich überragt von viel jüngeren Apfelbäumen. Bei letzteren ist das für Straßenbepflanzung vorgeschriebene Maß Erdboden-Kronen höhe 1,80 m. Es hat sich in den letzten Jahren aber bei dem starken Autobusverkehr herausgestellt, daß dieses Maß zu niedrig ist. Die Firma Schurig hat daher neuerdings Bäume in 2,5 m Höhe für Staatsstraßenbepflanzung herangezüchtet. Schöne, kräftige Exemplare waren davon ausgestellt. Ein Stündchen in der Ausstellung zu verweilen, war ein Ver gnügen, das jeder Besucher nicht so rasch vergessen wird. Am Dienstag findet zum Abschluß dieser Blumenschau im Haus „Seeblick" großer Dahlienball statt, auf den wir auch an dieser Stelle Hinweisen. (Siehe auch das Inserat in heutiger Nummer.) keickltückt. Hiesige Einwohner fanden am Sonntag morgen im Gestrüpp am Dorsbache einen in erschöpftem Zu stande, blutbefleckten jungen Mann, der am Kopfe Beulen auswies. Wie sich später herausstellte, war der Betreffende mit dem Einwohner Z. aus Reichstädt in der Nähe des Ge meindeamtes in vergangener Nacht in Schlägerei geraten. kermsilork bei Dippoldiswalde. Bei dem am Donners tag nachmittag hier vorüberziehenden Gewitter fuhr ein Blitz strahl in ein unterhalb des Dorfes an der Straße nach Hirsch bach zu gelegenes Wäldchen und zündete. Nur dem raschen Zugreifen des Schmiedemeisters Leiteritz, der mit Wasser und Besen die hochauflodernden Flammen erstickte, ist es zu ver danken, daß sich das Feuer in dem ausgedörrten Boden nicht ausbreiten konnte. Die große Gefahr eines Waldbrandes wurde so abgewendet. kirlckback. Die Rückkehr des glückhaften Luftschiffes „Graf Zeppelin" von seiner Weltreise nach Friedrichshafen wurde am vergangenen Donnerstag bekanntlich in allen Schulen Deutschlands gefeiert. 3n ganz besonderer Weise hat man das in der Volksschule zu Schlettau getan. Dort ließ man Kinderlustballons zu einem lustigen Fluge auf steigen. Ein solcher blauer Lustreisender wurde am gleichen Tage 1/22 Uhr auf einem Rübenfelde am Südabhange des Wilisch aufgefunden. Eine angehängte Postkarte trug außer der Bitte um Rücksendung die folgenden Zellen: Dieser Ballon wurde aufgelassen am 5. September 1929 in Schlettau (Erzgeb.) anläßlich der Schulfeier zur Zeppelinheimkehr in hiesiger Volks schule. Lehrer und Schüler Klasse 2. Die Zeit des Aufstiegs ist zwar unbekannt. Aber der kleine Ballon muß immerhin sehr rasch geflogen sein. Die Entfernung zwischen Schlettau^ und dem Wllisch beträgt in Luftlinie etwa 70 Kilometer. Seiner Kleinheit und Motorlosigkeit entsprechend hat er in Bezug auf seine Schnelligkeit vielleicht gar den Zeppelin übertrumpft! Die Karte wurde mit einem Vermerk der Finderin und Grüßen der hiesigen Volksschule der Post über geben. Dresden. Am Freitag nachmittag überschritt ein Lehrer aus Hermsdorf mit seiner Schulklasse den Pirnaischen Platz. Trotzdem die Straße von dem Verkehrsposten für die Fuß gänger freigegeben war, fuhr ein Personenkraftwagen in die Schulkinder hinein. Vier Kinder gerieten unter den Wagen. Zwei von ihnen erlitten schwere Verletzungen, man mußte sie in das Krankenhaus bringen. — Seit dem 22. Juli wird im Gebiete der Gemeinde St. Gilgen im Salzkammergute die 30jährige Verwaltungs sekretärin Martha Riemer aus Dresden vermißt. Das Fräulein hat allein eine Tour gemacht. Möglicherweise ließ die Vermißte sich dazu verleiten, ins Höllkargebirge aufzu steigen, wo sie verunglückt sein kann. Bis jetzt sind 10 Ex peditionen nach der Vermißten ausgesendet worden, zusam mengesetzt aus Gendarmen, Jägern, Förstern und anderen Vergkundigen; man hat aber nicht die geringste Spur von der Vermißten wahrgenommen. Unter solchen Umständen wird der Verdacht immer stärker, es könne auch ein Verbrechen vorliegen. Man habe die Alleingeherin an einen abgelegenen Ort gelockt und sie dort umgebracht. 3m Laufe des Sep tember wird noch eine letzte große Expedition ausgerüstet, zu der alle nach der Fremdenzeit freigewordenen ortskundigen Männer herangezogen werden, um möglichst das ganze, et wa 40 Kilometer umfaßende Gebiet des Höllkars abzusuchen. Pirna. Auf der Jahnstraße, in der Nähe der Dippoldis- walder Straße ist man gegenwärtig mit Kanalisationsarbeiten beschäftigt und hat zu diesem Zwecke einen etwa 21/2 Meter tiefen Graben ausgeschachtet. Sonnabend mittag stürzte plötzlich eine nicht genügend gestützte Wand von 12 Meter Länge ein und begrub drei Arbeiter. Man alarmierte sofort die Feuer- wehr und die Städtische Rettungsgesellschaft. Der 38 Jahre alte Arbeiter Hartlieb konnte nur als Leiche geborgen werden, zwei andere Arbeiter wurden verletzt; einer von ihnen wurde ms Krankenhaus gebracht, konnte aber wieder entlassen werden. Der dritte Verschüttete suchte allein seine Wohnung auf. Der Straßenbau wurde auf Veranlassung der Kriminalpolizei auf drei Tage gesperrt. Geilhain. Auf der Königsfelder Straße verunglückte der hiesige Fleischermeister Emil Claus. Er fuhr mit seinem Sohn auf dem Motorrad von Rochlitz nach Geithain, als plötzlich der Schlauch des Hinterrades platzte. Beide Fahrer kamen zu Fall, wobei der Vater einen schweren Schadelbruch erlitt, an dessen Folgen er am nächsten Tag verschied. Der Sohn kam mit dem Schrecken davon. Mtte?fS?mopgen: Vorwiegend wolkig, nur zeitweise etwas aufheiterndes Wetter in den östlichen Gebietsteilen Neigung zur Unbestän digkeit (vereinzelt Regenschauer nicht ausgeschlossen). Tem peraturen etwas zurückgehend, im Gebirge herbstlich kühl, westliche bis nordwestliche Winde, im Flachland schwach bis mäßig, im Gebirge mäßig bis frisch.