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" Sonus Ruhm tm Reich. ' , Das „Bornaer Tageblatt" erhielt von einem zur Leit in Westerland aus Sylt weilenden Bornaer Mit bürger eine Beilage der »Hamburger Nachrichten", in de« sich ein Gedicht befindet, welches „Unbesorgt" be- WeÜ ist. Im Hinblick aus die Notlage der Stadt haben die Stadtverordneten von Borna bet Leipzig ein- stimmig von den Deutschnationalen bis zu den Kom munisten beschlossen, auf ihre Tagegelder zu verzichten, um sie für soziale Zwecke verwenden zu lassen. Jedermann erwirbt Moneten, Wie er grade es versteht; Manche leben von Diäten, Ja, und keineswegs diät. Wem der große Wurf gelungen, Solche Gelder zu beziehn, Läßt sie höchstens notgedrungen, Und die Welt beneidet ihn. Dennoch — spricht, mit Verwundrung schreib's ich — Ja, wer könnte das verstehn? — Ist in einer Stadt bei Leipzig Das Unglaubliche geschehn. Dort, wie man berichtet, ließen, Daß der Arme werde satt, Ihre Tagegelder schießen, Dre Verordneten der Stadt. Sagen wir es laut und ehrlich: Höchst bedenklich scheint solch Geist: Und er ist nur so erklärlich, Daß das Städtchen — Borna heißt! Darum sorgt, daß nicht das Gleiche Auch noch anderswo passiert, Seid getrost: Im Deutschen Reiche Ist man sonst nicht so — „borniert? Paul Warncke. Vom Sörgerstaat zum Volls-aat. Eine Kundgebung des Jungdeutschen OrvenS in Dresden. Die Großballei Sachsen des Jungdeutschen Ordens veranstaltete eine Kundgebung in Dresden unter dem Motto: „Vom Bürgerstaat zum Volksstaat." Es tagte eine wirtschaftspolitische Konferenz, an der der Hoch meister des Ordens, Arthur Mahraun, teilnahm, der folgendes ausführte: Das internationale ZinS- kapital müsse verschwinden mitsamt dem Klassen staat. Statt dessen müßten Standesvertretung und Bollseinheit geschaffen werden. Die Nation müsse or ganisiert werden und nicht wie jetzt eine Mass« bilden. Am nächsten Tag fand eine politische Pressekon ferenz statt, in der ebenfalls Mahraun das Wort ergriff. Nach der Pressekonferenz fuhren die Teil nehmer zum Zirkus Sarassani, um der großen Kund gebung beizuwohnen, wo Mahraun u. a. ausführte: Der Jungdo sei der Pionier, der den Abgrund, der zwischen Teilen des deutschen Volkes klaffe, über brücke. Durch die volksnationale Aktion wolle man die öffentliche Aussprache über den neuen Staat er zwingen. Als nächster sprach Ordenskanzler Borne mann. Er verlas das Manifest, dessen Punkte kurz so lauten: 1. Neugliederung des Reiches in Stammesgebiete, 2. Verkleinerung der Wahlkreise und Aenderung des Wahlrechtes, 3. Stärkung der Staats autorität durch Nichtabsetzbarkeit der Minister, 4. Schaf fung einer paritätischen Wirtschaftskammer auf be- russständischer Grundlage, 5. Selbstverwaltung in der Sozialversicherung und Schaffung eines einheitlichen Arbeitsrechtes, 6. Schutz der Landwirtschaft durch den Staat, 7. Förderung der Wehrfähigkeit, außerdem Frei heit und volle Gleichberechtigung Deutschlands. In der anschließenden Aussprache führte der Reichsminister Dietrich aus, daß die Zeitungen und damit die öffentliche Meinung frei gemacht werden müßten von den Ideen des internationalen Kapitals. An die Kundgebung schloß sich ein Aufmarsch auf dem Theaterplatz. Vie Geschäfte Seidemanns. Wie sich der Generaldirektor Seidemann Kredite ver schafft«. — Die Regierung setzt eine gemischte Kom mission ein. Seilens der staatlichen Wohlfahrtshilfe waren für die verschiedenartigen Unternehmungen des Ende Juni vegen Konkursverbrechens und anderer Delikte in Untersuchungshaft befindlichen Generaldirektors Seidemann nach und nach Kredite in einer Ge- samthöh« von 2 800 000 Mark gewährt worden. Dat war nur möglich, weil die mit der Zuteilung betrauten und hierfür verantwortlichen Personen (und auch di< Fürsprecher bzw. Befürworter) von dem stets geldbe- dürftigen Generaldirektor auf denkbar gröblichste Weis« getäuscht worden sind. Seidemann wußte die Unternehmungen und auch feine eigenen wirtschaftlichen Verhältnisse als so glän zet» hinzustell«,, daß er einen erheblichen Teil der vorerwähnten hohen Gesamtsumme als sogenannten persönlichen Kredit bewilligt erhielt. Mehrfach kam es zur Eintragung der vorgeschriebenen Sicher- heitshypÄcheken erst viel später, als die Lag« des Gei nerawirektorS und seiner in der Radeberger Gegend gelegenen Unternehmungen bereits unsicher erschien. Die Buchführung kst gänMch unübersichtlich und direkt liederlich. Mehrere Kisten von Schriftstücken aller Art und sorqttges Buchungsmaterial müssen jetzt erst ge sichtet und nachgeprüft werden. Ob eS überhaupt ge lingt, ein klares Bild zu bekommen, erscheint sehr zweifelhaft. In den Unternehmungen Seidemanns waren ferner verschiedentlich ganz ungeeignete Kräfte mit der Leitung oder als Betriebsführer tätig. Aus Stadt und Land Großer Wald» und Heidebrand bei Harburg. Am Sonntag abend gegcü 6 Uhr entstand zwischen SoeckeI unv Handorf an der Soltauer Chaussee ein Heibebranh, der von AuSflüglern verursacht worden war. MS die Feuerwehren eintrasen, standen über 1000 Morgen Heide und Wald in Flammen. Schutzpolizei und Tech« Nische Nothilfe wurden zur Bekämpfung des Prand« eingesetzt. Es gelang, das Feuer kurz nach Mittlernacht soweit einzudämmen, daß jede wettere Gefahr als be seitigt angesehen werden konnte. Der ylächeninhgtt der abgebrannten Heide und der Waldbestände wird äüs über 1600 Morgen geschätzt. Der 84. Deutsche Gastwirtstag. Der 64. Deutsche Gastwirtstag findet vom 9. bis 18. September 198» in Danzig-Zoppot statt. An den Beratungen am 10. und 11. September nehmen u. a. die Behörde^ des Freistaatgebietes Danzig, die städtischen Behörden von Danzig und Zoppot sowie Vertreter reichsdeutscher Behörden, des Reichstagspräsidtums und des RetchS- wirtschaftSrates teil. Die Tagung wird sich unter dem Vorsitz des Verbandspräsidenten ReichStagSabgeord- neten Köster u. a. mit dem künftigen Arbeitsschutz- gesetz, dem Schankstättengesetzentwurs und Konzessions wesen, insbesondere mir den Schankkonzessionen der Warenhäuser, dem UrheberrechtSschutz an Werken der Tonkunst, oem Notgefetz und der Polizeistundenregelung und verschiedenen Steuergesetzen beschäftigen. Rovolverschüsse in einem Wiener Lichtspieltheater. Im Foyer eines Wiener Lichtspieltheaters gab eine junge Frau auf ihren geschiedenen Gatten mehrere Revolverschüsse ab und verletzte ihn lebensgefährlich. Eine Kugel traf eine ganz unbeteiligte Kinobesucherin am Arm und zerschmetterte ihr den Knochen. Die Täterin flüchtete, bekam auf der Straße Schreikrämpfe und wurde schließlich zur Polizei gebracht. Sie er klärte, daß sie aus Angst geschossen habe, da sie meinte, ihr geschiedener Gatte, mit oem sie zufällig zusammen- getrossen sei, wolle sie oder ihren Begleiter attackieren. Zugzusammenstoß in Frankreich. In der Nacht zum Montag stießen auf der Eisenbahnlinie Mantes— Rosorey an der Seine zwei Personenzüge zusam men. Zwei Wagen des einen der beiden Züge schoben sich ineinander. Nach den bis jetzt vorliegenden Mel dungen wurden mehrere Reisende, sowie ein Heizer, dessen Zustand sehr ernst sein soll, verletzt. Sie Schlafkrankheit in Japan nimmt z«. Nach Tokioter Meldungen breitet sich die Schlafkrankheit in verschiedenen Gebieten Japans in gefahrdrohender Weise aus. Etwa 800 Kilometer westlich von Tokio waren bereits vor einiger Zeit ernstliche Erkrankungen gemeldet worden. Nunmehr wird berichtet, daß in der Gegend von Nikko insgesamt 241 Personen erkrankten, von denen 91 bereits gestorben sind * Vom 7. bis 10. September dieses Jahres feiert der Deutsche Buchdruckerverein, die Vereinigung der Buch druckereibesitzer Deutschlands, in Mainz gleichzeitig mit der diesjährigen Hauptversammlung bas Fest seines 60jährigen Bestehens. * In dem Mannheimer Vorort Feudenheim hat sich ein pensionierter Polizetwachtmeister mit feiner Ehefrau er hängt. Die Tat ist in der Hauptsache auf finanzielle Schwie rigkeiten zurückzuführen. * In einem Belgrader Sanatorium starb der kroati sche Dramatiker und Dichter Woinowitsch. Tragisches Ende einer Prager Tänzerin. In Prag hat sich eine achtzehnjährige Tänzerin vom tschechischen Nationaltheater in der Wohnung des In tendanten, des Abgeordneten Dr. Klapka, nach einer heftigen Auseinandersetzung erschossen. Dr. Klapka, der verheiratet war, hatte seit längerer Zeit mit der Tän zerin ein Liebesverhältnis unterhalten. Nach Bekannt werden des Selbstmordes hat er sein Abgeordneten mandat niedergelegt. * Die französischen Flieger Afsolant, Lefevre und Loti landeten am Sonntag abend 17,56 Uhr mit ihrem „Kanarienvogel" in Le Bourget. Sie haben ihren Europa flug, der sie auch nach Berlin führte, beendet. * Ueber Rio de Janeiro ging ein schiverer Wirbel sturm hinweg. Drei Gebäude stürzten zusammen, wobei vier Personen getötet wurden. Eine ganz« Reihe von Personen wurde verletzt. * Der Bayerische Aerztetag findet in diesem Jahre vom 6. bis 8. September in Regensburg statt. * Die Deutsch« Pharmakologische Gesellschaft hält ihre diesjährige Tagung in der Zeit vom Sä bl« 28 September in Münster i. W. ab. Teuschnitz in Flammen. 117 Gebäude niedersebrannt. In dem Städtchen Teuschnitz bei Steinbach am Wald (Oberfranken) brach in der Nacht zum Montag ein verheerendes Großseuer aus, das ingesamt 117 Gebäude, davon 60 Wohnhäuser einäscherte. Tas Feuer fing an einer Scheune an. Die Ursache ist un bekannt. TrU Straßenzüge sind vollständig vernichtet. Bereits a Mai 1S11 wurde das insgesamt 190 Wohngebäude umfassende Städtchen mit feinen rund 1800 Einwohnern von einem Brande heimgesucht, der damals 7» Gebäude einäschert«. Völkerbund-Konzert. Im Rnndfnnk. Zum ersten Male hat im Rundfunkwesen ein interessantes Experiment stattgefunden. Man konnte ein „Völkerbund-Konzert" hören, dessen Mitwirkende sich auf London, Paris, Mailand, Berlin, Wien und Zürich verteilten. Ser Dirigent, Dr. Erich Fischer, saß im Züricher Fernamt an einem tonschwach gemachten Klavier, aus dem er den Mitwirkenden in den andere« Städten Zei th«» und Einsätze gab. Sie Mitwirtende« trugen Kopfhöhrer und waren so mit dem Mikrophon Ver bünde», das in Zürich stand. Sie selbst spielten eben, falls in ein Mikrophon. So wurde ihre Musik nach Zürich geleitet, wo die einlaufenden „Teiltlängc" ge- sammelt und an di« verschiedenen Sendestatione« weitergesandt wurden. Tie Wiedergabe im Rundfunk war verblüffend. Das Experiment war interessant und aelang voll kommen. Seuergesecht mit Siabnchtm. EK» K» Mitteldeutschland berüchtigter Raubmörder verhaftet. In der Nacht zum Sonntag wurde im Trefo« raum der Herzberger Kreisgirokasse ein Einbruch ver» übt. Da di« Räume jedoch am Sonntagvormittag anläßlich eines Kinderfestes zur Besichtigung freigege ben werden sollten, wurden die Einbrecher morgen- gegen 6.30 Uhr durch die Portiersfrau gestört. ES gelang ihnen zunächst zu entkommen. Die Landjägereibeamten konnten die Bande jedoch in der Nähe von Mahdel stellen. Es kam zu einem regelrechten Feuergefecht, in dessen Verlauf einer der Einbrecher schwer verletzt wurde, so daß die Verbrecher sich schließlich ergaben. Man fand bei ihnen Revolver um» modernes Einbruchswerkzeug. Vor etwa vierzehn Tagen hatten sie die EtnbruchS- gelegenhett ausgekundschaftet. Der verwundet« Führer nannte sich bei der Verhaftung Paczowsky. Er enb> puppte sich als der fett langem gesuchte Raubmörder, der in Mitteldeutschland unter dem Namen „blin» der Johann" berüchtigt ist. Die übrigen Mitglieder Per Bande nennen sich Robert Gaus, Paul Lobeck und Gotthold Greiser. Der Sckauvlaü des Vombenanschlags ans den Reichstag Christoph von Schmid. Au seinem 75. Todestage am 3. September. Wer von uns hat in seinen Jugendjahren sich- nicht gefreut, wenn am Geburtstage, am Namenstage, zu Weihnachten oder bei irgendeiner anderen Gelegen heit „Die Ostereier", „Der Weihnachtsabend", „Rosa von Tannenburg", „Das Blumenkörbchen", „Genovefa", „Eustachius" oder „Erzählungen für Kinder und Kin- derfreundc" auf dem Gabentisch lagen. Wir rissen uns ja in den Schulen, in den Leihbibliotheken usw. um die Werke Christoph von Schmids, der unser Schriftsteller, der Schriftsteller der Jugend war. Am 3. September ist er nun schon 75 Jahre tot, aber heute noch sind seine Werke erhalten, heute noch finden wir sie in unseren Jugendbibliotheken, und heute noch liest ihn die Jugend, wenigstens die wohl erzogene, ebenso gern, wie wir das in jungen Jahren taten. Christoph von Schmid wurde am 16. August 1768 zu Dinkelsbühl geboren, war seit 1791 Psarrgehilfe und später Schulinspektor und Schulbenefiziat zu Thannhausen an der Mindel. Hier schrieb er die „Biblische Geschichte für Kinder", die wie der „Erste Unterricht von Gott" und das „Lehr- und Lesebüch lein in hundert kurzen Erzählungen" in den Schulen Bayerns eingeführt wurde. Im Jahre 1816 erhielt Schmid die Pfarrei Sta dion bei Ulm und wurde 1827 Domherr in Augs burg, wo er am 3. September 1854 starb. Sein ganzes Leben war der Jugend gewidmet. Ihr gatt sein Arbeiten und Wirken, ihr allein seine Schriftstellerei. Die dankbare Nachwelt hat ihm 1859 in Dinkelsbühl nnd 1901 in Thannhausen ein Denk mal errichtet. H- D. der Fernseher der Reich-post, der auf der deutschen Funkausstellung in Berlin aus. gestellt wurde, überträgt die beleuchteten Objekte un mittelbar. Die Bildzerlegung erfolgt durch die Nip« kow scheibe mit 30 Löchern, die bet 12,5 Umdrehun- gen in der Sekunde 1200 Bildpunkte liefert.