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IWmMrdot -levt. Borlatzt« LmMaMstz«»«. — «eite« SiatSeratunO««. «atioxalsozialtzt«» 4»r «e Fememörder. — Komma» »isteu gegen Polizei. Dresden. U. Juli 1929. In der heutigen vorletzten Sitzung vor den Ferien werde» di« nach der Berfassnng vom ZwischenauSschutz bearbeiteten Vorlagen behandelt. Abg. Dehne (Dem.) berichtet über die in der Zett zwischen der Auflösung -es alten Landtags und der Neuwahl In dem Ausschuß besprochenen Notverordnung zur Grundstuer für das Jahr 1928/29 und über die Verteilung der LandeSantetle zur Kraftfahrzeugsteuer für das Rech. nungSjahr 1929. Abg. Rehrig (Soz.) erklärt, seine Partei werde nicht der Notverordnung zustimmcn, weil für sie keine Dringlichkeit Vorgelegen habe. Sie sei das den Hausbesitzern versprochene Geschenk. Abg. Nenner (Komm.) lehnt beide Verordnungen ab. Die Vorlagen werden gegen die Stimmen der Kommunisten und Sozialdemokraten angenommen. Die Aendernngen zum Grunbsteuergcsctz werden gegen die Demokraten und Kommunisten angenommen. Weiterhin wird über Kapitel 21 A, Ministerium des Innern, beraten. Abg. Lindermann (Komm.! erklärt: Die Kommunisten als Partei des Hochverrats lehne» für dieses Polizei- mtnisterium alles ab, das de» Rotsrontkämpscrbund ver boten habe und daS Proletariat unterdrücke. Die Sozialdemokraten bezeichnete er als ein Volk von Verrätern (Großer Lärm bei den Sozialdemokraten). Kapitel 21 wird genehmigt, ebenso das Gehalt des Ministers gegen die Stim men der Sozialdemokraten und Kommunisten. D» Aushebung dcS Notsroutkämpserverbotes wurde ab» gelehnt. Aus Zurufe der Kommunisten erklären die National sozialisten, sie Hütten gegen die Aufhebung des Verbotes deS Rotsrontkämpfcrbundes gestimmt, weil die Kommunisten sich «richt hätten entschließen können, sich für eine Begnadigung der Fememörder ei»zusetzen. Kapitel 25, Kreis- und Amtshauptmannschaften, wird ohne Debatte erledigt. Im Zusammenhang mit Kapitel 38, Polizei, wird die kommunistische Anfrage über die Hand habung der Ausweisungen durchberaten. Ministerialrat Meier erklärt, baß die Ausweisungen -nrchgekührt werden müßten, soweit nicht eine besondere Härte damit verbunden sei, aber sie müsse aus finanziellen Rücksichten erfolgen, wo mit dauernder Hilfsbedüiftigkeit zu rechnen sei. Abg. Renner (Komm.) lehnt die Einstellungen für die Polizei ab, weil sie -och nur dazu da sei, gegen friedlich demonstrierende Arbeiter vorzugehen. Sie lehnen den Po lizeiterror ab. Abg. Müller-Planitz (Soz.) fordert, daß sich die Polizei dienstlich der Republik fügen müsse. Dem früheren Innen minister Ape l t sei es nicht gelungen, die Reaktionäre aus der Polizei zu entfernen. Auch dem neuen Minister Richter werde es nicht gelingen, die Polizei zur republikani schen Negierung zu bekehren. Die Einstellungen werden genehmigt. Ferner werden noch verschiedene Entschließungen angenommen, die für die Polizei eine Dicnsteinteilung nach den Grundsätzen des Achtstundentages fordern, die für die Polizei wöchentlich einen dienstfreien Tag, Nachtdienstzulagen und die Auf lösung der politischen. Polizei verlangen. s ,m IHM! ^7^"^ l.OlWIMV . KL. Las deutsche Riescnflugschiff. Klus schweizerischem Gebiet ist jetzt das größte Flug boot der Welt fertiggestellt worden. Wieder war es ein Deutscher, Dornier, der ein Wunderwerk der Technik konstruierte, das mit seinen Leistungen, wie wir hoffen wollen, das Ansehen Deutschlands weiter heben wird. Ser Meitsmarlt in Sachsen. )( Ter Arbcitsmurkt wird durch eine hohe, sich ziemlich gleichbleibende Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit gekennzeichnet. In der Berichtswochc vom 27. 6. bis 4. 7. 1929 ist die Zahl der männlichen Haupt. Unterstützungsempfänger in der Arbeitslosenversiche rung nur von 57 359 auf 56 823, also um 0,9 v. zurückgegangen, und die Zahl der unterstützten Frauen ist sogar wieder um 1,3 v. H. von 36 819 auf 37 308 aestiegen. Nach der Zählung von Ende Juni ergab sich die erhebliche Anzahl von 10 482 unterstützten Kurzarbeitern mit 32 498 Ausfalltagen. Die Zahl der Stillegungsanzeigen ist zwar mit 131 itn Juni gegen 175 im Mai wesentlich zurückgegangen, liegt jedoch um 33 höher als zur gleichen Zeit des Vorjahres. Nicht nur die zahlenmäßige Entwicklung der Arbeitslosig keit, sondern auch die Berichte der Arbeitsämter deuten darauf hin, daß der Arbeitsmarkt nach wie vor unter den Folgen von Kapitalmangel und Absatzschwie - rig ketten leidet. Weder im Baugewerbe noch in der Metall- und Holzindustrie ist eine Besserung ein getreten. Die Auto- und Fahrradwerke sahen sich zu weiteren Entlassungen gezwungen, und die Kurzarbeit erfuhr in mehreren Bezirken mit vorherrschender Metallindustrie eine erhebliche Ausdehnung, insbeson dere in Maschinenfabriken und Gießereien. Sehr uneinheitlich ist die Entwicklung in der Textilindustrie Günstig blieb die Lage der Tuch- tndustrie, der Kammgarnspinnereien, Seidenwebereien und stellenweise -er Trikotagen- und Hanöschuhtndu- strie, die für Fachkräfte aufnahmefähig waren. Da gegen erfolgten aus Kunstscidenspinuereien, Baum- Wollspinnereien und -Webereien laufend Entlassungen als Folge von Betriebsetnschränkungen. In -er Landwirtschaft ginge« stellenweise wie-er lebhaftere Aufträge auf le-ige Arbeitskräfte ein. Hoch betrieb herrscht zur Zeit in Gemüseplantagen, die eine erhebliche rurzahl Arbeitnehmer beschäftige«. Stark zugenommen hat auch die Nachfrage deS Stet«, kohlenbergbaues nach Hauern und Lehrhauern. Der Braunkohlenbergbau ist gut beschäftigt, ohne auf- nahmefähtg zu sein. Erinnerungsstätte für Freiherrn vom Stein. In Bad Nassau ist ein Stein-Erinnerungsbund ge gründet worden, der das Geburtshaus des Freiherrn vom und zum Stein in ein Museum umwandeln will. Längeres Leben? Methusalem war 78 Jahre alt. — Kurzes Leben im Mittelalter. — Todesursachen von heute. — Die Opfer des Verkehrs. — Ist Langlebigkeit wünschenswert. Wenn man auch anstandshalber dem lieben Nächsten bei festlichen Gelegenheiten ein langes Leben wünscht, so ist es doch fraglich, ob die Leute es sich selbst auch wünschen, und ob überhaupt auch Aus sichten vorhanden sind, daß spätere Generationen durch schnittlich ein höheres Lebensalter erreichen werden. H. V. Würdemann als Arzt und R. D. McKenzie als Soziologe haben sich in einer großen amerikanischen Zeitschrift mit dieser Frage beschäftigt und bezüglich des Alters von Methusalem eine überraschende Feststellung gemacht. Da damals nicht nach Jahren, sondern nach Mondmonaten gezählt wurde, schrumpfen die 969 Jahre der Bibel auf ganz harmlose 75 Jährchen zusammen. Das war aber für jene Zeiten riesig viel, wo große Mengen von Nachkommen in die Welt gesetzt wurden, von denen drei Viertel vor Erreichung des mannbaren Alters starben. Auch im Mittelalter war das durchschnittliche Le bensalter sehr kurz. Durch Seuchen verödeten damals ganze Länder. Unzählige Menschen starben durch Kriege; Hygiene und Reinlichkeit waren fast unbekannt, selbst Ludwig XlV. wusch sich nur mit etwas Kölnisch wasser. So war bis zum Beginn des vorigen Jahr hunderts das mittlere Lebensalter nur 25 Jahre unter Berücksichtigung der hohen Säuglingssterblichkeit. 1900 war es 50 Jahre, 1925 55V-, 1927 57 Jahre, und selbst in übervölkerten Großstädten hat es seit 50 Jahren um 60 Prozent zugenommen, doch ist noch immer ein Drittel der Todesursache vermeidbar. Früher starben 10 Prozent der Bevölkerung an Blat tern und 60 Prozent (heute sechs Prozent) der Kinder an Diphtherie. So sind also als Todesursachen haupt sächlich Alterskrankheiten übriggeblieben, Krebs, Schlag- flutz, Störungen des Herzens und Blutkreislaufs, zu deren Studium erst kürzlich Lasker eine Million Dol lars der Universität Chicago gespendet hat. Bei den Säugetieren ist es Regel, daß das Leben fünfmal so lange dauert wie das Knochenwachstum. Beim Menschen wäre das 5 mal 20, also 100. Könnte man das Leben so sehr verlängern? Viele große Männer haben im hohen Alter noch Bedeutendes ge leistet; sollten das nicht auch andere können? Nun, gar so leicht ist diese Verlängerung nicht. Denn die Fortschritte beziehen sich ja nur auf die Jugend, und es ist nicht gesagt, daß die Zahl der alten Leute wächst. In den Jahren 1900, 1910, 1920 war in U. S. A. die Zahl der Leute über 70 Jahre stets 25 Prozent, 1880 gab es unter 50 Millionen 4016 Leute im Alter von über 100 Jahren, 1920 bei 105 Millionen 4267. Ihr Anteil ist also sogar auf un gefähr die Hälfte gefallen. Langlebigkeit ist eine Erb anlage; im übrigen muß der Körper individuell ge schont und die Gesundheit gepflegt werden. Besonders aber müßte die Zahl der unnatürlichen Todesfälle herabgesetzt werden. In den Vereinigten Staaten sterben jährlich 100 000 Leute durch Unfälle, 1926 wurden allein durch Straßenunfälle 25 000 Personen getötet und 759 000 schwer verletzt und seit 20 Jahren hat sich die Zahl der Morde mehr als verdreifacht, die Todes fälle durch Alkohol seit 1920 vervierfacht. Und denkt man an das Heer von Menschen, die dem Staat oder anderen zur Last fallen, an Gefangene, Irre, Krüppel und sonstige Asoziale, deren Leben dann ja auch länger würde, so muß man zugestehen, daß die Möglichkeit einer allgemeinen Lebensvcrlängerung auch manche Nachteile mit sich bringt. Scherz und Ernst. tk. Englischer Humor. Eine siebzigjährige Frau, die nach fünfzigjähriger Abwesenheit nach ihrer schot tischen Vaterstadt zurückkehrte, beeilte sich, ihren Ju gendfreund zu besuchen, der inzwischen neunzig Jahre alt geworden war. „Ich habe freilich lange nichts von mir hören lassen", so begrüßte sie gerührt den alten Freund, „aber du darfst deshalb nicht glauben, daß ich dich vergessen habe. Es verging kein Tag, an dem ich nicht die Todesanzeigen in den Zeitungen gelesen und nach deinem Namen gesucht habe." Scherz und Ernst. Wxtprob« z«r GeschlechtSbesttm«»»«. Sehr solch ttg ist es für den Kriminalisten, jestzustellen, ob mH gefundene Blutfleck« von einem Mann oder einer Fra» stammen. Eine neuartige von Manoiloff aufgefunveru Reaktion gestattet nun, das Geschlecht ans dem Blut zu bestimmen. Die Methode wurde mehrmals ver bessert und gibt nun fast stets richtige Ergebnisse. .Man stellt eine verdünnte Blutlösung her und be handelt sie mit einer wechselnden Tropfenzahl per- schiedener chemischer Reagenzien. Am Ende wird danv das Blut der Männer entfärbt sein, das iveibltch« Blut behält jedoch seine Farbe. Ersatz für die Kleiderbürste. Es fehlt nicht au Hygienikern, die geschworene Feinde der Kleiderbürst« sind. Ihr Rat geht dahin, die Kleider nicht zu bür sten, sondern zu klopfen und zur Entfernung von Schmutzflecken einen Schwamm oder einen Wattebausch zu benutzen, der mit einer Mischung von Wasser und Ammoniak getränkt ist, ein Verfahren, das obendrein den Vorteil hat, das Glänzen des Stoffes zu beseiti gen. Will man Zucker-, Fett- oder Oelflecke entfer nen, so nimmt man am besten zur Reinigung warmes Wasser, dem etwas Aether zugesetzt ist, und reibt den Flecken ab. Die Benutzung von Benzin hat den Nach, teil, daß Benzin einen Rand hinterläßt. Diesen Nach teil kann man vermeiden, wenn man statt der lokalen Behandlung das ganze Kleidungsstück in ein Benzin bad legt und es rn freier Luft trocknet, um den un angenehmen intensiven Geruch verschwinden zu lassen. Der Teppich, den die Parze webt, Wird mit den Jahren bunt und bunter, Verschlungene Muster, reich belebt, Sinnsprüche laufen deutungsvoll mit unter; Aber die Fäden mit gold'nem Schein Webt sie immer seltener hinein. Paul Heyse. Hitzeabwehr. In einem alten Hause mit seinen dicken Stein mauern, seinen großen Räumen, ist es ganz bedeutend einfacher, diese kühl zu erhalten als in den modernen Neubauten. Diese haben nur dünne Ziegel- und Beton wände, die sich rasch durchhitzen und nur einen mäßi gen Schutz bieten. Vorläufig muß die Hausfrau, noch immer aH eigene Faust, den Kampf gegen die Hitze aufnehmen. Hierbei hat sie dreierlei zu beobachten. Den Sonnen strahlen den Eintritt zu wehren, die Räume zu durch lüften, und die Luft feucht zu erhalten. Die alte Sitte, Fenster, Markisen, Laden, Rolljalousien nach der Sonnenseite hin zu schließen und nur nach der Schattenseite am Tage offen zu halten, bewährt sich in jedem Sommer aufs neue. Ebenso das Durchlüften der Wohnung früh, abends und in der Nacht. Das geht freilich nicht ganz ohne Zugluft ab, doch schadet diese keinem gesunden Menschen an warmen Tagen. Der Aufenthalt besonders in kleinen Räumen wird nur dann erträglich, wenn große, wassergetränkte Tücher aufgehängt werden, die für kühle, feuchte Luft sorgen. Unterstützt wird diese Abkühlung durch das Aufstellen elektrisch betriebener Ventilatoren. Diese sind in Privathäusern noch eine Seltenheit und doch rm Betrieb gar nicht kostspielig. Für das Kühlhalten der Nahrungsmittel und Ge tränke bei Hitze steht eine große Auswahl von Eis spinden der verschiedensten Art, Kisten und Kasten, bereit, auch an der notwendigen Eisversorgung mangelt es nicht. Eis, in einen Flanellbeutel gesteckt oder auf einer solchen Unterlage liegend, mit gleicher Decke bedeckt, widersteht der Hitze besser, als wenn es ohne diese Behelfsmittel in den Kühlkasten gepackt wird. Praktische Ecke. Wie stillt ma» das Blut? Wenn bei einer Ver wundung Blut kommt, so fließt es entweder ununter brochen oder stoßweife. Im ersteren Falle ist eine Vene verletzt, und der Verband muß fest unter der Wunde angelegt werden. Kommt das Blut stoßweise, so ist eine Arterie zerschnitten, und der Bettoffene kann sich in wenigen Minuten verbluten. Um dies zu ver hindern, muß der Verband über der Wunde, also zwischen dem Herzen und dem verwundeten Teile an gelegt werden. Ist im Augenblick keine Binde zu haben, so knüpfe man die beiden entgegengesetzten Ecken seines Taschentuches zusammen, schlinge es um das verwundete Glied, stecke einen Stock in das zusammen gebundene Tuch und drehe denselben solange herum, bis der Verband fest genug liegt, um das Blut zu stillen. Man halte die Bandage mit dem Stock solanae fest, bis der Arzt gekommen ist. Koch-Rezepte. Rohkostsalat. Rohes frisches Sauerkraut, Toma ten und Aepfel zu gleichen Teilen werden fein ge raspelt, desgleichen zwei Zwiebeln. Alles gut ver mischt wird mit einer steifen Mayonnaise überzogen und mit Salatblättern angerichtet, nach einiger Zeit zu Tisch gegeben. Schwarzbrot mit Butter und evtl. Eierscheiben schmeckt am besten dazu. Aprikosenreis. Hierzu wird ein nicht zu steif ge kochter Milchreis und ein Kompott von V^ Pfund ge trockneten Aprikosen gebraucht. Beide Gerichte ver langen schichtweise Einfüllung in eine Glasschal« oder Stürzform. Götterspeise. 2 Eiweiß, 2-3 Eßlöffel Zucker, Vi Pfund Preiselbeeren. Das Eiweiß wird mit Zucker gerührt bis es anfängt steif zu werden, dann mifcht man löffelweise die Preiselbeeren darunter und rührt solange bis die Masse schaumig und steif ist.