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Weitzeritz-Zeitung Tageszeitung un- Mzeiger sür DippolAswal-e, Schmieöeberg «.A. «ettep» Zeit»«, »«« Lertr»« Gtese» Bla« enlhäU »le amUlch« Bekanulmachnnge» De» Amlahanplmmmfchafl, »es Amlsgerichl» «H »e» Sladlral» -n Dtppoltziawal»« BezagtpreU: Für einen Monat 2.20 AM. mit Zuttagen, einzeln« Nummern IS Reicht- Pfennig« :: Gemeint - Verbands - Girokonto Nr. 3. :: Fernsprecher: Amt DIppolblSwalL« s Nr. 403 :: Postscheckkonto Dresden 12S48 Anzeigenpreis: Dt« 42 Millimeter breite PetttzeU« 2V Reichspfennige. Eingesandt «nb Reklamen SV Reichspfennige VeranüvoMIH« A«-a»je«ri Sekr Srtznr« — »ruck «nb Verla« r S«I S«»« i» Vwasl-Umatt». Freitag, am 12. Juli 1929 95. Jahrgang Nr. 169 Freiwillige Feuerwehr "UL'" Sonnabend, 13. Juli 1929, abends Punkt 8 Ubr, Uebung Oertliches und Sächsisches. Dippoldiswalde. In den Ar-Ni-Lichkspielen steht ab heute ein großes Doppel-Programm auf dem Spielplan. Die beiden großen Filmwerke betiteln sich .Ehre deine Mutter' und .Verächter des Todes'. Ersterer Film läuft auch in einer Kindervorstellung am Sonntag nachmittags V-4 Uhr. Das Beiprogramm ist ebenfalls noch reichhaltig. — Die Reichseifenbahn, die sich, wie man in ZeitungSmel- Lungen lesen kann, wieder mit >dem verhängnisvollen Gedanken einer Tariferhöhung befaßt, will den Reisenden in nächster Zeit eine wirklich praktische Neuerung bescheren. Auf die be kannten Fahrradkarten, auf die man fein Fahrrad im Gepäck wagen >deS Zuges aufgibt und an der Zielftakion wieder abholt, sollen in Zukunft auch Sportgeräte, wie Schneeschuhe, Rodel- fchlitten und Faltboote abgefertigt werden. Außerdem soll der Geltungsbereich der Korten biS auf 25V Kilometer ausgedehnt werden. Gar mancher Radler, Wasserwandrer oder Minter- fportler wird diese Neuerung ^begrüßen, mit der die Reichsbahn der neuen Zeit Rechnung trägt, wird dadurch doch das Reisen vereinfacht, wenn nicht gar verbilligt. — Die HundStage find herangekommen, wenn sie auch dieses 3ahr, wenigstens bisher, nicht so Heitz waren, wie wir eS er warteten. Woher kommt nun der Name „Hundstage?" Mele werden meinen, datz man damit in herabsetzendem Sinne, wie eS bei Anwendung des Wortes „Hund" ost geschieht, die allzugrotze Hitze beanstanden will. Dieser Ausdruck hat aber damit keines wegs etwas zu tun, sondern hängt zusammen mit einem Stern, dem Hund oder uns bekannt unter dem Namen GiriuS (im Stern bild des großen Hundes). Die Bezeichnung.Hundstage stammt von den alten Aegyptern, ist also schon mindestens 3000 Jahre alt. Für die Aegypter war der 24. Juli der Beginn der Hundstage, denn an diesem Tage ging der Hundsstern, der Sirius, zugleich mit der Sonne, also am Tage auf, und diese Tage hießen des wegen die Hundstage. Dieser Ausdruck aus alter Zeit hat sich biS heute erhalten. Wir haben ihn außer bei unS auch im Eng lischen in dem Worte dog-dayS (dog-Hund) und im Französischen in canicule (frz. chien lat. caniS — Hund). Da diese Tage nun in die heiße Zeit fallen, verbinden wir mit ihnen stets den Gedanken an schönes und heißes Wetter. — Wie wir hören, betrug der Ueberschuß der Einnahmen über die Ausgaben beim LandeSarbeitSamt Sachsen vom April biS September 1928: 16,2 Millionen Mork. Aber der Winter brachte einen Fehlbetrag von 22,16 Millionen, so daß sich «in Fehlbetrag für das ganze Rechnungsjahr 1928/29 in Höhe von 5,92 Millionen Mark ergeben Hot. Die ungünstige Entwicklung hat sich im ersten Monat des neuen Rechnungsjahres fortgesetzt, denn der April bracht« einen weiteren Fehlbetrag von 5,83 Milli onen Mark. Angesichts der ständig hohen Zahl von Arbeitslosen sind die Aussichten sehr trüb. Obercarsdorf. Vom besten Wetter begünstigt hielt der Jugendverein .Edelweiß' am Sonntag sein diesjäh riges Vogelschießen ad. Früh 5 Uhr brachte man dem Königspaar Martin Fleischer und Meta Böhme, sowie dem Marschall Erich Grahl das übliche Ständchen, wobei die Be teiligten auf das beste und reichligste mit Kaffee, Kuchen und Bier bewirtet wurden. Nachmittags V-2 Uhr formierte sich ein ansehnlicher Festzug am Vereinslokal Gasthaus «zur Schmiede". Drei Radfahrer auf festlich geschmückten Rä dern eröffneten ihn. Unter schneidigen Marschweisen der Kapelle Kröhnert, Ruppendorf, marschierte man zum König. Nach Spendung eines guten Tropfens verließ man das gast liche Haus, um die Königin einzuholen. Nach ebenfalls guter und reichlicher Bewirtung mit Kaffee und Kuchen begab man sich unter munteren Klängen der nimmermüden Kapelle nach dem Garten des Gasthofes. Nach Ankunft daselbst gab das Königspaar die üblichen Ehrenschüsse ab. Um 4 Uhr begann das Schießen nach dem Vogel und Span um Span mußte der in luftiger Höhe befestigte Vogel lassen. Währenddessen gab die Kapelle ihr Bestes, indem sie zur Unterhaltung der zahlreich Anwesenden aufspielte. Gegen V,6 Uhr versetzte Fritz Frenzel dem Vogel den Todesstoß und errang sich die Königswürde, Cuse Heimberg wurde als Königin erwählt. Marschall wurde Herbert Erfurth. Nach Einzug in den Gast hof gab man sich dem Tanz in ausgiebigster Weise hin. Rechenberg-Bienenmuhle. Die Wahl zum Elternrat im hiesigen Schulbezirk konnte nicht erfolgen, weil keine Vor schläge eingegangen waren. Dem bisherigen Elternrat ge hörten an: Forstmeister Clemens, Fabrikarbeiter A. Fritzsche, Malermeister Kurt Hofmann, Eisenbahnassistent A. Krum- polt, Frau Maschke, Arztsgattin, Frau Milda Michel, Klempnermeistersgattin, Postmeister Ohlendorf, Fabrik arbeiter Emil Schröder, Gem.-Angest. a. D. Louis Wagner. Freiberg. Eine gemeinschaftliche Sitzung der beiden städtischen Kollegien beschäftigte sich am Mittwoch, der letz ten Sitzung vor den Ferien, nochmals mit den Differenzen, die zwischen Rat und Stadtverordnetenkollegium bei der Be ratung Les Haushaltplanes entstanden waren. Bekanntlich waren Lie Stadtverordneten bei der Verabschiedung des städtischen Haushalts über die Vorschläge des Rates hinaus- gegangen und hatten Mehrbewilligungen vorgenommen, so i Laß sich der anfängliche Fohlbettag Les Haushaltes von etwa 620 000 M. noch beträchtlich erhöhte. Der Rat stimmte we gen Ler schlechten Finanzlage den Beschlüssen Les Kollegiums nicht zu. Der auf Veranlassung des Rates eingesetzte Eini gungsausschuß unterbreitete der gemeinschaftlichen Sitzung nun Lie Einigungsvorschläge, Lie vom Rat sämtlich, vom Kol legium nur teilweise angenommen wurden. So bestehen zwi schen den beiden Kollegien nach wie vor Differenzen in Ler Frage der Gewährung einer Beihilfe an den Theaterdirektor. Der Rat will nur eine Beihilfe von 10 000 M., das Kol legium eine solche von 15 000 M. gewähren. Bemerkt sei, -ah der Gesamtzuschuß der Stadt an das Theater sich gegen wärtig auf etwa 38 000 M. beläuft. Umstritten ist auch noch die Frage der Beihilfe zur Förderung der Muflkpflege in Freiberg. Entgegen den Beschlüssen des Rates setzte das Kollegium hier eine Summe von 9000 M. aus. — Eine außerordentliche Sitzung Les StaLtverordnetenkollegiums be schäftigte sich weiter mit dem Einspruch des Rakes gegen die von Len Stadtverordneten beschlossene Erhöhung der Richt sätze Les Bezirksfürsorgeverbandes. Das Kollegium hatte dafür 60 000 M bewilligt. Der Rat erklärt, diese Summe bei der Finanzlage der Stadt nicht ausbringen zu können und richtete an das Kollegium das Ersuchen, seinen früheren Be schluß zurückzuziehen. Das Kollegium beschloß jedoch, auf feinem früheren Standpunkt bestehen zu bleiben. Bei der Beratung der Angelegenheit wurde mitgekeilt, daß der Fehl betrag im Haushalt gegenwärtig etwa 750000 M. betrage und das u. a. mit einem Defizit von 900 000 M. zu rechnen sei. — Das Stadtverordnetenkollegium beschloß weiter, ein Darlehen von 106 900 M. aufzunehmen und es an die Bau- gesellschafi «Glückauf" weiterzugoben. Wilsdruff. Ein schweres Motorradunglück forderte auf der Landstraße Kesseksdorf am Mittwoch das Leben eines Kindes. Im 50 bis 60er Tempo kam von Dresden Ler Zie geleiarbeiter Richter aus Scharfenberg auf seinem Motor rade gefahren. An der Kümmelbrücke geriet er beim Aus weichen eines nach Dresden fahrenden Lieferwagens auf 8 Meter breiter Straße zu weit nach rechts und überfuhr den etwa 7 Jahre alten Sohn Herbert des Malermeisters Tauchert in Pennrich so unglücklich, daß er auf der Stelle tot war. Ein auf dem.Soziussitz mitfahrendes Mädchen wurde auf Lie Straße geschleudert und erlitt eine schwere Ge hirnerschütterung, die ihre sofortige Ueberführung in das Freitaler Krankenhaus nötig machte. Der Führer kam mit geringfügigen Fleischwunden davon. Sein Rad war fast un beschädigt. Meißen. In einem Grundstück an der Frauenkirche hatte am Dienstag gegen Abend, der sechs Jahre alte Sohn eines Arbeiters mit zwei Spielgefährten kleine Wachskerzen an gezündet. Dabei Kam der Junge mit seiner Kleidung einer Flamme zu nähe. Seine Sachen fingenFeuer, und im Augen blick brannte er auch schon lichterloh. Der Junge zog sich so schwere Verbrennungen zu, daß der Tod noch in der gleichen Nacht eintrat. Leipzig. Zu der Mitteilung über die Verhaftung Ler Hilfsarbeitersehefrau Alma Martha Birkner, die im Ver dacht steht, ihr drei Wochen alles Kind vergiftet zu haben, wird von der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, daß nun auch der Ehemann in Haft genommen worden ist. Es besteht der dringende Verdacht, daß der Ehemann an dem Morde be teiligt ist, denselben aber zum mindesten gebilligt hat. Leipzig. Am Donnerstag nachmittag wurde der etwa 30 Jahre alte Buchhalter Geißler, als er vom Viehhof in die Wohnung seines Chefs gehen wollte, im Hausflur von einem jungen Menschen angesprungen und mit einem schweren Eisengewicht niedergeschlagen. Auf die Rufe des Buchhalters kamen bald Leute herbei. Der Unbekannte verließ, als ob nichts geschehen sei, die Zigarette hinter dem Ohr, das Haus. Da der Kampf mit dem Buchhalter aber auch ihn mitgenom men zu haben schien, wankte er plötzlich. Bei der sofort auf- benommenen Verfolgung stürzte er und wurde ebenfalls überwältigt und sestgenommen. Leipzig. Im Bekrugsprozeß gegen den sogenannten Be triebsanwalt Gustav Winter, der angeblich auf dem Wege des Zivilprozesses die Aufwertung der Vorkriegsnoten be treiben wollte, verkündete Landgerichtsdirektor Dr. Franke als Vorsitzender der 6. Ratskammer beim Landgericht Leip zig am Donnerstag nachmittag folgendes Urteil) Die Beru fung des angeklagten Winters gegen das Urteil Les Schöffen gerichtes Leipzig vom 9. November 1928 wird verworfen. Die Kosten werden dem Angeklagten auferlegk. Durch die ses Urteil war Winter wegen Betrugs zu einem Jahr drei Monaten Gesängnis und 20000 RM. Geldstrafe verurteilt worden. Leipzig. Vom 4. Strafsenat des Reichsgerichts wurde am Donnerstag im Hochverratsprozeß Rennert und Genossen . nach dreitägiger Verhandlung folgendes Urteil gefällt. Dev Angeklagte Hausdiener Richard Bender aus Berlin wird freigesprochen, Ler Angeklagte Franz Knitter, Werkzeug macher in Berlin, wird wegen Vorbereitung zum Hochverrat in Tateinheit mit Vergehen gegen Paragraphen 7 Absatz 4 des Republikschutzgesetzes zu zwei Jahren Festung und 200 Mark Geldstrafe verurteilt. Fünf Monate Festungshaft und die Geldstrafe gelten durch Lie Untersuchungshaft als ver büßt. Die Angeklagten Paul und Hans Rennert werLen zw einer Festungshaft von je neun Monaten und Geldstrafe von je 100 AM. verurteilt, an deren Stelle tm Nichtbeikeibungs- falle eine Gefängnisstrafe von 10 Tagen tritt. Die beanstan deten Nummern Ler Zersetzungszeikschrlften «Die Schutz polizei" und «Die Reichswehr' sowie die Verratsbroschüre werden beschlagnahmt und Lie Druckplatten unbrauchbar ge macht. In seiner Begründung schloß sich der Senat im we sentlichen Len Ausführungen Les Anklagevertreters an. Stollberg. Gegen Len Amkshauptmann Schnirch ist «we gen persönlicher Verhältnisse" ein Disziplinarverfahren ein- geleitek worden. Schnirch ist vorläufig beurlaubt. Rabenstein. Beim Einfahren von Heu sank «in schwer- belaLener Erntewagen auf einer sumpfigen Miese derart tief mik den Rädern ein, daß die Pferde Len Magen nicht mehr herausziehen konnten. Anstatt «in vorhandenes zweites Pferdepaar vorzuspannen, schlug Ler Kutscher wütend so lange auf die armen Tiere ein, bis die Lazu verwendete Heu gabel in zwei Stücke zersprang. Nunmehr nahm er Las eine Stück des Stieles und bearbeitete Lie Köpfe Ler Tiere so un barmherzig, Laß die gepeinigten Pferde sich vor Schmerz wanden, ohne den Wagen herausziehen zu können. Als man dann ein zweites Pferdepaar vorspannte, wurde der Wagen mit Leichtigkeit herausgeholt. Es ist zu hoffen, daß der er bärmliche Tierquäler einer empfindlichen Strafe zugeführt wird. Chemnitz, 11. Juli. Am Dienstag erschien ein Unbekann ter, Ler sich als Gerichtsbeamter ausgab, bei einer hiesigen Schankwirtin und bestellte sie für Mittwoch nach Lem Amts gericht. Während Ler Abwesenheit Ler Wohnungsinhaberin brach der Unbekannte dann bei ihr ein und stahl aus einer Geldkassette 1000 M. Bargeld. Der 91. Jahre alte Vater der Bestohlenen war bei Ausführung des Diebstahls zugegen, konnte aber wegen seiner Gebrechlichkeit nicht um Hilse rufen. Zwickau. Im Bezirksausschuß der Amtshauptmannschaft Zwickau kam es zu einem Zwischenfall bei der Festsetzung der Haushaltpläne für Lie Stadt Wildenfels von 1928/29 und 1929/30. Diefe beiden Haushaltpläne weisen Fehl beträge von 41 000 bezw. 57 000 M. auf. Kammerrat Klein hempel warf Lem Amtshauptmann Müller Pflichtverletzung vor. Er erklärte, Laß der Amtshauptmann verpflichtet sei, Mittel und Wege für Deckung Les Fehlbetrags zu finden. Amkshauptmann Müller erwiderte, Lie Amkshaupkmann- schaft sei eine reine Vollzugsbehörde und habe nur eine for male Entscheidung zu treffen. Er werde Liese Angelegenheit nunmehr seiner vorgesetzten Behörde unterbreiten. Da Kleinhempel seinen Vorwurf aufrecht erhielt, verließ Ler Amtshauptmann den Sitzungssaal und trat den Vorsitz an seinen Stellvertreter. Regierungsrat Ritter, ab. )( Zwickau. Bor einigen Tagen bereits war der von Wilkau ausgehende Plan eines Zusammen schlusses der Südgemeinden Zwickaus zu einer Stadt gescheitert. Neuerdings haben die Sozialdemo, traten in Wilkau den Plan wieder ausgenommen und auch die Zustimmung der Amtshauptmannschaft Zwickau gefunden. Aber auch dieser Plan ist nunmehr zusammengebrochen. Nachdem bereits die Gemeinde kollegien von Bockwa und Niederhaßlau gegen den Zusammenschluß gestimmt haben, ist jetzt auch in Wilkau selbst die Mehrheit des Gemciudeverorüncten- kollegiums gegeu den Zusammenschluß aufgetreten. Der sozialdemokratische Bürgermeister Brendel führte bei der Befürwortung des Planes aus, daß der Nathausneubau in Wilkau nur unter dem Gesichts punkte einer Großgemeinüe durchgeführt worden sei. Er sei unter den jetzigen Verhältnissen nicht in der Lage, für den Zinsendienst des NatüauSneubaues jährlich 15 000 Reichsmark ans dem Etat heraus- zuwirtschaften. Weller kür morgen: Nachdruck verboten! Witterung zur Unsicherheit neigend, im allgemeinen Fortbestand sommerlicher Witterung, aber in einzelnen Ge bieten vorübergehend Beeinträchtigung Les Wetters durch gewitterarkige Störungen oder durch verstärkte Bewölkung mit etwas Regen.