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versunkene Herrlichkeiten haben von jeher eine un- wiverstehliche Anziehungskraft auf die menschliche Phan tasie ausgeübt und in Legende und Sage fortgewirkt. Äm bekanntesten klingen hier die Namen „Atlantis" und '„Vineta". „Atlantis", ein großes Erdreich, das im Atlan- 'tischen Ozean, woher der Name stammt, untergegangen sein soll, und „Vineta", die versunkene Stadt, die dort, wo heute die Insel Wollin ist, angenommen wird, deren Spitzen und Türme man bei bestimmtem Seegang und klarem Wasser noch sehen könne, deren Glocken auch zu Zeiten zu erklingen anfingen. Aber über die sagenhaften Herrlichkeiten, die in der Tiefe der Erde verschüttet ruhen oder in den Abgründen des Meeres, hinweg, hat sich die menschliche Sehnsucht realeren Vorgängen unablässig zugewandt: den Ver schüttungen historischer Städte und den versenkten Schiffen. Diese Schatzgräberei ist nie ausgestorben; sie heftet sich an die versunkene spanische Schlachtflotte „Armada", die mittelalterliche Silberslotte, die versenkten Subsidien Eng- cts.-, inblLOLsei^n^ Lisi von. sich der reichen Beute bemächtigen. Als sie jedoch in der Nähe der Eies-Inseln gesichtet wurden, sollen die Spanier alle Schiffe versenkt haben. Im Jahre 1825 erschien die englische Bark „Enterprise" und arbeitete mit einer ge wöhnlichen Taucherglocke bis August 1826. Man fand die Schiffe auch, holte auch Kanonen, Kugeln, eiserne Ketten herauf, nicht aber die Gold- und Silberbarren, die viel leicht doch vor dem Versenken irgendwie in Sicherheit gebracht worden waren. 2m Jahre 1904 machte der VIL 2K tue Lines snl-ikLri^lussHot-lLs v/ird bioerlgewundan. . italienische Dampfer „San Elements" mir oem Erfinder eines Unterseebootes und eines Hydroskopes namens Pino neue Versuche, vier Schiffe wurden sofort gefunden, zwei völlig unberührt, nur nicht die Gold- und Silberbarren. Im März dieses Jahres hat eine italienische Gesellschaft wieder eine Konzession zur Hebung der spanischen Gal- lionen nachgesncht, nachdem nochmals durch Taucher die Lage der Schiffe festgestellt worden. Die spanische Re- - gierungüberwacht die Arbeit und bat sich einen etwaigen , Gewinnanteil^ausbedMgen.;^ Im^Iahre 1S10^würde in'der Murray-Bäy von einer New Parker Expedition nach einer vor . SO Jahren ge sunkenen Gallione gesucht und die Versuche wurden in kurzen Zeitabschnitten vergebens wiederholt, im gleichen Jahr ging eine Gesellschaft von London ab zur Bergung eines t Dampfers, der bei der Fahrt um die Südspitze Afrikas mit reicher Ladung untergegangen. Man sieht, viele Kapitalien sind in die Bergungsversuche — bis jetzt meist vergeblich — investiert. Die Schatzgräber des Meeres haben nur - verhältnismäßig geringen iRaM zu ihren Versuchen, die Untiefen kommen gar nicht in Betracht, vielfach sind auch Strömunaen und dergleichen unüber windliche Hindernisse. Die schönsten Ergebnisse neuester Zeit hat man in umgekehrter Richtung, allerdings auch nach uraltem Ver fahren, in Italien gezeitigt, indem man die Prachtschiffe des Caligula, die im Nemi-See untergegangen, dadurch ans Licht des Tages brachte, daß man mit der noch von s-QssisLr W^icj dsj tirzlbi-oOk irr Ari^on^ den Römern herrührenden Kanalisation den Wasserspiegel des Sees senkte. Taucher hatten zwar schon manche schöne Einzelteile des Schiffes abgeschlagen und in die Museen geliefert, aber es gehört nach Schilderungen von Augen zeugen zu den eindrucksvollsten Erlebnissen, nun auf den zum Teil unglaublich gut erhaltenen Schiffsresten sich in lebendigster Art in die Vorwelt zurückzuversetzen. Nicht weniger sind die Erdschätze begehrt. Bekannt ist das sog. „Diamantenfieber". Im Jahre 1927 herrschte in Paris eine Art „Goldsieber", als das Gerücht ging, der Kriegsschatz des ersten Napoleon sei gefunden. Im Jahre 1906 versuchte eine Expedition, von Damen geführt, auf der Cocos-Insel im Stillen Ozean, 600 englische Meilen von Panama, einen ungeheuren Schatz zu heben, der während des Krieges zwischen Eyile und Peru dort vergraben worden sei, eine sehr geheimnisvolle Expedition war die mit dem Dampfer „Rama", der auf den Guano- Inseln nach Schätzen graben wollte. Die gut ausgerüstete Fahrt war deshalb vergeblich, weil die Grabung nicht er laubt wurde, da sonst die Guano-Vögel in der Fabri kation ihres „gediegenen Mistes" gestört würden. Der war für den Besitzer von realerem Wert, als „unfaßbare" Schätze. Wissenschaftlich bedeutsam sind besonders die ans Tageslicht geförderten versunkenen Schätze der Erde, wie die Auffindung fossiler Wälder oder die Ausgrabungen untergegan^.er Kulturen. Die Schatzgräberei wird stets neu entfacht, wenn mal ein Bauer beim Holzfällen einen wirklichen Schatz ent deckt und die Nachbarn dann alle Bäume umhauen, wenn bei Neubauten sich bei der Fundamentierung Wertstücke finden und das allgemeine Buddeln dann losgeht, oder Krebse und Fische beim Fang mal einen Ring oder der gleichen präsentieren; schlimmer ist jedoch die mit der menschlichen Sehnsucht getriebene Bauernfängerei, wie sie jahrzehntelang die ausgedehnten Organisationen der spani schen Schatzgräberschwindler mit ihren Briefen, namentlich in Deutschland, treiben konnten. Goethes Wort besteht: Am Golde hängt, nach Gold dringt doch alles! lands in den napoleonischen Kriegen bis an die unter- begangenen Schiffe der Neuzeit. > Die Hebung der spanischen „unbesiegbaren Armada", damals das Staunen und der Schrecken einer Welt, mit ! Len unermeßlichen Schätzen, die mit ihr in der Tober- ! mory Bay in Westschottland auf dem Rückzug nach ihrer ! Entscheidenden Niederlage durch die Engländer versanken, ! war seit Jahrhunderten ein Problem der Köpfe vieler Nationen. Die spanische Goldgallione „Florentia" wurde noch vor wenigen Jahrzehnten zu erforschen versucht. Da > Las Schiff aber gesprengt worden war, fand man die > Teile alle zerstreut; man konnte vor Schlammansammlung auch nicht an den nach Plänen bezeichneten Hinterteil des Schiffes gelangen, in dem sich die Schätze befinden sollen. ,Vermittelst eines eigens aus Luftschläuchen konstruierten ^Apparates holten Taucher vor etwa 25 Jahren u. a. Dronzerohre von alten Schiffsgeschützen empor. Englischen Tauchern gelang es noch im Jahre 192? eine kostbare ^Schale aus Zinnlegierung und wertvolle Schwertgriffe, zu bergen. Die „Schätze" sind noch ungeborgen. ^7 Auch in der Bucht von Vigo ruhen noch ungehobene* sSchätze. 2m Jahre 1702 kamen zwölf spanische Gallionen, von französischen Kriegsschiffen geleitet, mit dem aus l sGoid- und Silberbarren im Werte von vielen Millionen I ^bestehenden Tribut der amerikanischen Kolonien in der I jBucht von Vigo an. Der spanische Erbfolgekrieg war i ^arkLdL aLsgebrochen und Engländer und Holländer wollten^»