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AWMssUMk OolämMn unä Oe^er Roman von Orete von 8a6 WMMW»»W»»W»M»W»M»WW»M»W»»WWMM0 Lopvrlskt dx LIsrUn keucdtvLneer, Uslls (Lssls) Hanna hatte mit der Frühpost einen Brief von ihrem ^ranne erhalten. Professor Donat fand nun auch, daß ein längerer Aufenthalt an der Riviera de Levante unerträg lich langweilig war. Sein heißester Wunsch war es, sich Oldermanns anzuschließen, die eine Jndienreise vor hatten. In dem viele Seiten langen Brief an Hanna führte er aus, wie wertvoll eine solche Reise für ihn sei. Er bat sie, das dazu nötige Geld auszutreiben. Von Iakob kannst du schon zwanzigtausend Mark losmachen, schrieb er. Wenn du mir zehntausend davon schickst, wäre ich dir sehr dankbar, die übrigen behältst du zum Leben. Tas Leben in Indien ist nicht kostspielig, ich käme mit dem Geld eine ganze Weile aus. Sieh zu, was sich machen läßt. Hanna las den Bries mehrmals. Bei der Vorstellung, daß sie den Bruder um eine so große Summe bitten sollte, ward ihr beklommen zumute. Er hatte schor viel hergegeben. In letzter Zeit hatte er mehrmals zu ihr geklagt: es wäre eine spürbare Flaute im Geschäftsgang, die- Gelder kämen nicht so ein, wie sie sollten. Westphal hatte das bestätigt. Man müßte kolossal a«lf dem Posten sein, um nicht ins Wanken zu kommen. Es war schlimm, aber dennoch mußte sie ihn darum an gehen. Er würde schon geben. Wenn sie ihn sehr bat, konnte er nicht nein sagen. Und ihr lag fetzt viel daran, daß ihr Mann die Reise machte. Dann wäre sie einmal ganz frei, danach hatte sie sich lange gesehnt. Oh, wie wollte sie ihre Freiheit genießen! Sie saß heute nicht so lange wie ge wöhnlich bei ihrem Frühstück. Schon um elf Uhr war sie im Geyerschen Geschäft. Sie ging wie stets zuerst zu Westphal, der fetzt ein behaglich eingerichtetes Arbeits zimmer für sich allein hatte. Er war erstaunt, sie so früh zu sehen. „Mich führt etwas Besonderes her. Eine schwierige Sache, ich soll von meinem geliebten Bruder Geld los- machen." Sie ließ sich in den tiefen Ledersessel fallen und sah mit sragendem Blick zu Westphal auf. „Was meinen Sie, wird es möglich sein. Wie stehen die Finanzen?" Er zog die Schultern hoch. „Es ist wenig bares Geld vorhanden." Sie zog die Luft durch die Zähne. „Was machen wir da? Raten Sie mal. Zwanzig- lausend Mark schaffen, bedeutet für mich ein Jahr völliger Freiheit. Begreifen Sie, daß ich danach lechze, Hermann?" Er begriff. Ihre kleine weiße Hand küssend, versprach er: „Wenn er das Geld nicht hergibt, schaff' ich's." „Wirklich?" Ihre Augen leuchteten. Wieder preßte er seine Lippen auf ihre Hand, dann küßte er jede Finger spitze ^nzeln, bis sie sie ihm entzog. „Nicht, Hermann, wir müssen verständig sein." Ihre Mahnung bekräftigte sie durch einen leidenschaft lichen Druck seiner Hand. Er beugte sich zu ihr herab, um ihr Ohrläppchen zu küssen, das unter ihrem Pelzkäppchen hervorsah. „Verzeihung, ich konnte wirklich nicht widerstehen, es war zu verführetischl" Seine AGen-ibetteÜen: Erlaube es noch einmal, ein einziges MaL Abetz Hemga erhob sich. ,Wo finde ich meinen Bruder?" „Erlauben Sie, daß ich ihn suche?" „Nein, das erlaube ich heute nicht, daran würde er wieder sehen, daß ich erst bei Ihnen war. Es verdrießt ihn, ich habe das längst bemerkt. Uebrigens, was ich Sie längst fragen wollte: Ist eS Ihnen nicht auch schon aus gefallen, daß unsere verehrte Schwägerin Lotte eine etwas reservierte Haltung uns gegenüber angenommen hat? Wit sollten es vermeiden, bei ihr zusammenzutreffen." Er mußte es zugeben. Aber das beachtete man doch gar nicht. Es war doch so nett, wenn man sich so.zn fällig" in ihrem Hause traf. Ihr Haus war so behaglich. „Ist das meine weniger behaglich?" ' Er beteuerte das Gegenteil. Es war für ihn nur nicht so leicht erreichbar. Wenn er mehr Zeit hätte, dann sollte es ihm auf den weiten Weg nicht ankommen. Täglich ein dutzendmal wollte er ihn mit Vergnügen machen. „Und dann", er senkte wieder seinen Blick tief in den ihren, „ich traf Sie nie allein." „Ich habe eben viel Freunde", gab sie lachend zu, »man kommt gern zu mir. Gönnen Sie mir doch Mine Freunde." ' - ' „Die vielen ja, aber nicht den einen." Sie sah ihn an. Stellte sich, als wüßte sie nicht, wen er meine. ' ' „Dieser Herr von Chatenay ist mir verhaßt.- Sie lachte leise. „Ah, eifersüchtig!" Ihr Blick brgnnte in dem seinen. „Kommen Sie bald, Sie treffen mich allein." Die Flügel seiner schmalen Nase vebtem seins.bart losen Lippen zuckten begehrlich. „Wann darf ich kommen?" „Heute — morgen, wann Sie Wösten." Sie gab ihm die Hand. „Aus Wiedersehen, Hertz Westphal." . „Auf Wiedersehen, gnädige Frau," Er öffnete die Tür vor ihr und verneigte sich tief. Jakob Geyer wußte, daß seine Schwester im Hause Watz, er.ließ sich aber nicht so schnell von ihr sinken, weil et wegen ihres Besuchs bei Westphal, von dem er sofort erfahren hatte, verärgert auf sie war. Er hielt sich länger, als es nötig war, in einer Abteilung auf, in deren Räumen sie bisher nie gewesen war und von deren Existenz sie nichts ahnte. Schließlich war es aber nicht möglich, sich den ganzen Tag über dort versteckt zu halten, er mußte in'sein Kontor. Auf dem Wege dorthin stieß er auf Hanna. „Herrgott, wo steckst du nur?" fragte sie mit ver drossener Miene, „ich suche dich schon seit einer Stunde." „So, davon ahnte ich nichts. Warum ließest du mich nicht durch Westphal rufen?" Ihr stieg Helle Röte ins Gesicht. „Er wird ja wohl auch anderes zu tun haben, als für mich zu laufen." Geyer lachte grimmig. „Nu, der springt schon für dich, wenn du es willst." Sie waren in sein Kontor eingetreten. „Ich habe wenig Zeit, Hanna", sagte Geyer. Hanna zog die Brauen zusammen. Die wenig zuvor kommende Art des Bruders ärgerte sie. Sie dachte an dis Zelt, in der für Jakob ihr Besuch ein Fest gewesen war. Das hatte sich geändert. Das hatte sie Lotte zu verdanken. Was hatte sie nun davon, daß sie sich so freundschaftlich ' zu ihr gestellt hatte? ' ' Z »Was führt dich zu mir?" fragte Geyer. > M2