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Aettrfle grtr»«g Vezirks DeranttomMH« A«h<ckl«wz SE S«-«L> -- Dm«A unb Verlas: Set« t« Kd»»swr«val-e« L2 Montag, am 12. August 1929 Nr. 186 Anzeigenpreis: Die 4! DAMmeler brelle PeMzeil« 20 Reichspfennige. Eingesandt und Reklamen 60 Reichspfennig« SS Zllhrgang Weitzeritz-Zeitung Tageszeitung m- Mzeiger Mr Dippolöiswalöe Schmieöeberg «.L Stefe» Blatt sulhSll »le amMche« Bekauulmachunge« te» Amlshauvlmamrfchast» -es Nmlsgericht» mr- -es Sle-lral» zu Dippol-iswal-e Z Bezugspreis: Für einen Monat 2.20 RM. A mit Mragen, einzelne Nummern 15 Reichs- Pfennig« :: Gemeinde - Verbands - Girokonto Nr. 3. :: Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde ; Nr. 403 :: Postscheckkonto Dresden 12548 Oertliches und Sächsisches. Dippoldiswalde. In wenig Tagen schlicht an der Deutschen Müllerschule das Sommersemester 1929. Wie immer hielt euch diesmal am vorhergehenden Sonnabend, dem vergangenen 10. August, der Verein „Glück zu!" seinen Abschiedsball ab, an. dem sich noch einmal die Glück zu'er Abgehende wie Wiederkehrende, mit den Bürgerstöchtern uud befreundeten Familien der Stadt zu Kommers und Tanz zusammenfanden. Die Kilian-Kapelle bot ein recht gutes Konzert, das durch starken Beifall quittiert wurde. Der offizielle Teil, der Kommers, nahm mit dem Aufzug des Präsidiums und anschlichend der Fahne der V. e. H. „Hansa", hier seinen Anfang. Herzliche Begrützungsworte widmete 1. Präside Werther den Gästen, besonders Studienrat Wolf, den L ä4, 15 öl, nnd bl, X H, der Vereinigung Hansa und Libertas. Nicht weniger herzlich waren die Worte, die er später seinen scheidenden Kommilitonen zurief. Er bat sie, nicht nur beim Sonnenschein des Lebens, sondern auch in trüben und ernsten Stunden an Schule, Stadt und Glück zu zurückzudenken und in letzteren aus der ihnen hier zuteil gewordenen Grundlage neue Kräfte, neuen Mut zu schöpfen, immer erfüllt von Pflichtbewußtsein und tätiger Nächstenliebe. Studienrat Wolf wünschte namens des Lehrer kollegiums und der Stadtvertretung einen frohen Verlauf des Festes. Er erinnerte die Scheidenden an das Abschiedslied Werner Kirchhofs im „Trompeter von Säckingen". Auch sie wüßten Abschied nehnien von der Stadt, und worum es in dieser Stunde am meisten gehe, vom Verein. Dieser habe ihnen viel gegeben. Der Ernst des Lebens beginne nun. Möchten sie da alle das grün-weiß-rote Band in Ehren tragen in treuer Liebe zum Vaterlande. Glück zu allewege! Im weitern Ver lause des Kommerses wünschte der l. Vorsitzende der V. e. H. „Hansa" Rud. Werner, den Abgehenden ebenfalls alles Gute und gab der Hoffnung Raum, daß das Freundschaftsband Glück zu- Hansa immer fester werde. Er-Fuchsmajor dankte im Namen der von Dippoldiswalde Scheidenden für alles was ihnen hier Gutes zuteil geworden und hoffte auf ein frohes Wieder sehen zum nächsten Zett-Tog. Nachdem um 10 Uhr der Kommers sein Ende gefunden hatte, trat der Tanz in seine > Rechte, eröffnet durch einen gut angeführten Rundgang. Er ! hielt die zahlreichen tanzfrohen Paare noch lange zusammen, und der aufkommende Abschiedsschmerz wurde noch einmal zmückgedrängt von den Wogen ungebundener Jugendfröhlich keit und heitern Frohsinns. Nur zu bald wird ja der Ernst des Lebens an so viele von ihnen herantreten. Mppol-iswalde, 11. August. Gestern fand in „Stadt Dresden" eine Sitzung der Vorsteher der Haus- und Erund- besitzervereine des Bezirks unter Leitung des Bezirksvorstehers Schneider—Possendorf statt. Mit Ausnahme von Frauenstein waren sämtliche Vereine vertreten. Die Beratung galt in der Hauptsache innerorganisatorischen Fragen, aber auch der Auf klärung bezüglich hauswirtschaftlicher Angelegenheiten. Der Verlauf der Verhandlungen zeigte wieder die allseitige feste Ucbcrzeugung von der Notwendigkeit des Zusammen schlusses und von den, unbeugsamen Willen, dem Hausbesihe die Freiheit zu erkämpfen, nicht, um Machtgelüsten zu fröhnen, sondern weil er sie braucht zum Bestehen überhaupt und weil ! sie ihm gebührt von Rechtswegen. Dippoldiswalde. Im Hauptgottcsdienste gedachte Pfarrer Mojen eingangs der Predigt des Verfassungstages. Es sei eine schwierige Aufgabe gewesen, nach der Staatsumwäl- zniig und unter dem Drucke von Versailles eine neue Ver fassung zustande zu bringen, und wir wollen Gott und den Männern der Tat danken, daß wir durch diese schwere Zeit hindurchgekommen sind. Nun sei es Christenpflicht, im Rahmen l der Verfassung dem Reiche treu zu dienen. Die Hauptsache sei, die Gesinnung der Staatstreue und Vaterlandsliebe zu betätigen. Aus dem Predigtterte vom Pharisäer und Zöllner s formte sich das Thema: „Ein gesegneter Gang zum Gottes- > Hause. Wir kommen demütig vor Gott, den Heiligen, und j innerlich verbunden mit unseren Mitmenschen." (Ist es im - politischen Leben nicht auch so, daß mancher sich einbildet, ein besserer Staatsbürger zu sein als sein Nächster? Müßte sich nicht vielmehr ein jeder demütig fragen: „Hast Du Deine Pflichten gegen Dein Vaterland immer freudig bis aufs Pünkt chen erfüllt?" Der Berichterstatter.) DippoldlSwÄde. Zur Verfassungsfeier versammelten sich Sonniag vormittag im Rathaussaale die Beamten und Angestellten der hiesigen Reichs-, Staats- und städtischen Be hörden, Mitglieder des Rates und Stadtverordneten-Kollegiums, Lehrer der hiesigen Schulen und^andere Damen und Herren, an ihrer Spitze Amtshauptmann v. d. Planitz uud stellver tretender Bürgermeister Stadtrat Schwind. Der Saal war mit Lorbeerbäumen und anderen Topfpflanzen schön geschmückt. Eingeleitet wurde die Feier durch ein Adagio in A von Schubert, das von den Herren Bernau (Klavier), Heerklotz (Cello) und Hocke (Violine) sehr schön und ansprechend vorgetragen wurde. Ein Männerquartett, die Herren Bernau, Eidner, Hesse und Matthes, sang dann das Lied „Heimat" von Fischer und den Weihesang von Abt ebenso rein wie klangschön, worauf nach kurzen Begrüßungsworten selten Siadtrat Schwinds Studien rat Wolf folgende Festansprache hielt: Die Reichs- und Staatsregierung ordnet alljährlich an, Latz der 11. August als besonderer Feiertag aus der Tage gleichför migen Verlaufe herausgehoben werde. Dieses Mal soll der Feier eine besondere Weihe gegeben werden, da seit dem Tag«, an dem die Verfassung von dem Reichspräsidenten Ebert und der Reichs- reglerung unterzeichnet wurde, 10 Jahre verflossen sind, 10 schwere Zahre, die uns tiefste Erniedrigung in nationaler und wirtschaft licher Hinsicht brachten, die aber auch den hoffnungerregenden Glanz der Morgenröte eines Ausstieges auskommen ließen, 10 Zahre, in denen wir der Verzweiflung nahe waren, in denen jeder echte Deutsche aber auch erkannt hat, daß es unter dem Schutze unsrer Verfassung doch einen Weg gibt, der uns aus dem Dunkel der Nacht in das strahlende Licht des Tages, aus dem Zusammen bruch hinaus- und hinausfuhrt in einen Zeitabschnitt des Auf baues, der Erneuerung. Erinnern wir uns der schrecklichen Zeit des Umsturzes: der Bürgerkrieg droht«, der Zerfall des Reiches stand als drohendes Ungeheuer hinter dem deutschen Volke. Da kamen die Männer der Tat: Am 30. November 1918 erschien die Verordnung über die Wahlen zu einer verfassunggebenden deutschen National versammlung: am 6. Februar 1919 trat die deutsche Nationalversammlung in Weimar, in der von allen Musen gesegneten Stadt, zusammen: am 28. Juni 1919 senkte sich ein dichter Trauerschlei«r über Deutschland und über das arme deutsche Volk. Leib licher und geistiger Tod drohte allem, was deutsch war. Aber trotz der Unterschrift, di« unsere Bevollmächtigten unter den diktierten Frieden von Versailles setzen muß ten, Haben fich deutsche Tatkraft, deutscher Lebenswille noch nicht unterkriegen lassen! Der 31. Zuli 1919 brachte die Annahme der Reichsverfassung mit 262 gegen 75 Stimmen: am 11. August 1919 unterzeichneten in -Schwarzburg der Reichspräsident Ebert und die Reichsregierung die neue deutsche Reichsversassung, die unter dem 14. August 1919 im Reichsgesetzblatt verkündet wurde. Zum 10. Male begehen wir die Versassungsfeier. Hat die Veranstaltung einer besonderen Feier überhaupt einen Zweck? Eine Anzahl deutscher Männer, die vom Alten, was vergangen ist, nicht lassen wollen, verneinen die Notwendigkeit. Wir wollen doch ehrlich und offen sein. Mag der Deutsche politisch eingestellt sein wie er will, er mutz doch zugeben, daß -das deutsche Volk un ter dem Schutze der Verfassung, die uns heute vor 10 wahren ge schenkt wurde, uns aus den Trümmern, die der Umsturz im No vember 1918 zurückgelassen hotte, einen Ausgang gefunden hat, der durch nationale Erniedrigung und wirtschaftliche Ohnmacht — eine unvermeidliche Folge des verlorenen Krieges — wieder auf wärts führt und unS von ferne einen Blick in eine bessere Zu kunft werfen läßt. Diese Einsicht, der sich der vernünftige Deutsche nicht ver schließen wird und kann, löst in uns -daS Gefühl deS DankeS auS. Wir oringen allen deutschen Männern, die sich um daS Zustande kommen der Reichsverfassung verdient gemocht haben, heute un seren herzlichsten Dank dafür dar, -daß sie uns- vor Bürgerkrieg und Reichszerfall behütet haben. DaS soll allen, die an dem Werke mitgearbeitet haben — auch manchmal gegen ihre innere Ueberzcugung — unvergessen bleiben. Die Dankespflicht ist der eine Beweggrund, Verfassungsfeier abzuhalten. Der andere Zweck der Veranstaltung von Verfas sungsfeiern im großen deutschen Reiche gilt nicht dem Vergange nen, sondern der Gegenwart und Zukunft. Die Verfassungsfeier soll -dem deutschen Staatsbürger den Sinn der Verfassung näher bringen, auf daß er sein Wirken und Streben nach ihr einstelle und Mithilfe am Ausbau. Der Segen der VersassungSfeiern wäre ein unermeßlich rei cher, wenn der Staatsbürger wenigstens an dem Tage, an dem er ausdrücklich an seine Rechte und Pflichten gemahnt wird, die ge druckte Verfassung zur Hand nehmen würde, um sich Einblick in den Aufbau und die Aufgaben des Reiches zu verschaffen und um die Grundrechte und Grundpflichten der Deutschen kennen zu lernen. Der Rechte, die die Verfassung dem Bürger einräumt, ist er sich wohl bewußt: wenn es aber gilt, den Grundpflichten, die nach der Verfassung jedem Deutschen auferlegk sind, nachzu- kommen, schüttelt er fein Haupt und spricht: „Die kenne ich nicht!" Ilm wie vieles besser würde es im deutschen Vaterland« aussehen, wenn der Deutsche die Artikel 109 vis 165 des 2. Haupttelles der Reichsverfassung sich zu Gemüte führen würde. Die Artikel handeln von den Grundrechten und Grundpflichten der Deutschen. Wir sollen in den nächsten Jahrzehnten viele Milliarden für un ser« Bezwinger aufbringen. Dies können wir nur, wenn jeder, der sich Deutscher nennt, arbeitet, und immer wieder arbeitet: denn Arbeit bringt Lohn. Lohn wird in Form von Geld kapitali siert. DaS Kapital bedeutet Macht. Wir können di« Fesseln, mit denen uns unsre Feinde zu erdrosseln drohen, nm sprengen -durch produktive Arbeit, die einen Lohn eindringt, von dem nach Abzug aller Bedürfnisse des- täglichen Lebens etwas übrig bleibt. Wenn es auch beim Einzelnen nur eine Kleinigkeit scheint, in der Summe stellen die ersparten Groschen, wachsend als werbendes Kapital, ein« Waffe dar, vor -der unser« Feinde noch- erzittern werden. Arbeit zum Wohle der Allgemeinheit fordert von unS auch un ser« Verfassung. Artikel 163, Absatz 1, lautet: „Zeder Deutsche hat, unbescha det seiner persönlichen Freiheit, die sittliche Pflicht, sein« gei stigen und körperlichen Kräfte so zu betätigen, wie es das Wohl der Gesamtheit erfordert. Absatz 2 desselben Artikels sagt: „Jedem Deutschen soll di« I Möglichkeit gegeben werden, -durch wirtschaftlich« Arbeit sei- ! non Unterhalt zu erwerben." Wer also der Gesamtheit nicht l zur Last fallen will, muß arbeiten. „Arbeit ist die Betätigung -er geistigen und körperlichen Kräfte zum eigenen Wohle und zum Wohle der Gesamtheit." , Die Verfassung nennt di« Arbeit -eine sittliche Pflicht. Die Pflicht als -sittlich zu charakterisieren, ist überflüssig. W-aS dem Einzelnen als Pflicht zum Wohle der Gesamtheit auserlegt wird, kann nie unsittlich- sein. Wenn die Erziehung aller Volksgenossen, männlichen und weiblichen Geschlechtes, mit dem Erfolg« gekrönt werden -könnte, daß jeder und jede sagen würde, Arbeit ist mir Pflicht, — nicht, ich muß, sondern ich will arbeiten, — dann wäre uns der Himmel auf Erden bereitet. Alle Erziehung im Hause, in der Schule, im Berufe, überhaupt im Leben möchte unS dahin bringen! Warum ist die Betätigung der geistigen und körperlichen Kräfte, warum ist die Arbeit Pflicht? I. Die Arbeit erhält das Znoi-v-idium. II. Die Arbeit ermöglicht die Gründung der Familie III. Die Arbeit -ist -ein Grundpfeiler für daS Bestehen der Ge meinde, des Staates, des Reiches. Die Arbeit erhält das Zndividium, das Einzelwesen, die Per son. Darüber ist sich dos Volk längst klar: denn -der Volksmund ägt: Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen. Eine Da- - einSberechtigung hat also nur der Mensch, der arbeitet, wenn er onst nicht verhindert ist, dieser Pflicht nachzukommen. 1. Die Arbeit ist das Mittel, das dem Einzelwesen die Werle zur Bestreitung der Unkosten für den Lebensunterhalt in die Hand gibt. Arbeit bringt Lohn in Gestalt von Geld oder Gütern aller Art. Dafür schafft sich der Arbeitende Essen und Trinken, Klei dung und Wohnung, alles, was er zur Entwicklung und Erhaltung seines Geistes und Körpers braucht, weil eben die Kräfte des Geistes uno deS Körpers immer wieder Arbeit leisten müss«n. So schließt sich der Ring: Betätigung der geistigen und körperlichen Kräfte — Mittel Mr Bestreitung deS Lebensunterhaltes — Er haltung der Kräfte. 2. Der Sinn der Arbeit liegt nicht -darin, daß man arbeitet, um sich gerade zu erhalten, um ein kärgliches Leben zu führen, das in Abwechslung zwischen Arbeit und nötigster Ruh« verläuft: bringt die Arbeit nicht mehr «in, dann gleicht der arbeitende Mensch dem lieben Vieh, daS der Bauer vor den Pflug spannt. Nein, di« Entlohnung für geleistete Arbeit muß auch — natürlich innerhalb gewisser Grenzen — eine angenehme Lebensführung, muß Genuß verbürgen. DaS Maß des Genusses läßt sich nicht festlegen: eine sittliche Lebensführung läßt den Menschen, der es mit sich nnd -seinem kleben Nächsten gut meint, im Genuß Matz halten. Es bleibt Aufgabe der Erziehung des Elternhauses, -der Schule, des Meisters, vor allem der -Sel-osterziehung, im Genuß Matz zu halten. Völlerei, Luxus in Kleidung und Wohnung, Ver schwendung zu leicht verdienten Geldes führt zur Entsittlichung, Versumpfung des Volkes. Die Geschichte vergangener Jahr tausende warnt: ein Volk, das der Völlerei, dem LuruS und der -damit zusammenhängenden Sittenlosigkeit verfällt, ist dem sicheren Untergang« geweiht. Darum möchte am Tag« der Verfassungs feier jeder Deutsche, vor allem auch daSheranwachfende Geschlecht, ein-sehen lernen, daß unsinniger Lebensgenuß ins Verderben führt. Dem, dessen Arbeitslohn es zu-läßt, zu genießen, stehen Genüsse anderer Art zur Verfügung: das Wandern, jeder Sport, der der Ertüchtigung des Körpers und Geistes dient, wenn er nicht über trieben -wird, Natur, Kunst, Wissenschaft und Technik lassen den Genuß Suchenden in erlaubten Genüssen schwelgen. Zn diesem Sinne ermöglicht die Arbeit eine angenehme, mit Genuß verbun dene Lebensführung. 3. Die Betätigung der geistigen und körperlichen Kräfte, wie sie -das Wohl- der Gesamtheit fordert, also -die Arbeit, erhält -daS Zndividium gesund. Die Arbeit ums tägliche Vrot wird dem Menschen zum Segen: denn sie hält ihn gesund. Welch ein Unter schied zwischen den Kindern der Großstadt und -dem Nachwuchs auf dem Lande, den Kindern deS Bauern, der -noch seine eigene Scholle bewirtschaftet. Großstadtkinder — trotz genügender Er nährung, trotz Spiel und Wanderung und Ferienkolonie kränklich, blutarm, blaß, in -der körperlichen Entwickelung zurückgeblieben, aber Dorfkinder bei einfacher, naturgemäßer Ernährung gesund, kräftig, körperlich gut entwickelt. -Woher -der Unterschied? Die Arbeit, -die den Kindern des kleinen- Bauern schon in frühester Zugend aufgelegt wird und zur Bewegung in freier Lust zwingt, schasst Hunger und Appetit, regelt -den Stoffwechsel und wird da durch zum Hauptfaktor dafür, daß ein gesundes Bauerngeschlecht heranwächst. Der geistige Arbeiter, der wochenlang in seiner Stu dierstube über Wissenschaftlichen Problemen brütet, greift endlich zu Säge und Beil: der Körper will zu -seinem Rechte kommen, er verlangt nach Betätigung, nach körperlicher Arbeit, um nicht zu erschlaffen. Und wenn unS jährlich einmal eine längere Erholungs zelt be-schieden ist, so -freut man sich immer wieder auf seine ge regelte Tätigkeit und geht mit frischen Kräften gern an seine Ar- veit: denn nichts -ist schwerer zu ertragen als eine Reihe von ar beitslosen Tagen, wenn man arbeiten will und nicht kann. Die Sehnsucht deS Kranken, -deS langsam Genesenden nach Arbeit zeigt unS am besten, -daß Gesundheit und Arbeit -die von einander ab hängenden Variablen einer Funktion sind. Gegen den Artikel 103 der -deutschen Reichsverfassung verstoßen also alle gesunden Staatsbürger, die nicht arbeiten und nicht arbeiten wollen: abgc- lehen -davon, -daß sie als Drohnen im wirtschaftlichen Staate leben, schädigen sie ihre Gesundheit, erkranken mit der Zeit an Leib uno Seele und fallen der Gesamtheit dauernd zur Last. 4. Wie -die Arbeit -den -Körper gesund erhält. wie sievor - kennen -die Eltern -daß Arbeit Zufriedenheit und Daseinsfreude bringt. Und nun, welche Zustie^n^t und ^ trä^ die «brlicke Arbeit in den engen Kreis der gemütlichen Häuslich keit -der Tamilie. Lerne dein« Güter -klug bestellen, ft-tsch und fröhlich -blickst du dann hinaus: ein paar HoffnunaSschMeln auf -den Wellen und den sichern Schatz im HauS. Welche Freude herrscht am Wochen-ende -daheim, wenn der Vater nach getaner Arbeit die Seinen begrüßt, wenn -die Mutter, -die neben -der Ver richtung der häusichen Arbeit leiden manchmal auch noch- ge zwungen ist, beruflich tätig zu sein, die Kleinen und- Kle-insten -dem: