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^'E8 jährt sich zum 15. Male der Tag, da Deutsch- Mud, ja die Welt, sich einen Namen unverwelklich ein- -prägte. E8 gelang dem Kapitänleutnant Otto Weddi gen, die neue Waffe des U-Bootes zu einer Ruhmestat ZU führen durch die Versenkung der drei englischen Panzerkreuzer „Aboukir", „Cressy" und „Hogue", die er am 22. September 1914 nacheinander abschießen konnte. ^Seither trägt jeder Deutsche das Bild und die Taten Weddigens im Herzen. ' ^. Weddigen stammte aus dem nördlichen Westfalen, dem^ Heimatland des alten Vatriziergeschlechts der Weddigen, die dem Lande eine Reihe von angesehenen Großkaufleuten, Geistlichen und Offizieren schenkte; er wurde am 15. September 1882 im freundlichen Herford als jüngster Sohn eines Spinnereibesitzers geboren. Das Geburtshaus ziert seit seiner Heldentat eine Ehrentafel seiner Vaterstadt. Kindheit und Jugend verlief in glück licher Provinzstille und gewissenhafter Vorbereitung auf den Beruf, dem des Knaben und des Jünglings Vorliebe schon in frühen Jahren galt. Der zwanzigjährige Gym nasialabiturient wurde Seekadett und durchlief die vor geschriebenen Stufen des Dienstes, bis er im Jahre 1912 als Kapitänleutnant das Kommando von „U 9" erhielt. Als 1914 an der Westfront eine Stockung eingetreten, waren starke Truppentransporte zwischen Dover und Dün kirchen unterwegs, zu ihrer Sicherung trafen am 20. Sep tember früh die englischen Panzerkreuzer beim Maas- Feuerschiff ein. Auf ein Telegramm des Admiralstabs entsandte die Hochseeflotte am 20. September früh zum Angriff auf die Sicherung der Transporte — sobald es die Stürme zuließen —, ein Unterseeboot von Helgoland nach Westen, also etwa zur gleichen Zeit, wo die ge nannten Kreuzer ihre Stellung beim Maas-Feuerschiff eingenommen hatten. Es war „U 9", Kommandant Kapitänleutnant Otto Weddigen. In hartnäckigem Kampf gegen die brandenden Seen bahnte sich das kleine Boot, seinem Befehl folgend, den Weg. Am 22. September in der Dunkelheit hatte es vor abgeblendeten Fahrzeugen, ohne bemerkt zu werden, schleunigst tauchen müssen, aber als der Morgen graute, war die Luft rein. In den Frieden des aufblauenden Tages hinein ruft plötzlich der wachhabende Offizier: „Backbord voraus eine Rauch wolke in Sicht!" Der Kommandant sucht durch das Seh rohr des schnell getauchten Bootes die Wasserfläche ab. „Drei feindliche Kreuzer." Wie ein Lauffeuer ist's im Boot bekannt und schon heißt's: „Angriff beginnt!" Die Rohre werden klar gemacht. Die Uhr zeigt 7.15 Uhr früh. Atemlose Spannung, in die hinein der knappe Befehl klingt: „Los!" Der Torpedo verläßt das Rohr, das Boot wird auf 15 Meter Tiefe gebracht. Dann nach wenigen Sekunden der untrügliche dumpfe Knall des Treffers. „Aboukir", auf 500 Meter Entfernung angegriffen, be ginnt zu sinken. „Hogue" will den Kameraden der „Aboukir", die man von einer Mine getroffen wähnt, Hilfe bringen, da treffen auch sie mit wenigen Sekunden Abstand zwei Torpedos auf 350 Meter Entfernung. ,/Lressy" sandte mit höchster Energie einen Funkspruch an die Londoner Admiralität, wo es wie Blitz einschlug: „Aboukir, Hogue sinking". Aber auch den dritten Kreuzer erreichen zwei von Weddigen entsandte Torpedos, er sinkt ebenfalls in die Fluten. Als „U 9" nach anderthalb Stunden auftauchte, waren die drei stolzen Schiffe nicht mehr zu sehen. Un behelligt kehrte „U 9" heim. Unter beispiellosem Jubel der Besatzungen aller Schiffe der Flotte lief das Boot am 24. September in Wilhelmshaven ein. An seine junge Gattin drahtete der Kommandant: „Eisernes Kreuz l. und II. Klasse erhalten. Bin gesund. Erwarte Dich morgen." Li Weddigens drei Treffer ins Schwarze wirkten derart überwältigend, daß in England längere Zeit an der Auf- ifassung festgehalten wurde, nicht ein einzelnes U-Boot, «sondern nur eine größere Zahl könne diese Tat vollbracht Laben. So schrieben die „Times": „Man weiß sehr wohl, -Daß die deutschen U-Boote in Flottllen zu sechs zu- Fammenwirken. Wenn es wahr ist, daß nur eins — näm- «ich U 9 — in den Hafen zurückkehrte, dann dürfen wir Damit rechnen, daß die andern erledigt sind." Was an äußeren Ehren, u. a. Pour le merite, im ^Kriege erlangt werden konnte, war dem Volkshelden. «Weddigen bald nach weiteren Großtaten beschieden. Nach M/o Jahren gab er das Kommando über „U 9" ab und «chielt dafür „U 29", das bedeutend moderner ausge- Mstet war. Auch sein Wunsch war, wie der aller deut- ÜLättLU-Boots-Kommandanten. rum Anarikf auf GroL- kampfschiffe zu kommen. Da nahte sein Schicksalstäg, -er 18. März 1915. Der Untergang von „U 29" ist lange geheimgehalten worden, erst spätere Meldungen gaben ein anschauliches Bild seiner letzten Fahrt, Am Morgen (18. März 1915) hatte die englische Schlachtflotte mit den Kreuzergeschwadern, nach dem deut schen Admiralstabswerk, eine strategische Äbung durch ¬ ordentlich groß und man hatte infolge verschiedener Mel» düngen über das Auftreten deutscher U-Boote Anlaß zu dem Verdacht, daß mindestens eins in der Nähe seil Gegen Mittag war die Schlachtflotte noch etwa 70 See meilen vom Penthland Firth entfernt. Plötzlich sichtete der Wachoffizier der „Dreadnought" in großer Nähe ein Sehrohr. Anscheinend steuerte ein U-Boot, zickzack laufend^ südlichen Kurs. Sofort ging die „Dreadnought" mit äußerster Kraft in das Kielwasser des U-Bootes und nun begann eine atemlose Jagd auf das anscheinend den Tiefenschwankungen nicht mehr Herr werdende U-Boot^ bis die „Dreadnought" mit einem Rammstoß über es hin wegfuhr. Für eine Minute reckte sich der Bug des U-Bootes hinter dem Heck des Linienschiffes hoch aus dem Wasser, gerade lange genug, um die Nummer „29" ablesen zu können, dann sank es langsam über das Hecks um nicht mehr aufzutauchen. Nur öl, Luftblasen und einige Wrackteile kamen an die Oberfläche. — Mit diesem Ereignis verlor die deutsche Flotte den trotz seiner Jugend gefeiertsten Seehelden. Fachleute meinen, er habe, ver wöhnt durch das handlichere „U 9", die Manövrier fähigkeit seines neuen und größeren Bootes überschätzt, vielleicht auch habe dis Tiefensteuerung oder eine andere Einrichtung versagt, sonst sei es nicht erklärlich, warum gerade ein Kommandant wie Weddigen sein Boot nicht rechtzeitig durch Tieftauchen dem Rammsteven der „Dreadnought" entzogen haben sollte. Weddigen und die Seinen leben im Gedächtnis seiner Kameraden und des deutschen Volkes fort. Niemand gab es, der ihm seinen Ruhm neidete, den er in wohltuender Bescheidenheit trug. Als einer der ersten eröffnete er die Reihe der U-Boots-Großtaten, als einer der ersten ging er den Kommandanten von glänzendem Ruf voran Seinem Gedenken widmete Paul Warncke die mah-^ nenden Verse.- geführt. Eine zweite wurde jedoch aufgegeben, da man inzwischen in ein Gebiet Legalen war, das nicht für U-Boot-sicher gehalten wurde. Die Sichtweite war außer- Hörst du nicht gewaltigen Klang Durch die Nacht der Zeiten schwingen- Horch! Der Nordsee Wogen singen Hohen, deutschen Heldensang. Horch! Sie rauschen, wie daher Zogen bei des Morgens Grauen, Stolz und drohend anzuschauen, Britenschiffe übers Meer. — Wie der junge, deutsche Held < Sandte sie zum tiefen Grunde, Daß von seiner Tat die Kunde Schüttelte die weite Welt. Welch ein Tag! O denket dranl Denkt an seiner Sonne Schimmert Nie vergesset, nimmer, nimmer, .Jene Tat und jenen Mann! — — -Irgendwo im ewigen Meer Muht er aus, von Größe träumend, Abers Riesengrab hinschäumend Brandet Well' auf Welle schwer. Seinen Namen aber hat Er in jedes Herz gegraben, Und es hören blonde Knaben Hellen Auges seine Tat. Und sie wächst und wirket fort -* Knaben müssen Männer werden! Hütet denn auf deutscher Erde< Großer Taten heiligen Hort! Rauschen laß mit mächtiger HanH Meer, du deiner Harfe Töne — Werdet, hoher Helden Söhne, Helden eurem Vaterland.