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Copyright by Martin Feuchtwanger. Halle lSaale» LVForlsetzung. Nachdruck verboten. * * * «Sie «ortsttpmg dank Somv ohne uns I Jahr gebirg M Kalen Herbst war i Spriö von s den ; ist m Rege, Sonn abend blies von, gerissi nicht auch mono gema in O wiede Di Abend, keine < werde, volles erlaub! Endlich verstummte das Schluchzen Käthes, und jetzt -sagte Berth, indem sie dieser Wer das herrliche Blond haar strich: „Nun schließe mir dein Herzchen aus, Kleine! Sprich! Verschaffe dir Erleichterung! Ich sehe doch, daß dich etwas drückt, fast erdrückt — ein Geheimnis. Kannst du es mir Micht anvertrauen, Käthe? Zweiselst du wirtlich noch, baß es bet mir in sicherster Obhut sein wird?" , „Ich kann nicht!" stöhnte Käthe. „Es ist so schrecklich, so entsetzlich, daß es all mein Glück noch zerstören wird!" „Das wollen wir mal erst daraus ankommen lassenI" erwiderte Berth kampflustig. „Ich helfe dir, und es müßte sonderbar zugehen, wenn wir beide nicht Siegerinnen blieben. Aber erst mußt du mir alles sagen, Käthe! Rede doch! Scheue dich nicht!" Käthe jedoch schüttelte verzweifelt den Kopf. Sie wußte, sie würde Berth alles sagen können; aber sie wußte auch, daß weder diese noch sonst jemand ihr würde helfen können. Mit zwei Männern verheiratet! War es nicht entsetzlich? „Ich kann nicht!" stöhnte sie verzweifelt aus. „Wenig stens jetzt noch nicht, Berth! Frage mich nicht! Ich be schwöre dich! Eines Tages wirst du alles erfahren, er fahren müssen. Nur nicht jetzt!" „Auch nicht, über was du so erschrocken bist?" Käthe schüttelte wieder den Kops; doch Berth ließ sich nicht beirren. „Du bist vorhin erschrocken, als dein Mann aus dem Wagen stieg. Niemand war da zu sehen als er, der Graf und der Ingenieur, und da du weder vor deinem Felix Käthe fühlte sich.fast.froh, daß sie Berth getroffen hatte, und als sie Felix sah, der suchend umherschaute, da machte^ sie die Freundin auf ihn aufmerksam. Diese aber rief lachend: „Was habe ich gesagt? Da haben die,beiden sich wirk lich schon gefunden. Der Herr neben deinem Manne ist, mein Gras. Ist es da nicht gut, daß wir uns schon ver- Mndigt haben? Sicher wärest du viel mehr erschrocken, wenn wir dir jetzt gegenübergetreten wären. Nur Mut, Käthemädel!" Sie liefen durch das Gewühl. Und als Felix sie ge wahrte, kam er ihnen mit dem anderen Herrn entgegen, der ihm unterwegs etwas erklärte. Die Vorstellung er folgte, und Käthe atmete auf, als Graf Altberg ihr höflich- und ehrerbietig die Hand küßte. Er hat mich nicht erkannt, dachte sie. Sie erfuhr nun, daß Altbergs Güter teilweise an einige verTprnaus grenzten, und daß beide Familien einen freundschaftlichen Verkehr unterhielten; aber sie fürchtete sibh nicht mehr, sondern war im Gegenteil froh über diesen Zufall. Nun hatte sie wenigstens eine treue Seele, der sie sich anvertrauen und bei der sie sich Nat holen konnte. Sie ahnte nicht, wie bald das nötig werden würde. burschikosen Art. „Vielleicht geht die Sache so zu deichseln: du nimmst dich hübsch zusammen, daß dein Mann über dein Aussehen nicht stutzig wird, und dann bittest du ihn recht schön, daß er mit dir weiterfährt, irgendwohin. Viel leicht kann er eine Jacht mieten und mit dir eine Weltreise antreten. Jedenfalls mußt du ihn dazu bringen, daß er nicht nach Turnau geht, solange dieser Mensch in der Nähe ist, und wenn dein Mann ihm doch schon Aufträge gegeben hat, so mag er sie während eurer Abwesenheit erledigen. Wenn ihr zurückkommt, muß er wieder weg sein und darf natürlich niemals wiederkommen. Denkst du, daß es so gehen wird?" Käthe hatte schweigend zugehört; aber je weiter Berty sprach, desto mehr hellte sich das Gesicht der Verzweifelten auf, und schon leuchtete aus ihren blauen Augen, in denen noch die Hellen Tränen standen, wieder die Hoffnung. „Ja, Berty, ja, so will ich es machen! Du bist so gut und so klug! Wie soll ich dir nur danken?" „Das fehlte noch, Kleine! Uns beide hat der Zufall nicht ohne Grund zusammengeführt; davon bin ich über zeugt. Mein Verdienst ist es keinesfalls; aber weil wir uns nun einmal gefunden haben und Freundinnen ge worden sind, wollen wir auch treu zueinander halten. Bist du überzeugt, Käthe, daß ich dir Helsen will, was auch kommen mag?" „Ja, Berty, ja!" „Dann ist alles in Ordnung, Kindl Und nun, Kopf hoch! Es wäre doch noch schöner, wenn du dich vor diesem Manne fürchten und um seinetwegen unglücklich werden wolltest! Was du mit ihm vorgehabt hast, das kümmert mich jetzt nicht. Vielleicht erzählst du es mir später noch, und wenn nicht, dann ist es auch nicht schlimm. Vorläufig aber will ich dir sagen: ich weiß, daß du nicht fähig bist, etwas zu tun, dessen du dich schämen müßtest, und wenn du Unglück gehabt hast, dann ist es sicher nicht deine Schuld gewesen." Da erfaßte Käthe beide Hände der Freundin. Sie atmete wieder auf, und da sie in Cannes so vieles Schöne sahen, so wurden beide allmählich wieder heiter. Im Innern Käthes freilich hockte noch die Furcht; aber sie .hoffte doch, daß Felix ihr ohne weiteres die Bitte ge währen würde, die sie ihm vorbringen wollte. Wenn sie ein Jahr auf Reisen waren, dann war alle Gefahr vorbei, dann fürchtete sie Berndt Klausen nicht mehr, dann war sie noch durch ein andere- Band als nur durch die Liebe an Felix gefesselt, ein Band, das nicht mehr Un Schtllir DI Bunde- georkw 3" An lich küßte und sie fragte, wie es ihr gefallen habe, da rief sie: „Ach, Felix, die Welt ist ja viel herrlicher, als ich je geahnt habe. Ich möchte noch viel mehr von ihr-sehen — alles! An deiner Seite möchte ich rund um die Erde ziehen; ich möchte die Pyramiden sehen, die Tempel In diens, die Wunder Asiens! Felix, können wir nicht mit einander das alles genießen? In einer Jacht — nicht auf einem Dampfer — ganz allein wollen wir sein, wir zwei — allein mit unserem Glück! Und wo eS unÄ gefällt, da bleiben wir, bis es uns weiterlockt. Felix, sag' ja! Du glaubst nicht, wie ich mich sehne, mit dir zusammen die weite Welt kennenzulernen!" Verwundert schaute er auf sie. Er hatte diesen Wunsch nicht von ihr zu hören erwartet. Aber aus jedem ihrer Worte hörte er doch auch ihre Liebe zu ihm, und es schmeichelte ihn, daß sie mit ihm allein sein wollte. Er drückte sie innig an sich und erwiderte: „Ja, Käthe, das wollen wir. Ich will mit dir reisen und dir die schöne Welt zeigen..." - „Felix!" jauchzte sie auf, von aller heimlichen Qual erlöst. Da aber strich er ihr leise über das Haar. „Nur ein wenig Geduld mußt du haben, Liebste! Ich muß erst manches Geschäftliche erledigen, ehe ich so lange abwesend sein kann." „Muß das sein?" fragte sie bekümmert. „Denk' doch, daß jetzt die schönste Zeit zum Reisen ist. Vielleicht kommt sonst der Herbst heran..." „Und doch können wir immer den Frühling um uns haben, Liebste! Wir wollen ihn suchen, auch wenn es bei uns Herbst ist, und wir werden ihn finden und ihn be gleiten. Frühling soll um dich sein, Käthe, das verspreche ich dir!" Da senkte sie ergeben das Haupt. Er sah ihre Trauer, lächelte und sagte: „Liebste, soll ich dir sagen, daß das Höchste im Leben des Mannes die treue Pflichterfüllung ist?" Da nickte sie und erwiderte nichts mehr. Lange Zeit standen sie in schweigender Umarmung, bis Käthe daran dachte, daß doch e r hier war, daß sie fort mußte. Deshalb stieß sie hervor: „Aber nach Hause kannst du mich führen, Felix? Ich sehne mich, die Tante zu begrüßen..." „Auf einmal, Kätherle?" Da schaute sie ihn an, und aus ihren Blicken las er das selige Geheimnis, das sie noch vor ihm hatte bewahren wollen. „Käthe!" stieß er hervor. „Ist es wahr? Oh, du! Wie glücklich machst du mich! Und morgen, morgen bringe ich dich heim." Er preßte sie stürmisch und doch vorsichtig an sich un^ küßte sie. Und Käthe war selig. Fort! Nun durfte sie doch noch fort! Sie schlief ruhig in dieser Nacht. Am nächsten Morgen fand sie schon alle Koffer gepackt. Das Auto stand bereit, sie fuhren zum Bahnhof und be stiegen den Zug. Käthe tat einen tiefen Atemzug. Nun war sie aus der Nähe dieses furchtbaren Mannes. Nun würde sie alles ausbieten müssen, ihm nie wieder zu begegnen. Aber wie sollte sie das anfangen? Würde Felix nicht darauf bestehen, nach Turnau zu gehen, wo Berndt Klausen irgendeine Arbeit für ihn ausführen sollte? Sie mußte ihn bereden, in Berlin zu bleiben. Oder wenn er das nicht wollte, dann mußte er ihr erlauben, bei Tante Adelheid zu wohnen. Sie wollte vorgeben, daß sie jetzt keine fremden Menschen um sich sehen möge. „Woran denkst du, Schatz?" fragte da Felix, der sie schon eine Zeitlang schweigend beobachtet und wohl ge merkt hatte, daß sie sich um irgend etwas sorgte. Käthe schrak zusammen, hatte sich aber sofort wieder in der Gewalt. Lächelnd erwiderte sie: „Ich überlegte mir, ob ich dir etwas beichten sollte, Liebster. Ich habe ein Geheimnis vor dir gehabt..." „Du? Dann wird es etwas ganz Schreckliches sein!" erwiderte er lachend. „Fürchtest du denn nicht, daß ich dir nie vergeben könnte?" Sie schmiegte sich an ihn und schaute zu ihm auf. „Ich werde mich nie vor dir fürchten, Felix", sagte fl« ernst. „Ich bin fest überzeugt, daß du mir immer und alles vergeben würdest, was es auch sei!" Er antwortete nicht gleich, sondern furchte etwas di« ^Stirn. Dann sprach er: „Was du mir beichten kannst, Käthe, ja, das werde ich dir verzeihen können, denn nie kannst du etwas getan haben noch tun, was gegen meine Ehre wäre. Alles anders ist ja nichts..." Er merkte nicht, wie Käthe leicht erschauerte. „Nichts gegen seine Ehre!" dachte sie. Und sie,? Hatte sie nicht das Schlimmste gegen ihn getan, was es über haupt geben konnte? Aber sie nahm sich zusammen. Noch einmal bannte sts die Furcht aus dem Herzen. Sie war zwar jenem an getraut worden, aber sie war in Wahrheit nie seine WaU gewesen. Und jetzt wußte sie doch, daß er sie mit all« Absicht verlassen hatte, nicht durch einen Unglückssall g« hindert worden war, zu ihr zurückzukehren. Sie hatte sich schon bemüht, herauszufinden, warum er so gehandelt hatte, doch sie hatte eS sich nicht denken können. Sie meinte indessen, einmal gehört zu haben» daß! eine Ehe geschieden werde, falls der eine Gatte den deren böswillig verließ. Und daS wat doch hier der W« gewesen! Di- Al jährige 192S e Der Verkehr mit den Altbergs gestaltete sich an genehmer, als Käthe erhofft hatte. Schon am nächsten Tage hatte sie Berty ausgesucht und dieser die sonderbare Wendung erzählt, vie ihr Leben genommen hatte; aber noch hatte sie nicht den Mut gefunden, ihr auch das letzte zu sagen. Eine innere SHeu hielt sie zurück, und eine Stimme in ihr raunte ihr zu: „Wozu sollst du es ihr offenbaren? Es ist ja gar nicht nötig; denn er ist tot, er kann dir nicht mehr in den Weg treten." I gar zu gern gehorchte Käthe dieser Stimme. Es wäre ihr schwer, sehr schwer gefallen, Berty auch dieses Erlebnis anzüvertrauen Diese selber erzählte ihr in ihrer derben Art, wie sie sich ven Grafen, ihren Mann, gezogen hatte, wie sie ihn zu haben wünschte, und sie schloß mit den Worten: „Jetzt haben sogar seine Verwandten, die mich natür lich schnitten, eingesehen, daß ich Vie rechte Frau für meinen Bodo bin Sie haben schon angefangen, sich mir zu nähern; aber wären sie nicht gekommen, so hätte ich mir deshalb auch keine grauen Haare wachsen lassen. Ich freue mich schon darauf, daß wir auch ferner gute Nachbar schaft halten werden. Mein Mann hat mit dem deinigen viel vor; sie wollen allerlei Neues auf ihren Gütern ein führen, haben sich auch schon einem berühmten Ingenieur verschrieben. Ich glaube, er soll morgen kommen, und da wir bei diesen Verhandlungen doch von Uebel sein würden, so schlage ich dir vor, wir fahren morgen einmal «ach Cannes hinüber. Ist es dir recht?" Käthe war einverstanden. Sie war wieder froh und lustig, und Felix hatte selbstverständlich nichts gegen den Ausflug einzuwenden. Er brachte Käthe im Auto bis zum Hause Altbergs; aber als sie dort ankamen, hatte Berty sie schon bemerkt und kam auf die Straße geeilt. Polizc Schloß Anfar treter mer o er enl bestim volle kesha find t haben Barle Zech- Aabe der k noch Freit mutel noch Kenn Klum Heller der r 3n d! bar. keit, seng Kran Zeit, die n stand rigen l°chl< der tes, man aufzu wird Som mit's Grür schon tats« verfi Land A>rh Sie begrüßte Felix, der aus dem Wagen sprang, und' sagte zu ihm: „Beeilen Sie sich nur! Mein Bodo zappelt fast schon; denn das Wundertier von einem Ingenieur ist ein- getroffen. Die Beratungen können sofort beginnen. Vie! Vergnügen!" Sie deutete nach einem der Fenster oben, an dem Graf Altberg sichtbar wurde. Auch Käthe schaute hinauf und wollte sich eben aus dem Schlage beugen, um einen Gruß hinaufzuwinken, da sah sie einen anderen Mann neben den Graf treten. Und mit einem leisen Schreckensschrei sank sie leichen blaß zurück. Der Mann dort oben war — — Berndt' Klausen! Beide Hände auf das Herz pressend, saß die Unglückliche wie gelähmt da, keines Gedankens fähig als nur des einen: Berndt lebt! Er ist nicht gestorben! Und ich bin die Frau eines anderen!" Sie brauchte nicht noch einmal hinaufzuschauen. Sie hatte ihn sofort wiedererkannt, obwohl er sehr, sehr blaß aussah; nie hätte sie dieses Gesicht vergessen können! Schreckhafte Träume hatten ihr nachts sein Gesicht ge zeigt. Jetzt aber hatte sie ihn selber wiedergesehen. Zitternd saß sie da. Wenn der Graf nun doch noch herunterkam und ihn «nitbrachte? Käthe wünschte, daß die Erde sich auftun und sie ver schlingen möchte. Sie wollte fliehen und konnte sich nicht Ähren. Und da kam Berty, frisch wie immer. Lachend sagte sie: „Ich hatte noch etwas vergessen; deshalb habe ich dich warten lassen. Aber nun..." Da fiel ihr Blick auf das Gesicht der Freundin, und sie erschrak; aber geistesgegenwärtig befahl sie dem Chauffeur, loszufahren, und erst, nachdem der Wagen auf der herr schen Straße in eiliger Fahrt dahingtttt, als keine fremden ««gen die beiden Frauen mehr beobachten konnten, wandle sie sich Käthe zu, umschlangest- mit beiden Armen, zog sie awsich und fragte: „Was ist geschehen, Käthe? Du flohst aus, als wäre- dir ein Gespenst erschiene«!" Sie ahnte nicht, wie nahe st« der Wahrheit kam. Küthe aber konnte nicht antworten. Ihm fnDtbvre^krrogimg, »acht« sich in eine« Strom von Tr" da» Gesicht an die Schulter BerttzS, noch Vox meinem Bodo erschrocken sein kannst, so kann es Hch.Wr um den Ingenieur handeln. Stimmt es?" Da nickte Käthe nun doch. „Und warum fürchtest du dich vor ihm?" „Ja, ich fürchte mich vor ihm!" stieß Käthe nunmehr hervor. „Ach, Berty, wenn du es vermagst, dann berede deinen Mann, daß er diesen Menschen fortschickt!" „Du, das würde einen harten Kampf geben!" erwiderte Berty. „Du solltest nur gesehen haben, wie ersreut er über die Ankunft dieses Mannes war, von dem er schon lange geschwärmt hat. Ich wüßte nicht, wie ich ihn hinaus bringen sollte. Du kennst ihn also? Von früher?" Wieder nickte Käthe hoffnungslos; denn sie sah all ihr Glück in Scherben brechen. Tonlos fragte sie: „Und dieser — dieser Mann soll auch zu meinem Manne kommen?" „Das haben die beiden wenigstens schon besprochen; es wird sich schwer ändern lassen." „Dann mutz ich fort, Berty, sogleich! Ich kann, ich darf ihm nicht begegnen. Rate mir doch! Hilf mir! Ach, Berty, ich bin ja so unglücklich!" Abermals begann sie zu weinen, und wieder ließ Berty sie gewähren. Sie war erfahren genug, um etwas von der Wahrheit zu ahnen, aber auch, um nicht weiter in Käthe zu dringen. Hin und her überlegte sie, was sie tun könnte, um die Freundin zu beruhigen, und endlich kam ihr ein Gedanke. „Nun höre mal zu, Käthemädel!" sagte sie in ihrer zerrissen werden konnte. Trotz ihrer Sorgen lächelte sie selig, und als sie heim- unk an die Brust ihres Gatten !loa. als er Ke zärt»