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Sächsischer Sürgennetffertag Schul« und Mieterschutzfrage«. Der Sächsische Bürgermeistertag des Verbandel Sächsischer Mittelstädte fand in diesem Jahre ir Meißen statt. Aus dem Jahresbericht ist zu ent nehmen,'daß 92 Mittelstädte, 5 Gemeindeverbände unk >10 Einzelmitglieder der Vereiniguirg angehören. Oberbürgermeister Dr. Schimmel- Glauchau unt Erster Bürgermeister Boock- Wurzen sprachen über di« Selbstverwaltung der Gemeinden im Schulivesen. Ju einer einstimmig angenommenen Entschließung wird u. a. die Forderung der reinen Staatsschule, Wik sie insbesondere von der Lehrerschaft erhoben wird abgelehnt. Die stärkere Beteiligung der gemeindlicher Selbstverwaltungskörpcr an der Schule wird aus schul- verwaltungs- und staatspolitischen Gründen als nichi entbehrlich bezeichnet. Endlich wird darauf Hingewie sen, daß die gesamte Schulgesetzgebung, die nach dem Kriege im höchsten Maße unübersichtlich geworden sei in ernem Schulgesetz ohne Rücksicht aus das Schicksal eines Reichsschulgesetzes neu und übersichtlich zusam mengefaßt werden müsse. Ueber den Einfluß der Mieterschutzgesetz gebung auf die kommunale Wohnungswirtschaft spra chen Bürgermeister Dr. Wagner-Mylau und Bür germeister Dr. Gottschalk-Leisnig. In der hier zu angenommenen Entschließung heißt es: „Mit ern ster Besorgnis verfolgt der Sächsische Bürgermeistertao Lie gefährdende Einwirkung des Mieterschutzrechtes unc der hieraus beruhenden Rechtsprechung der Miet gerichte auf die kommunale Wohnungswirtschaft. ES besteht die begründete Befürchtung, daß bei ungehemm ter derartiger Fortentwicklung eine rationelle Woh- nungswirtschast unmöglich wird." Bürgermeister Kunze mann-Döbeln behandelte das Thema: „Die Gemeinden und die Arbeitslosen versicherung". Eine Erklärung des Khffhäuferbundes. Kriegervereine dürfen dem Reichsausschuß für das Volksbegehren nicht beitreten. Wie der Ternsche Reichskriegerbund Kyffhäuser mitteilt, kann der Bund zum Volksbegehren gegen den Aoungplan keine Stellung nehmen, weil es sich um eine im Brennpunkt des parteipolitischen Kampfes ste hende Frage handelt. Dementsprechend sei den Ver bänden und Vereinen des Kyffhäuserbundes der Ein tritt in einen Ausschuß für das Volksbegehren nicht gestattet. Tie selbstverständliche Verpflichtung jedes einzelnen Kameraden, sich als Staatsbürger in dieser Lebensfrage des deutschen Volkes nach bestem Wissen und Gewissen entscheiden, werde durch diese Ent schließung nick: beeinflußt. Ter Kampf gegen die Kriegsschuldlüge werde vom Bunde mit allem Nach druck fortgesetzt. Räumung JülichS. Vor einigen Tagen verließen zwei Bataillone des belgischen Linien-Jnfanterie-Regiments die Stadt Jülich. Der Anglücksschacht. Ter Brand in der Grube „Klein-Rosselu" wütet weiter. Bis jetzt 22 Todesopfer. Bei den Räumungsarbeiten wurden drei weitere Leichen von Bergleuten aufgefunden. Dadurch hat sich die Zahl der Toten auf 22 erhöht. Man glaubt, daß zwei oder drei Leichen sich noch unter den Trüm mern befinden. Außerdem zählt man insgesamt 31 Verletzte und zwei Vermißte Kleine Nachrichten. * Ein aus der Grenzmark vertriebenes Ehepaar Her mann begeht in Werbig a. d. Ostbahn das Fest der diamantenen Hochzeit. . , * Im Ostseebad Leba flößte ein icchsjährrger Junge, der mit mehreren Kindern Arzt spielen wollte, einem anderthalbjährigen Kinde einen Eßlöffel Medizin ein, welch« die Mutter des Sechsjährigen auf dem Tische hatte stehen lassen. Das anderthalbjährige Kind starb nach 2 Stunden. * In Lochringen ist eine schwere Typhusepidemie aus gebrochen, die sich auf die ganze Gegend von Chateau Sa lins ausgedehnt hat. Man meldet bereits vereinzelte Todes- Wie aus Lodz gemeldet wird, sind 400 Weber der Textilfabrik Kindler in den Ausstand getreten. Wie aus Tokio gemeldet wird, ist der Vulkan Ka- ruijawa Asama in Tätigkeit getreten. Große Feuersäulen steigen aus dem Krater, während ein starker Aschenregen die ganz« Umgebung bedeckt. Die Ausbrüche sind von Erd stößen begleitet. DL Bevölkerung ist geflohen. weil bei einem Sportfest katholischer Sportler melt und gepfiffen worden sei. Bekanntüch , Rheinlandkommission durch eine Ordomumz rrovmrevl und Pfeifen wegen des „militärischen Charakters* Musik unter Strafe gestellt. Gerichtssaal. A Die „militärischen- Trommel« «no Bfchsett Landau (Pfalz) verurteilte das franzäshche S Das HauS der Zukunft. Aus oer Architekteu-Ausstellung in Kopenhagen wird ein Zukunftshaus gezeigt, das mit allen Schöp fungen der modernen Technik versehen ist. Nebm Hochantenne und Autogarage fehlt auch ein Flugzeug nicht. Gin roher Mrdbube. Mit dem Hirschfänger gegen den Vermieter. — Weil er geweckt wurde. In Zschornewitz hat der 30 Jahre alte Bohrer Willi Schäfer aus Dessau seinen Vermieter, den Heizer Otto Winkelmann, Vater von fünf Kindern mit einem Hirschfänger so schwer verletzt, daß dieser auf dem Transport ins Krankenhaus seinen Verletzungen erlag. Der bei Winkelmann als Untermieter wohnende Schläfer war betrunken gewesen. W. war mehrmals in dem Zimmer des Schl, gewesen, um ihn zum Auf stehen zu bewegen. Als er sich wieder die Treppe hinaufbegab, empfing ihn Schl, und brachte ihm mit einem Hirschfänger schwere Verletzungen bei. Win kelmann ergriff die Flucht, wurde jedoch von Schl, verfolgt. Auch auf der Straße wurde W. durch einen Dolchstich noch verletzt. Nach kurzer Zeit brach er blutüberströmt zusammen. Schläfer warf den Hirschfänger in ei» Keller- fenster, wo es vo» einem anderen Arbeiter gefunden wurde. Der Mörder kounte nach kurzer Zeit verhaftet werden. Als er an dem noch in einer Blutlache liegenden Winkelmann vorbcigeführt wnrde, sagte er i« frechem Tone: „War das ein Spaß, darauf trinken wir einen!" Am Südpol. „Das Ende der Erdachse." Das ist der südlichste Punkt der ganzen Erde. Vielleicht kann man dort das Ende ihrer Achse sehen, um die sie sich ja dreht, wie wir in der Schule gelernt haben. Aber da müßte sie doch auch geschmiert werden, und wer soll das vornehmen in einem unwirtlicher Lande, in dem keine Menschen wohnen? Nein, so ist nicht! Die Erdachse ist nur etwas Gedachtes, nämlich ein Durchmesser unserer Erdkugel vom Nord- bis Süd pol. Wie mag es nun hier aussehen? Am Nordpol sollen schon kühne Männer gewesen sein, der Südpol ist dagegen zweimal erreicht worden, zunächst am 17. Dezember 1911 von dem Norweger Amundsen mit vier Gefährten und einen Monat später von dem Eng länder Scott mit ebenfalls vier Begleitern. Der Südpol liegt auf einer weiten ebenen Hoch fläche von annähernd 3000 Meter Höhe. Berg und Tal sind weit und breit nicht zu sehen, eine trost lose, mit Schnee und Eis bedeckte Ebene dehnt sich schier ins Endlose aus. Ms Amundsen dorthin ge langt war, herrschte das schönste Wetter. Zu Ehren seines Königs nannte er das den Pol umgebende Gebiet „König-Haakon-VII.-Land". Damit auch später an kommende Forscher ein Wahrzeichen von den Norwe gern finden sollten, schlug Amundsen ein kleines Zelt am Pdl aus, das nur von einer Bambusstange ge stützt wurde. Im Zelt hinterließ er einen Brief ar seinen König und den nächsten Entdecker, einige Fuß- , säcke aus Rennttersell, Fausthandschuhe und Beobach. > tungs-Jnstrumente. Das Zelt trägt an seiner Spitz« ! die norwegische Flagge. Die ganze Behausung nannte ! er „Polheim". Schon in einiger Entfernung vom Pol ! hatte er als Wegweiser einen Schlitten mit einer j Fahne aufstellen lassen. Zur Feier der ersten Erreichung des Südpols ' nahmen die Reisenden ein Festmahl ein, aber ich glaub« kaum, daß es uns geschmeckt hätte. Sie aßen Seehund- fleisch und das Fleisch eines gerade getöteten Zieh hundes und rauchten gemütlich ihre Zigarren; sogar eine Tischrede wurde gehalten. Zum Andenken ar diesen Tag gravierten sie ihre Gebrauchsgegenständ« mit der Bezeichnung „Südpol" nebst Datum und Jah- j reszahl. Gesund und lustig traten die Männer, nach- j ' dem sie sich vorher genau überzeugt hatten, daß der > i Südpol von ihnen aufgefunden war, den über 120k j Kilometer langen Rückweg an und trafen in ihrem > Ausaangsheim, das am Rande des EtseS lag, am 26. Januar 1912 frohen Mutes ein. ! Dies .var nun eine angenehme Fahrt, aber di« folgende ist eine recht traurige. Als Scott am 17. Januar 1912 an den Südpol gelangte, gewahrte er zu seinem großen Erstaunen, daß schon andere ihm zuvorgeronuüen seien. Das wirkte läMenv auf ihn und feixe Mannschaft, denn etwas Furchtbareres konnte für sie nicht etntreten. Kein Frohsinn, sondern Trauer herrschte. Scott Hinterließ im Zett von iibxxnd- sen einen Zettel, errichtete ein Wegzeichen und pflanzte die englische Flagge aus. ES herrschte eine Kälte von 29 Grad Celsius und ein heftiger Wind wehte. Miß gestimmt traten die Engländer den Rückmarsch an. 1200 Kilometer sollten durchwandert werden, um das Expeditionsschiff zu erreichen. Jedoch war di« Gesundheit einzelner Gefährten keine gute mehr. Hun ger, Kälte und Entbehrung wechselten miteinander ab. Einer von den Reisenden starb unterwegs und ein anderer verließ kurz vor feinem Tode, den er heran nahen fühlte, das Zelt, in dem er sich mit seinen Kameraden eines Orkans wegen aufhielt, um ihnen nicht mehr zur Last zu fallen und in der Schneewüste einsam zu sterben. Di« drei anderen setzten ihren Marsch weiter fort, aber auch sie erreichte der Tod. 20 Kilometer vor dem rettenden Depot blieben sie liegen und erfroren hungernd in ihren Schlafsäcken im Zelte, das sie der Kälte und des Sturmes wegen nicht ver lassen konnten. Nach acht Monaten fand man die Leichen, und bei ihnen lagen die Tagebücher, die uns diese traurige Geschichte mitgeteilt haben. Man sieht also, daß Freud und Leid nicht nur bei uns, sondern auch in jener schrecklichen Eiswüste herrschen. Ungewaschene Wäschestücke. Schädigende Einflüsse ans die Haut. Man sollte niemals Leibwäsche, wie man sie in oen Geschäften kaust, anziehen, ohne daß sie im Haus halt gut gekocht oder wenigstens gründlich gewaschen worden ist. Verkäufer und Käufer betasten und be fühlen — das gehört nun einmal zu jedem Kaus — die Ware mit ihren nicht immer saubren Händen. Ist des Käufers Haut empfänglich für äußere Reize, so ereilt ihn sein Schicksal in Gestalt einer lästigen, oft wochen lang dauernden Hautaffektion, wie sie auch beim Tra gen wollener Unterwäsche schon immer beobachtet wurde. Ganz besonders ist zu warnen vor dem Tragen neu- gekaufter und nicht gewaschener farbiger Strümpfe. Auch früher schon konnte man bei schwarzen Strümp fen (die natürlich auch gefärbt sind) sehr ost schwarz gefärbte Füße beim Ausziehen der Strümpfe sehen. Bei einem jungen Mädchen, das durch Anwendung eines in der Tagespresse angepriesenen Hühneraugen mittels blutende Enthäutungen an der kleinen Zehe sich zugezogen hatte, trat nach dem Anziehen von far bigen Strümpfen eine Lymphgefäßentzündung ein, die unter Schüttelfrösten und starkem Fieber einen sehr bedrohlichen Charakter annahm Im Vorstehenden ist die Aufsaugung der Farb teile durch die Haut als Ursache für die Erkrankung hingestellt worden. Nun erklären aber die Farben chemiker die zur Färbung ausschließlich benutzten Ani linfarben als ungiftig und unschädlich. Gleichzeitig geben die Chemiker aber zu, daß das Abfärben der Gewebe auf die menschliche Haut von der Schweihecht- heit abhänge, mit der gefärbt worden ist, ferner ob der Schweiß sauer oder alkalisch ist, auch von dem Einfluß der kalten und warmen Jahreszeit. Durch diese Ausführungen soll der Leser nicht beunruhigt, sondern nur daran erinnert werden, mit peinlichster Sauberkeit sich vor Krankheiten zu schützen, die bei einiger Vorsicht sehr wohl vermieden werden können. Auch erkranken ja nicht alle, die sich der Ge fahr aussetzen, sondern gewöhnlich nur solche, die eine für gefärbte Stoffe oder Wolle empfindliche Haut haben. Aber wenn man die Gefahr kennt und die Mit tel, ihr zu begegnen, so sollte man nickt zögern, sich ihrer zu bedienen. Technik im Altertum. .Taxameter-Droschken uiw Automaten." Von R. E. Reiner. Wie uns Vitruvius in seinen: Werke „de archi- tectura", Buch 10, Kapitel 9, überliefert, kannte man bereits im Zeitalter des verschwenderischen CommoduS Taxameterdroschken. Es tvaren dies Mietswagen, die an ihren Radachsen einen sinnreich konstruierten Mei lenanzeiger hatten. War eine Meile zurückgelegt, sa viel mittels des Mechanismus ein kleines Steinchen aus dem Anzeiger in ein am Boden des Wagens be festigtes Gefäß. Wenn man nun nach Beendigung der Fahrt die Steine zählte, kam man aus diese ein fache Art' auf die Zahl der zurückgelegten Meilen. Natürlich waren diese Wagen noch sehr teuer, eS waren auch nicht allzuviele im Gebrauch. Fest steht aber, daß Pertinax solche Droschken aus dem Nachlaß des Commodus versteigern ließ- Das Altertum war ja überhaupt außerordentlich geschickt in der Konstruktion komplizierter Mechanis men und Automaten. Heron von Alexandrien (2. Jahr hundert vor Christus) macht uns mit einer ganzen Reihe von Warenautomaten bekannt, die zu seiner Zeit in den Tempeln aufgestellt waren und aus denen man zum Beispiel „Weihwasser" :mch Einwurf eines Obolus entnehmen konnte. Auch außer diesen Warenautomaten verdient manche automatische Einrichtung unsere Bewunderung. So der in Olympia stehende eherne Adler, der mrt den Flügeln schlug, und die hölzerne Taube des Archy- tas von Tarent, die, ebenfalls alten Ueberlieferungen zufolge, imstande gewesen sein soll, sich längere Zeit in der Lust zu halten und eine ganz nette Streck« durch flogen haben soll. Je mehr man sich in die Geschichte des allen Roms vertieft, desto höher steigt die Bewunderung über das große Wissen und Können dieses Volkes, dessen Wett- Herrschaft ein für die Weiterentwicklung d-r Well auf kulturellem und künstlerischem Gebiete allzu schitelles Ende genommen hat. Allerlei Wissenswertes. Hosen wurden zuerst etwa 500 Jahre v. Ehr. vo« den Ostgermanen getragen.