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8«oir» uno oer Familiensinn gefördert Wörden. KetchS- arbeitSminifter a. D. Dr. Brauns führte u. a. aus, die Erfolge, die heute auf sozialpolitischem Gebiet er rungen sind, wären unmöglich gewesen, wenn nicht eine starke Gewerkschaftsbewegung dahinter gestanden hätte. Den Bericht des GesamtverbandcS erstattete Bern hard Otto-Berlin. Redner erklärte, die Gesundung sei i nicht dadurch herbeizuführen, daß man das Rad der s Entwicklung um Jahrzehnte zurückdrehe. Wenn das ! Schicksal eines Volkes schwer sei, dann müßten alle mit- ! tragen helfen. ! Zwei Refornissntwürfe. Tie Ausschüsse und das Plenum des NeichS- rats befaßten sich am Montag mit dein zwischen Reich und Ländern vereinbarten Kompromiß über die Re form der Arbeitslosenversicherung. Tas Kompromiß ist in einem besonderen Gesetz entwurf, der bis zum 31. Alärz 1931 befristet ist, zu sammengefaßt, so daß nunmehr zwei Gesetzentwürfe ! dem Reichstag zugehen werden. Der eine entbält die s Punkte, über die wesentlich.' Meinungsverschiedenheiten, nicht bestehen, die Beseitigung der Mißbräuche und die organisatorischen Reformen; der andere sieht die i Herabsetzung der Unterstützungssätze für die obersten > Lohnklassen der Saisonarbeiter und der Unterstützungs- j empsänger, derer, Anwartschaft unter einem Jahr zu- ! rückbieiot, vor. Tie Beiträge werden allgemein auf ; dreieinhalb, für die Saisonberufe mit 'Ausnahme der Landwirtschaft auf viereinhalb Prozent erhöht. Nach der Beratung im ReichLrat wird die Rcichs- regierung neue ^erheudlungen mit den Parteiführern anknüpsen. Ein- interfraktionell Besprechung der Koa- titious'.ülMr ist für Mittwoch vorgesehen. HZiederLe^eHmra Wiesbadens? Befremdltche Pläne Frankreichs. — Tie Rheinland- kömmissiou soll mit einer Schutztruppe nach Wiesbaden gehen. Meldungen aus Koblenz zufolge rechnet man dort jetzt mit Bestimmtheit damit, daß die Kheinlandkom- mission nach der Räumung der zweiten Zone nach Wies baden verlegt wird. Ta Wiesbaden, das jetzt von englischen Truppen besetzt ist, inzwischen seine Be- fatzung verliert, trägt man sich in den Kreisen des französischen Oberkommandos mit dem Gedanken, der Verlegung der Rheinlandkommission eine größere Trup penverlegung nach Wiesbaden folgen zu lassen, damit die Kommission nicht ohne „Schutztruppe" ist. In Berlin ist an den zuständigen Stellen von solchen denn doch sehr befremdlichen Plänen noch nichts bekannt. P Die Elbschi^ahrt lahmgelegt. Eine Folße de8 nkevrigen Wasserständes! Bei BoizeNburg a. d. Elbe haben sich infolge des Niedrigen Wafserstandes des Stromes mehrere hundert große Elbkühne und Dampfer angesammelt, da die Sandbänke bei Barförde ein Schiffahrtshindernis bil den, das augenblicklich nicht überwunden werden kann. Ein Bagger arbeitet an der Schaffung der Fahrrinne in der Elbe, die teilweise so seicht ist, daß man das Flußbett durchwaten kann. MMKe RWMO-«. — Berlin, den 17. September 192S. — In Hamburg starb der frühere argentinische Außen minister Dr. > Muraturem, der an Typhus krank dar- «ftderlag. Ter frühere Präsident des Reichstags, Wallras, feiert am Mittwoch seinen 70. Geburtstag. Aus dem preußischen Verwaltungsdienst hervorgegangen, wurde Wallraf 1907 Oberbürgermeister seiner Vaterstadt Köln. Zm August 1917 wurde er als Nachfolger Helfferichs Staatssekretär des Innern. Nach dem Umsturz trat Wallraf in den Ruhestand und schloß fick der Teutsch- nationalen Volkspartei an. Als 63jährrger wurde er von den Franzosen 1922 aus dem Rheinland ausge wiesen und bei Honnes auf freier Landstraße abgesetzt. 1924 wurde Wallraf zum Präsidenten des Deutschen Reichstags gewählt; im Dezember folgte ihm wieder Präsident Löbe. Rundschau iW Auslande. ! Der Generalsekretär des kommunistischen französi schen Gewerkschaftsverbandes, Monmousseau, wurde in einem Caföhaus verhaftet. k Das venezolanische Rebellenschiff, der frühere deutsch« Dampfer „Falke", wurde von den Behörden beschlagnahmt. * Englands Kronprinz besteht das Pilotenexamen. j Der Prinz von Wales hat ein Pilotenexamen ab- gelegt, in dem er für befähigt befunden wurde, Flugzeuge jeder Art zu steuern. Es ist ihm jedoch vorläufig noch nicht gestattet, Passagiere zu befördern. »Graf Zeppelins" neue Fahrt. Ans nach Hamburg. Der voraussichtliche Reiseweg des „Graf Zeppe lin", dessen Fahrt nach' Nordwestdeutschland für heute angesetzt ish ist folgender: Das Luftschiff wird zunächst den Oberlauf des Neckars ansteuerN und dabei die Städte Rottweil und Hdrb berühren. Dann nimmt es Kurs auf das Na- -oldtal über Calw und weiter in nördlicher Richtung nach der Pfalz. Der Kurs geht weiter über Edenkoben, Neustadt an der Hardt, Alzey, Kreuznach, dann durch das linksrheinische Gebiet über Euskirchen nach Aachen, von hier über Düren, Jülich zur niederländischen Grenze bei Kaldenkirchen, dann der Grenze entlang ! nach Norden bis Kleve, von hier aus nach Osten ' über Bocholt, Rheine, Osnabrück nach Bremen. von Bremen ans wirs westlicher Kuro nach Ol denburg und dann nördlicher Kurs nach Wilhelms- gaven genommen. Neber Bremerhaven und Cuxhaven fährt das Luftschiff weiter die Unterelbe hinauf nach Hamburg, wo cs etwa zu gleicher Zeit wie Tr. Eckener aus Amerika eintreffen dürfte. Rach Lübeck wird „Graf Zeppelin- bei Einbruch der Tuukelheit über Mecklenburg schein Gebiet kreuzen, und nachts die Rück fahrt nach Friedrichshafen durchführen. Aus Stadt und Land. HUdegardisfeier in Bingen. Bingen stand in diesen Tagen im Zeichen der großen Hildegardisfeier, die mit der Erhebung der Binger Pfarrkirche zur Basilica minor ihren Anfang nahm. Es folgten Frei lichtaufführungen, und zwar des TugendrergenS der Heiligen Hildegard und des Salzburger Welttheaters. Gleichzeitig erfolgte eine Anstrahlung verschiedener Bur gen und Berge, während im ganzen Rheingau die Glocken läuteten. Auf dem Rochusberg fand eine große katholische Demonstrationsfeier statt. Prälat Dr. Seipel sprach über die Heilige Hildegard im Geistesleben un serer Zeit. Gcstäudniü eines Defraudanten. Der Kassierer der Stadtkasse in Straßburg im Elsaß, hat sich nunmehr selbst der Polizei gestellt. Er gestand lächelnd seine Veruntreuungen ein und erzählte, daß er bereits seit zwanzig Jahren Unterschlagungen bei der Stadtkasse begangen habe. Er habe etwa 527 000 französische Franken unterschlagen. Diebstahl im bischöflichen Palais i« Lüttich. Ein Unbekannter erschien um die Mittagszeit im bischöflichen Palast in Lüttich und bat um eine Unterredung mit dem Bischof. Er wurde in den Warteraum geführt, be gab sich aber, ohne beobachtet zu werden, in den zweiten Stock, wo er vier Ringe, eine goldene Uhr und 27 000 Franken stahl. Gleich darauf verließ er das Gebäude mit der Erklärung, daß er nicht mehr auf den Bischof warten könne. Ter Diebstahl wurde erst eine Stunde später bemerkt. Eine Untersuchung ist im Gange. Eine Gemeinheit. Im Laufe einer Vorstellung des in Toulon gastierenden deutschen Zirkus Gleich ftürtzte der 40 Jahre alte Tscheche Johanowitsch vom Trapez aus 15 Meter Höhe ab. Ter Verunglückte erlitt schwere Quetschungen und Rückgratverletzungen und mußte ins Krankenhaus gebracht werden. Die Unter suchung ergab, daß es sich nicht um einen zufälligen Unfall handelt. Tie Trapezstricke sollen vor der Vor stellung halb durchschnitten worden sein. T<r Gefängniswärter als Mörder. Im April 1928 wurde in das Gefängnis von Briey in Frank reich, der wegen Diebstahls zu drei Jahren verurteilte 51jährige Rondel eingeltesert, der wenige Tage später in der Zelle erhängt aufgefunden wurde. Aus dem Be richt über die Todesursache geht hervor, daß Rondel, der das Zellenfenster einzuschlagen versuchte, von dem Wärter mit einen: Ochsenziemer gezüchtigt wurde und bewußtlos niederfiel. Ueber die Folgen seiner Hand lung erschreckt, hing der Wärter den Sträfling mittels eines Strickes auf, um Selbstmord vorzutäuschen. Ter Gefängnisvorsteher ordnete an, den Sträfling abzu- hängen, ihm den Strick abzunehmen und ihn mit einem Leinentuch wieder aufzuhängen» da ein Sträf ling nicht im Besitze eines Strickes sein dürfte. Die Angelegenheit kommt jetzt infolge Streifigkeiten unter Gefängnisbeamten zum gerichtlichen Austrag. Anschläge auf Eisenbahnzüge in Pole«. In der Gegend von Kiele« find in diesen Tagen verschiedene »erbrecherische Anschläge auf Eisenbahnzuge verübt Wor ten. Tie Täter hatten an mehreren Stellen, besonders »us Brücken, Hindernisse aus die Schienen gelegt, die Ke Züge zur Entgleisung bringen sollten. Zwei Güter- süge wurden beschädigt. Der Polizei ist es bereits ge lungen, zwei Personen zu verhaften, die ein Geständnis »blegten. Es handelte sich um früher« Eisenbahner, Ke sich wegen ihrer Entlassung aus dem Dienst rachen vollten. Wildwest in Bulgarien. In Nordbulgarien be- letzten fünf maskierte Räuber die Landstraße nach Wid - »in und beraubten im Verlauf zweier Stunden über hundert Personen. Unter ihnen befanden sich zahlreiche Narktbesucher, die teils in Autos und teils in Ochsen vagen mit dem Tageserlös auf dem Heimwege waren, kie Räuber zwangen ihre Opfer, die Gefährte abseits ju führen und sich dann, mit dem Gesicht zum Erdboden gewandt, hinzulegen. Tie Banditen konnten ungehin dert entkommen. Paul Müllers Pech. Der Deutsche Paul Müller, der von Hamburg aus über den Ozean gesegelt ist, vurde erneut vom Unglück betroffen. Tas Boot „Aga 2"', das ihm die Einwohner von Charleston in Südkarolina schenkten, als die erste „Aga" an den Klippen vor Charleston zerschellt war, lief nächtlich »us die Felsen von Ocracoke auf, einer Insel, die Kordkarolina vorgelagert ist. Das Boot ist völlig zer- hürt. Müller kam mit dem Leben davon, er befindet sich augenblicklich mittellos aus der Insel. Müller Mte vor zehn Tagen Charleston als letzte Etappe vor Kew York verlassen. Kleine Nachrichten. * Am Sonntagmorgen bemerkten Wächter aus einem großen Holzschuppen der Hamburger Gaswerke Feuer drin gen. Die Feuerwehr rückte mit flinf Löschzügen an. Der große Schuppen brannte nieder. Es scheint Selbstentzün dung von Twist vorgelegen zu Haden. * Sonntag vormittag wurde die 10. Kölner Herbst messe, verbunden mit der dritten westdeutschen Funkmesfe, eröffnet. Die Zahl der Beschick«! hält sich auf der gleichen Höh« wie auf der diesjährigen Frühjahrsmesse. * Aus Nordfinnland wird der erst« Schneefall ge meldet. Selbst für den hohen Norden ist diesmal der erste Schnee reichlich früh gefallen. * In Scheveningen wurd« die auf Initiative der Internationalen Roten Kreuzliga einb«rufen« Versammlung zur Gründung einer Internationalen Vereinigung zur Be kämpfung der Blindheit abgehalten, auf der 25 Länder vertreten waren. dem Holzarbeiterstreik in Zaandam ist nach fünfemhalbmonatiaer Dauer eine Einigung zwischen Arbeit gebern und Arbeitnehmern zustandegekommsn. * In Lüttich stießen zwei Straßenbahnwagen zu sammen, w^bei ein Wagen aus dem Gleise geworfen wurde. 20 Fahrgäste wurden verletzt, und zwar die meisten schwer. * Beim Aufstieg auf den Wilden Kaiser verunglückten fünf Münchener Touristen. Zwei wurden durch Stemfchlag und drei durch Absturz schwer verletzt. Opfer der Arheit. Explosion bei «bbrncharbeiten. Auf der stillgelegten-Zeche Deimelsberg in Steele werden zur Zeit Abbrucharbciten ausgeführt, bei denen auch Schweißapparate zur Verwendung kommen. Bei diesen Arbeiten ereignete sich auf bisher noch nicht ge klärte Weise eine Explosion an den Schweißapparaten. Zwei Arbeiter standen sofort in Flammen. Obwohl diese von Mitarbeitern schnell gelöscht werden konnten, er litten die beiden Arbeiter doch schwere Brandwunden am ganzen Körper. Sie wurden ins Steeler Kranken haus eingcliefert, wo einer von ihnen starb, während der Zustand des anderen als äußerst bedenklich gilt. Liebestragödie im Auto. Mord «nd Selbstmord mit Revolver und Rasiermesser. In dem kleinen bayrischen Städtchen Roth bei Nürnberg fuhr abends gegen 8 Uhr ein Mietsauto besitzei! einen Herrn und eine Dame zum Bahnhof, wobei ihm der Fahrpreis im voraus bezahlt wurde. Kurz vor dem Bahnhof hörte der Führer im Innern des Wagens streitende Stimmen. Er drehte sich um und sah gerade im Schein einer Straßenlampe, wie der Mann versuchte, sich den Hals durchzuschneiden. Der Kraftwagenlenker bremste sofort und rief um Hilfe. Als er den Wegen öffnete, bot sich ihm ein furcht barer Anblick. Tas Anto war über und über mit Blut bespritzt. In der Ecke lag mit durchschossenem Kopf die Tame. Neben ihr lag der Herr mit einer klaffenden Wunde am Halse. Revolver und Rasiermesser lagen auf dem Polster. Tie sofort herbeigerufen« Grrichts- kommissiou beschlagnahmte den Kraftwagen und die Leichen- Es handelt sich bei den Toten um einen 38jäh- rigen Händler namens Karl Knorr aus Ingolstadt und um eine etwa 30 Jahre alte Frau Käthe Baumann, ebenfalls aus Ingolstadt. Ein unglückliches Liebes verhältnis diirfte der Grund zur Tat gewesen sein. Halbnackt tm Rettungsboot. Tie Rettung des einzigen Uebcrlebcnden der „Dan". Mit dem Linienschiff „Hessen" landete in Swine münde der einzige Ueberlcbende des in der Nacht zum 8. September in der Tanziger Bucht untergegangcnen dänischen Dampfers „Dan". Es ist der dänische Ma trose Martin Malm, der von dem Linienschiff ge rettet wurde, nachdem er die ganze Nacht hindurch in einem Boot getrieben war. - Auf dem Boot hatten sich fünf Mann ver schi-i- brüchigen Besatzung befunden, on denen vier Hera: s- gcspült wurden und ertranken. Ter gerettete dänN^e Matrose verletzte sich auf der Sturmfahrt beide Arnie «nd Beine und ist noch in ärztlicher Behandlung. Er wurde, da er nur mit Hemd und Hofe bekleidet war, an Bord des Linienschiffes völlig cingekleidet. Eine von der Besatzung veranstaltete Sammlung ergab einen namhaften Betrag, der dem Schiffbrüchi gen beim Verlassen des Schiffes ausgehändigt wurde. Freiherr von Falkenhausen 88 Jahre alt. Generaloberst Ludwig Freiherr von Falkenhausen, ver 1917-18 Generalgouverneur von Belgien war, feierte kürzlich den 85. Geburtstag. Handelsteil. — Berlin, d«n 16. September 1929. Am Devisenmarkt zog der Dollarkurs leicht an. Am Effektenmarkt zeigten sich zu Beginn der Börse nicht unwesentliche Kursverbesserungen, doch waren die Umsätze auch heute nicht erheblich. Die Kursbildungen am Anleihemarkt waren nicht einheitlich. Am Geldmarkt war Tagesgeld abermals steifer. Di« Sätze für Privat- dtskont blieben 7»^ Prozent, Reichsbankdiskont Proz. Am Produkten markt war die Tendenz von Brot getreide wieder gefestigt bei ruhigem Verkehr. Gerste war in guten Sorten gefragt; Hafer lag fest, Mais ruhig. Am Meylmarkt blieb es still. Devisenmarkt. Dollar: 4,197 (Geld), 4,205 (Brief), enal. Pfundt 20,342 20,382, holl. Gulden: 168,20 168,54, twl. Lira: 21,94 21,98, franz. Franken: 16,415 16,455, Belgien (Belga): 58,31 58,43, schwetz. Franken: 80,865 81,025, dän. Krone: 111,75 111,97, schweb. Krone: 112,38 112,60, norw. Krone: 111,72 111,93, tschech. Krone: 12,42 12,44, «sterr. Schilling: öü,075, 59.185, span. Peseta: 61,88 62,00. Warenmarkt. .»»»^"^örse. (Amtlich.) Getreide und Oelsaaten per 1000 Kilo, sonst per 100 Kilo in Reichsmark ab Station: Weizen Märk. 226-230 (am 14. 9.: 226-230). Roggen Märk. 187-191 (186-190). Braugerste 208-227 (210 bis 227> Futter- und Jndustriegerste 170-186 (170-186). LLler.Märk. 170-177 (169-176). Mais loko Berlin