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Mr MMmattt io Sachsen. GerMWt Zmnahme der U«terstütz«agsempfä»ger. Das Bild des sächsischen Arbeitsmarktes ist un- günstig und unübersichtlich. Zwar hat sich der Umfang -er Arbeitslosigkeit durch eine geringe Zunahme der Hauutuuterstützungsempfänger in -er Arbeitslosen- Verficherullg von 106 030 auf 107 896 vom 5. bis 12. 9. 1929 nur leicht verändert, doch bedeutet dies keine Ruhe auf dem Arbeitsmarkt, sondern die Fluktuation blieb infolge der kurzfristigen Aufträge der Industrie nach wie vor äußerst lebhaft. Allerdings überwogen die Entlassungen die Einstellungen, und die groß städtischen Arbeitsamtsbezirke sowie verschiedene Textilbezirke sind von einem neuen Zustrom auf den Arbeitsmarkt betroffen. Rationalisiernngs- maßnahmen und Zusammenschlußbewcgungen nehmen vor allem in der Metallindustrie ihren Fort gang und bewirkten besonders in Chemnitz und Dresden umfangreiche Entlassungen; nicht nur Arbeiter, sondern auch Angestellte wurden dadurch stark in Mitleidenschaft gezogen. In der Landwirtschaft nehmen die saison- mäßigen Entlassungen ihren Fortgang. Hilfskräfte für die Hackfruchternte wurden erst vereinzelt an gefordert. Die Vermittlungstätigkeit im Baugewerbe war in den Großstädten etwas lebhafter als in der Borwoche, doch überwiegt die rückläufige Be wegung. Vie GlbcWffahrt in Aot. Tagung des Zeutralvereius für deutsch, Binnenschiffahrt. Der große Ausschuß d«.s Zentralvereins für deutsche Binnenschiffahrt nahm auf seiner Tagung in Magdeburg eine Entschließung an, in der es heißt, daß er von der durch die beiden letztjährigen Nie drigwasser-Katastrophen hervorgerufenen Notlage -er Elbeschiffahrt Kenntnis genommen habe. Sr sei der Meinung, daß eine Wiederholung solcher Katastrophen im Interesse der deutschen Gesamtwirt- sthaft vermieden werden müsse. Er halte die schleu nigste Durchführung der Niedrtgwasserregulierung -er Elbe und Len Bau von Talsperren im Quell gebiet der Elbe und -er Saale für geeignete Mittel, nm dieses Ziel zu erreichen. Im wetteren Verlauf -er Tagung sprach Strom baudirektor Dr. Zander-Magdeburg über den Stand der Arbeiten am Mittellandkanal. Er wies auf die vielen Schwierigkeiten hin, die -er Durch führung deS Unternehmens seit mehr als 40 Jahren entgegenstanden. Der Mittellandkanal werde die Elbe bei Hohenwarthe in einem Brückenzuge von ins gesamt 900 Meter Länge kreuzen. Es sei in Aussicht genommen, etwa 14 000 Hektar Landfläche teilweise durch Entwässerung, sowie durch Aufhöhung mit Sanalbaggergut in bessere Kultur zu bringen. Anschließend hieran sprach Stadtbaurat Götsch- Magdeburg über „Magdeburger Hafen- und In dustriebauten im Elbeabstiegsgelände des Mittelland kanals". Es Unterliege keinem Zweifel, so erklärte er U. a., -aß -urch -en Verkehr vom Mittellandkanal zur Elbe und umgekehrt eine starke Berkehrsbelebung im Magdeburger Wirtschaftsgebiet eintreten werde. Politische Rundschau. — Berlin, den 19. September 1929. — In den nächsten Tagen trifft der Leiter der est- ländischen Nolizei zu einer Studienreise in Deutschland ein. Stahlhelm zum Volksbegehren L«r umstrittene Paragraph 4. -- Die Einberufung »es Präsidiums des Reichsausschusses wird bestätigt. Ter Stahlhelm veröffentlicht eine Erklärung zum Bolksbegehven gegen den Uoungplan in der es heißt: „Die Meldung über einen Anschluß des Stahlhelms an einen Protest des Reichslandbundes gegen den Paragr. 4 des Volksbegehrens ist falsch. Auf die nachträglich aus dem Retchslandbund und der Christlich-Nationalen Bauern- und Landvolkpartei gegen den Paragr. 4 vorgebrachten Bedenken hin hat der Stahlhelm lediglich darum gebeten, daß das Präsidium des Reichsausschusses noch einmal zusammentritt, damit diese Bedenken in sachlicher Beratung auögeräumt werden. Dem Antrag des Stahlhelms ist sofort entsprochen worden." Ter Reichslandbund, der im Reichsausschuß für das deutsche Volksbegehren von seiner Gründung an durch seine Präsidenten und andere Führerpersvnlich- keiten vertreten war, hat diesen SchrÜt jetzt auch for mell durch ein Schreiben bestätigt, in dem er seinen Beitritt als Körperschaft erklärt. Gewerkschaftskongreß beendet. Entschließung zur Bcrsicherungsreform. — Bekämpfung »er Arbeitslosigkeit durch weitsichtige Wirtschaftspolitik. Ter Kongreß der christlichen Gewerkschaften in Frankfurt am Main fand nach der Behandlung kultu reller Fragen mit der Annahme von Entschließungen feinen Abschluß. Einstimmig angenommen wurde eine Resolution zur Frage der Arbeitslosenversicherung. Ihr wesentlichster Teil lautet: „An den Grundlagen der Versicherung darf nicht gerüttelt werden. Alle Abbaubestrebungen sind ent schieden zurückzuwetsen. Der Notlage der Kurzarbeiter ist durch entsprechenden Ausbau der Versicherung mehr akS bisher Rechnung zu tragen. Durch geeignete Matz, «ahme« ist Aoch j^er Mißbrauch des Gesetze» zu »uterbchtde«. Der Kongreß fordert endlich die Be teiligung der Allgemeinheit an den Kosten der Arbeitslosenversicherung, deren Höhe aus außer gewöhnliche Ursachen, wie Krieg, Reparationen, Jnfla- tion usw. zurückzuführen ist, und deshalb nicht auf die Betroffenen allein abgewälzt werden darf. Not wendig ist vor allem, durch eine weitsichtige Wirt schaftspolitik der Arbeitslosigkeit entgegenzuwirken." Außer Berlin will der estländische Pollzeichef Stettin VS suchen. , :: vierzehntägiger Erholungsurlaub Hindenburg». Reichspräsident v. Hindenburg hat Berlin verlassen, um einen etwa vierzehntägigen Erholung«- und Jagv- aufenthalt aus dem Lande zu verbringen. :: Der deutsche vftmarkenverein veranstaltet itzt Verbindung mit anderen nationalen Verbänden in dm ersten Oktobertagen eine große Grenzlandkundgebung, die ein gewaltiges Bekenntnis zum Deutschtum werden soll. :: Glückwunschtelegramme au Wallraf. Reichsprä sident von Hindenburg und Reichskanzler Müller haben dem Staatsminister a. D. Exzellenz Wallras zur Voll endung des 70. Geburtstages telegraphisch ihre Glück wünsche ausgesprochen. Namens der deutschnationalen Reichstagsfraktion sandte Gras Westarp ein herzliches Telegramm. Rundschau im Auslande k In Moskau wurde in Anwesenheit des diplomati schen Korps ein internationaler Aerztekongretz eröffnet. ! Ein entlassener griechischer Forstbeamter hat in Athen zwei hohe Beamte des Landwirtschaftsministeriums erschossen. Frankreich-Reise des englischen Königspaares? ! Französischen Zeitungsmeldungen zufolge wird das englische Königspaar wahrscheinlich noch in diesem Jahr« der französischen Hauptstadt Paris einen Besuch abstatten. Es handelt sich um eme Erwiderung des Besuches des französischen Staatspräsidenten Doumergue, der vor zwei Jahren in England weilte. Der Prozeß Halsmann. Di« Unssage der Mutter. — Rührende Szenen. Im weiteren Verlauf des Halsmann-Prozesses in Innsbruck kam es bei der Vernehmung der Mutter des Angeklagten zu rührenden Szenen. Tie Zeugin konnte nur stotternd, von heftigem Schluchzen unterbrochen, ihre Aussagen machen und bat schließlich den Vor sitzenden, fortlaufend zu fragen, weil sie sonst Einzel heiten vergessen könnte. Von Zeit zu Zeit unterbrach sie ihre Aussagen mit den Worten: „Ich muß mich erholen." Ter ganze Saal, sogar Berichterstatter und Ge schworene weinten. Auch der Vorsitzende war sichtlich gerührt. In kurzen Zügen gab sie an, sie habe mit ihrem Mann glücklich gelebt. Tie Kinder seien immer her zensgut gewesen. Ter Sohn habe dem Vater nie ein schlechtes Wort gesagt. Hierbei schrie sie plötzlich auf: „Er ist uuschutdig, ganz grwiß!" Tann kam sie auf die Reise zu sprechen und er zählte, daß ihr Mann schon wiederholt bei Berg touren Schwindelanfälle gehabt habe. Sie sei damals in Jenbach zurückgeblieben und habe erst vier Tage später von dem Unglück erfahren, als die Leiche ihre« Mannes in der Kirche von Ginzling aufgebahrt ge wesen sei. Andauernd wiederholte sie, es sei ganz ausge schlossen, daß ihr Sohn die schreckliche Tat ausgeführt habe. Im künstlichen Nebel «ernebeluug des Flughafens Liibeck-Travemünde. Auf dem Flughafengelände Lübeck-Travemünde sand ein großer Vernebelungsversuch statt, zu dem sich Vertreter des Reichswehrministeriums, der Marinelei tung, der Lübecker und anderer Behörden eingefunden hatten. Von fünf Flugzeugen der Deutschen Lufthansa aus, die gegen 16,30 Uhr starteten, konnten die Ver treter der Behörden die Vernebelung beobachten. Als sich die Maschinen einige hundert Meter über dem Flug hafen befanden, setzte die Vernebelung vom Lande von der Pötenitzer Wiek und von der Ostsee aus ein. Die Flugzeuge umkreisten daS Flughafengcländ« und schon nach sechs Minnten war ein Teil des Flug hafens im Rebel verschwunden. 39 Minuten nach Be gin« »er Vernebelung war daS gesamte Flughafenge- lände «nv ein Teil von Travemünde unter Rebel gesetzt. Trotz des herrschenden Ostnordostwindes, der ein schnelles Abziehen des Nebels zur Folge hatte, gelang die Veranstaltung vollkommen. Von den Flugzeugen aus, die dicht über dem Nebelfeld kreisten, war es lange Zeit nicht möglich, auch nur einen Punkt der großen Flughafenanlage zu erkennen. Riesenbrand in HM. Ein Orltank explodiert — 28 999 Hektoliter Petroleum tu Flammen. In Saltend, dem Benzinumschlagplatz des eng lischen Hafens HuN, explodierte ein Tank, der rund 28 000 Hektoliter Petroleum enthielt. Alle Gebäude in der Umgebung wurden stark erschüttert und in schwarze Rauchwolken gehüllt. DaS der Explosion fol gende Rtesenseuer droht die anderen in der Nähe be findlichen Tanks ebenfalls zur Explosion zu bringen. Ter Brand dauert noch an. Li« Rettungsmannschaft«« sind zur Zeit damit beschäftigt, einen große« Erdwall um de« brennend«« Tank aufzuschütte«, um bei einem Rachgeben »er Stahl, wände ein Ueberfließen des brennenden Petroleum» ans ander« Quelle« z« verhindern. In der Nacht wurden acht Tonnen einer beson- deren chemischen Masse für die Löschung derartiger Brände über die gefährlichen Stellen gegossen. Sämt- liche Schiffe im Hafen wurden aus der Gefahrzone gebracht. And Brände über Brände. Fabrikbrand bei Hägen. In der Nacht entstand in der Fabrik Döbbrick in i Hasperbach bei Hagen i. W. Feuer, das mit riesiger Schnelligkeit um sich griff. Bei Ankunft der Hagener Berufsfeuerwehr stand bereits der gesamte Dachstuhl des sehr langgestreckten Gebäudes in Hellen Flammen. , Mehrere Sauerstofslaschen explodierten mit lautem ; Krachen. Di« Feuerwehr bekämpfte dm Brand mü sieben Schlauchleitungen. Der Schaden ist sehr be deutend, da der gesamte Dachstuhl und die in der ersten Etage befindlichen BÄroräum« sowie die Schlosserei vollständig auSbrannten. «roßfeuer im Vber-Juutal. Im Gasthof Koehle in Ried im Ober-Jnntal brach ein Brand aus, der sich, trotzdem nur schwacher Wind herrschte, mit ungeheurer Schnelligkeit auSbrettete. Tie Feuerwehren konnten nicht verhindern, daß insgesamt sechzehn Gebäude eingeäschert wurden, nämlich die Gast höfe Koehle und Greif, vier Wohnhäuser und zehn Wirtschaftsgebäude. Ter größte Teil der Ortschaft konnte gerettet werden. Ter Schaden dürste nach den ! vorläufigen Schätzungen etwa 300 000 Schilling be- > > agen. Menschenleben waren nicht in Gefahr. ' Nng«he«r« Waldbränve in Kalifornien. Wie aus Ventura (Kalifornien) gemeldet wird, werden die Wälder im Küstengebiet zur Zeit von rfe- sigen Waldbränden heimgesucht. Tie Ortschaft Oilfield mutzte von den Bewohnern verlassen werden. Mehrere hundert Menschen sind obdachlos geworden. Tie Flum- ! men ergriffen auch einen in der Nähe auf einem Berg- j gipset liegenden großen Oelbehälter, der explodierte. ! Tas brennende Oel ergötz sich nach allen Seiten weit ! ins Laub. Tie Ansiedler versuchten vergeblich, dem rasenden Element Einhalt zu gebieten. Wieder in Bayern! Eisenbahnzusammenstotz auf dem Würzburger Haupt» bahnhof. Im Hauptbahnhof Würzburg fuhr eine Rangier lokomotive auf die Lokomotive des einfahrenden Per- soneuzuges auf. Durch den Anprall wurde der Führer- stand der Rangierlokomotive eingedrückt und ein hinter der Rangierlokomotive befindlicher Güterwagen umge worfen. Die zurückprallende Rangierlokomotive streifte die Flanke des Personenzuges. Der Hetzer Eiersack aus Würzburg, »er sich »urch Absvringen vou »er Raugierlokomotive retten wollte, wurs« sosort getötet, »er Lokomotivführer Bogel, ebeu- ! falls auö Würzburg, wurde verletzt. Bon »em Per« , soneuzug wnrven acht Reisende verletzt. , Die Schuldfrage ist noch nicht geklärt. ! * Schwerer Zugunfall in Frankreich. Auf der Eisenbahnlinie St. Brieuc — St. Gast ; ereignete sich infolge Nachgebens des durch die Regen- ! fälle des Vorabends aufgeweichten Bahnkörpers ein schwerer Zugunfall, wobei die Lokomotive in einen 20 Meter tiefen Abgrund stürzte. Ter Heizer wurde auf der Stelle getötet. Da sein Körper im Schlamm versank, konnte die Leiche erst nach langem Suchen aufgefunden werden. Während sich der Zugführer nach großen Anstrengungen aus seiner gefährlichen Lage retten konnte, wurde der Lokomotivführer schwer verletzt. Aus Stadt und Land. Wieder ein Lustmord. In Homerchen bei Gei lenkirchen an der holländischen Grenze wurde eine acht jährige Schülerin, die Tochter eines Bahnbeamten, in der Nähe deö elterlichen Wohnung zwrschen Brenn nesseln und Sträuchern tot aufgesunden. Kriminal polizei und Mordkommission aus Aachen waren bald zur Stelle. Man vermutet Lustmord. Die Obduktion der Leiche wird das nähere ergeben. Zschornewitz (Kreis Bitterfeld). Das Großkraft werk Golpa-Zschornewitz, -aS Berlin und Mittel deutschland mit Strom beliefert, hat einen neuen Rekord aufgestellt. Zum ersten Male wurde eine Tagesleistung von 4>L Millionen Kilowatt erreicht, eine Leistung, die bisher von keinem Kraftwerk der Welt erreicht wurde. T«s verhängnisvoll« Große Los. Ein Eisenba' n- bediensteter aus Warmuntowitz bei Groß-Streh!itz in Oberschlesien, der bet der letzten Ziehung der Preußi schen Klassenlotterie einen Anteil vom Großen Los gewonnen hatte, hatte sich ein Motorrad angeschasst, mit dem er eine Probefahrt unternahm. Ta er im Fahren noch nicht ganz sicher war, verlor er bei der Begegnung mit einem Fuhrwerk die Gewalt über sein Rav und fuhr direkt in das Gespann hinein. Ter Motorradfahrer war sofort tot, während sein Begleiter mit schweren Verletzungen darniederliegt. Reue Plage im Sinv-Gebiet. Teile des Sind- Gebtetes in Ostindien, die kürzlich unter den Uebcr- schwemmungen des Indus stark zu leiden hatten, sind von einer neuen Plage bedroht. Eine nach Millionen zählende Schar von Heuschrecken hat sich in den Von den Fluten betroffenen Gebieten niedergelassen und le- droht die gesamte Ernte. - «er Papst empfing 399 Pilger aus Berlin und Dürkheim, die ihm Glückwünsche zu seinem Vriesterjuöi- läum überbrachten. Volkswirtschaft. L Die «rbeitSmarktlage im Reich. Die Widerstands fähigkeit, di« der Arbeitsmarkt in der vorigen Berichts- Woche zeigte, hat schon wieder einem neuen Rückgang der Be schäftigung Platz gemacht. Zwar fehlt es auch setzt noch nicht völlig an Tendenzen, die auf eine Besserung Hin weisen, doch entsprechen sie überwiegend der Jahreszeit und lassen daher kaum Rückschlüsse auf die konjunkturelle Ent- Wickelung zu. Die Zahl der HauptunterstühungSempfänger in der Arbeitslosenversicherung ist in der Berichtszeit etwas angewachsen und dürfte auf 735 099 zu schätzen sein. In den Bezirken Brandenburg und Schlesien konnte sich die schon beginnende Entlastung des Arbeitsmarktes in geringem Matze fortsetzen, alle anderen Bezirke, mit Ausnahme von Ostpreußen, weisen eine Zunahme der Zahlen der Haupt- unterstützungsemvfSnger auf, am stärksten Mitteldeutschland, Sachsen und Niedersachsen.