Volltext Seite (XML)
Aettestr ZrU»«g »er Berirk» SS. Jahrgang Montag, am 16. September 1929 Nr. 216 Anzeigenpreis: Dke 42 AAMmeler breite VetttzeUe 20 Relchspfemrige. EingesaM an» Neklamen SO NeichSpfemrige Bezugspreis: Für einen Monat 2.20 AM. mit Zutragen, einzelne Nummern 1S Reicht- pfennige :: Gemeinde - Verband-- Girokonto Nr. 3. :: Firnsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 403 :: Postscheckkonto Dresden 12S48 Weitzeritz-Jeilung Tageszeitung mö Mzeiger sür Dippol-iswal-e, Schmie-eberg u.K in Sckmieüederg (ver. vresüeu) Sonntag /Und Montag, den 22. und 23. September 1929 Oertliches und Sächsisches. Dippoldiswawe. Gestern abend hielt -erNaturhe i l - verein sein Sommerabschlußkränzchen -im .Steinbruch" ab. Nachdem sich der Saal gefüllt hatte, begrüßte der Vor sitzende Karl Straßberger die Erschienenen und gab gleich zeitig bekannt, daß in ca. 14 Tagen -er erste diesjährige Wintervortrag abgehalten wird. Auch zu derartigen wich tigen Vorträgen erwarte er zahlreichen Besuch. Im Ver laufe des Abends unterhielt der Vereins-Komiker die Anwe senden durch einige Couplets. Sologesänge und Lieder zur Laute trugen zur Unterhaltung mit bei. Der -übrige Teil wurde durch! eine Kaffeetafel und Tanz ausgefüllt. Mit einem «Licht Heil" trennte man sich zu der Stunde, wo geschieden sein mußte. — Wie berichtet, war in der Nacht zum Freitag auf der Staatsstraße Dresden—Dippoldiswalde in Flur Hänichen ein Motorradfahrer aus Dresden-Weißer Hirsch schwer verun glückt. Es handelte sich um den 23 Jahre alten sind. jur. Heinz Anton. Man hakte den Studenten nach dem Iohann- städter Krankenhaus übergeführt, wo er inzwischen seinen Verletzungen -erlegen ist. — Wir rücken wieder in die Zeit der Kartoffelfeuer und der Herbstgokeleien ein. Nicht nur auf den Feldern lodern dann die Kartoffelfeuer, leider kann man dann ge wöhnlich auch in Gärten, ost in der Nähe von Gebäuden bemerken, obwohl eine Polizeiverordnung das Abbrennen in Eebäudenähe mit Strafe belegt. Der ungewöhnlich trockene Sommer und Frühherbst und die vielen Schadenfeuer, die jetzt von überallher gemeldet werden, ganze abgebrannte Dorfschaften, sollten diesen Unvorsichtigen, die nicht nur sich, sondern auch die Nachbargrundstücke gefährden, ein ernstes Menetekel sein. — Am Sonntag in -er 9. Aben-stun-e entstand in Hosterwitz in der Scheune -es Fuhrwerksbefitzers Völkel währen- -er Abwesenheit des Eigentümers ein Schadenfeuer. In der Scheune lagerten Heu und Stroh, auch diente sie als Autounterstand und Niederlage. Sie brannte nebst angebau tem Schuppen vollständig nieder. Auch das angrenzende Wohnhaus hatte bereits Feuer gefangen, doch- gelang es, diese -Gefahr zu -beseitigen. Schmiedeberg. Unter sehr zahlreicher Teilnahme beging die Kirchgemeinde Schmiedeberg und Niederpöbel am Sonntag vormittag ihr diesjähriges Erntedankfest. Das Gotteshaus prangte im festlichen Schmuck. Früchte und allerhand Blumen, die der Herbst noch zu bieten vermag, zierten Altar und Taufstein. Seiner herzeindringenden Fesipredigt hatte OrtspfarrerMüller als Schrift wort Markus Kap. 4 Vers 26-29 zu Grunde gelegt. Ein Chor gesang unter Leitung Kantor Großer: „Lebe den Herren, den mächtigen König" von Joh. Sebastian Bach, verschönte die eindrucksvolle Feier. Die an den Ausgängen gesammelte Kollekte war sür die Zwecke unsere Ortskirche gewidmet. Reinhardtsgrimma. Am Nachmittage des Sonntags riefen die Glocken znm Festgottesdienst anläßlich des Ernte dankfestes. Und nicht ungehört verhallte ihr Ruf. Eine zahl reiche Festgemeinde füllte das mit Erntekränzen geschmückte Kirchlein. Der Junglandbund Reinhardtsgrimma hielt ge schlossen Kirchgang und ließ vor Betreten des Gotteshauses durch seinen Vorsitzenden Landwirt Emil Hultsch, Hirschbach am Kriegerehrenmal einen Kranz niederlegen zum Gedächt nis derer, die der Schnitter Tod hinweggerafft hat. Pfarrer Ludwig hatte zum Tert seiner Fesipredigt Worte aus dem 36. Psalm und aus Jesus Eirach gewählt: Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen. Nun danket alle Gott! 2n sinnvoller Weise legte der geschätzte Kanzelredner diese Worte aus alter Zeit für die Jetztzeit aus. Bon der Orgelempore erklang die Komposition des Leisniger Stadtkantors Franziskus Naglers: Gott, deine Güte reicht so weit. Damit trat zum ersten Male die durch Kantor Schneider neugegründete Kantorei an die Oeffentlichkeit. Ein guter Anfang ist gemacht. Man darf wohl hoffen und wünschen, daß die „musica sacrs" auch weiterhin in unserer Kirche gepflegt wird und so zur Er bauung beiträgt. Mit dem Tedeum der evangelischen Kirche: Nun danket alle Gott! klang die Feierstunde an heiliger Stätte aus. Dresden. 3n der Nacht zum Freitag starb in Dresden der Oberst a. D. Johannes Schurig, Vorstand des Sächsischen Armeemuseums, ein alter bis zum Tode getreuer zweiter Grenadier und bis zum letzten Atemzuge treu allen seinen Mitkämpfern des L.J.R. lOl aus dem Weltkriege. Dresden. Am Mittwoch vormittag trat ein 20 Jahre altes Mädchen als Stütze in einem hiesigen Geschäft auf der Schandauer Straße in Stellung. Bereits am Nachmittag desselben Tages verübte das Mädchen in Abwesenheit seiner Dienstherrschaft einen schweren Diebstahl. Es entwendete aus Tischen, Schränken usw. Schmucksachen im Werte von etwa 1000 Mark sowie 200 Mark Bargeld. Die Diebin, die sich Elisabeth Schmidt nannte, ist flüchtig. DreÄen. 3n dem neu erstandenen Nymphenbad im Zwinger sind am Sonnabend erstmalig wieder die Wasser künste in Tätigkeit getreten und der Oeffentlichkeit zugängig gemacht worden. Dresden. Studiendirektor vr. Ziechner in Zwickau ist zum Bezirksschulrat für Schwarzenberg ernannt worden; der Ober lehrer E. Leupolt ist mit der Vertretung des Bezirksschulrates vr. Schneider in Pirna beauftragt worden, der bekanntlich Auftrag zur Bearbeitung eines neuen Lehrplans für die Be rufsschulen erhalten hat. Meiste«. Die beiden neuen Domglocken sind in Meißen eingetroffen und wurden am Sonnabend feierlich eingeholt. Die Weihe der Blocken wird erst am 3. November staltfinden, wenn das elektrische Läutewerk eingebaut ist. Coswig. Oberlehrer Kantor Franz wollte im Schul garten Holunderbeeren pflücken. Plötzlich brach eine Stange, mit der seine Leiter gestützt war, und Franz stürzte mit aller Wucht auf das Straßenpflaster, wo er bewußtlos liegenblieb. Er mußte mit schweren inneren Verletzungen dem Landkrankenhaus Meißen zugeführt werden. krankenberg. Die Stadtverordneten genehmigten in ihrer letzten Sitzung mit 13 gegen 13 Stimmen die Aufnahme eines Darlehens von 1 Million Mark. Arekla. Dem Nirstein im Elbstrom bei Strehla wurde dieser Tage mit Ammongelatine, einer Dynamitmischung, ener gisch zu Leibe gegangen. Man ist bemüht, in diesen Tagen des außerordentlichen Wasserstandes den nahezu einen Meter hoch aus dem Wasser herausragenden Teil des Felsgebildes wegzusprengen, um das Hindernis zu beseitigen, das sich nicht nur für die Schiffahrt, sondern auch im Winter bei Eisgang nachteilig auswirkte. Ueber eine Woche schon waren eine Anzahl Arbeiter vom staatlichen Steinbruch bei Meißen da mit beschäftigt, die Sprenglöcher zu bohren, und am Diens tag mittag erfolgte die Sprengung. Die Niren, die in dem Felsen in einem „schön verzierten Gemach" Hausen sollen, mögen ziemlich unsanft aus ihrem Mittagsschläfchen wachge rüttelt worden sein. Chemnitz. Die Chemnitzer Stadtverwaltung hatte vom Ministerialrat vr. Sorger in Dresden ein Gutachten über die Chemnitzer Wasserversorgung eingeholt, das jetzt der Oeffent lichkeit zugängig gemacht worden ist. Darin wird die Schaffung neuer Talsperren als unerläßlich bezeichnet, und zwar sollen spätestens im Jahre 1940 weitere Stauräume fertig sein, wenn der Bedarf an Wasser aus den Talsperren für die kommen den Jahre gedeckt werden soll. Das Gutachten sieht deshalb vor, auch nach Fertigstellung der Saidenbachtalsperre die Wasserentnahme aus der Flöha bis auf weiteres betriebsbe reit zu halten. Am Schlüsse weist das Gutachten darauf hin, daß die Versorgung einer Stadt mit Wasser sich nicht mehr lediglich von dem Jnteressenstandpunkt einer Stadt aus wird befriedigen lassen. Es könnte der Fall eintreten, daß dadurch manche Städte in Trinkwassernot geraten, denn die Menge unseres Wasserschatzes ist begrenzt. Die höheren Rücksichten des Gemeindewohls erfordern daher für die Zukunft gebieterisch eine geordnete Wasserwirtschaft. Es darf nicht Raubbau an dem kostbaren und wichtigsten Gute, das wir besitzen, getrieben werden. Deshalb wird man in Zukunft Anlagen für die ge meinsame Versorgung von ganzen Landesteilen errichten müssen, um alle Bedürfnisse nach Wasser, zu befriedigen. Chemnitz. Einen leichtsinnigen Streich, der ihm leicht seine ganze Karriere verderben konnte, hat der 19 jährige Technikum besucher Rudolf Meyer in Mittweida begangen. 2m Oktober 1927 wollte er gern in seine Heimat, Hannover, fahren, um seinen nach Amerika gehenden Bruder noch einmal zu sehen, - hatte aber kein Geld zur Fahrt und kam dabei auf den dummen Gedanken^ von einer Gastwirtschaft ein dort stehendes Motor rad wegzunehmen und mit ihm nach Hannover zu fahren. Tatsächlich glücklich zurückgekehrt, gab er aber nicht etwa das Rad zurück, sondern fuhr mit ihm bis Ostern 1929 wieder holt von Mittweida nach Hannover, ja er änderte sogar die Erkennungsnummer und machte sich dadurch einer Urkunden fälschung schuldig. Nach fast zwei Jahren entdeckte man das Rad in einer Garage, und Meyer, dessen Vater den Eigen tümer inzwischen entschädigt hat, wurde vom Schöffengericht in Mittweida zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt. Seine Berufung hatte aber Erfolg. Die Chemnitzer Strafkammer ermäßigte die Strafe auf 3 Monate 2 Wochen Gefängnis, sah die zwei Wochen als durch die Untersuchungshaft oer- büßt an und billigte dem leichtsinnigen jungen Menschen im übrigen eine dreijährige Bewährungsfrist zu. walckkeim. 2n der Nacht zum Freitag wollte der in Silo beim Talsperrenbau Kriebstein beschäftigte Arbeiter Zschiesche aus Leisnig seine Maschine ölen. Dabei wurde seine Kleidung von der Welle erfaßt und ihm vom Leibe gerissen. Er selbst wurde einmal um die Welle gedreht, so daß er, nachdem seine Arbeitskollegen den Betrieb ausge schaltet hatten, auf den Kopf zu stehen kam. Der rechte Arm war ihm ausgerenkt, und aus mehreren Wunden blutend wurde er nach vieler Mühe aus seiner schrecklichen Lage be freit. Sein Zustand ist emst. Mittweida. In einem Bäckergrundstück in Mittweida war ein Dienstmädchen im Hofe beschäftigt. Auf einem Fenster stand eine Milchflasche, für die sich eine Katze interessierte. Ein Augenblick — und die Flasche fiel dem Mädchen auf den Kopf, das eine schwere Gehirnerschütterung erlitt. llllttweicka. Die Lauenhainer Mühle, das von nah und fern vielbesuchte Ausflugslokal der Mittweidaer Schweiz, hat ihre Pforten geschlossen. Nach hundertjähriger Vergangenheit müssen die jetzigen Wirtschaftsräume der ihrer Vollendung entgegen sehenden Zschopau-Talsperre weichen. Die Mühle hat bereits 1530 gestanden und im Laufe der Jahrhunderte mehrfach ihren Besitzer gewechselt. Schließlich gingen die Mahlmühlen immer mehr zurück. Von den großen Mühlen in Mittweida» Neudörfchen, Ringethai, Liebenhain und Dreiwerden wurden alle bis auf die Ringethaler zu industriellen Betrieben um gewandelt. Liebenhain wurde eine Pappenfabrik, der Mahl betrieb wurde verpachtet. Die Einrichtung der jetzigen Re stauration erfolgte erst 1904, und das Tal wurde damit zum Ziele vieler Wanderungen, auch von Chemnitz und Leipzig her. Die Naturfreunde werden den Verlust der vielen ans Herz gewachsenen Lauenhainer Mühle verschmerzen müssen. Auf der Höhe ist bereit» eine neue Einkehrstätte, das „Waidhaus" entstanden, von dem aus die Besucher nach Inbetriebnahme der Talsperre den reizvollen Blick auf die Wasserfläche und die sie umgebenden bewaldeten Höhen ge nießen werden können. Zwickau. Wie die Zwickauer Kriminalpolizei mitteilt, ist es gelungen, dem im Amtsgericht Berlin-Mitte in Unter- Wetter kür morgen suchungshast befindlichen Einbrecher und Räuber Weiß, der sich auch Marr nannte, auch noch den in der Nacht zum 9. April 1928 im Gemeindeamt Friedrichsgrün bei Jägers grün ausgeführten Einbruch nachzuweisen. Weiß, der die Tat zugibt, soll diesen Einbruch mit noch zwei Komplicen ausgeführt haben. Irfersgrün bet Lengenfeld. Am Donnerstagnachmtttag fuhr eine durchziehende Zirkustruppe mit mehreren AnhLnge- wagen die Lengenfelder Straße entlang. Der Besitzer sprang während der Fahrt ab, um nach den Bremsen zu sehen. 3m selben Augenblick kam ein Kraftwagen und schleifte den Besitzer ein großes Stück fort. Er wurde schwer verletzt ins Krankenstift Zwickau gebracht und ist dort am Freitag gestorben. Löbau. Am Donnerstag abend wurde in Kottmarsdorf in der Nähe des Gemeindeamtes eine Frau Biehan aus Seifhennersdorf, die mit ihrem Handwagen auf der Straße fuhr und plötzlich in einen aus Ebersbach kommenden Personen wagen hineinlief, überfahren. Die Frau erlitt dabei derart schwere Verletzungen, daß der Tod auf der Stelle eintrat. Der Wagenlenker riß das Auto im letzten Moment beiseite, knickte eine Telegraphenstange um und fuhr in den Straßen graben. Die Insassen kamen, da der Wagen sich sehr lang sam bewegte, glücklicherweise mit dem Schrecken davon. Zittau. Das alte Kloster ist jetzt für Museumszwecke ein gerichtet worden. Die Insassen sind im Albertstist untergebracht worden. Wegen Ueberlassung des Klostergebäudes ist von der Kreishauptmannschast ein Vertrag zwischen der Gotteskasten stiftung und der Stadt aufgestellt worden, dem die Stadt verordneten zustimmten. Darin wird ausgeführt, daß die Stiftung ihr Grundstück und ihre laufenden Einnahmen der Stadt übereignet, die Stadt dafür die Verpflichtung übernimmt, 15 bis 20 hilfsbedürftige Frauen aus Zittau auf Vorschlag der Gotteskastenstiftung im städtischen Albertstift unterzubringen und auf städtische Kosten zu verpflegen. . Zittau. In -er Werkstatt -er SEchen Han-E^ führte, aus -em sich -er Schuß gelöst hatte. Teils heiter, teils Mweilig Nebel- und Hochnebel^vildung ohne -rehebliche Niederschläge. Nachts herbstlich KW, tagsüber verhältnismäßig warm, ober wicht NEhr -so hohe Temperaturen wie in »er ersten Septemberhälfte. Schwach« Minde aus nörd licher Richtung.