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Weitzeritz-Zeilung Tageszeitung un- Anzeiger für DippoMswal-e, Schmie-eberg «.L »eirest« Leir««, »er Bezirk» DercmiwmSiÄ« «edotlemr SeM Se»«« — Dm» «nb Verlas; 8«» SÄH« i» Ni»»»l-l«sslbe, Anzeigenpreis: Die IS Millimeter brett« PMtzelle 20 Ne-ichtpfennige. Gingefan-t «n» Reklamen SO N«1chSpfennig« 3 Bezngtprel«: Für «Inen Monat 2.20 AM. 8 mit Zutragen, einzeln« Nummern 18 ReichS- g Pfennig« :: Gemeinde - Verband- - Girokonto k Nr. S. :: Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde t Nr. 403 :: Postscheckkonto Dresden 12 848 ^»»»«»»»»»»»»»«»«»»«»«—»«« »»»»«—««« <«>>>»' > Nr. 207 Donnerstag, am 5. September 1929 95. Jahrgang Oettliches und Sächsisches. Dippoldiswalde. ^Gestern nachmittag 5,04 Uhr ging auf der hiesigen Polizeiwache von Reinhardtsgrimma die Mel dung ein, daß dort ein Großfeuer ausgebrochen sei. Aus die sem Grunde wurde um 5,05 Uhr die Mokorspritzenabteilung alarmiert. Dank der neuen Alarmeinrichtung konnte die Spritze bereits um 5,11 Uhr abrücken. Sie gab am Brand platze als erste auswärtige Wehr Wasser. Die Spritze blieb die ganze Nacht über in Dienstbereitschaft un- kehrte erst heute früh 5 Uhr nach schwerer Arbeit zurück. — An der hiesigen Volksschule wurde heute in besonderen Feiern in den einzelnen Klassen der glücklichen Heimkehr des Luftschiffes «Graf Zeppelin" von seiner Weltreise gedacht. Am übrigen war der Tag schulfrei. — Gestern abend gegen V«7 Uhr trug sich am städtischen Sportplätze wieder ein Unfall zu. Als der Kraftfahrzeug händler Franke in Paulsdorf auf seinem Motorrade vor überfuhr, rollte ein Ball vom Platze her über die Straße und Franke ins Rad. Er kam dadurch zum Sturz und erlitt leichtere Arm- und Knie-Berletzungen, das Motorrad wurde auch beschädigt. Der Fall beweist aufs neue, daß dort, am Sportplätze, allerschnellstens Aenderungen getroffen werden müssen. Entweder muß die Straße durch ein hohes Draht netz vor dem Ball gesichert werden oder man muß den Platz ganz verlegen. Die aufgestellten Schilder «Achtung Sport platz" besagen gar nichts. Die Stadtverwaltung kann damit die Haftung für Unfälle nicht abschütteln. Glücklicherweise sind die Unfälle bisher immer noch ziemlich glimpflich abge laufen, es kann aber sehr leicht auch einmal ein schwereres Unglück geschehen. Mas dann? Soll der Brunnen erst zu gedeckt werden, wenn das Kind hineingefallen ist? — Nach der letzthin vorgenommenen Neuzählung der ver- sorgungsberechtigten Kriegsbeschädigten und Kriegshinter bliebenen beträgt deren Gesamtsumme im Reich 807 596. Es entspricht dies einem Zuwachs von über 46 000 Köpfen im letzten Aahr. Nach den neuen Feststellungen beträgt die Zahl Ler Beschädigten des Hauptversorgungsamts Dresden 69 698. Verheiratet waren 88,8 Prozent der Schwerbeschä digten; auf 100 Beschädigte entfielen 125 Kinder, für die Kinderzulage gewährt wurde. An Kapitulanten wies das Hauptversorgungsamt Dresden 3133 auf. An Hinterbliebe nen wurden 118100 Köpfe gezählt. Reichstädt. Gestern abend gegen V2II Uhr fuhr ein Schmiedegehilfe aus Obercunnersdorf auf seinem Motorrade, von Dippoldiswalde kommend, durch Reichstädt. An der Nähe der Ehrlich-Mühle, fast.an derselben Stelle, wo sich erst kürzlich «in Unfall zutrug, überholte er ein Geschirr. Da bei streifte er das Wagenrad und stürzte. Er erlitt einen komplizierten Schienbeinbruch. Ein zufällig vorüberfahren der Radfahrer holte einen Sanitäter heran, der ihm erste Hilfe zuteil werden lieh und auf Wunsch des Verletzten Dr. Meyer aus Höckedorf telephonisch benachrichtigte. Dieser war in kurzer Zeit zur Stelle und überführte den Verunglück ten nach Anlegen eines Notverbandes ins Freitaler Kran kenhaus. Der Geschirrsührer des Wagens dürfte den Unfall gar nicht beobachtet haben, er fuhr weiter, ohne sich um den Verletzten zu kümmern. Wendischcarsdorf. An der Nähe des hiesigen Gasthofs geriet gestern abend gegen Vr7 Uhr ein in Fahrt nach Dip poldiswalde befindlicher Personenkraftwagen (Hanomags in folge Vergaserbrandes in Flammen und verbrannte bis auf die Eisenteile. Der Besitzer, zugleich Fahrer, konnte sich retten. Schmiedeberg. Aufgeboten: Polizeiwachtmeister Fritz Erwin Geißler in Leipzig-Möckern mit der Haustocher Gertrud Dora Kaden in Schmiedeberg. Dresden. Der unbekannte Hühnerlieferant konnte nunmehr als ein hier wohnhafter 23 Fahre alter Schmiedegehilie er mittelt werden. Wie bereits angenommen, handelt cs sich um einen anormalen veranlagten Menschen. Dresden. An einem Tanzlokal der Neustadt machte am Dienstag abend ein Hausmädchen Lie Bekanntschaft eines jungen Mannes. Nach Schluß des Vergnügens verließen beide gemeinsam das Lokal. Auf Ler Rähnitzgasse entriß der Bursche dem Mädchen plötzlich Lie Handtasche, stahl daraus das Geldtäschchen un- flüchtete. Das Mädchen nahm sofort Lie Verfolgung des Diebes auf und traf ihn schließlich in einem Lokal auf -er Kleinen Brüdergasse an, wo er sich mit dem gestohlenen Gelde in ein Spielchen eingelassen hatte. Sie benachrichtigte Lie Schutzpolizei, -ie Len Dieb, einen 21- jährigen Hausburfchen von hier, festnahm. Die Bestohlene erhielt ihr Geld, etwa 15 RM., wieder zurück. — Weiter wurde in -er Nacht zum Mittwoch auf der Feldherrnstraße einer Frau -ie Handtasche entrissen. Ein in -er Nähe befind licher Polizeibeamker nahm -le Verfolgung des Diebes sofort Grobfeuer in Reinhardtsgrimma. Mittwoch nachmittag kurz vor 5 Uhr (genau 4,50 Uhr) kündeten dicke schwarze Rauchwolken, die über dem Ritter- gutshofe lagen, Len Ausbruch eines Schadenfeuers. An dem nördlich gelegenen, etwa 70 Meter langen Gutsgebäude des umfangreichen Gebäudevierecks war über der Brennerei ein Brand entstanden, der sich mit unheimlicher Schnelligkeit ausbreikete. Das Gebäude umfaßte einen Materialraum, in dem fertige Magenteile für 30 Wagen lagerten, die Bren nerei, den umfangreichen Kuhstall und das sogenannte Milch- gebäuöe mit Milchkühlraum und Wohnungen Mr -ie Schwei zer und Schloßbedienslete. Fast über das ganze Gebäude zog sich der Futterboden hin auf dem große Mengen Heu lagerten. Trotzdem das in gutem baulichen Zustande befln-- liche Gebäude mehrfach Lurch Brandmauern aufgeteilt war, breitete sich das Feuer in unheimlich kurzer Zeit über Las ganze Gebäude aus, bereits V«6 Uhr stand es völlig in Flam men. Eine unheimliche Glut lag über dem Hofe. Das Vieh, das nur zur Hälfte im Stalle war (das andere war auf der Meide) konnte gerettet werden, ebenso war es Mötzlich, die Wohnungseinrichtungen im Milchgebäu-e zu retten un einige Fässer mit Benzin vor dem gefräßigen Element in Sicherheit zu bringen, sonst mußte fast alles den Flammen überlassen bleiben. Die Ortswehr, wie überhaupt eine ein zelne Wehr, war dem Feuer gegenüber machtlos, sie muhte anliegende Gebäude schützen. Die Automobilspritze Dippoldis walde traf gerade noch zur rechten Zeit ein, um ein Ueber- springen -es Feuers auf eine große am nördlichen Berg hange stehende Scheune zu verhindern. Sie würde sonst wohl auch noch in Flammen aufgegangen sein. Wasser war genug vorhanden. Der Schloßteich ist sehr groß und auch tief. Aus ihm entnahmen alle Motorspritzen das Wasser, während die Han-druckspritzen meist aus dem Bache Wasser faßten. Die sem, -er an und für sich wasserleer war, wurde solches durch langsames Ziehen des Teiches im Oberdorfe zugeführt. An Spritzen trafen nach und nach am Brandplatze ein Cunners dorf, Dippoldiswalde (Aukomobilfpritze), Hirschbach, Herms dorf, Niederfrauen-orf, Kreischa (Motorspritze), Luchau, Schlotkwitz, Glashütte (Motorspritze), Hausdorf, Oberfrauen dorf, Dresden (Berufsfeuerwehr mit zwei Zügen), Lockwitz, Lungkwitz, Niedersedlitz-Sachsenwerk (Motorspritze), Rein holdshain, Schmiedeberg-Eisenwerk (Motorspritze). Die Motorspritzen, die auf Lastkraftwagen herangekommen wa ren, und Lie Automobilspritzen schleuderten ungeheure Wassermengen auf den Brandherd und die Nebengebäude. Mit der Dresdner Mehr war gegen 6 Uhr Branddirektor Orlloph eingekroffen und übernahm das Kommando, zu glei cher Zeit traf auch Branddirektor Müller, Schmiedeberg, ein. Um diese Zeit war aber -ie Gewalt des Feuers schon ge brochen, die Gefahr für die benachbarten Gebäude, Schmiede, Gemeindeamt, beseitigt. Auch die Sanitätsmannschaften von Kreischa un- Dippoldiswalde waren zum Brandplatz geeilt, fanden aber nur wenig Arbeit. Einige Feuerwehrleute er litten bei Len Löscharbeiten leichte Verletzungen. Eine Schlauchleitung nach -er andern wurde ausgelegt und in Be nutzung genommen. Ein Gewirr von Schläuchen führte von den Spritzen am Schloßteich nach dem Gutshofs. Gegen V«7 Uhr war das Feuer völlig lokalisiert. Vom DienerhauS brannte der Dachstuhl ab, das lange Stallgebäude mit den Futterböden wurde vollständig eingeäschert. Me Dachbalken stürzten nach un- nach ins Innere der Gebäude und glühten Lori weiter. Lange Zeit leistete die Brennerei dem Feuer Widerstand, Loch auch dorthin drang das Feuer vor. Die mächtigen gen Himmel steigenden Rauchwolken waren weit hin sichtbar und hatten eine riesige Menschenmenge aus wei testem Umkreise nach! dem Brandorte gelockt. Wer ein Auto oder Motorrad hatte, eilte dorthin, ungeheuer groß war -le Zahl der Radfahrer. Alles versuchte in den GutShof einzu- Lringen und von dort aus das Wüten des Feuers zu beobach ten. Nur mit vieler Mühe gelang es in später Stunde, Hof und Park von Len Zuschauern zu räumen. Als Brandursache wird nach Len vorläusigen Erörterungen angenommen, Latz Lurch die Abgase des zum Antrieb -er Dynamo- und Gäge- werksmaschinen benutzten Rohölmotors, -er seit mittag ge laufen war, Las die Gase abführend« Rohr sehr heiß gewor den war und Spren explosionsartig entzündete, die auf einem Blech lag, das vom Rohr zu Lem nahen durch Len Futter boden führenden Fallschacht führte. Dort ist wenigstens Las Feuer zuerst bemerkt worden. Auch Kurzschluß ist nicht ausgeschlossen. Die Kviminalabteilung Dresden wird mit Sachverständigen die Ursache zu klären versuchen. Brand stiftung scheidet aus. Der Schaden wird auf 200 000 Mark geschätzt, er ist vor allem auch dadurch so hoch, Laß die wertvollen Brennereimaschinen vernichtet sind. Gegen 8 Uhr rückten -ie Wehren wieder ab, nur die Automobilsprihe Dip poldiswalde blieb neben -er Orkswehr am Brandplatze zum Ablöschen zurück; denn Las Feuer flammte in Ler Nacht noch wiederholt auf. Der Besitzer des Rittergutes, General Genfft von Pilsach, war nicht anwesend, er weilt im Bade. Das Gut ist an die Swobodasche Aitterguksverwaltung in -er Mark verpachtet. Swoboda hak die Bewirtschaftung seinem Schwiegersohn Torfs übertragen. auf und stellte ihn. Der Dieb entpuppte sich als ein hier auf hältlicher 26 Aahre alter wohnungs- und beschäftigungsloser Arbeiter. Er wurde festgenommen. Auch in diesem Falle erhielt die Bestohlene ihre Handtasche wieder zurück. — Am 7. Auli morgens gegen 4 Uhr wollte der Post schaffner Zinke auftragsgemäß u. a. die in der Ringstraße befindliche öffentliche Fernsprechstelle nachsehen, ob darin alles in Ordnung war. Dort stand gerade der Student der Chemie Kien, der daran seine Notdurft zu verrichten gedachte. Der Postschaffner machte ihn auf das unpassende Verhalten und weiter daraufaufmerksam, daß jene Fernsprechzelle keine Bedürfnisanstalt sei, erhielt aber als Antwort zwei kräftige Stockhiebe über den Kopf und ferner auch einen Faustschlag , unter das Kinn. Eine der dadurch hervorgerufenen bluten- s den Munden muhte genäht werden. Kien wurde vom Amts gericht Dresden wegen in Tateinheit mit grobem Unfug be gangener gefährlicher Körperverletzung an Stelle einer an sich verwirkten Gefängnisstrafe von zwei Machen auf 280 R.-Mark Geldstrafe verurteilt. Der Angeklagte entschul digte seine Handlungsweise damit, daß er von einer Festlich keit kommend angetrunken war und vom Postschaffner derb angefaßt worden sei. Er will auch wegen der Vorarbeiten zum Examen scharf überarbeitet gewesen sein. Königsbrück. Am Montag passierte von Stenz kommend «in zirka 300 Zentner schwerer Dampfpflug die drei Pulsnitz- brücken vor der Stadt, wobei eine dieser Brücken unter der schweren Last zusammenbrach. Unter mühevollen Anstreng ungen gelang es, -ie schwere Maschine zu heben. Personen kamen nicht zu Schaden. Der Transport konnte fortgesetzt werden. Leipzig. Ein ganz eigenartiger Vorfall hat sich am Diens tag nachmittag im Connewitzer Forst bei Leipzig, einem viel besuchten Erholungspark, ereignet. Dort hat ein junger Mann aus Leipzig «ine Frauensperson getroffen; die beiden sind ein« Zeitlang nebeneinander hergegangen, ohne sich > näher miteinander bekannt zu machen. Das Mädchen machte einen sehr deprimierten Eindruck und äußerte mehrfach Selbstmovdabsichten. Plötzlich zog sie eine Pistole aus der Tasche un- erschoß sich vor den Augen ihres Begleiters, Ler alsbald bei der zuständigen Polizeiwache Meldung über Len Vorfall erstattete. Der junge Mann wurde zunächst in Hafk genommen, aber wieder entlassen, als hie vollkommene Rich tigkeit seiner Angaben sich erwiesen hatte. Aue. Der 1920 gegründete Erzgebirgische Zitherbun- mit dem Sitze in Stollberg und 2000 Mitgliedern hielt hier das Bundesfest ab. Die Bundestagung beschloß eine Ein gabe an das Ministerium für Volksbildung, in der um obli gatorische Einführung des Jitherunterrichtes in den Schulen gebeten wird. Die musikalischen Darbietungen brachten wah ren Kunstgenuß. Das nächste Bundesfest findet in Stollberg statt. Plauen. In Hirschberg, Saale ist am Mittwoch in dem Rindenlagerschuppen einer Lederfabrik ein Schadenfeuer aus gebrochen. 15 000 Tonnen solcher Rinden sind verbrannt, außerdem vier Waggons fertiger Lederwaren. Das Feuer griff auch auf den Häuteschuppen über, hier wurde aber nur ein kleiner Teil vernichtet, da die Feuerwehren aus der Um gegend herbeieilten und das Großfeuer bewältigten. Es wird angenommen, daß das Feuer infolge der großen Hiße ent standen ist. Klingenthal. Das seit einigen Tggen in Mark- Hausen vermißte Schulmädchen, das, nachd«; ^»ee. ren verkauft hatte, verschwunden war, HÄ stch bet Verwandten in Plauen eingefunden. Den Erlös aus den verkauften Beeren hatte die Kieme dazu ov, nutzt, um nach Plauen zu reisen. Wetter für morgen: Zunehmend« Gewitterneigung, Label aber noch Keino durchgreifende AenLerung L«r Wetterlage, jedoch bürste -io größte Entfaltung -er Hitze nunmehr erreicht sein. Schwache Lufckewegung verän-erlicher Richtung.