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Marren Ottman von Sanders hin und beronre Ke Wichtigkeit seines Heldenkampfes an den Dardanellen, vis insbesondere darin bestanden habe, daß er durch die Sperrung der Durchfahrt zum Schwarzen Meer !eine materielle Versorgung Rußlands durch die Entente Unmöglich gemacht habe. Liman von Sanders habe Damit zum Zusammenbruch der russischen Wehrmacht wesentlich bÄgetragen. Oberst Freiherr von Wester weller sprach im Namen der Offiziervereins des Garde- DragonerregimentS, dem Liman von Sanders angehörte. Neue Kämpfe in Palästina. Bombenflugzeug« kreuzen über Jerusalem. — Einsetzung von Panzerwagen. Las britische Kolonialmintsterium veröffentlicht einen Bericht, nach dem die englischen Streitkräfte in Palästina Herr der Lage sind. In Jerusalem und Jaffa, wo die meisten Uebergriffe stattfanden, sei die Ruhe wiederhergestellt, nachdem britische Truppen in voller Ausrüstung durch die Stadt marschiert seien. Utzber Jerusalem kreuzen Bombenflugzeuge. Außcrhalb Jerusalems haben sich neue Kämpfe ereignet. Es werden arabisM Angriffe auf verstreut liegende jüdisch« Siedlungen gemeldet. Ju Haifa konnten die Unruhen nur dadurch unterbunden werden, daß Panzerwagen eingesetzt wurden. In Kastinia beant worteten die Juden die arabischen Angriffe damit, »atz sie die arabisch« Niederlassung in Brand setzten. Nach Meldungen aus Kairo beginnt sich die Un ruhebewegung in Palästina auch auf Transjordanien auszudehncn. Die Araber sind in verschiedenen Gruppen nach der Grenze zu marschiert, offenbar in der Ab sicht, Palästina zu betreten. Die Grenzpolizei konnte sie bisher zurückweisen. Ob es auch hierbei zu ernsteren Zusammenstößen gekommen ist, ist vorläufig ungewiß. I ' Der „Manchester Guardian" bezeichnet öS als so > gut wie sicher, daß das britisch^ Mandat m Palästina im Oktober vor die ständige Mandatskommission de» . Völkerbundes kommen dürste. I * Auch ein französisches Kriegsschiff entsandt. Im Zusammenharm mit den Wirren in Palästina hat der französische Marineminister die Entsendung des Kreuzers „La Motte Picquer' zur Sicherung d« > Levante-Küste angeordnet. Der Kreuzer ist bereits in Beirut eingetroffen. Verstcherungsdebatte vertagt. Wiederzusammentritt des Ausschusses am S. September. Auch die Reichsratssitzung abgesagt. Der Sozialpolitische Ausschuß des Reichstages setzte die Einzelberatung der Novelle zum Arbeitslosen versicherungsgesetz mit der Besprechung der zuruck gestellten Fragen fort, die die Hauptstreitpunkte der > Reform betreffen. Der Vorsitzende, Abg. Esser vom Zentrum, erklärte, : daß seine Fraktion erst in der ziveiten Lesung endgültig - ! Stellung nehmen könne. Die sozialdemokratischen Redner j wandten sich gegen einen allgemeinen Abbau der Unter- : stützungssätze und gegen eine Verlängerung der Wartezeit. ! Der Redner der Deutschen Volkspartei hielt unverändert > daran fest, daß die Sanierung der Reichsanstalt ohne Bei- i tragserköhung möglich sei. Den gleichen Standpunkt ver« ' i traten die Deutschnationalen. Ohne Beschlüsse zu fassen, vertagte sich dann der i Ausschuß bis zum 5. September. Im Zusammenhang ! damit wurde die für Freitag einberusene Vollsitzung , des Reichsrats, auf deren Tagesordnung die VeraK' ' schiedung der Novelle zur Arbeitslosenversicherung i ' stand, aus Antrag Preußens vertagt. Politische Rundschau. - Berlin, den 29. August 1929. — Der Wetterdienst der Deutschen Seewarte soll aus i , der Organisation der Seewarte herausgenommen und zu I einer selbständigen Behörde ausgebaut werden. ! ! * ! :: Strasser zu sechs Monaten Freiheitsstrafe und 3SV Mark Geldstrafe verurteilt. Das Große Schöffen- « ' gericht in Oranienburg hat den nationalsozialistischen ! Reichstagsabgeordneten Strasser wegen öffentlicher Bs- j ! leidigung durch die Presse und wegen Verstoßes gegen - das Republikschutzgesetz zu einer Gesamtfreiheitsstrafe - von sechs Monaten und zu 350 Mark Geldstrafe verurteilt. :: Entwurf «Lues Berufsausbildungsgesetzes. Dem Reichstage ist der Entwurf eines Berussausbildungs- gesetzes zugegangen, der eine umfassende gesetzliche Ord nung der gesamten Berufsausbildung zum Ziele hat. Der Entwurf beschränkt sich nicht auf die Berufsaus- , bildung im Lehrverhältnis, sondern ergreift auch die , angelernten und ungelernten Arbeiter. Keine Änwen- j düng findet das Gesetz auf die Landwirtschaft, aus ! ! Jugendliche, die bei ihren Eltern beschäftigt werden, ! i auf jugendliche Beamtenanwärter, auf Praktikanten in ! Apotheken und auf Jugendliche, die sich in Fürsorge- - erziehung befinden. , Rundschau tm Ausland». r An Wilna wurden im wMmfftfchsn Abgeordnetem klub 21 Kommunisten -verhaftet. wags ausgetausM. Macdonald -leibt nur wenig« Tage in Genf. r In den europäischen Hauptstädten werden Vor bereitung«, für die Abreffe nach Genf getroffen. ^Der britische Ministerpräsident Macdonald wird der Eröffnung her Herbstversammlung des Völkerbundes beiwohnen, aber nur einige Tag« in Genf -leiben. Belgischer Missionar in China ermordet. ; Nach einer Meldung aus Schanghai ist der belgische Missionspater Twurce-Cloodt in Jtschang b. (Hupeh) er- moroet worden. Uoberfall mongolischer Truppen ans eine chinesisch« Grenzgaruison. ' Z Nach einer Mitteilung des chinesischen Kriegsmint- sterimns Überschritten mongolische Truppen die chinesisch« Grenze und beschossen die chinesisch« Garnison in d«r Stadt Pujan, Mongolische Kavallerie versucht« das Gebiet zu besetzen und die chinesischen Truppen zu entwaffnen. Nach vierstündigem Kampf wurden Lie Mongolen zum Rückzug gezwungen. . Kleine Nachrichten. * Bei der Stadtsparkasse Küstrtn wurden Unterschla gungen in Höhe von etwa 12 000 Mark festgestellt; der Be amte, ein Sekretär Gieche, wurd« vom Dienst suspendiert. * In Lund wurde die erste religionshistorische Welt tagung nach dem Kriege von dem schwedischen Kronprin zen eröffnet. * Bei den tschechisch«» Manöver« ereigneten sich drei schwere Flugunfälle. Von den Insassen wurden einer ge rötet und fünf lebensgefährlich verletzt. * Die Untersuchung über die Entstehung des Brandes auf dem französischen Ueberseedampfer „Paris" ist abge schlossen. Sie hat ergeben, daß Brandstiftung nicht in Frage kommt. Das Feuer ist vermutlich auf Kurzschluß in einer Kabine zurückzuftthren. Mitteldeutscher Rundfunk. Freitag, 30. August. 10.00: Eröffnungsfeier der Tagung des Bundes Deutscher Architekten in Breslau aus der Technischen Hochschule. 1. Er öffnung des Bundestages: Bundespräsident Prof. Dr.-Jng. h. c. Wilhelm Kreis, Dresden, V. D. A. 2 Die Stellung des Architekten tm Wirtschaftsleben Deutschlands: Netchswirt- schaflsmtnister Dr. Curtius, Berlin. * 15.15: Stunde der Hausfrau mit Funkwerbung und Schallplatte». * 16.30: Solistcnkonzert. Mitwirl.: Ida Schuberlh-Koch, Dresden (Alt), Georg ZoMnavr (Baß), Emil Klinger (Klavier). * 18.05: Sozialversicherungsrundsunk. * 18.30: Postrai Eppe», Berlin: Sachberater für Funkempfang: Gesichtspunkte für die Beurteilung von Funkgeräten. * 19.00: Direktor Paul Voß, Leipzig: Die Wirtschaftslage im Spiegel der Leipziger Herbst-- messe. * 19.30: Willi Höhnel, Dresden: Winke für Pilzsucher. * 20.00: Chorkonzert des Dresdener Orpheus. Leitung: Sieg mund Wittig. 20.30: Sinfoniekonzert. Solist: Francis ArLnyi (Violine). vo/r. ff», »iffchm,» Der Stacho setzt sich zu ein paar weißhaarigen Polen, Leute mit eigenem Haus und Acker. Sie sind noch nüchtern, und, m der Ruhe ihres Alters, rauche« sie gemütlich. Einige Cziczwiczer Gutsknechte am Nebentisch ärgern sich über Stacho. Er ist doch auch nur ein Knecht, gehörte früher zu ihnen; und jetzt will er sich nicht um sie kümmern? Da heben sie an, den hinaus gejagten Günstling zu höhnen. Ueber Stachos schmales, bleiches Gesicht geht nur ein verächtliches Zucken. Jene sind ja betrunken! Wenn er auch selbst gewohn heitsmäßig dem Branntwein zuspricht, er ist kein Trunkenbold. Dazu hält er zuviel auf sich. Nicht ohne Rasse ist er und würde ein hübscher Bengel sein, wäre nicht sein Gesicht ein bißchen zu lang geraten. Die Rachel Frömmer kommt, eine Frau Mitte der Dreißig, behäbig, aber mit wohlgesormtem, frischem Antlitz. Die tiefdunklen Augen sind ein bißchen listig. Die Frömmern weiß alles und hat überall ihre Hand im Spiel. Sie vermittelt Geschäfte, Heiraten, Geld anleihen und Klatsch. Mancher polnische Gutsbesitzer der Gegend hat sie zur Vertrauten in seinen Unternehmungen. Aber wo eS ihr Vorteil ist, da kennt sie Verschwiegenheit. „He, guten Tag, Stacho," begrüßt sie den neuen Gast auf Polnisch. „Was machst denn du in Czicz- wicz? Gehst du zu deiner Mutter?" „Will ihr lebewohl sagen. Bringt mir einen Schoppen Roten, Frömmern. Heut' foll's was Ex- traes fein." „Einen Roten, Wein willst trinken? Schon«, schon«! Also ist es auch in Luba aus! Wo willst du hin?" Die Augen der Frau funkeln vor Neu gier. Gespannt horchen alle herüber. Die Gespräche verstummen. Nur die Gutsknechte reden lärmend wei ter. Und natürlich schimpfen sie über den faulen Kroczek. Stacho tut, als höre er es nicht. „Nach Deutsch land," antwortet er kurz. Aber er späht verstohlen umher nach der Wirkung seiner Worte. Und richtig — — die ganze Wirtsstube gerät in Aufregung. Der Kroczek will nach Deutschland! Man ruft zu dem Burschen herüber; einige treten an seinen Tisch. Doch Stacho erweist sich hochmütig. Gibt nur widerwillige, large Antwort. Gegen die Wand ge ¬ lehnt sitzt er, und starrt über die Neugierigen hinweg in die dicke, dunstige Luft. Primitive Petroleum lampen hängen von der niedrigen geschwärzten Decke herab. Ihr rötliches Licht kämpft mit den Rauch schwaden, die an allen Tischen aus kurzen Pfeifen aufstcigen. Die junge Gittel Frömmer, die Tochter der Schen kin, bringt dem Kroczek das Bestellte. Er betrachtet wohlgefällig das gutgebaute Mädchen mit dem hübschen Gesicht und den dunklen, mandelförmigen Augen. Gittel fühlt den Blick und senkt die breiten Lider. Ein echtes Rot färbt ihre weich gerundeten Wangen. Es überglükt sogar den Rosenbauch, der ihren roten Strumpfbändern entstammt. Wie sie es von der Mut ter und von Freundinnen gesehen hat, taucht sie die fär benden Gummibänder allmorgendlich in Wasser und reibt damit ihre Wangen ein. Als sie enteilt, ruft Stacho ihr nach, die Mutter möge das Fahrplanbuch bringen. Das Fahrplanbuch! Psiakrew, wer soll das lesen können? "Einige Bauern wissen kaum, was für ein > Ding das ist. Also man räuspert sich, lacht, kehrt kopfschüttelnd zu den Tischen und Branntweingläsern zurück. Aber man unterhält sich nur gedämpft, um nichts zu überhören. Da kommt auch die Wirtin schon mit dem gelben, fettigen Buch. Ihre Neugierde hätte sie ohnehin bald wieder hergetrieben „Also nach Deutschland, Stacho?' „Nach Berlin." Sie setzt sich zu ihm an den Tisch, in den fleckigen Seiten blätternd. „Ich.werd' dir's schon suchen. Du kennst dich doch nicht aus darin." „Was ihr denkt," begehrt er auf und entreißt ihr heftig das Buch. „Hab' mir's längst vom Pfar rer zeigen lassen." Sie betrachtet ihn mit Respekt. Das muß wahr bleiben, der Kroczek hat manches gelernt, wovon das dumme Bauernvolk sonst keine Ahnung hat. Aus dieser Erkenntnis heraus meint sie halblaut: „Hast schon recht, fortzugehen. Das ist hier nichts für dich." ! Sie^beugt sich zu dem eifrig Blätternden: „Hast denn ! Er wirst ihr einen spöttischen Blick zu. „Seid Ihr gescheit! Was meint Ihr, warum ich so lange hier aushielt, wenn nicht, um für die Reise zu sparen?" „Ah! Und wann wollt Ihr fort?" Sie kennt ihn von Kindesbeinen an, aber jetzt kann sie ihn nicht mehr mit „du" anreden. „Margen früh." „Dann wollt Ihr noch zur Mutter? Oder wart Ihr schon da?" Ler Gefragte schüttelt den Kopf Die beiden alten. Weißköpfe am Tisch haben , schweigend zugehürt. Jetzt wirft der eine bedächtig hin: „Grad' eh' ich kam, hab' ich die Maruschka beim Beitel Falek gesehen, im Verschleiß." Nun springt die Frömmern auf. „Dann mag die Gittel laufen zum Falek; vielleicht ist sie noch da." Es kostet dem Stacho doch rechte Mühe, wenigstens bis Krakau die Züge herauszufinden. Darüber hinaus will's gar nicht gehen. „Psiamasur — — sind das Zahlen!" Er wirft wütend das Buch hin — — die Frömmer nimmt es lachend — — uno er verläßt sich darauf, das weitere unterwegs zu erfragen. „Um sechse morgen früh fahr' ich ab." „Habt Ihr denn dahinten in Berlin einen, zu dem Ihr gehen könnt?" „Maria und Joseph Frömmern, Ihr fragt! Keinen hab' ich. Werd' mich schon zurechtfinden. Spreche ja deutsch. — — Noch einen Schoppen." Er räkelt sich. Da kommt auch schon seine Mutter herein. Die Maruschka, die Erzeugerin dieses kaum acht zehnjährigen Bengels, sieht wie ein altes Weiblein aus. Sie ist klein, dürr, runzelig und geht gebückt. Stacho erbebt sich ziemlich lässig zu ihrer Begrüßung. Zuviel andere Linge hat er im Kopf, um ein liebevoller Sohn zu sein. Aber es leuchtet in seinen Augen auf, als er hinter Maruschka die Jefka bemerkt. „Setzt Euch her, ich spendier' heut." Doch die Alte wehrt in klagendem Tone ab. Sie ringt die Hände und beschwört den Sohn, nicht fortzugehen. Denn Gittel hat nicht versäumt, ihr unterwegs Sta chos Pläne mitzuteilen. In Stachos Gesicht kommt wieder der verstockte Zug. Er läßt die Mutter barmen und steht auf Jefka. Das vierzehn- oder fünfzehnjährige Ding hat sich prächtig entwickelt. Sie ist über mittelgroß, kräftig und ebenmäßig gebaut. Das runde junge Gesicht hat volle rote Lippen, lebhafte schwarze Augen. Von Stacho hat sie gelernt, auf ihr Aeußeres zu achten. So trägt sie das schwarze Haar nicht zaustg wie die meisten Bauerndirnen. Glatt gescheitelt liegt es über; der kindlichen Stirn. Heimlich lächelt sie dem Burschen zu. Mutter Maruschka jammert und bettelt, Stacho solle wenigstens mit fortkommen. Bei ihr zu Hause wolle man in Ruhe beraten. „Im Jnselhaus?" fährt Stacho auf. Seit der junge Herr ihn fortgeschickt hat, setzt er keinen Fuß mehr in eins der Cziczwiczer Her renhäuser. Endlich läßt er sich aber überreden, mit auf den Gutshos zu komme», in die Gesindeküche. Die trunkenen Knechte, die ihn höhnten, sind überdies mit schweren Köpfen auf der Tischplatte eingeschlafen. Sie also werden nicht hinkommen und nicht stören. Abev i A.. "ckt den jungen Kroczek, sich mit seinen großen ; Planen noch einmal an der alten Arbeitsstätte zu ! zeigen, . ! kSortsetzmta folgt.) ! Drucksache» aller Art liefert dl« Buchdruckerei von Lari Leha«.