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Tageszeitung mö Anzeiger sür DippoMswal-e, Schmie-eberg «.A. — - - Bezugspreis: Für einen Monak 2.20 RM. mit Zukrogen, einzelne Nummern 18 Reichs- Pfennig« Gemeinde - Verband-- Dirokonlo Nr. S. :: Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 403 :: Postscheckkonto Dresden 12548 —- Netteste Jett««, »er Lerir»« «mlshaüplmavnschafl, -es Amlsgertl rm» »es Sla-lrat» zu Dippol-iswal-e Anzelgenprelt: Die 42 Millimeter breite Petitzeile 20 Reich-Pfennige. Eingesandt und Reklamen SO Reich-Pfennige DeraniwoMA«! MdakleMz «eNr Se-neo - Bm» «nb Derlasr ««I Se»«r t« «w»s»r«oal-e. Montag, am 19. August 1929 Nr. 192 95. Jahrgang Bekanntmachung. Für das Elektroinstallateur-Handwerk soll ein« Zwangsinnnng im Bezirke der Krelshauptmannschaft Dresden mit Ausnahme der Amtsgerichlsbezirke Meißen, Lom matzsch und Wilsdruff, mit dem Sih in Dresden errichtet werden, der alle angehören sollen, die im genannten Bezirke solches Hand werk selbständig betreiben. Diese Gewerbetreibenden haben vom 21. bis mit 31. August 1929 schriftlich ober mündlich nach Dresden, Neues Rathaus, ll. Ober- geschoß, Zimmer. 22S, mitzuteller, ob sie für oder gegen Sie Er richtung dieser Zwangsinnung stimmen. Bom 8. bis mit 2V. Sep tember 1929 liegt die Liste über diese Abstimmung tn der ge nannten Stelle werktäglich von 11 bis 13 Uhr zur Einsicht aus. Dresden, am 17. August 1929. Der Kommissar: vr. Neubert. Oertliches und Sächsisches. Dippoldiswalde. Am Sonnabend nachmittag in der fünf ten Stunde zogen von Südosken her schwarze Wolken am Himmel auf und gar bald entlud sich dann ein Gewitter, das schwerste, Las wir in diesem Jahre bisher gehabt haben. Blitz folgte auf Blitz, fast ununterbrochen rollte der Donner und ge waltige Regenmassen strömten hernieder. Wiederholt schlug der Blitz in die elektrischen Lichtleitungen, die zweimal unter brochen waren, sehr oft wurden auch die Fernsprechleitungen getroffen. Einer der ersten Blitze, noch! bevor es regnete, traf eine Kornpuppe auf den ILckelschen Feldern in der Nähe des sog. Schafskalles. Sie stand im Nu in Hellen Flammen und das Feuer pslanzte sich auch in den Stoppeln weiter, sä daß im Schafstall aufhältliches Personal rasch weitere Puppen in Sicherheit bringen muhte. Auch hinter dem Huthause wurde -le Lichtleitung mehrfach getroffen, so daß Lott die Straßenbeleuchtung vergangene Nacht nicht brannte. An einigen Stellen sind Blitze auch auf die Hausleitungen über gesprungen und haben Motore oder Lampen zerstört. Der Regen hat vielfach tüchtig geschlemmt, im allgemeinen aber darf man sagen, daß Las Wetter noch gnädig vorüber ge gangen ist. Wie uns noch mitgeteilt worden ist, wurden hier 19 Millimeter Regen, in Oberhäslich! 22 und in Reinholds hain gar 31 Millimeter gemessen^ ein Beweis, welch unge heuere Regenmengen in etwa V- Stunde herniederstrsmten. Die Weißeritz zeigte aber nur geringen Wuchs, der auch rasch wieder vorüberging. Schon gegen 5 Ahr leuchtete die Sonne wieder. Dippoldiswalder. Für die Großstädter der letzte Ferien sonntag galt der gestrige Sonntag vielfach der Heimreise rom Sommer-Arland oder einer letzten schönen Wanderung ins Weite. Mit Auto, Bus und Eisenbahn strebten viele Lem Gebirge zu, größer war noch die Melle Ler Heimreisenden. Auch die Bäder an Ler Malter-Talsperre erfreuten sich wie der eines ganz außerordentlich guten Zuspruchs. Ein kurzes, leichtes Gewitter bald nach Mittag tat Ler WanLerlust wenig Abbruch, noch viel weniger Lem Baden. Auch dem Ruder sport auf der Talsperre wurde lebhaft zugesprochen. Aber auch unser Städtchen war Ziel oder Rastpunkk einer Anzahl Reisegesellschaften, die zu Fuß oder mit Kraftwagen hier an kamen und Einkehr hielten und längere Zeit verweilten. Mele unserer Einwohner nahmen teil am Gartenfest, der Gartengemeinschast Kirchfeld, ein Teil der priv. Schützen gesellschaft fuhr zur Gau-Hauptversammlung nach Hermsdorf, ein weiterer Teil Einwohner durchstreifte die Felder und hielt Einkehr in den Gaststätten der näheren Umgebung. Allen wurde durch das schöne Wetter rechte Erholung zuteil. Dippoldiswalde. Sonnabend vormittag ll Uhr mußte aus der Altenberger Straße ein von einer Dame gesteuerter und mit weiteren Damen und einem Kinde besetzter Kraft wagen vor einem entgegenkommenden Gesellschaftskrastwagen ausweichen. Dabei kam der Wagen zu weit rechts und fuhr an eine der vor dem Schneiderschen Grundstücke stehenden Säulen an, die wegbrach. Das Auto stieß zurück und fuhr dann sofort in Richtung Kipsdorf weiter. Trotzdem eine An zahl Zeugen zugegen waren, hielt man den Täter nicht auf, notierte auch nicht das Erkennungszeichen des Wagens, so daß er unerkannt entkommen konnte. — Die Kunde von einem schweren Auto-Unglück durcheilte am Sonnabend nachmittag die Stadt. Man glaubte anfangs, -ah der Unfall mit dem Gewitter in Zusammen hang zu bringen set. Dem war aber nicht so. Es hatte sich schon vorher, gegen V«4 Uhr, zugetragen. Auf der DresLen- Dlppoldiswalder Staatsstraße, halbwegs zwischen Wendisch- carsdorf und Teichmühle, unterhalb der Einmündung des Hermsdorfer Weges, war der Kraftwagen (Limuslnef Les Dr. med. Eisner in Kreischa gegen «inen Baum gefahren un schwer beschädigt worden. Der Magen war aus Richtung Pvssendorf gekommen und dürfte auf -er geraden Strecke schnell gefahren fein. Immerhin kann Lie Geschwindigkeit nicht zu groß gewesen sein,' denn der Eisnersche Wagen wurde von einem andern Kraftwagen überholt. Dadurch mag er etwas zu weit nach rechts gekommen sein und fuhr an einen Baum an. Der Anprall muß aber sehr heftig gewesen sein; denn der Motor wurde in den Führersitz hineingedrückk. Die 6 Insassen wurden bis auf eine Person verletzt, teilweise schwer. Dr. Eisner, der selbst gefahren hat, erlitt einen Ober- kieferbruch und komplizierten Oberschenkelbruch, sein Chauf feur, der neben ihm saß, schwere Kopfverletzungen. Beide wurden von Dr. Lau behandelt und sofort ins Krankenhaus Freital gebracht. Die übrigen Verunglückten wurden Dip- poldiswalder Aerzten zugeführk. Frau Dr. Eisner hatte Kopf- und Beinverlehungen, Frau verw. Schiffel Beinver letzungen erlitten, während letzterer Sohn schwere Schädel- verletzungen davonkrug. Lediglich das Kind Dr. Eisners blieb unverletzt. Der Kraftwagen des Strohhuffabrikanten Schütze, -es Baters der Frau Schiffel, brachte die Verletzten nach Kreischa in ihre Behausung, Len schwerverletzten Knaben in ein Dresdner Krankenhaus. Der stark beschädigte Wagen mußte abgeschleppt werden. — Bei einer Hochzeitsfeier kam es am Sonnabend abend in einer Familie in der Freiberger Straße zu Auseinander setzungen, die in Tätlichkeiten ausarteten, so daß die Polizei gerufen wurde. Eine weibliche Person unternahm einen Selbst mordversuch. Durch ärztliches Einschreiten blieb es beim Versuche. Dippoldiswalde. Rotfrontkämpser durchzogen mit Fahnen und Musik am Sonntag vormittag die Straßen der Stadt. In der Hauptsache waren es auswärtige Kommunisten, die glaubten, hier für ihre Sache Propaganda machen zu können. Auf dem Marktplatze wurde eine Rede gehalten. Sie richtete sich gegen das Rotfront-Verbot und die Sozialdemokratie, die mit allerhand „Liebenswürdigkeiten" bedacht wurde, und gegen die Verhandlungen im Haag, deren einziger oder doch Haupt zweck die Kaltstellung oder gar Vernichtung des russischen Sowjetstaates sei. Mppol-iswal-e. Mit fragendem Blick sah man am Sonn tag nach dem ersten Läuten auf zum Kirchturm. Da zeigte die Kirchenfahne nach der Eichleithe. Also hatte der gewaltige Regenguß am Vorabende den gefaßten Plan, nach 3 Jahren wieder einmal Waldgottesdienst zu halten, nicht „zu Wasser gemacht". Vielmehr hatte sich die drückende Hitze des Vortages angenehm abgekühlt, die Wege waren staubfrei, und auf dem aufsteigenden Wege durch den Eichenwald atmete die Brust ohne Beklemmung den würzigen Morgendust der Bäume und Sträucher. Dort, wo vor 50 Jahren eine Brücke über den Steinbruch, dann ein Weg in halber Höhe durch diesen führte, der seit längerer Zeit aber gesperrt ist, war ein Rednerpult errichtet und davor Bänke aufgestellt worden. Bald waren diese voll besetzt. Nachkömmlinge ließen sich zwischen den Eichen nieder. Vorsichtige hatten Feldstühle mit gebracht. Es mögen gut 200 Besucher des Waldgottesdienstes gewesen sein aus Stadt und Land, auch Sommerfrischler nahmen daran teil. Nach einem Vorspiel des Posaunenchores begleitete dieser den Gemeindegesang: „Morgenglanz der Ewig keit." Welches Herz sollte dabei nicht die Nähe des Allschaffen- den und Allgütigen so recht tief innerlich gespürt haben? Die Schriftverlesung von der Heilung des Taubstummen bereitete die Gemeinde vor, aufmerksam zu hören, was Gott in der Natur und in der heiligen Schrift zu uns redet. So hatte auch Oberkirchenrat Michael recht sinnreich für diesen Gottes dienst aus dem I. Buch der Könige (Id, ll —!3) einen Tert über Naturvorgänge gewählt. Elia erkannte Gott nicht im Sturm, Erdbeben und Feuer, sondern im stillen, sanften Sausen. „Diese Gottesoffenbarung auf heiligem Berge ist voll tiefer Bedeutung und voll tiefer Wirkung," so lautete das Thema. In den herzerhebenden Ausführungen über Natur und christliche Heilsgeschichte leuchiete wie mit goldnen Lettern die Ueberschrift: „Gott ist die Liebe." Nach Gesang, Gebet und Segen wandten sich die tief ergriffenen und auch hoch er hobenen Gottesdienstbesucher unter Posaunenklängen wieder ihren Wohnungen zu. Der vom Vorstand des Heimatvereins vorgeschlagene, nun zum ersten Male zu Waldgottesdiensten benutzte Platz hat sich unseres Erachtens ganz gut bewährt. Er ist in der Nähe der Stadt, und wenn auch der Welt verkehr zuweilen noch zu hören ist, — wo wäre das über haupt völlig ausgeschlossen? — so übertönt er doch nicht Gesang und Wort. Mppolckkloolcke. Am Mittwoch, 2l. August findet im Hotel Roter Hirsch in Dippoldiswalde ein Lichtbildervor trag über die Gemeinschaft der Freunde in Wüstenrot statt, der allen, die sich ein eigenes Heim wünschen, Ge legenheit bieten soll, die Organisation des Wüstenroter Hilfs werkes kennen zu lernen. Bekanntlich ist die Gemeinschaft der Freunde die größte, älteste und leistungsfähigste Bauspar vereinigung Deutschlands. In wenig mehr als 41/2 Jahren hat die Gemeinschaft der Freunde für 6453 ihrer Bausparer über 97 Millionen Reichsmark zum Bau von Eigenheimen bereitgestellt. Ein Erfolg, welcher ein Beweis für die Lei stungsfähigkeit und Zuverlässigkeit der Gemeinschaft der Freude ist- vippol-iswsl-c. Seit einer Reihe von Jahren veranstaltet auch bei uns eine Schrebergartengemeinschaft, und zwar „Kirch feld", alljährlich ein Gartenfest. Sie will mit dieser Ver anstaltung das Interesse aus sich lenken und die Fernstehen den für ihre Sache interessieren und zeigen, was aus einem gut angelegten und mit Lust und Liebe und Fleiß bewirt schafteten Stückchen Land herausgeholt werden kann und welch große Freude es dem Pächter bereitet, wenn er sich in seiner Freizeit der gesunden gärtnerischen Arbeit hingeben und das Wachsen und Werden in der Natur auf seinem Stückchen Scholle beobachten kann. Leider ist die Jahreszeit für ein solches Fest schon weit vorgeschritten, die schönste Blütenpracht ist vorüber. Erstem nachmittag sah es fast aus, als wolle der Wettergott das Gartenfest verregnen lassen. Doch dauerte der Gewitterregen nicht lange, und gegen 3 Uhr eröffnete verstärkte Schcülplattenmusik der Rundfunkgesellschast „Viktoria" das Gartenfest. Daß es viele Interessenten für die Schreker- gärtnerei gibt, bewies wieder der zahlreiche Besuch des Festes. Kamen auch die Gäste nicht in Scharen geströmt, so war es doch immerhin eine sehr stattliche Zahl, die den ganzen Nach mittag hindurch die sauber gepflegten und mit Girlanden, Fähnchen und Fahnen geschmückten Gartenanlagen durch wanderten und an den herrlichen Blumen, Beerensträuchern, und sonstigen gärtnerischen Erzeugnissen sich erstellten. Selbst verständlich hat der lange und strenge Winter auch in den Gärten viel Schaden angerichtet, die Arbeiten im Frühjahr hinausgezögert und das Wachstum im Anfang sehr beein trächtigt. Aber trotzdem ist verhältnismäßig noch alles gut geraten, so daß Erbauer und Beschauer ihre Freude haben. Für die äußere Ausschmückung und für das gute Gelingen des Festes überhaupt hatte wieder der bewährte Vorsitzende Emil Hesse mit seinem Festausschuß Sorge getragen. Bei der mit nützlichen Gegenständen ausgestatteten Tombola und bei einer Ringwerfbude mit „edlem Wein" konnte jeder sein Glück versuchen. Auch eine Fischel- und Würsteibude fehlte nicht. Bei Eintritt der Dunkelheit waren die Gärten aufs herrlichste illuminiert. Buntes, lustiges Treiben herrschte bei ununterbrochenem Schallplattenkonzert und Gesang. Viel Freude machte den Kindern der Lampionumzug, der durch Schrebergärtenanlage, die Gartenstraße entlang nach der Innen stadt sich bewegte und über die Technikumallee wieder zurück. Buntfeuer und Feuerwerk wurden abgebrannt zur Freude besonders der Kinder. Einen herrlichen Anblick bot das Ganze von der Berreuther Höhe aus. Das Fest ist wieder tn allen Teilen gelungen. — Ein anerkannt tüchtiger Schrebergärtner erbaute auf dem Kirchfelde Eucken bis zu 47 Zentimeter. Alle Achtung! (Ein Spaßvogel meinte, der Mann solle nie Kartoffeln bauen.) — Der Zeppelin nahm auch aus Dippoldiswalde in seiner Post einen Brief an ein Kind unserer Stadt, Kauf mann Alfred Voigt in Kobe (Japan), mit; auf Kiner letzten Fahrt nach Amerika auch Karten an Hermann Saupe, Mil waukee (Wisconsin). — Elektro-Änstallateure finden eine für sie wichtige Bekanntmachung in diesem Blatte. keinkolckskoin. Am Sonntag abend kam es im hiesigen Gasthofe während des Tanzes, der im Anschluß an ein Vogelschießen abgehalten wurde, zu recht unangenehmen Zwischenfällen. Ein aus Bayern gebürtiger Glasmacher und ein Kuhmelker aus Oberschlesien belästigten Einwohner des Ortes und griffen sie auch tätlich an. Gegen lO Ahr wurde der Gendarmerieposten in Dippoldiswalde von Len Vorgängen in Kenntnis gesetzt und kamen hierhier. Da die beiden der Aufforderung, das Lokal zu verlassen, nicht nach kamen, mußte von dem Gummiknüppel ausgiebig Gebrauch gemacht werden. Der Bayer wurde in Gewahrsam gebracht, später aber wieder entlassen. lrelnkolcksstain. Am Sonnabend nachmittag schlug während des schweren Gewitters ein Blitz kn die neuzeitliche Blitzschutz anlage des Albert Dketrich'schen Wohnhauses und ging von da in die Erde ohne Schaden anzurichten. Vor ca. 3 Jahren brannte durch BMchlag di- Scheune desselben Besitzer- nieder. E n aerade von seinem Felde kommender Nachbar konnte beobachten, wie der Blitz quer über die Felder direkt auf das Grundstück zu schoß. Es war ein Kugelblitz. — Lin andrer Blitz traf einen Leitungsmast. — Auf Oberh äs lich er Flur traf ein Blitz Gerstenpuppen.