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Tor Unglück «eignete sich infolge der nicht fahr- , plannEtzigen Abfertigung des Personettzuges in der Station Ärtsarn. Auf d« eingleisigen Strecke befindet , sich nämlich zwischen den beiden Stationen Loisarn I und Schwarzach-St. Veit eine Ausweichstelle, an der der Personenzug den entgegenkommenden Schnellzug erwarten sollte. Infolge der verspäteten Abfertigung des Personensuges hat er die Ausweichstelle nicht mehr rechtzeitig erreicht und stieß daher mit dem entgegen kommenden Schnellzug) zusammen. ! Nach einer anderen Meldung hätte der Stations- ! Vorsteher von Loifarn dem Stationsvorsteher von - Schwarzach-St. Veit telegraphisch vorgeschlagen, der , Münchener D-Zug Nr. 115 und der Personenzug aus , Villach Nr. 176 sollten sich wegen allzu großer Ver- - spätung des Personenzuges statt in Loisarn in Schwär- ) zach-St. Veit kreuzen. Ter Stationsvorsteher Don , Schwarzach-St. Veit telegraphierte aber zurück, er lehne ; diesen Vorschlag ab. s Offenbar ist bei der Uebermittlung ber Tele- ' gramme aber ein Mißverständnis entstanden, das de» : Fahrdienstleiter von Loifarn veranlaßte, den Personen- i zug doch abznlassen. Der Zusammenstoß war so heftig, daß elf Wagen zertrümmert wuroen. ! Drei Wagen des Schnellzuges wurden sogar völlig ineinandergeschachtelt. Auch die beiden Lokomotiven wurden schwer beschädigt. An der Unglücksstelle spiel ten sich furchtbare Szenen ab. Nach dem Zusammen stoß ertönten aus den zersplitterten und geborstenen Wagen gellende Hilferufe und Schmcrzensschreie. Einige leichter Verletzte rannten in ihrem ersten furcht baren Schrecken wie sinnlos ins Freie. ! Es bedurfte langer und angestrengter Arbeit, um viele der Opfer, die völlig von den Trümmern ver- ! deckt waren, zu bergen und ans ihrer schrecklichen ' Lage z« befreien. Glücklicherweise trafen Ncttungszüge aus Salz burg und Bischofsht^en schon in allerkürzester Zeit an der Unfallstelle ein, so daß schon gleich nach der Katastrophe hinreichende Verbandsmittel und vor allem auch Aerzte zur Stelle waren. * Zugznsammenstoß in Südslawie». In der Station Susak in Südslawien sind infolge falscher Weichenstellung zwei Schnellzüge zusammen gestoßen. Ta die Fahrgeschwindigkeiten der Züge schon stark gemindert waren, hatte der Zusammenstoß keine ernsten Folgen. Von den Passagieren wurde niemand verletzt, nur ein Heizer erlitt Verletzungen. Die beiden Lokomotiven und die Dienstwagen wurden beschädigt. Eine Bestie. Ein Unhold ermordet Mutter, Schwester und Brnder. In Postawy (Polen) hat ein 28jähriger Mann namens Swierkowicz seine Mutter, seine 22jährige Schwester und feinen 21jährigen Bruder in bestialischer Weife ermordet. Zuerst erstach er seine« Bruder. Als auf dessen Hilferufe die Schwester hcrbrieilte, stieß er auch ihr fein Messer in den Leib. Tarrn begab er sich in den Schlaf- raum seiner Mutter, brachte ihr mehrere Stiche -ei j und erwürgte sie dann mit einem Handtuch. Nach der furchtbaren Tat ritz er alle Schränke und Tischkästen auf, um einen Raubübersall vorzutäuschen. Ter Mörder war kaltblütig genug, selbst zur Polizei zu fabren, um den angeblichen Raubmord zur Anzeige zu bringen. Da er jedoch Kratzwunden an den Händen und im Gesicht hatte, Wer deren Herkunft er nur völlig unglaubwürdige Aufklärung gäben konnte, ließ der Kommissar ihn sofort verhaften. Im Verhör ge stand er nach anfänglichem Leugnen den dreifachen , Mord. Saucrbreh meldet sich. — I« Wiesbaden? — Frankfurt a. M>, 24. August. Das gehetmnis- oolle Verschwinden des Direktors der vor kurzem zu sammengebrochenen Südwestdeutschen Bank A.-G., ein« Tochtergesellschaft der Frankfurter Mlgemeinen-Ver- sicherungs-A.-G., Franz Sauerbrey, scheint sich jetzt aufzuklären. Sauerbrey hat an Verwandte einen Bries geschrieben mit dem Poststempel Wiesbaden, in dem er mitteilt, daß er nach einem völligen Nervenzusam menbruch in einem Sanatorium Erholung suche. Er werde sich zur Verfügung stellen, wenn man von ihm Auskünfte haben wolle. Kleine Nachrichten. * In der Nacht brannten in Winningen (Mosel) drei Wohnhäuser mit Wirtschaftsgebäuden und einer erst vor zwei Jahren neu erbauten elektrischen Mühle vollständig nieder. Ueber die Brandursache ist noch nichts bekannt. Fünf Fa milien sind obdachlos geworden. Der Schaden beträgt 50 000 Mark. * Am Donnerstagabend ist das große Fordflugzeug „Jndependance", aus Riga kommend, auf dem Warschauer Flugplatz gelandet. Die von Manning geführte Maschine wird am Sonnabend zum Weiterflug nach Berlin starten. * Bei einer Ueberauerung des Dnjepr bei Kamenski kenterte infolge Uebersüklung eme Fähre mit 36 Arbeitern. Zwölf Arbeiter konnten schwimmend das Ufer erreichen, während weitere zehn Arbiter durch herbeietlende Boote aus dem Wasser gezogen werden konnten. Vierzehn Ar beiter werden noch vermißt. * Der Bischof von Haarlem (Holland) hat dem Be nediktiner-Orden die Erlaubnis erteilt, die alte Abtei in Egmond neu aufzubauen. Die Kosten des Baues sollen anderthalb Millionen Gulden betragen. Der Bau soll in zwei Jahren fertiggestellt werden. * Auf einem Kreuzer, der im Kriegshafen von Toulon lag, explodierte ein Kompressionsapparat für Gase. Zivei Matrosen wurden getötet und zwei andere schtver verletzt. * In der Nähe von Montreal (Kanada) stieß ein mit amerikanischen Touristen besetztes Auto mit einem anderen Wagen zusammen. Hierbei wurde das Tvuristenauto in Abseits Ver Kultuv. — Zeppelin, die riesengroße Gra nate. — „Ler Zeppelin gehört Rußland!" — Sumpf der Nuknltur —Brutalitäten —Bettler mit Motorrad. Wir rühmen uns stolz, im Zeitalter höchster Kul tur zu leben. Wir haben ab« nur teilwmse recht, Mn es gibt noch ungeheure Gebiete auf dieser schönen Welt, die absolut nicht „von d« Kultur beleckt" sind, obwohl, wenn es richtig ist, daß es für uns keine Ent fernungen gibt, die Kulturstraßen „nahe" an diesen Stellen vorbeiführen. Wie es mit der Kultur und der Zivilisation teilweise z. B. noch im Innern Rußlands und überhaupt im fernen Osten aussieht, davon haben wir durch den Löwensprung des „Graf Zeppelin" nach Tokio ein ungefähres Bild bekommen. Bauern gibt es in den ungeheuren Gebieten z. B. an d« Wologda, die im Leben noch keine EisenbahA kein Auto, kein Flugzeug, vor allen Dingen noch kW Luftschiff gesehen haben, und die sich von diesen DW- gen auch keine Vorstellung machen können, weil M Wed« lesen noch schreiben können. Auf diese LsiM hat d« Zeppelin geradezu niederschmetternd gewirkt Vom Krieg und von Kriegswaffen können sie sich jch »veil sie den Weltkrieg, wenn auch meistens nur auS der Ferne und in Erzählungen miterlebten, eine kleins Vorstellung machen. Und so kam es, daß sie beim An blick des Luftschiffes sich in ohnmächtiger Furcht be kreuzigten und ausrissen wie Schafsleder. Sie glaubten, der Zeppelin sei eine riesengroße Granate, die in Deutschland aus einem Ungeheuer von Kanone ab geschossen worden sei und jeden Augenblick krepieren und Tod und Verderben bringen könne. Es ist Tat sache, daß- ein Lehrer, der die Leute eines Besseren belehren wollte, beinahe Prügel bezogen hätte, well man ihn für einen deutschen Spion hielt. Weniger primitive Geister hielten unseren Zsp- . Pelin Mr ein Ding, das sich automatisch fortbewegte. Daß Menschen da oben an Bord seien, hielten sie M> Unsinn. Diejenigen, die aber wußten, was ein Luft schiff ist, denen wollte es nicht in den Schädel, daß es ein deutsches Fahrzeug sei. Nur Rußland, meinten sie, könne so etwas schaffen; nur wunderte man sich, daß' keine politischen Propagandazettel abgeworfen wurden, wie man das bei Flugzeugen für selbstverständlich hält. So sieht eS also zum Teil in Rußland mit d« „Kultur" noch aus! Unbestritten werden nach diesem ersten erfolgreichen Flug die kommenden Zeppellnö auch auf diesem Gebiete als Pioniere wirken. Soll man den primitiven Menschen, den An-