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LLLLG'ZL E^-LI.^ . . ^.2^. ZL°S«ZKLZZ LV L «Z L L.->-LZZ L »7 .-L §8^. LVZVZLÄ^ A<Ä«°. »Ich bekam die Nachricht telegraphisch." „Von Westphal?" Ida nickte. „Ich ging gleich zu Lotte und traf zwei Kriminalbeamte, die ihr die Nachricht eben gebracht hatten." Die Mutter schüttelte den Kopf. „Arme, arme Lotte!" Sie war zu ihr getreten. Lotte hob das Gesicht aus den Händen, sah die Mutter mit einem Blick an, der ihr das Herz zerriß. „Jott, mein armes, armes Kind!" Mutter Menktns Augen standen voll Tränen. Herr gott, wer hatte nur dieses furchtbare Leid verschuldet? „Mutter, sie haben Hans verhaftet." Dumpf und schwer kam es über Lottes Lippen. Und kaum war es gesagt, brach sie in einem Weinkramps zu sammen. Der wiederholte sich noch mehrere Male. Der Tag war schwer, und in der darauffolgenden Nacht waren alle im Hause von Angst und Sorge um Lottes Leben er füllt. Der Arzt, den man am Tage gerufen, kam in der Nacht zweimal. Eine rechte Diagnose konnte er nicht stellen. Man hatte ihm gesagt, was geschehen war. Er wiegte den Kopf hin und her und sah mit ratlosem Blick auf die Kranke. „Ein seelischer Zusammenbruch, was sonst? Sie muß geschont werden, sehr geschont. Nichts von diesen furcht baren Geschehnis darf mehr an sie heran." Aber wie sollte man das machen? Ihre gemarterte Seele schrie nach Klarheit, die ihr niemand geben tonnte. Aber wie die Dinge lagen, das mußte man ihr sagen. Hans Cleve befand sich in Haft. Ihn hatte man mit dem Messer in der Hand bei dem Sterbenden cungetroffen, unter seinen Sachen hatte man Lottes Bild gefunden. Ein angefangener Brief an sie, den er gleich nach seiner An kunft in Grachenberg geschrieben, belastete ihn. Nur er kam als Täter in Frage. Wer sonst sollte den Mord begangen haben? Geyer war nicht beraubt worden. Seine goldene Uhr, ein kost barer Brillantring, den er am kleinen Finger trug, alles war da. Selbst seine Brieftasche mit dreißigtausend Mark Inhalt hatte man unter seinem Kopfkissen wohlverwahrt gefunden. Kein Raubmörder hätte auf diese Sachen ver zichtet. Nein, Geyer war seinem Nebenbuhler zum Opfer ge fallen. Daran konnte wohl nicht gezweifelt werden. Sein Schwager? Ein Beamter der Untersuchungs- kommisston war dafür, ihn sich näher anzusehen. Man tat es. Aber war doch sehr bald von der Unsinnigkeit dieses Verdachts überzeugt. Warum sollte der Mann, der un bescholten war, der eine gute Anstellung im Geschäfts- Hause seines Schwagers hatte, der mit ihm in gutem Ein vernehmen gelebt, was sollte den dazu getrieben haben, ihn meuchelmörderisch zu töten? Er hatte die ganze Nacht hindurch gezecht, hatte sich nur. wie der Wirt und der andere Gast aussagten, ein paarmal auf kurze Zeit aus der Gaststube entfernt, um im Hofe seine Notdurft zu verrichten. Er war so schwer be zecht gewesen, daß er, als man die Tat entdeckte, auf dem Fleck eingeschlasen war, auf den man ihn geschleppt hatte. Sinnlos betrunken war der gewesen. In solchem Zustand mordet niemand. Nein, Westphal kam nicht als Täter in Frage. Er brachte die Leiche heim. Im Goldmann und Geyerschen Geschäftshaus wurde der Sarg aufgebahrt. Ida hatte es mit Goldmann be sprochen, und er hatte es so angeordnet. Unter großer Beteiligung hatte man Jakob Geyer zu Grabe getragen. Auch Westphal war dabet. Er stand neben Ida am offenen Grabe. Der Totengräber reichte die Schaufel mit Erde jedem Leidtragenden hin, daß er die üblichen drei Hände voll Erde in die offene Gruft werfe. Als an Westphal die Reihe war, verhinderte es Ida dadurch, daß sie an seiner Stelle zugriff. Ein Blick von ihr ließ ihn zurücktreten. — In Westphal hatte man sich doch getäuscht. Er schien w doch nicht der oberflächliche lebensgierige Mensch zu fein, für den man ihn all die Zeit gehalten hatte. Oder er hatte sich von Grund auf geändert. Seit dem Tode Geyers war er wie ausgewechselt. In der Firma fiel das allgemein aus. Hatte er schon immer seine Arbeit geleistet, jetzt stürzte er sich mit wahrem Feuereifer hinein. Die Bücherrevision hatte auch nicht zutage gefördert, was man befürchtet hatte. Also man hatte Westphal zu Unrecht verdächtigt. Man sah ihn jetzt mit ganz anderen Augen an als früher. Nur eine machte eine Ausnahme davon: daS war seine Frau. Unter ihren suchenden Augen wand er sich wie ein Wurm. Sie schienen bis auf den Grund seiner Seele zu sehen. Er ging ihr jetzt nach Möglichkeit aus dem Wege. Es kam immer häufiger vor, daß er gleich nach Geschästsschluß in die Wohnung seiner Mutter ging und diese ihre ganze Ueberredungskunst aufbieten mußte, um ihn zum Hinaufgehen in seine eigene Wohnung zu bewegen. „Was hast du nötig, dich vor ihr zu verkriechen? Das fehlte auch noch! Die sollte dir dankbar sein, daß du sie geheiratet hast. Bring' ihr das mal bei. Notwendig ist es, daß du sie wieder klein kriegst — so wie sie zu Anfang war." Sie klein kriegen, nein, das war nicht möglich. Er wollte es auch nicht. Wenn sie ihn nur nicht mehr mit ihren kalten feindseligen Blicken verfolgen wollte. In diesen lag etwas, das ansprang — das sich mit tausend scharfen Krallen in sein Gehirn schlug. Das quälte bis zum Wahnsinn. Zur Verzweiflung würde sie ihn bringen, er fühlte es. Wenn sie doch lieber reden wollte, dann konnte er antworten, und wenn sie ihn beschuldigen würde, konnte er sich verteidigen. Eines Abends — die Mutter hatte ihn in seine Woh nung begleitet — erhob sich Ida, die mit einer Näharbeit am Tisch saß, bei ihrem Eintritt ins Wohnzimmer sofort und verlieb die Stube. Die Mutter sah ihn fragend an. „Jst's schon so weit, daß sie mit dir nicht mehr am gleichen Tisch sitzen will?" Er zog die Schultern hoch, sein Gesicht, das aschfahl war, hatte einen Ausdruck von tiefer Verlegenheit. „Laß sie", sagte er zur Mutter, die im Begriff war, Ida zu folgen, um sie zur Rede zu stellen. Aber die Alte ließ sich nicht hindern. Einmal mußte man doch hören, was diese Person gegen ihren Mann hatte. Sie folgte Ida ins Schlafzimmer. , „Was ist das für ein Betragen? Du stehst auf, wenn dein Mann und ich uns zu dir setzen!" Ida sah sie mit einem Blick an, unter dem sie unruhig wurde. Sie versuchte eine Annäherung: „Ida, so geht es nicht weiter, dein Mann leidet unter deiner Härte — laß ab davon. Ich weiß, was du ihm und mir zum Vorwurf machst: wir beide wären am Tode deines Kindes schuld. Das ist ein schwerer Vorwurf, der uns aber nicht trifft, Ida. Du hast dich in einen bitteren Haß gegen uns verbissen, versuch' davon frei zu werden. Wir sind wirklich nicht schuld daran, daß du dein Kind nicht lebend zur Welt brachtest." „Ich weiß jetzt, daß es ein Glück war, daß es tot zur Welt kam", sagte Ida langsam. „Auch dir wäre Wohler, dein Sohn wäre nicht lebend zur Welt gekommen." Herrgott, war dies Frauenzimmer verrückt!? Sie sah Idi mit einem Blick an, der Furcht und Entsetzen aus- drückte. Wenn Hermann das noch lange mitmachte, dann würde er gewiß auch noch verrückt werden. Diese Person trieb ihn ja systematisch zur Verzweiflung. Warum trennte er sich nicht von ihr? Das Beste wäre eS doch schon. Sollte er doch seine Stellnng dadurch verlieren, waS kam es darauf an, es fand sich auch wieder eine neue. Ida hatte die Speisezimmereinrichtung, die schon bei nahe bis zur Hälft? Mahlt war, vom Möbelhäntzler gbi holen lassen. ' —