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' Für bk christliche Schule. " Reichskanzler a. D. Dr. Marr und katholisch- Schnlorgauisation. Der Landesverband Sachsen der katholischen Schul organisation feierte am Sonntag In Dresden sein zehnjähriges Bestehen. Reichskanzler a. D. Dr. Marx führte in der Festrede u. a. aus: Er müsse mit Bedauern feststellen, daß Sachsen die christliche Schule am meisten bedrohe. Bon jeher habe sich in schultechnischer Beziehung das sächsische Schulwesen des besten Rufes erfreut. Der Umsturz von 1918 aber habe einen Radikalismus gezeitigt, der alles das, was an christlichem Glauben und christliche Sitte erinnere, schonungslos beseitigt habe. Dem gegenüber müsse immer wieder betont werden, baß die Kinder den Eltern und nicht dem Staat und den Leh rern gehörten. Bezeichnend sei es für die Tendenzen des Deutschen Lehrervereins, wenn der Neue Sächsische Lehrervcrein den Kampf gegen Atheismus, Inter nationalismus und Marxismus habe aufnehmen müssen. In diesem Kampf werde die christliche Elternschaft ohne Zweifel Sieger bleiben, denn sie sei schon mit stärkeren Gegnern als dem Deutschen Lehrerveretn fertig geworden. Eine einstimmig angenommene Entschlie ßung fordert im Namen aller Katholiken Sachsens baldigst ein Retchsschulgesetz, das die verfassungs widrigen Zustände auf dem Gebiete des Schulwesens in Sachsen beende und den Katholiken das gebe, worauf sie als Staatsbürger einen Rechtsanspruch hätten: für katholische Kinder katholische Schulen mit treu katholischen Lehrern, sowie freien Religions unterricht in biblischer Geschichte und Katechismus auch in den Schulen, in denen sie in der Minderheit seien. Aus Stadt und Land. Schweres Verkchrsunglück in Berlin. In Ber- ltn-Weißensee überrannte ein Stratzenbahnzug ein mit Ausflügler« besetztes Fuhrwerk, das Plötzlich aus einer kleinen Seitenstraße einbog und noch kurz vor dem in ziemlich schneller Fahrt befindlichen Stratzen bahnzug die Schienen zu kreuzen versuchte. Bei dem Awvrall wurde das leichte Fuhrwerk so schwer ge tzoffen, datz es in Trümmer ging und sämtliche sieben Insassen mehr oder weniger schwer verletzt wurden. Doppelselbstmord. Ein in der Franseckystratze in Perlin wohnhaftes Eisenbahnpensionärehepaar wurde tot ausgesunden. Allem Anschein nach liegt ein Top- pelselbstmord vor, der durch Leuchtgasvergiftung her- beiaeführt worden ist. Grund zu der Tat dürfte ein unheilbares Leiden sein, an dem der Mann schon seit geraumer Zeit litt. Einweihung der Kottbusser Waldschule. In Kottbus wurde die neue Waldschule eingeweiht, die mit einem Kostenaufwand von 90 000 Mark erbaut worden ist. Bei der Einweihung war außer den stäid- ttschen Behörden auch die Regierung durch Vizepräsi dent Dr. Hermann vertreten. Ein Rundgang zeigte Helle und geräumige Klassenzimmer, eine allen mo dernen Anforderungen entsprechende Küche und einen ebensolchen Speisesaal, sowie ein Brausebad. Eine eigene Liegehalle besitzt die Schule zur Zeit noch nicht, da sie die Halle des benachbarten Walderholungsheims benutzen kann. Schweres Autounglück in der Lüneburger Heide. An der Straßenkreuzung der Provinzialstratze von Sol tau nach Hamburg bet Wintermvor hat der aus Soltau nach Buchholz fahrende Personenzug das Auto des Arztes Tr. Brinkmann aus Soltau überfahren, wöbet der Chauffeur, zwei Frauen und ein Kind ge tötet und der Arzt schwer verletzt wurden. An der Unglücksstelle mußte der Zug eine Stunde halten, bi» die Gleise aufgeräumt waren. Kircheuraub in Prag. In die berühmte Loretto- kirche in Prag ist ein verwegener Einbruch verübt worden, wobei den Tätern verschiedene Gegenstände von sehr hohem Werte in die Hände gefallen sind. Aus der Sakristei wurden u. a. drei silberne, stark vergol dete Kelche, eine goldene Monstranz mit einem mit Steinen besetzten Kreuz und ein ungefähr 30 Zenti meter langes vergoldetes Kreuz gestohlen. Für die Wiederherbeischaffung eines mit einem Edelstein ge schmückten Kelches sind 2000 Kronen und des mit einem Monogramm versehenen Steines allein 1000 Kronen Belohnung ausgesetzt. Wie erinnerlich, wur den bereits vor mehreren Jahren aus der Schatz kammer der Lorettokirche wertvolle Gegenstände ge stohlen. LaS größte Wasserkraftwerk Europa». Am Sonn tag wurde in Anwesenheit deS Herzogs von Aosta das elektrische Wasserkraftwerk in Cardano im Eisack- Tal feierlich eröffnet. In Vertretung der italienischen Regierung war der Unterstaatssekretär im Wirtschafts ministerium Lessona erschienen. Tas neue Wasserkraft werk ist das größte Europas und wird ganz Norditalien mit elektrischer Energie versoraen. * Wie aus Sosnowice in Polen gemeldet wird, sind der Stsenerzgruben- und Hüttengesellschaft Hantke 700 Bergleute und SöO Hüttenarbeiter wegen Absatzmangels ent- lassen worden. * Wie aus Bilbao gemeldet wird, hat Erzherzog Felix, Ler vierte Sohn der früheren österreichischen Kaiserin Zita, auf einer Jagd den chn breitenden Gras d« Logeewfie durch einen Schuß, der sich sewst löste, schwer verwundet. Delitzsch. Im Nährmtttelwerk Klttzschmar entstand ein Großfeuer, das mit großer Schnelligkeit um sich griff. 16 Feuerwehren mußten SN Stunden arbeiten, um -es Feuers Herr zu werden. Ein großer Maschinenschuppen und die Stallgebäude sind völlig verbrannt. Die Brotfabrik und die Kontorräume konnten gerettet werden. Der Schaden wird auf 50 000 Reichsmark geschätzt. Es wirb Branöstif- Ltuna vermutet. Gräfenhainichen. Wie kürzlich berichtet wurde, soll bis zum Herbst die Flugstrecke Halle-Leipzig (Schkeu ditz)—Berlin mit N a ch t b c f e u e r u n g versehen sein. Unweit Nadis bei Gräfenhainichen wird zur Zeit ein 25 Nieter hoher Turm errichtet. Ein zweiter! Turm wird in Hohenluba st in der Dübener Heide und der letzte vor Schkeuditz in Grebehna (Kreis Delitzsch) aufgestellt. Das schon bestehende Leuchtfeuer bei Cursdorf wird eingezogeu. Ein Kriegcroeukma» in Rheinsberg. In Rheinsberg wurde ein neues Kriegerdenkmal, eine Schöpfung von Prof. H o sä ns - Berlin, geweiht. Die Inschrift lautet: „Den Gefallenen zur Ehre und im Glauben an Deutschlands Zukunft errichtet im Jahre 1929." Tempo. Wir leben in einer Zeit gesteigerten ArbellS-Tem- pos. Materielle Not bedrückt in ungeahnter, eiserner Härte die Volksseele. Und es scheint gleichsam, als ob sich der Mensch der Gegenwart von diesem Alb druck befreien möchte durch die Werte schaffende Ar beit, die ihn und seine Mitmenschen hsrausreißen soll aus der Tiefe wirtschaftlichen Elends. Wohin man sich wenden mag, überall das gleiche Bild. Vom Mor gen bis zum späten Abend Gehetzte, von einer unsicht baren Macht Getriebene. Menschliche Arbeitskraft allein war den Erfor dernissen der Zeit nicht mehr gewachsen. Aus der organischen Arbeitsweise wurde immer mehr und mehr eine mechanisierte. Mechanismus trat an die Stelle des Organismus. Erfinderischer Menschengeist er klügelte Mittel nutzbringendster Art, um das Tempo zu erhöhen, um das, was die Menschenkraft allein nicht vermag, zu schaffen. Tempo ist zwingende Not wendigkeit. Tempo ward zur Lebensbedingung. Wer nicht Schritt halten kann, wird ausgeschaltet. Unnach- sltztlich. Unerbittlich. Man sehe sich nur um! All die komplizierten Maschinen in allen Zweigen des vielgestaltigen Arbeits gebietes, die modernen Verkehrsmittel, das Auto, das Flugzeug, das Luftschiff, sind es nicht charakteristische Zeichen des Tempos unserer Zeit? Was des Menschen Hände nicht zu erschaffen vermögen für den Lebens unterhalt, muß durch Tempo, gesteigert durch maschi nelle Einrichtungen, geleistet werden. Nur Tempo sichert ihm seine Existenz. Und mögen die Berufsstände heißen, wie sie wollen, überall trägt der Arbeits rhythmus das eine Kennzeichen, das Merkmal unserer Zeit: Tempo! Tempo! Tie Gefahr dieser Erscheinung für den Menschen^ für sein eigenes Ich ist unverkennbar. Schwache Wider« standsfähigkeit, erlahmte Spannkraft führt, wenn auch nur langsam, so doch um so sicherer zur Verkümmerung des Jnnenmenschen. Ideelle Interessen werden durch materielle überwuchert. Er droht hinabzusinken in ein dumpfes Abhängigkeitsverhältnis. All seine hohen Interessen verdorren. Drum bleibe ein jeder wach und sehe, datz seine Seele nicht Schaden leibe. Tenn nur ein reiches, edles Innenleben macht die Persön lichkeit aus. Vergiß im Drang der Zeit nicht deiner selbst. Dein eigenes Ich. Eine ungekrönte Königin. Der LebenSromau der Königin Caroline von England. — Bote, Kammerherr, Malteserritter. — Der größt« Skandal des 1S. Jahrhunderts. Ein romantisches Frauenschicksal, das der heut« längst vergessenen Königin Caroline von England, wird durch ein soeben in Paris erschienenes Buch von H. Renö „Villa d'Este" wieder in Erinnerung ge bracht. Das Leben und der Prozeß dieser Fürstin war, wie die englische Presse damals behauptete, „ver größte gesellschaftliche Skandal der Geschichte". Jeder Jtalienreisende kennt die prächtige Billa d'Este am Comer See. Im Jahr 1816, als Europa zum letztenmal mit Napoleon die Waffen kreuzte, er- schien dort die reife, aber immer noch bezaubernd schöne Prinzessin Caroline, Gemahlin des Prinzen von Wales, des späteren Königs Georg IV. mit ihrem Gefolge, das aus Engländern, Italienern, Künstlern aller Nationalitäten und zahlreichen Bedienten be stand. Sie unternahm täglich glänzende Luftfahrten . auf dem ewig blauen See und entdeckte eines Tages die verwahrloste, aber schöngclegene Villa, die heute als > Villa d'Este weltberühmt ist. Die täglichen Festlich keiten, Bälle, Jagdpartien und Picknicks hinderten die Prinzessin nicht, das Haus neu etnrichten zu lassen. Ein Heer von Architekten, Baumeistern und Ma lern arbeitete unter ihrer Führung an der Renovierung. Die Leitung hatte der Ratgeber der Prinzessin, der Italiener Pergam,. Dieser, ein schöker MM war das Kind armer Ettern aus Mailmw und hatte in der Billa d'Este als einfacher Kote anaesangen. Einige Monate später erhob ihn die Prinzessin, allen Regeln der Hofetikette zum Trotz, in den Rang eines Kammerberrn, dem sie einen Ehrenplatz an der Tafel und bet den großen und kleinen Empfängen einräumre. Die Umgebung der Prinzessin setzte daraufhin das Gerücht in Umlauf, daß zwischen der fünfzigjährigen Frau und dem jungen Kammerherrn mehr als freund schaftliche Beziehungen bestanden. Die Prinzessin machte aus ihrer Neigung zu Pergami auch kein Geheimnis. Sie hatte den engli schen Thronfolger, den sie nicht liebte, nur auf Drängen der Diplomaten geheiratet. Schon im zweiten Monat der Eh« war der Prinz seiner Gemahlin untreu ge worden und hatte sogar sein Brautgeschenk, eine herr liche Brillantenkrone, der Prinzessin entwendet, um es seiner Geliebten, der Lady Jersey, zu schenken. Darauf verließ Prinzessin Caroline ihren Mann und hielt sich ständig auf dem Kontinent auf, wo sie öffent liche Bälle besuchte und ein Leben in Saus und Braus führte, ohne auf ihre Stellung als Kronprinzessin von England die mindeste Rücksicht zu nehmen. Der Prinz, der sich seiner Frau gegenüber schuldig fühlte, drückte beide Augen zu; als aber Prinzessin Caroline den ehemaligen Boten Pergami zum Baron Francini und zum Ritter des Malteserordens machte, wurde das dem Prinzen von Wales zuviel. Er beschuldigte seine Frau des Ehebruchs und übergab die Sache dem Haus dev Lords, das sich im Sommer 1821 dreiundsechzig Tage laug damit beschäftigte. ES war das größte Ereignis des Jahres nach dem Tod Napoleons. So groß aber war der Charme und die Popularität dieser Frau, daß sie von ihren Richtern freigesprochen wurde. In der Begründung ihres Urteils stellten die Lords fest, daß Pergami nur der künstlerische Berater der Prinzessin gewesen sei. Der Prinz von Wales kouru-e jedoch seiner Fran nicht verzeihen. Als er König geworden war, verbot er ihr, an den Krönungs feierlichkeiten teilzunehmen. Die Königin versuchte trotzdem in die Westminster Abtei zu gelangen, wurde aber von der Wache nicht eingelassen, „weil sie keine Eintrittskarte habe". Die Königin entschloß sich daraufhin, wi der nach Italien zurückzukehren, starb aber ganz plötzlich einige Wochen nach der Krönung des Königs. Das Geheimnis ihres Todes wird wohl nie aufgeklärt werden können. Kraft aus Sonnenstrahlen. Ein Apparat zur Beschaffung von Triukwasser. Die Sonne ist die Grundlage aller Kraftquellen auf der Erde, sei es Holz oder Kohle, Erdöl, Wind oder Wasserkraft. Riesige Mengen von Energie strahlt sie auf die Erde herab, in der Minute auf den Quadrot zentimeter zwei Grammkalorien. Damit könnte man stündlich auf der ganzen Erdoberfläche ungefähr 15 Millimeter Eis schmelzen. Auf die Sahara strahlt nach Perrin tausendmal mehr Wärme, als die in der ganzen Welt in der gleichen Zeit geförderte Kohle entwickeln würde, entsprechend einer Schicht von 10 Zentimeter Kohle jährlich aus die ganze Erdoberfläche verteilt. Versuche zur Ausnützung dieser Wärme durch Hohlspiegel und Brenngläser wurden schon im Alter tum gemacht, dann von Arabern und Gelehrten des j Mittelalters und der neueren Zeit. Buffon baute einen : Apparat mit 360 Spiegeln und Mouchat einen solchen j der aus der Pariser Weltausstellung von 1878 durch Dampf kleine Maschinen betrieb, Metalle schmolz und Speisen kochte. 1883 benützte Harding in Chile die Sonnenwärme zur Wasserdestillation, 1911 errichtete eine Gesellschaft in Cairo eine Anlage, die auf 17 Qua dratmeter ein Kilowatt leistete. In Kalifornien be nutzt man die Sonnenwärme in vielen Villen zur Er wärmung des Badewassers. In einer französischen Fachzeitschrift beschreibt Dr. F. Pasteur einen Apparat, der auf Veranlassung der tunesischen Regierung zur Beschaffung von Trinkwafser konstruiert wurde. Der Apparat enthält im Brenn punkt eines Hohlspiegels ein Glasgcfätz, in dem Wasser r verdampft wird. Bei einer Abart kann die gesammelte ; Hitze direkt durch Thermoelemente in Elektrizität ver wandelt werden. Die Vorrichtungen geben zwar nur 60 Gramm Wasser in der Stunde, es ist dies aber vier bis fünfmal soviel wie bei älteren Konstruktionen. Helium im freien Handel. Das Edelgas wird aus den verschiedensten Gebiet, u verwandt. Tie Entdeckung neuer Naturgasfelder, die hohen Heliumgehalt aufweisen, hat im Verein mit der Ver besserung der Gewinnungsmethoden dazu geführt, daß das Edelgas Helium jetzt, zum ersten Male zunächst in den Vereinigten Staaten im freien Handel erhältlich ist. Bisher war die Heliumproduktton unter amerika nischer Regierungskontrolle, weil man befürchtete, daß sonst Mangel an der süc die Füllung der Militür- luftschiffe nötigen Gasmenge eintreten könnte. Jetzt wird es bereits, so lesen wir in der „Umschau", außer in Ballons und Tauchercaissons aus den verschiedensten Gebieten verwendet. > So dient seine Eigenschaft, in geschmolzenen Me tallen praktisch unlöslich zu sein, dazu, die bisher verwendeten nicht oxydierenden Gase wie Stickstoff und Wasserstoff in Härteversahren und anderen metallurgi schen Operationen zu ersetzen. Ferner wird es als Dämpfer für nautische und andere wissenschaftliche In strumente benutzt, da es eine höhere Viskosität HÄ als die Luft, wie auch eine höhere Wärmeleitfähigkeit. Man füllt mit ihm Radioröhren, Glüh- und Signal lampen und verwendetes als Kühlmittel in elektrischen Transformatoren, da eS den niedrigsten Siedepunkt j von allen Stoffen, etwa 269 Grad unter Null hat. j Bei der Trocknungsindustrie dient das Helium zur > Beschleunigung der Verfahren und zur Herstellung von j Produkten höherer Qualität. Gegenüber der Heliumatmosphäre haben Wasser und andere Lösungsmittel einen höheren Dampfdruck ; und verdampfen daher schneller hinein als in eine