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Weitzeriy-Zeitung Tageszeitung m- Anzeiger für DippoMswal-e, Schmiedeberg N.A. «ettefle Zett««, tzer Lezir»» BeranworSich« Aedakkemz «ewr Sr-«s -- Bm» und Verlas? ««I S««r t» «8»»s»k«»atte. SS. Jahrgang Montag, am S. August 1929 Nr. 180 Nvzelgenprei-: Die 42 Millimeter breite Petitzeile 20 Reichspfennige. LiugesaM vn- Reklamen M Reichspfennige Sief« Blatt eulhStt »le amMche« Bekmmlmachmrg« Ge» Amlshaüpkmavnschafi,»« Amlsgerlchl» imD H« Sladlral» zu Dtppol-lswal-a I Bezng-prel«: Für «inen Monat 2.20 RM. I mit Zutrogen, einzeln« Nummern 18 Reichs- 8 Pfennige :: Gemeinde - Verband-- Girokonto e Nr. 3. :: Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde j Nr. 403 :: Postscheckkonto Dresden 12848 * :r . — Oertliches und Sächsisches. Dippoldiswalde. Ein verkehrsreicher Sonntag war der gestrige erste August-Sonntag. Der herrliche Sonnenschein und das warme, aber doch nicht zu warme Wetter hatten alles, was Beine hatte, in Bewegung gebracht. Die Bäder an der Talsperre und am Heidemühlenteich waren dicht besetzt von Erfrischungssuchenden,- groß war die Zahl derer, die hinauf ins Gebirge fuhren, «um Waldlust zu genießen." Die Eisenbahn muhte mehrere Exkrazüge verkehren lassen, die Straße war von Autos dicht delegt. Eine klare Luft er möglichte von den Höhen eine weite Rundsicht. «Es war ein Sonntag, hell und klar, wie selten wohl im ganzen Jahr." Allen, die ihn genützt haben, wird er vieles gegeben haben. — Vergangenen Sonnabend-Sonntag war von 12 bis l 2 Uhr allgemeiner Landes-Fahndunpstag in Sachsen, an dem sämtliche Gasthäuser auf Gäste ohne Papiere, sämtliche Feld scheunen, Strohfeimen usw. auf herumziehendes Gesindel nach- zusehen waren. In hiesiger Stadt wurde nur ein Chemnitzer Einwohner, der hier kein Nachtlager hatte, beim Umhertreiben im Freien betroffen und zur Wache gebracht. In Ober häslich wurde der Arbeiter Erich Glusske, wohnhaft in Brieg, sestgenommen, der vom Amtsanwalt in Wurzen wegen Be trugs gesucht wird. Außerdem wurden noch zwei aus Lungk- witz stammende, als Fischdiebe bekannte Personen beim un berechtigten Fischen im Grimmaer Wasser erwischt. Dippoldiswalde. Nach längerer Zeit hat unsere Stadt wieder einmal Einquartierung. Ein Teil der Nachrichten- Abteilung 4 ist hier verquartlert worden, um in unserer Gegend eine mehrtägige Aebung abzuhalten. Quartiermacher weilten schon Sonnabend hier, ein großer Fernsprechgeräte- Kraftwagen traf heute morgen hier ein, die Truppe selbst kam erst gegen Mittag. Bei den Aelteren werden da Er innerungen wach an einst, wo in weit stärkerem Maße Ein quartierung kam, wenn sie mit klingendem Spiele vom Sonnenberge herab in die Stadt einrückte, wenn sie morgens ins Mannövergelände zog, am Nachmittage wieder zurück- kehrle, an die Stiefel-Appells, an die Milikärkonzerte auf dem Marktplatz«, an die Biwaks in der Umgebung. Jung und alt war wie elektrisiert, zog mit, nahm warmen Anteil an allem. Jetzt ist unser Heer klein. Mir wollen nicht sagen, -aß diesem wenn auch kleinen Heere nicht auch die Herzen warm entgegenschlagen, wenn aber von Einquartierung die Rede ist, dann ist — leider, wie in allem jetzt — die erste Frage, was gibt's dafür. Und da -le Entschädigung nicht allzugroh ist, sehen viele die Einquartierung lieber beim Nach bar, wenn sie sonst auch allen willkommen ist. Regsten Anteil nimmt, wie es schon früher war, unsere Jugend: dies mal kann sie alles umso besser verfolgen, da noch Schulferien sind. Die Hebungen werden, wie wir hörten, mehrere Tage ununterbrochen andauern. Dippoldiswalde. Sonntag nachmittag hielt ein ausländi sches Auto am hiesigen Sportplätze an, damit die Insassen dem Spiel zuscha»en konnten. Es war auch noch ganz in der Nähe des Tores angehalten worden. Plötzlich kam ein Ball geflogen und . . . . schon war eine Fensterscheibe der Limousine in Stücken. Die Insassen mögen eingesehen haben, daß sie keinen Grund hatten, dort zu halten, denn sie ent fernten sich dann sehr bald. Dippoldiswalde. Line immerhin stattliche Anzahl von Mit gliedern und Gästen der Gesellschaft „Erholung" hatten sich am Sonntag nachmittag im Gasthaus zum Steinbruch «ingesunden, um das jedes Jahr übliche Vogelschießen zu be gehen. Allerhand Vergnügungsstände, gute Schallplattenmusik der Firma Richter und ein Fäßchen „Edles" ließen bald eine fröhliche Stimmung aufkommen, die sich auch noch am Abend beim Tänzchen auf die Späterkommenden fortpflanzte. Die Äönigswürde errangen diesmal bei den Herren Rudolf Jauch, bei den Damen Fräulein Dorle Hahmann. Mppoldiswalde. Im schattigen Lindengarten des Gasthofes Berreuth veranstaltete am gestrigen Sonntag nachmittag der Sächsische Militärverein zu Dippoldiswalde sein Som mer- und Kinderfest. Sehr zahlreich hatten die Kame raden mit Angehörigen und Gästen der Einladung Folge geleistet. Auch viele Kameraden mit Frauen vom Erholungs heim Windischhaus waren anwesend. Wie alljährlich war ein Vogel aufgestellt, dem tüchtig zu Leibe gegangen wurde. Auf zwei Scheiben wurde mit Lustgewehr lebhaft geschossen, während man in einer Radbude allerhand nützliche Gegen stände gewinnen konnte. Wer sein Glück mit Ringwerfen versuchte und auch Glück hatte, konnte sich ein Weinlager ein richten. Für die Kinder sorgten mit besonderer Aufopferung und Liebe Mitglieder der Frauengruppe und Kameraden. Kaffee und Kuchen, Würstchen und Semmel, sowie verschie dene Süßigkeiten wurden an die Kinder verteilt. Auf einer angrenzenden Wiese spielten die Kleinen und Kleinsten, während die Größeren sich im Schießen übten. In der sechsten Stunde fiel der letzte Spahn vom Vogel, Kamerad Scheibe war König, Kamerad Mar Flechsig sein Marschall. Kurz vor 7 Uhr beendeten auch die Scheibenschützen ihr Tagewerk. Die besten Schüsse hatte Kamerad Richard Schwenke mit einer Ringzahl von 33 abgegeben, sein Marschall Kamerad Otto Grafe hatte eine Ringzahl von 31 erreicht. Nach Bekannt gabe der Resultate und der Preisträger wurde den Königen ein Huldigungszug dargebracht. Der Teil der Festfolge, einen Zeppelin den Lüsten anzuvertrauen, konnte nicht zur Aus führung gelangen. Zeppelin streikte, jedenfalls aus Bescheiden heit, um seinem großen Bruder, der ja nun glücklich in Amerika gelandet ist, nicht ins Gehege zu kommen. Bei Ein tritt der Dunkelheit wurde Feuerwerk und Buntfeuer abge brannt, letzteres verbreitete ein magisches Licht über Wiesen und Bäumen, für die Zuschauer ein wundervolles Bild. Zum Schluß des in allen seinen Teilen gut gelungenen Festes erhielten die Kinder noch Papierlaternen zum Lampionzug bzw. Heim weg. Unter Vortritt eines Trommlerzuges und in Begleitung der Erwachsenen bewegte sich der Zug bis ans Ende der Klotzstraße, wo Kamerad Vorsteher Werner die Kinder ver abschiedete und der Zug sich nach und nach auflöste. — Ein gelegentlicher Mitarbeiter schreibt uns: „Soeben sehe ich Nachbars schwarzen Kater mit einem Vogel im Rachen durch den Garten schleichen. Ein von mir mißbilligter Steinwurs eines darüber erbosten jungen Mannes veranlaßt ihn nur zu rascherem Lauf, keineswegs aber zum gewünschten Fahrenlassen der Beute. Die Szene erinnert mich daran, daß ich den Kater gestern auf den höchsten Aesten des Birnbaumes sah, was mir jedenfalls deshalb ausgefallen war, weil ich das seit Monaten nicht mehr, früher aber sehr ost beobachten konnte, auch bezüglich der Katzen des anderen Nachbars. Und da dämmert mir der Zusammenhang: die „Vorhemd chen!" Sie sind doch nicht ohne Wirkung gewesen. Freilich einen vollen Erfolg hatten sie nicht, einmal deshalb, weil manch« Katzen sich damit rasch abfanden, zum andern aber auch deshalb, weil meines Erachtens der polizeilichen Borschrift anfangs der unbedingt notwendige Nachdruck fehlte. Man hatte wohl zu viel mit der Einsicht der Katzen besitzer gerechnet, denen auch noch eine Zeitung mit der Be hauptung übersprang, ihre Katze dürfe von einem Schutzmann nicht erschossen werden, wenn sie ohne das vorgeschriebene Dorhemdchen betroffen werde. Typisch war mir da der Aus spruch einer alten Mutter: „Die Brettel sind Schinderei: ich habe vier Katzen, aber kein Brettel!" Man bedenke: vier Katzen! Davon sind doch gewiß mindestens drei überflüssig. Das wird aber nicht der einzige Fall sein. Geht man diesem Gedanken nach, kommt man zu der Schlußfolgerung: Die Zahl der Katzen muh zunächst herabgemindert werden! Das aber ist nur möglich durch eine Katzensteuer. And warum nicht? Es besteht an sich doch kein Grund, die Katze anders zu behandeln als den Hund. Beide haben ihr Gutes, beide aber auch ihre Schattenseiten. Gar manche Gemeinde hat an dieser Frage schon herumlaboriert, auch Dippoldiswalde. Ihre Durchführung scheiterte wohl überall in der Hauptsache daran, daß das Eigentumsverhältnis nicht so leicht wie beim Hund sich feststellen läßt und daß man glaubte, der Katze eine Steuermarke nicht anhängen zu können. Nachdem das aber mit den viel größeren Brettchen möglich war, muh an genommen werden, es geht auch mit einer Steuermarke in irgend einer Form. Und wenn der Katzenbesitzer Ersatz für verlorene Marken leisten muß, wird das Verlieren der Marken bald nicht mehr vorkommen. Selbstverständlich würde für gewisse Berufe (Landwirte, Müller usw.) eine Er leichterung Platz greifen müssen, wie es ja hinsichtlich der Hundesteuer auch der Fall ist. Auf alle Fälle würde gewiß mit einem Schlage die Hälfte der Katzen verschwinden. Die Semeinden aber hätten noch eine Einnahme. Die Frage, ob >as «Borhemdchen" für die Brutzeit der Bögel beizubehalten ist, lasse ich offen: ein Nachteil wäre eine solche Maßnahme nicht. Diese Zeilen entspringen nicht etwa Ler Abneigung gegen die Katzen, sondern der Liebe zur Natur, zur Klein vogelwelt. In diese Kerbe aber sollte jeder einhauen, auch der Katzenbesitzer.' — Zwei schwerere Unfälle, die die Ueberführung der Verletzten ins Krankenhaus nötig machten, trugen sich am Donnerstag beim Talsperrenbau Lehnmühle zu. Ein Arbeiter sah einen Stein vom Kran herabfallen, wollte dessen Falldahn ausweichen, stürzte aber dabei nnd wurde doch noch vom Stein getroffen. Im zweiten Falle wurden einem Ar beiter von einer Lori mehrere Zehen abgequetscht. keIckistM. In vergangener Nacht hat sich der Buch- Halter des Landwirtschaftlichen Dariehns- und Sparkassenvereins Reichstädt, Mar Bach, gebürtig aus Dörnthal, erschossen. Die Ursache ist noch nicht geklärt. Oelsa. In den stillen Abend erschollen am Sonnabend von Rabenau Musikklänge herüber, und ab und zu erschien ein Feuerschein am Himmel, so daß man schon an einen Brand glauben konnte. Als dann Raketen am Himmel er schienen, da erkannte man, daß Rabenau ein Feuerwerk vor führte. Dort wurde Sonntag Schützenfest gefeiert. kierckenberg. Wer die herrlichen Sommerabende forscht in der Stille der Natur genießen will, der mag die Mühe nicht scheuen, in der Dämmerung nach der Lerchenberghöhe zu steigen. Man hat einen schönen Fernblick nach Dresden und nach der entgegengesetzten Seite Oelsa, Seifersdorf, Borlas. In der Ferne sieht man die Lichter des Bannewitz-Schachtes leuchten, Straßenlichter flammen auf, hier und da erkennt man am sich bewegendem Lichtschein ein Auto, die Grillen zirpen, eine Katze schleicht über die Felder, und nur ganz leise schallen die Geräusche der Menschen zum stillen Beobachter herüber. Ein Mes friedliches Bild. Abgeklärt und befriedigt begibt man sich nach Hause mit dem schönen Gefühl, einen hübschen Abend verlebt zu haben. CE. Altenberg. Eine Polizeihund-Vorführung soll demnächst in Mtenberg stattfinden. Polizeipräsident Kühn in Dresden hat die Absicht, auch den Gebirgsbewohnern zeigen zu lassen, was die von der Polizei abgerichteten und geschulten Polizeihunde alles leisten können an Geschicklichkeit, Findigkeit und Wach samkeit. Die Vorführungen werden auf dem Wiesengelände des Berghof Raupennest stattfinden, voraussichtlich an einem Sonnabend, um recht weiten Kreisen unserer Bewohnerschaft die Teilnahme zu ermöglichen. Beteiligt werden an den Vor führungen sein etwa 35 Polizeihunde mit ebensovielen Polizei hundführern. Niederbobritzsch. Am Freitag abend fuhr ein von Qber- bobritzsch kommendes Motorrad mit einem Bierauto an der gefährlichen Megekreuzung bei der Kirchenschmiede zu sammen. Der Führer des Motorrades erlitt eine schwere Gesichtsverletzung, während der Beifahrer mit dem Schrecken davon kam, da er im letzten Augenblick abspringen konnte. Das Auto konnte nach einiger Zeit seine Fahrt fortsetzen, während das Motorrad schwerbeschädigt fortgebracht wurde. Dresden. Sonnabend spät abends stießen an der Kreuzung der Tittmann- und Teutoburgstraße ein Privatkraftwagen und eine Autodroschke zusammen. Die Insassen Ler letzteren, der Anstaltspfarrer Büttner vom Iohannstädter Kranken hause, ein Fräulein Elisabeth Größter und der Kraftwagen führer Trepte mußten wegen äußerer und innerer Ber letzungen ins Krankenhaus gebracht werden, doch! soll Lebens gefahr bei keiner Person bestehen. Der Fahrer des Personen- » kraftwagens blieb unverletzt. Beide Fahrzeuge wurden stark beschädigt und mußten al^eschleppt werden. — Am Sonntag morgen wurde der im Stadtteil Dres- den - Kleinzschachwitz wohnhafte Arbeiter Fitze durch das Krankenauto des Samaritervereins Heidenau-ZschachWitz in das IohannstäLter Krankenhaus eingelieferk. Fitze hatte in Niedersedlitz bis zum Eintritt der Polizeistunde in einer Gast wirtschaft geweilt, war dann später an dem betreffenden Grundstück emporgeklettert und dabei aus beträchtlicher Höhe abgestürzt. fielpria. Am Sonnabend ließ sich eine unbekannte Frau mit einem Kraftwagen nach Plessau, in der Nähe von Lieben werda, und von dort wieder zurück nach Leipzig fahren. In Taucha stürzte sich die Frau, offensichtlich in selbstmörderischer Absicht, aus dem schnellfahrenden Kraftwagen. Lebensgefähr- ich verletzt wurde sie in ein Leipziger Krankenhaus eingeliefert, wo sie alsbald starb. Genaue Personalien sind noch nicht estgestellt. Chemnitz. Am Freitag nachmittag wurde die Feuerwehr nach einem Grundstück in der Annaberger Straße gerufen. Dort war in einer Hutformerei ein großes Feuer ausge irochen. Mit drei Leitungen, wovon eine über eine mechanische Leiter geführt wurde, konnte das Feuer an einer größeren Ausbreitung verhindert werden. Der zweite Zug, -er zur Hilfe gerufen wurde, legte zwei weitere Leitungen aus, die jedoch kein Wasser zu geben brauchten. Durch einen Schacht vom zweiten zum dritten Geschoß und durch eine Ber- bindungstreppe war das Feuer schon bis zum Zweiten Stock vorgedrungen. Ein beträchtlicher Gebäudeschaden ist entstanden. Die Aufräumungsarbeiten dauerten fast drei Stunden. Die Ursache steht noch nicht fest. werckau. Am 3. August wurde 3,20 Uhr auf der Strecke zwischen Crimmitschau und Werdau durch Auflegen von Schwellen auf die Schienen des Gleises Leipzig—Hof von unbekannten Tätern auf den Zug der Hochschule für Leibes übungen ein Anschlag verübt. Der Zug schob die Schwellen vor sich her und konnte die Fahrt nach kurzem Aufenthalt fortsetzen. Die Reichsbahndirektton Dresden hat auf die Er- mittlung des Täters bis zu 300 Mark festgesetzt.