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2cnl3gLNUs VVLsiLN Wenn"man heute oon Bergwerks« oder enkatastrophen pricht, so meint man immer die Un« glücksfälle im Kohlen« gbau, der dem 'Leben der Welt das wertvollste Material, die »schwarzen Dia« manten", liefern mutz. Der Kohlenbergbau ist in fast allen Kultur« ländern ein Haupt- glieb der Industrie. Einzelne Ge genden sind durch be sonders grotzeKohlen- gebiete bevorzugt, in Deutschland sind die bekanntesten Kohlen gruben die in Rhein land-Westfalen und an der Saar. Die heutigen Gru benanlagen sind in allen Zweigen ausge stattet mit allenSicher« heitsmaßnahmen und Fortschritten der Technik, und doch ist es noch nicht gelun gen, die ungeheuren Gefahren des Berg mannberufes zu ban nen. Je tiefer und je ausgedehnter die Stollen in die Erbe getrieben werden, um so schwieriger sind na- Rettungsmaßnahmen. S000 v. Ehr. bedeutenden Bergbau gehabt. Aus ungefähr gleicher Zeit ist man auf die Anzeichen eines Gruben unglücks gestoßen. Im ältesten Quecksilberbergwerr im südlichen Kleinasien, in der Nähe der heutigen Stadt Konia, bem alten Iconicum, das schon zur Zeit der Phrygier im Betrieb gewesen sein soll, fand man vor etwa 20 Jahren bei einer Wiedermbelriebsetzung in einer größeren Höhle ist der Gruß, den man ihm auf bem Wege zur ewigen Ruhe nachruft. Er ist ein Talisman, ber ihn auf allen seinen Wegen schützt. Unglücksfälle entstehen meist durch Verschüttungen, Brüche, Loslösungen von unterschrämten Massen, Einsturz von Hohlräumen aller Art. Zahlreiche Gefahren birgt die An« und Ausfahrt der Belegschaft, bei denen die Seilfahrt wohl die üblichste ist; bis ärgsten Feinde sind jedoch Kohlen staubexplosionen und die bekannten »schlagenden Wetter", ein Wort, bas man nur mit Grauen hören kann. Unter „schlagende Wetter" versteht man ein in vielen Kohlen gruben sich entwickelndes brennbares Gas, das im wesent lichen aus Methan (Grubengas, neben wenig Aethan, Wasserstoff u. a.) besteht, und mit Luft gemischt die aller heftigsten Explosionen herbeiführen kann. Die Sicherheitsoorr^r^x^^n beziehen sich z. B. auf Wetterführung, Beleuchtung, Wasserhaltung, Förderung, Nahrung, Grubenausbau, Hygiene und Ventilation, sorg fältigste Zufuhr von frischer Luft. Vor allem dann darauf, baß die Sprengungen nicht unter Funkenbildung vor sich gehen und in den Gruben keine offenen Flammen geduldet werden, an denen sich ein doch entstandenes Schlagwetter gemisch entzünden kann. Deshalb wurden und werben als Grubenlampen seit rund 100 Jahren, seit der Erfindung des berühmten englischen Chemikers Davy, nur „Sicher heitslampen" verwendet, deren Flamme mit einem ganz dichten, feinen Drahtgazenetz umgeben ist, das die direkte turgemätz alle Sicherungs- und „ . . Diese ständige Bedrohung des Lebens gebar den so schlichten und so lief bedeutungsvollen Bergmannsgrutz „Glück auf!" „Glück auf", bas ist ber Gruß, mit bem der Bergmann allen Gefahren trotzt, die ihm überall, auf Schritt und Tritt, begegnen, und mit bem er in das Reich der dunklen Mächte niederfährt. „Glück auf", bas ist der Gruß, mit bem er das lebenverheißenbe Sonnenlicht wieder grüßt, und „Glück auf" „Es freue sich, wer da atmet im Licht." Dieses schöne Wort Schillers hat nur bedingt An« Wendung auf den nicht kleinen Teil ber Menschheit, die dem Erbinnern die zu Lebensbedürf nissen so sehr norwendigen Schätze abringen müssen. Der Bergbau reicht mit seinen Anfängen bis in die vor geschichtliche Zeit zurück; er ist seitdem zu den gefährlichsten Beschäftigungen zu zählen, die Zahl der Unglücksfälle im Bergbau war von Anbeginn groß. Die sogenannten .Schmutzgruben" von Brandon in England beweisen die bergmännische Gewinnung von Feuerstein vor ber Be kanntschaft mit ben Metallen, vielleicht schon in ber älteren Steinzeit. Bei Bischosshofen in Salzburg ist ein prä- Worisches Kupferbergwerk aufgedeckl worben, bas fast lusschließlich mit Geräten von Stein und Holz betrieben wurde. Jedenfalls baden auch die Aegypler schon um Vypcipi'nxsn cis»' kettungsmaynsekaft eins ru öi'uek ZSLanxene Streeks. i SO menschliche Skelette, ferner Lampen aus Ton, Beile Mb andere Werkzeuge aus Stein, verschiedene Zinnober« Iblöcke, Haufen von Holzkohle und einige Pfeile mit Stein- spitzen. Nach ber ganzen Lage dieses seltenen Fundes jtann man kaum daran zweifeln, daß eS sich um eine Schar phrygischer Bergleute handelt, die hier vor etwa 3000 Kahren, wcchrscheinlich durch Einsturz eine« Teiles ber «Grube, verschüttet wurden. Berührung ber explosiblen Schlagwetter mit ber Flamme verhindert, und die entstehenden kleinen Explosionen auf das Innere ber Lampe beschränkt, wodurch die Bergleute gewarnt werben und sich zeitig retten können. Heutzutage sind vielfach auch Neukonstruktionen mit elektrischen Lampen in Gebrauch. Da bie schlagenden Wetter meist erst dann spürbar werben, wenn sie schon stark bedrohlich sind, hat man seit jeher nach HtlfMitteln gefücht, die sie früh^tttz cuüeigen. Man hat Tiere mit in bie Tiefe genommen, Bögel, Midts<' die durch bestimmte Reaktionen auf die austretenben Gasei als Warner bienen sollten^ sie wurden bann burch auto« matisch einsetzenbe Zeichen, Schlaawettervfeifen, Alarm glocken, Sirenen u. a. abgelöst. Die Wirkungen ber Schlagwetterexplosionen sind, ab gesehen von ben Zerstörungen ber Anlagen, folgende: Zu erst werben die Nächststehenben burch furchtbare Stich flammen bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Andere, ferner- stehende, ziehen da« glühende Gasgemisch in bie Lungen und verbrennen Innerlich, und endlich wirken die giftigen Nachschwaben, die Kohlenoxybaase, bie alle« vergiften, wa« sich noch in ihrem Bereiche befindet. Diesem letzten Feind erliegen oftmals noch die Bergleute, bie der ersten Ex plosion und dem Feuer entronnen waren. Aus Lieser Sachlage erklären sich auch bie unendlichen Schwierigkeiten bei den Rettungsarbeiten. Die Leute sind mit ihren Gas schutzgeräten verbunden wie mit einem natürlichen Körper teil. Und doch sind sie oft nicht flink genug. Schon eine Kohlenoxybspannung von etwa 15 Teilen auf 10000 Teile Luft ist nach 15 Minuten tödlich. Dann bie schwere Arbeit, die Tragen um freistehende Stempel herumzuleiten, bald LZL Lrsks Opfsr auf bem Rücken, balb auf bem Bauch oder auf der Seite vorwärtskriechcnd. Der Führer gibt die Kommandos nur durch Kehllaute, Kopf- unb Handbewegungen. Die Mund- atmung verbietet jeden Versuch, zu sprechen. Schon ein geringes Hineinlecken giftiger Grubengase in die Schutz« maske kann verhängnisvoll werden. Die Truppe arbeitet fast maschinell, jede überflüssige Vewegung vermeidend. Ein englischer Führer richtete einmal an Grubenrettungs- leute bie treffenden Worte: „Ihr müßt arbeiten wie Be rufsverbrecher, für jedes Ding nur den nötigsten Kräfte- auswand." 2<chv/iLrigLn^bkrvNLporl sus Usrn UngläiLksstcrUsfr. Wenn nach der Meldung «Grubenunglück" stets auf« neue der Schrei durch das Land geht, der Abhilfe ver langt vom Menschengeist, um Unglück zu verhüten, so darf gesagt werben: er arbeitet daran, seit Jahrhunderten, un ermüdlich, immer wieder von vorn anfangenb, wenn trotz aller Vorsichtsmaßnahmen bie bunkle Tiefe ihre Opfer forbert. Bergmannslos! Aber von denen allen, die fern von ben Stätten ber Arbeit in ber Tiefe sinb, muß stets Achtung abverlangt werben vor denen, die dort unten ar beiten, die dort leiden, die dort sterben rum Wohl de»' Menschheit.