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Ach — ob ich es wußtet Wie gerne, wie gerne wäre ich umgekehrt! Doch bas ging nun nicht mehr. 2ch kannte auch mein Ziel schon: Das Meer, das unermeßliche Meer. Erst machte es mich stol;, solch ein Ziel zu haben, doch dann begriff ich, daß dieses Ziel das Ende meiner Wanderung bedeute, «n Versinken in einer unendlichen Weite. — Sch überwand das Heimweh. Nicht vollständig, welcher Wanderer kennt wohl nicht die Stunden, in welchen sein Her; von der Heimat träumtl — Doch ich fand die Freuds am Wandern wieder. Troß und stark bin ich geworden; die großen Damp fer sind mir ein« leichte Last. Sch schaue mit durstigen Augen die Schönheiten der Weit, denn das Ziel ist nahe. Bald nimmt das Meer mich in sich auf. Leb' wohl, mein Zunge, ich habe schon zu lange verweilt. Wenn du meinen Worten nachsinnst, wirst du wohl erkennen, daß dein Leben dem meinen gleicht. Auch dich treibt es ins Leben, dem unbekannten, fernen Ziel entgegen. Noch gleicht dein Dasein einem klaren Bächlein, das sorglos über Stock und Steine springt, von treuer Liede umhegt; aber bald kommen die Bflichten. Achte nur darauf, daß deine Seele klar und rein bleibt, dann wirst du dereinst, wenn dein Weg ;u Ende ist, freudig eingehen in das unendliche Ziel." — voüri. Lin« lustige Hundegeschichte. Dacki mar der Hund meiner Groß eltern, der als ganz kleiner Kerl ins Haus gekommen war. Sch lernte ihn vor mehreren Zohren kennen, doch war ;u jener Zeit schon aus dem „Dackichen" ein „Dacki" ge worden. Unser Hündchen war das, was man unter einem echten Dackel versteht: Kurihaarig, mit langen, herabhängenden Ohren und kleinen, krummen Beinen. Lr war schwär; mit braunen Pfoten, jagt« alles, was ihm über den Weg kam, leider «uh Hühner. Wir hatten ihn anfangs, als er noch xrrt und klein war, verwöhnt, und so hotten sich, ;u unserem Bebauern, seine Antugenden in bedenklicher Weise entwik- Kett. Verliehen wir da» Zimmer, so Kletterte er bestimmt auf eineu Sessel oder legte sich aufs Sofa. Pantoffeln durfte w« nicht stehaulassen. Sie wurden gezerrt und geschleift, bis di« Fetzen flogen. Doch do« alles sind nur kleine Übeltaten gegen über einem Streiche, den er sich leistete, al» ich die Fmneu bei meinen Großeltern verlebt«. Meine Laote hatte Geburtstag und gab eine» Nachmittagskaffee, p, dem verschie de»« Freundinnen eingeladen waren, schon am Lage vorher war allerlei gebamea US — worden, und Dacki war an diesem eine» Lage mehr iu der Küche gewesen als sooft in einer gan;en Woche. Und da ja der Leig ;u Kuchen und Plätzchen bekanntlich öfter versucht werden muß, und die Fleißi gen wohl allgemein mit einer frischen Kost probe belohnt werden, wird es jeder be greiflich finden, daß auch für unseren Hund hin und wieder ein pi scharf gebackenes Teilchen abfiel. — Der Geburtstag kam heran, und auch Freund Dacki befand sich in Feiertags- stimmung. Der Morgen verging mit de» letzten Vorbereitungen schneller denn je. Nun war der Nachmittag da, und die Zeit näherte sich, in der die Geladenen er scheinen mußten. Meine Lante ging noch einmal ins Eßzimmer, nm ;u sehen, ob alles in Ordnung sei, und auch ich durfte noch einen Blick Hineinwersen. Als ob es gestern gewesen wäre, so steht mir noch alles vor Augen: Die festlich gedeckt« und mit Blumen geschmückte Tafel, die herr liche Seburtstagstort« und da;u der sommerlich warme Sonnenschein, der durch die weißen Vorhänge gedämpft hinein- huschte. Doch „das Unglück schreitet schnell!" Dacki hotte sich ins Zimmer geschlichen! Wie er hineingekommen war, ist meiner Lante und mir bis ;um heutigen Lage eia Rätsel geblieben. Gesehen hatten wir beide ihn nicht. Ls hotte vier Uhr geschlagen, und bald darauf läutete die Türglocke. Doß mehrer, Damen ;u gleicher Zeit gekommen waren stellt« ich fest, während ich auf der oberen Treppe wartete, da ich gerade im Begriff gewesen war, hinunter;ugehen. Ls kicherte und lachte da, und schon wurde die Tür ;um Lßfimmer geöffnet. Gerade war ich unten angelangt, als mehrere laute Schrei« ertönten, und danach ein schallendes Ge lächter anhob. Was war geschehen? Dacki, dieser Unglücksköter, halt« sich, nachdem wir das Zimmer verlassen hatte«, von süßen Düften ange;ogen, den Festtilch etwas näher angesehen. Lr war auf eine» Stuhl gesprungen, bann mit den Vorder* pfoten auf den Lisch, und als er hier di« Quelle des Guten gefunden, war er mit einer bewunderungswürdigen Geschicklich keit, ohne auch nur einen Teller ;u ver schieben, aus den Lisch gestiegen und hatte sich an Lorte und Plätzchen gelabt. Doch damit nicht genug! Als di« Säfte ein- traten, lag er wohlig schnarchend auf dem weißen Tafeltuche. — Alle hatte er erschreckt und mei»«r Lante die Geburtstagskuchen verdorben! Aber durch diesen Streich ist der Lag mkr und ollen, die ihn miter1«bteu, unvergeßlich geblieben. ' "