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SS^ZIL? tO S N G^-L-Ä Ä^Z-AD^ZKD Z N^LtS L L<Ä LS Z 8 ksL kSNLv Z »Es ist nicht in einem Augenblick abgetan. Und das Konversationszimmer ist auch nicht der richtige Ort." „Muß ich meine Partie aufgeben? Ich bin gerade im Glück." „Du kannst ja Herrn Reginald oder den Major Pim« bizzle ersuchen, dich bis zu deiner Rückkehr zu vertreten. Ihr bleibt ja ohnehin bis über Mitternacht." „Wenn es nicht anders geht —" Mac Daniel trat an einen der Zuschauer heran, der als guter Spieler bekannt war, und sich gern bereit erklärte, ihn zu ersetzen. Die beiden Offiziere verließen den Klub und standen aus der nebligen Gasse. Mac Daniel schlug den Kragen seines Ueberziehers in die Höhe. ,Was gibt es denn?" „Das, worüber ich mit dir zu sprechen habe, verträgt keine Mauern und keine Türen. Und es verträgt keinen Aufschub. Da kann man schon sein Bridge unterbrechen." „Habe ich ja auch getan. Du bist doch immer und überall mein Vorgesetzter, Bill." Sie gingen schweigend ein paar Schritte. Dann blieb der Oberst stehen. „Unser Verbrechen ist entdeckt." „Teufel noch einmal!" „Als du mir mitteiltest, daß du die Summe nicht auf- treiben könntest." „Ich sand wirklich überall taube Ohren. Das dümmste war, daß einige meiner Freunde glaubten, ich mache Scherz; was ich denn mit einer solchen Summe wollte! Und um mich nicht zu verraten, um weine Angst nicht zu zeigen, lachte ich mit ihnen und sagte, ich hätte sie nur prüfen wollen, wieviel ihre Freundschaft wert sei, aber sie hätten die Prüfung nicht bestanden." „Und ich, ich wußte, wie ich dir ja sagte, niemand anders mehr als Mantle." „Der doch das Geld hergab...?" „Nein. Ich mußte ihm zweimal schreiben, ich mußte mich zweimal demütigen, und erst heute habe ich seine Ant wort bekommen." „Was verlangt der Wucherer?" „Er hat mich zappeln lassen. Er weiß — wie er das erfahren oder erraten hat, mutz vorläufig wenigstens gleichgültig bleiben —, datz ich das Geld für dich aus der Regimentskasse entnommen habe. Datz die Sache dringlich ist, mutzte ich ihm ja selbst gestehen, denn morgen brauchen wir den Betrag ja für die fälligen Zahlungen." „Und welche Bedingungen stellt er?" „Oh, eine Kleinigkeit. Elinors Hand." „Elinors Hand?" Der Major blieb stehen und sah den Oberst Graham bestürzt an. „Ja. Wäre er von selbst, ohne mein Darlehensgesuch, mit all seinem Reichtum, mit dem Gewicht seiner unleug bar starken Persönlichkeit gekommen, und hätte um Elinor angehalten, so wäre er wohl als ein erwägenswerter Be werber erschienen. Jedenfalls wären Elinor und ich Herren unserer Entschließung gewesen. Wir hätten die Sache über legen und erörtern können. Aber da er seine Bewerbung auf eine Drohung stützt — das leugnet er natürlich, doch wenn Elinor .Nein' sagt, will er das Geld ja doch nicht her geben —, so zeigt er sich als ein gemeiner Charakter, und der Gedanke, ihm Elinor geben zu müssen, ist mir entsetz lich. Dazu kommt, daß Elinor —" der Oberst zögerte — sich nicht mehr frei fühlt. Du kennst ja Gilbert Daly?" „Gilbert Daly? Ja, selbstverständlich! Die sind doch von Natur füreinander bestimmt! Und du hast es dir wohl selbst nie anders gedacht?" „Aufrichtig gesprochen, hatte ich bei Elinors Jugend mich mit dem Gedanken ihrer Verheiratung noch nicht ernst haft beschäftigt. Aber ich hätte gegen eine Verlobung der beiden nichts elnzuwenden gehabt." „Aber dann muß doch Mantle als Ehrenmann zurück- tretens« „Als Ehrenmann. Und seinept Veiler Daly selbst zu der Frau verhelfen. Da habt ihr euch. Da nimm dir die Toch ter des Kassendiebs. Ich ziehe meine Werbung natürlich zurück, aber den Schlüssel zu meiner Kasse werfe ich in den tieften Brunnen." „Verdammte Situation!" „Aber Mantle weiß gar nichts von der Liebe der jungen Leute. Die haben ja miteinander selbst noch nicht davon gesprochen. Indessen hat heute nachmittag Gilbert bei mir um Elinors Hand angehalten und mich um die Erlaubnis gebeten, selbst mit ihr zu sprechen. Ich hatte aber schon Mantles Bries in der Tasche. Ich mußte Gilberts Bitte abschlagen, aber ich war doch so ergriffen, daß ich einen Trost für ihn suchte. Gilbert fährt noch diese Nacht im Auf« trage seiner Firma nach Australien, wo er ein Jahr bleiben soll. Wenn er zurückkommt, sagte ich ihm, dann darf er wieder anfragen. Er ging einigermaßen getröstet fort." „Und Elinor?" „Ihr mußte ich nun alles sagen. Zwischen ihr Unglück und ihres Vaters Schande gestellt, brach sie zusammen, und gab mir das Jawort für Archibald Mantle." „Aber das darf doch nie geschehens- Man müßte den Schuft eher umbringen!" „Und die Rettung? Ich bin deshalb noch einmal zu dir gekommen, ob du nicht doch einen Ausweg finden könntest. Du bist ja ein herzensguter Mensch, aber du nimmst alles ein wenig auf die leichte Achsel. Und du hast dich doch dies mal gar zu sehr auf mich verlassen. Und nun steht das Lebensglück zweier Menschen auf dem Spiele!" „Glaube mir, Bill", sagte Mac Daniel traurig, „dies mal war es nicht so. Ich habe die ganze Front meiner Freunde und Gläubiger abgeritten, es war alles ver gebens. Mein heutiger Gewinn sind sechs Pfund. Damit kann ich morgen weiterspielen. Das einzig Mögliche ist: ich erstatte morgen bei dir, meinem Kommandeur, die Anzeige, datz ich aus der Regimentskasse zehntausend Pfund genommen habe, die ich nicht imstande bin, zurückzugeben." „Dann gehe ich mit dir zum Divistonsgeneral und er kläre, daß alles mit meinem Wissen und Willen ge schehen ist." „So werde ich die Anzeige schriftlich machen und mir eine Kugel durch den Kopf jagen." „Höre, vas ist ein Unsinn. Glaubst du denn, daß Mantle mich seiner Wut entgehen lietze?" „Wenn er Elinor liebt?" „Wenn er sie aber nicht gewinnt, wird seine Rachgier noch größer sein. Und ich kenne Elinor. Wenn ich mit Schande den Dienst verlassen muß, ist sie viel zu stolz, um Gilbert Dalys Werbung anzunehmen. Nein, wie die Dinge liegen, ist das kleinste Uebel, und dasjenige, daS für die Zukunft noch am meisten Hoffnung läßt, darin zu erblicken, daß Elinor sich opfert und Mantle heiratet." „Mantle heiratet", wiederholte Mac Daniel mechanisch. Dann rief er aus: „Halt! Mantle kann ja gar nicht hei raten I" „Wie?" „Er ist doch längst durch ein Versprechen gebunden." „Was sagst du da?" „Es ist ein tiefes Geheimnis, um daS nur wenige, ganz wenige Personen wissen. Erinnerst du dich an meinen Freund Swinncrton? Humphrev Swinnerton, Abgeord neter für Tunbridge, seine und meine Heimat. Wir waren Schulkameraden, und hallen uns die Jugendfreundschaft bewahrt. Im Kriege meldcle er sich zum Sanitätsdienst, und kurz vor Kriegsende überfiel ihn ein Jnsektionsfieber, dem er nach wenigen Tagen erlag. Ich hatte viel in seinem Hause verkehrt; seine Frau war ein entzückendes, liebens würdiges Geschöpf. Aach ihres Mannes Tode hatte sie wegen der Hinterlassenschaft viel mit dem Bankier Mantle zu tun, der seit Jahren das Vermögen verwaltete. So lernten sich die beiden näher kennen, und es entwickelte sich auch ein persönlicher Verkehr zwischen der Witwe und