Volltext Seite (XML)
lieh von dem Keinen Bankgeschäft was er nur erhalten tonnte, und vergrößerte seinen Aktienbesitz. Und auch den Major Mac Daniel führte er dem Bankgeschäft zu, das an scheinend großen Wert darauf legte, seinen Kundenkreis durch Mitglieder der Gesellschaft zu erweitern, und darum auch dem Major zu sehr günstigen Bedingungen das Geld zum Ankauf von .North Australian" lieh. «North Australian" stiegen immer noch, und wenn der Oberst an seinem Schreibttsch wie gewöhnlich berechnete, welcher Kurs ihm die Erfüllung seiner verschiedenen, doch nicht gar so unbescheidenen Wünsche bringen konnte, so fand er, daß eS diesmal keiner bedeutenden Steigerung mehr bedurfte, um Elinors Zukunft sicherzustellen, und auch die Angelegenheit aus eigenem Grund zu verwirklichen. Natürlich wuchsen die Ansprüche an Größe und Be quemlichkeit des Landsitzes mit jeder noch so geringfügigen Erhöhung des Kurses von «North Auftralian". Es war doch selbstverständlich, daß man auch Gäste empfangen würde. Die Gäste brauchten bequeme Räume, und es mußte auch die entsprechende Dienerschaft ausgenommen werden. Ein paar gute Pferde und ein Auw — das ließ sich gewiß leicht unterbringen. Schon ElinorS wegen mußten solche Opser gebracht werden, die endlich den paffenden Rahmen für ihre Schön- Heft haben sollte. So ergaben sich zwanglos die Möglich keiten, ihr die glänzende Zukunft zu bieten, die sie ver diente. Richt zuletzt war es ja auch ein Glück, daß Mac Daniel in geordnete Verhältnisse gelangte. Der Oberst hatte sich selbst zugeschworen, nach diesem großen Coup das Spielen zu lassen, und er hatte auch dem Major — nicht zum letzten Male — das Wort abgenommen, keine Karte mehr an zurühren, wenn — nun wennl Das bekannte große Wenn, mit dem jeder Mensch versucht, in gute Beziehungen zu kommen, und vor allem jeder, der der Börse verfallen ist. Da begannen «North Australian* zu sinken. Nicht bedeutend, lediglich ein kleiner Rückschlag, den der Bankier mit Gewinnrealisationen erklärte. Tatsächlich erholten sie sdh auch am folgenden Tage. Dann aber sanken sie wieder. Täglich um ein Geringes, doch schon sehr merklich. Der Oberst kalkulierte fieberhaft jeden Abend, was er gewonnen hätte, wenn er zum höchsten Kurs verkauft hätte. Er halte aber nicht verkauft und verkaufte auch jetzt nicht, obwohl er sich noch immer mit ansehnlichem Gewinn aus dem Geschäft zurückziehen konnte. Aber, zum Donner! Einmal mußten diese verwünschten «North Australian' wieder steigen, und dann erreichten sie ^«rse, die viel höher waren, als alles bisher Dagewesene. Es war ja gar kein Grund zu dieser Baisse! Die Geschäfte gingen doch vorzüglich! Der Oberst erinnerte sich nicht mehr genau, ob die Gesellschaft Kupsergruben ausbeutete oder Kohle, er wußte nur mit Bestimmtheit, daß der Ertrag alle Erwartungen übertraf. DaS hatte der Banker ihm doch schwarz auf weiß in Bilanzen und Prospekten zu lesen gegeben, bis dem Oberst die Zahlen vor den Augen schwammen. Und er ging hin, und kaufte noch weitere hundert Stück. Doch auch sein Kaus konnte das Fallen der «North Australian* nicht aufhalten. Sie sanken an den beiden nächsten Tagen sogar sprunghaft. Das Börsenjournal wußte plötzlich Ungünstiges über den Geschäftsgang zu be richten, und auf einmal war alles, was sich auf «North Australian" bezog, Grau in Grau. Der Bankier machte zuerst leise Anspielungen darauf, daß die Deckung des Oberst nicht mehr reichte. Der Oberst hörte daS kaum, und verstand es wohl auch nicht. Seine Zuversicht hatte einen argen Stoß erlitten, und wenn er abends seine Ziffernreihen hinmalte, so war von keinem Landsitz mehr die Rede. Auch an Angeln dachte er zur Stunde nicht. Dagegen lastete es schwer aus seiner Seele, daß er seine ganzen Ersparnisse eingcbüßi hatte, und da mit auch die Hoffnung, Elinor zu einer glänzenden Parti« zu machen, geschwunden war. Ein weiterer Kurssturz veranlaßte den Bankier, sehr deutlich zu werden. Plötzlich schien ihm gar nichts mehr an der Kundschaft der guten Gesellschaft zu liegen. Er drängte den Oberst mit Worten voll unverhüllter Drohung, größere Beträge nachzuschießen oder sein Engagement zu lösen, und den daran haftenden, recht erheblichen Verlust zu be gleichen. Er glaubte durchaus nicht mehr daran, daß «North Australian' irgendwelche Aussichten hätten. Gott allein wüßte, wie die günstige Bilanz zusammenfrisiert worden wäre. Der Oberst war diesmal doch besonnen genug, bluten den Herzens von der großen Chance abzustehen. Er gab den Auftrag, seinen Aktienbesitz zu verkaufen, was unglück licherweise an einem ganz besonders ungünstigen Tage geschah. Aus diese Art hatte er zwar alles verloren, was er be saß, und mußte noch eine Schuld an den Bankier an erkennen, die er aber im Laufe eines Jahres tilgen konnte. Es war eine harte Lektion für ihn gewesen, aber da er ja im Innern nicht geldgierig war, so trug er den Zusammen bruch seiner Luftschlösser mit viel Fassung. Man mutzte eben vom Gehalt leben können, und mit ein wenig Einschränkung ging das wohl auch. Man wurde ja oft genug auf die Landsitze seiner Freunde eingeladen, wo es prachtvolle Angelgelegenheit gab. Was hatte man denn davon, selbst einen Landsitz sein eigen zu nennen? Nichts als Aerger und Verdrutz! Zigarren stehlende Diener im Hause und Autopannen auf der Stratze. Und Elinor war ein so schönes, braves Mädchen, daß der vornehmste und reichste Mann Grobbritanniens es sich zur unverdienten Ehre anrechnen mutzte, sie ohne einen Pfennig zu heiraten. So besiegte die elastische Natur des Obersten alle Sorgen beinahe mühelos. Aber da tauchte eine dunkle Wolke an einem Punkt des Horizonts aus, den er kaum mehr beachtet hatte. Auf den Rat des Oberst hatte auch Major Mac Daniel versucht, sein künftiges Schicksal durch „North Australian* günstig zu beeinflussen. Auch er hatte ziemlich viel von diesen bombensicheren Aktien gekauft, und da er einerseits ein weit leidenschaftlicherer und hemmungsloserer Spieler war als Oberst Graham, andererseits keinerlei Vermögen besatz, war er rasch und recht ausgiebig in die Tinte ge raten. Ob er wollte oder nicht, er mußte jetzt auch sämtliche „North Australian" verkaufen, denn der Bankier weigerte sich, ihm auch nur den geringsten Kredit zu geben. Das war selbst für den leichtfertigen und um den Zu stand seiner Finanzen höchst unbekümmerten Major ein schwerer Schlag, und er wandte sich an Oberst Graham, von dem er den Rat erhalten hatte, und nun auch Hilse erwartete. Der arme Oberst! Er hatte es doch so gut gemeint, als er Mac Daniel den Rat gab! Er fühlte tief die Verant wortung dafür, und auch seine Verpflichtung, dem Freund aus der Patsche zu Helsen. Aber wie? Sein eigenes Vermögen war völlig ausgezehrt, sonst hätte er nicht gezögert, es für seinen Freund hinzugeben; unter seinen anderen Freunden war auch keiner wohl habend genug, um den ziemlich hohen Betrag zu leihen; außerdem war Mac Daniels Finanzlage allzu bekannt. Da wandte er sich denn an Archibald Mantle, mit dem er vom Klub her in guten Beziehungen stand. Mantte war ein ungeheuer reicher Mann, für den das Geld gar keine Rolle spielen konnte. Aber die Tage vergingen, und Archibald Mantte ließ nichts von sich hören. Der Oberst ging Abend für Abend in den Klub, nm den Finanzmann dort zu treffen, aber Mantle, der ohnehin nur ein seltener Gast war, ließ sich während dieser Zeit gar nicht blicken. Zu ihm zu gehen, widerstrebte dem Oberst, der sehr wohl merkte, daß Mantte ihm auswich. (Fortt, folgt.)