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er .^.T?r»ArxS Haltung auf 1>em Ladentisch saß und sehr zuftieden mit seinem Dasein zu sein schien. Zwischen den Zähnen hielt er ebenfalls eine abscheultch-rauchende Zigarre. Erstaunt sah sich Meister Lienhart in dem seltsamen Raume um. Offenbar das Wartezimmer, dachte er. Er nahm höflich den Hut ab, und grüßte. Der sunge Mann auf dem Ladentisch erwiderte mit vornehmer Herablassung den Gruß, ohne den gewählten Platz zu verlaffen, und blutte ihn fragend an, während der andere junge Mann mit unnachahmlicher Grazie leicht den Hut lüftete. «Entschuldigen Sie', sagte der Hilfesuchende sehr artig, «mein Name ist Schneidermeister Lienhart. Ich möchte in das Detektivinstitut.' «Da siud Sie ganz recht', sagte der Jüngling auf dem Ladentisch. Ein hübscher Ohrenbart verlieh ihm ein etwas gereisteres Aussehen vor dem anderen. Lienhart schien enttäuscht. «Sie sind her Herr Prome theus?' fragte er. «Gewiß, mein Herr', erwiderte der Inhaber des Ge schäfts. Er hatte den Eingetretenen einer schnellen Okular inspektion unterworfen und fand es nach dem Ergebnis der Mühe wert, von dem Ladentische herabzurutschen. «Mein Kompagnon, Herr Alexander Sempronius Heuschle,', sagte er, vorstellend. Der andere erhob sich von seinem Stuhle und lüstete mit der gleichen Anmut wie das erste Mal den Hut. «Nehmen Sie Platz, Herr Lienhart!' «Was steht zu Diensten?' Lienhart schien Zweifel zu haben, ob er sein Anliegen Vorbringen solle. Er dachte daran, den Rückzug an- zutreten, aber er fand nicht den rechten Mut dazu. «Es ist am Ende doch nichts. Ich glaube, ich lasse die Geschichte lieber ruhen', meinte er, und suchte, ohne das Anerbieten des Herrn Alexander Sempronius Heuschle zu beachten, die Tür zu gewinnen. Er kam aber nicht hinaus. «Bleiben Sie. bitte!' sagte der Aeltere entschieden. «Erzählen Sie ruhig, was Sie auf dem Herzen haben. Sie werden sehen. Sie sind mit uns zufrieden. Sie sind ein unerfahrener Mann, Herr Lienhart, und lasten sich von äußeren Eindrücken leiten. Das ist unrecht. Wir machen keine schwindelhafte Reklame wie die anderen, das haben wir nicht nötig. Aber Sie dürfen versichert sein: Was wir in die Hand nehmen, das führen wir durch. Wir sind energisch. — Kompagnon, zeigen Sie dem Herrn die Dankschreiben! — Wenigstens von den letzten Monaten. Die anderen können Sie ja weglassen, es wären zu viele! — Herr Lienhart, Sie dürfen versichert sein, nirgends werden Sie so gut bedient, wie von uns. Wir machen die Angelegenheiten unserer Klienten zu unseren eigenen... Gehen Sie in ein anderes Bureau, Sie werden in erster Linie Vorschub bezahlen müssen. Wir verlangen aber keinen, bevor nicht der Erfolg da ist. In Bureaus mit großen Namen und prunkenden Einrichtungen, die natür lich die Kunden bezahlen müssen, werden Sie sehen, wie weit Sie kommen, ob sich die Leute Ihrer persönlich an nehmen! Das ist gerade der Unterschied. Darauf müssen Sie Wert legen! Wir fühlen uns sozusagen hinein in die Sorge unserer Klienten, wir rühren uns. Wir haben Ver bindungen, von denen Sie keine Ahnung haben. Und ohne mich rühmen zu wollen: aber daß ich einen Scharf, blick habe, wie wenige, gesteht mir selbst die Konkurrenz zu! — Haben Sie die Dankschreiben noch nicht, Kom pagnon? — Sie suchen gewiß jemand, Herr Lienhart?' Der Schneidermeister wurde wankend. Hilft's nichts, so schadet's nichts, dachte er, und er erzählte. Die beiden jungen Männer hörten ihm mit solchem Interesse zu, daß Alexander Sempronius Heuschle es sogar übersah, die Dankschreiben vorzulegen. Der andere zog ein dickes, abgenütztes Notizbuch auS der Tasche und machte sich emsig Notizen. «Die Sache ist sehr einfach', sagte er gleichgültig, als Lienhart geendet hatte. «Ungeheuer einfach. Mein Plan ist fertig. Spätestens bis morgen früh ist die Sache er ledigt, ich garantiere. Es müßten denn außergewöhnliche Zufälle eintreten. Was denken Sie von der Sache, Kom pagnon?' «Ich denke, wir haben schwierigere Sachen in letzter Zeit erledigt', erwiderte der andere. Der sührende Inhaber der Firma Prometheus nickte zufrieden. «Das denke ich auch! Ich sehe klar... Herr Lienhart, Sie können nach Hause gehen. Ich sage nur das eine: Sie werden nicht bereuen, unser Bureau betreten zu haben.' Diese Sicherheit der beiden jungen Männer begann dem Schneidermeister doch einigermaßen zu imponieren. «Sie haben schon einen bestimmten Plan, wie man die Geschichte anpackt, Herr Prometheus?' «Nun natürlich! Aber wie wir es anfassen, ist Ge schäftsgeheimnis. Sie werden das verstehen. Das Wie ist auch Nebensache. Der Erfolg ist die Hauptsache, der Erfolg! Geben Sie sich nur zuftieden, Herr Lienhart. Nur um eine kleine Beschreibung der Gesuchten darf ich Sie doch noch bitten? Blond, nicht wahr? Etwa zwanzig Jahre? Hübsch? Gute Figur? Spricht die deutsche Sprache? Ist ein bißchen eigensinnig, aber sonst ein gutes Mädchen? - Ist nicht alles so?' Lienhart staunte. «Kennen Sie die Grete?' «Habe sie mein Lebtag noch nicht gesehen', sagte der andere gleichmütig. «Ich sagte Ihnen schon, daß ich eine nicht gerade alltägliche Kombinationsgabe besitze. Den Geburtstag Ihrer Tochter, wenn ich bitten darf?' Lienhart bekam allmählich gewaltigen Respekt. Er hätte gern Noch einmal gehört, was das für eine merk- würdige Gabe war, aber er getraute sich nicht, zu fragen. Der Mensch war gewiß und wahrhaftig ein Hellseher „Und Sie meinen, ich dürfe ruhig wiedei nach Hause gehen?' „Gewiß, die Sache ist fo gut wie erledigt. Das heißt, wenn nicht besondere Umstände eintreten, natürlich. 4! och eins, Herr Lienhart. Wie ich vorhin sagte: Vorschüsse nehmen wir grundsätzlich nicht. Aber Sie werden doch für die Kosten aufkommen können?' Der Schneidermeister warf sich in die Brust. „Da können Sie unbesorgt sein, Herr Prometheus. Geld ist da. Und wenn die Sache recht wird, soll's mir auf ein gutes Trinkgeld zu den Kosten nicht ankommen.' „Kompagnon', sagte der andere ernst, „schreiben Sie eine Quittung über hundert Mark — Auslagenersatz! Mehr schreiben Sie nicht!' Mit überraschender Gewandtheit füllte der junge Mann einen schmalen Streifen Papier aus, den er mit liebens würdigster Miene dem überraschten Schneidermeister über reichte. „Für unsere Auslagen müssen wir natürlich Deckung haben', sagte der erstere wieder erklärend. «Unsere Ge bühren bezahlen Sie dann später nach Belieben.' Lienhart machte eine Bewegung, als wollte er sich mit den Fingern in die Haare fahren, aber er unterließ dies. Nun hatte er sich schon einmal eingelassen, und schließlich war es einleuchtend, daß die Geschichte Kosten machte. Aber warte nur, du Racker! Wenn ich dich erst wieder habe! Umständlich nahm er einen Hunderter, den er vorher für alle Fälle eingeschoben hatte, aus seinem Notizbuch. Dann besah er sich sorgfältig die Quittung und schob sie mit einem leichten Seufzer an Stelle des blauen Scheines in sein Notizbuch. „Aber nicht wahr', sagte er, indem er sich zum Gehen wandte, „die Sache wird nicht öffentlich bekannt!' „Diskretion ist unser oberster Grundsatz', erklärte der junge Detektiv mi> Würde. „Sie können darüber beruhigt sein.' „Und Sie glauben wirklich, daß Sie sie finden?' (Fortsetzung folgt.) !