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Beilage zur Wettzerltz Zettung Nr. 136 Freitag, am 14. Juni 1S2S s Zustimmung der Sozialdemokraten zum Korkordat. 'ipsdorf. 16, I. Dtt 95. UD A.? Kinöer- Kinder- de n^s 8' hr Gok- 6., -/,10 )Älotr- rrer, als HeAus- oar üb- fers die sah für Au Lev Wetter- stimmte^ chst «in st ««gen- ,). — ES ahl: Pf. Müller, Z Wie verlautet, hat Vie Rankiug-Regieruug »«schlosse«, "" ' - - , , -er «e» kV 40ener off. 10 Uhr Kinder- ing deS China will seine Schulde« bezahle«. Einberufung einer Gläubiger-Konferenz geplant. e tSIIL Englische Schritte zur Räumung? Angebliche Borbereitungeu Maedonalds für eine Kon ferenz »er Ministerpräsidenten. Der diplomatische Berichterstatter der London« Zeitung „Daily Telegraph" beschäftigt sich mit dei Frage der Rheinlandräumung und kündigt an, daß der brinsche Ministerpräsident Macdonald in der nächster Woche Schritte nach dieser Richtung hin Unternehmer werde. Ans französischer Seite habe man zwar offen- sichtlich Abneigung gegen eine RäumungSkouferenz, zu minvest suche man ihre Bedöütung herabzuminder« England hatte jedoch eine solche Konferenz für not wendig. Ja, die ganze Angelegenheit fei so bedeu tungsvoll, daß die Anwesenheit der Ministerpräsident .te« aller beteiligten Länder erforderlich fei. Was die Mitteilungen des „Manchester Guardian' über angebliche britische Vorbereitungen für Herbst« manöveram Rhein betreffe, sott es sich hie« um eine Erbschaft von der allen Regierung handeln Man erwartet, daß Macdonald unverzüglich die Ein stellung solcher — allerdings höchst unzeitgemäßer - Vorbereitungen anordnen wird. solchen Kommission würde de« Abzug der Besatzung wirkungslos machen! Sie würde eine weitere Ein schränkung der dentfchen Souveränität und eine neue, dauernde Entrechtung des rheinischen Gebietes bedeu ten. Auch die wirtschaftliche Freiheit und damit di« wirtschaftliche Kraft der Rheinlande würden hier durch auf das schwerste betroffen. Eine solche Kom mission entspricht — auch wenn sie den Namen „«er- sShnungskomm ission" trägt — nicht dem Streben nach Frieden, in dem sich alle vernünftigen Menschen einig sind, sondern sie bedeutet die Verewigung de» Unfrie dens. Mit einem solchen untragbaren Opfer will di« rheinische Bevölkerung die Ränmung niemals erkauft wissen! Sie lehnt eine solche Kontrollkommissiv« einmütig nnd einschränknngsloS ab! Hierin ist sie sich einig mit dem ganzen deutschen Bolle. Die Reichs- regier««- wird bei der Ablehnung dieser neuen Bin dung über alle Parteigrenzen hinaus stärksten Rück halt in der gesamten Bevölkerung finden." Die Erklärung der rheinischen Parteien ist geeig net, stärksten Eindruck zu machen. Sie zeigt, daß di« Bevölkerung des besetzten Gebietes nicht gewillt ist, die Freiheit durch unwürdige Zugeständnisse zu erkaw fen. In Paris mag man diese Kundgebung als das werten, als was sie gemeint ist: eine feierliche Ableh nung der Kontroll- oder „Versöhnungs"-Kommission, deren einzige Wirkung eben doch nur darin bestehen könnte, daß sie den Unfrieden verewigt und den Völker- haß lebendig erhält. Jedenfalls hat das Rheinland mit obiger Kundgebung dem gesamten deutschen Volk« aus dem Herzen gesprochen! »mahl in PAk^r l. Schaar- PreÄIgt- chmte^e- Deutschnationale BolkSpartei, die Deutsche DollspartH das Zentrum, die Deutsche Demokratische Partei und die WirtschastSpartei wenden sich mit folgende« Kundgebung an die Weltöffentlichkeit: „Die nach Abschluß der ReparationSkonferenz in ' den Vordergrund des öffentlichen Interesses tretend« Frage der Rheinlandräumung veranlaßt di« unterzeichneten politischen Parteien des Rheinlandes erneut, dem einmütigen Willen der rheinischen Bevöl- kerung feierlichen Ausdruck zu verleihen. Das Recht Deutschlands auf sofortige Räumung des gesamte« besetzten Gebietes kann ernsthaft nicht be stritten werven. Auch nach vollzogener Räumung be deuten die einseitigen Entmilitarisierungsbestimmungen des KriedeuSdiktateS eine untragbare Belastung veS Rheinlandes. Widerrechtlich ist Frankreichs hartnäcki ger Versuch, die Einsetzung einer ständigen Festste!- lungs- und Bergleichskommission im Rheinkaude gegen die Räumung einzuhandeln. Die Einsetzung eine« In Gegenwart des preußischen Ministerpräsidenten Braun beschäftigte sich die sozialdemokratische Frav tion des Preußischen Landtags mit der Ktrchenvoy läge. Die Fraktion nahm dahin Stellung, dem Bey tragsabschlutz zuzustimmen. «ine Gläubiger-Konferenz einznbernfen zmn «wecke v« gelnna ihrer Schulde« gegenüber de« Großmächte«. _ chinesische Gcsamtstaatsschnw beträgt r«»d zwei Milliarden chinesischer Dollar; davon ««tfallen 2» v. H. a«s de« ««-- teil Kavans. Di« Schuld ^eacniiber dem Deutsch«« Reiche Freiheit ohne Kontrolle! Bedeutsame Kundgebung der rheinischen Parteien. - Die Einsetzung einer Koutrollkommisfion macht di« Räumung wirkungslos! — Köln, den 14. Juni Fünf große Parteien des Rheinlandes, di« Was enthält das Konkordat? Zwei neue Bistümer: Berlin und Aachen. — Pader born nnd Breslau werden Erzbistümer. — Erhöht Dotationen. — Die Schulfrage offen. Ueber den Inhalt des Kirchenvertrags zwischen dem preußischen Staat und der katholischen Kirch werden jetzt nähere Einzelheiten bekannt. Danach be trifft die Neuregelung lediglich solche Angelegenheiten, die auch schon den Gegenstand der Vereinbarungen von 1821 bildeten. Ueber die Schulfrage enthält der neue Kirchenvertrag keinerlei Bestimmungen; das Wort Konkordat soll in ihm überhaupt nicht Vorkommen. Der erste Teil des Vertrages regelt die Organisa tion der Kirchenverwaltung und sieht die Errichtung von zwei nenen Bistümer» vor: Berlin nnd Aachen, sowie die Erweiterung Paderborns und Breslaus z« Erzbistümern. Bezüglich Berlins verweist man dar auf, daß die Reichshauptstadt gegenwärtig 5«« ««6 Katholiken zählt; hinsichtlich Breslaus wird geltend gemacht, durch de» Verlust des Erzbistums Gusse« sei ein neues deutsches Erzbistum im Osten wün schenswert. Einen breiten Raum in den Vereinbarungen neh men die Bestimmungen über die Bischofswahl ein Während in der sonstigen Welt die Bischöfe vom Paps! ernannt werden, vollzieht sich die Bischofswahl in Deutschland unter Mitwirkung des Domkapitels. In Zukunft soll nun die Wahl so vor sich gehen, das das Domkapitel dem Papst eine Liste einretcht, aus der der Papst drei Persönlichkeiten auswählt, von denen das Domkapitel dann einen zum Bischof wählt Die päpstliche Bestätigung der Wahl soll nur dann erfolgen, wenn die preußische Regierung keine Poli, tischen Bedenken gegen die §ewählte Persönlichkeit hat Chrom» des Tages. - Fünf große Parteien des Rheinlandes Wende» sich in einer Kundgebung gegen die Einsetzung einer Kontrolb kommlssion für das Rheinland. . , « > , . . — Reichsaußenmtnister Dr. Stresemann gab in Ma drid eine neue Erklärung über den deutschen Standpunkt in der Minderheitenfrage ab. > — In London wird die Einberufung einer Konferenz der Ministerpräsidenten gefordert. - - - — Der 23 jährige Austauschstudent der Berliner Tech nischen Hochschule Gunter Scharnke ist in Amerika uner wartet an einem Herzschlag gestorben. — Die vom Schwurgericht Oldenburg zum Tode ver urteilte Witwe Anna Schafer ist zu lebenslänglichem Zucht haus begnadigt worden. — Am 30. Juni d. I. tritt der neue Wellenvertetlungs- plan der Prager Funkkonferenz in Kraft. — Di« schwedischen Ozeanflieger sind erneut nach Js- land zurückgekehrt. Dieses Mal soll ein« Beschädigung am Kühler der Grund zur Umkehr gewesen sein. Weiter regelt der Vertrag die Voraussetzungen der Bestellbarkett -um geistlichen Amt. Der Kuri« ist das Zugeständnis gemacht, daß die Ausbildung zu» geistlichen Amt auch auf der päpstlichen Hochschul« m Rom erfolgen kann. Der bisherige Zustand, daß dem Bischof ein Mitwirkungsrecht bä der Besetz»«« der theologischen Fakultäten und ein Einspruchsrecht gegen die daran Amtierenden gehörte, wird -um Der- tragSrecht erhoben. In der Frage der Dotation«« hat die kath-ttsth« Kirche ihre« Anspruch auf «ealdatatioue« in Korw von Domäne« und Grundstücke« falle« gelassen. Di« bisherige «elddotation, die 1,8 Mill. M. betrüg, gegen über 1,4 Mill. M. ursprünglich, sott für die Zukunft 2,8 Mill. M. jährlich betrage«. Weitere Bestimmungen von Bedeutung soll der Kirchenvertrag nicht enthalten. Insbesondere kein! Festlegung der Pfarrerbesoldung und keine Vereinba rungen über die geistlichen Orven- Eine Erklärung des Deutschs« ProtestautenverekuA — Berlin, 14. Juni. Der Deutsche Protestanten^ verein veröffentlicht eine Erklärung zur Konkordat« frage. Er fordert, die staatlichen Hoheitsrechte um die Freiheit der Universitäten zu wahren, dem I lischen deutschen Klerus in der Regel nur di« bildung auf deutschen Hochschulen »u gestatten gleichzeitig mit dem Staatsvertvag mit der Kurie einen Staatsvertrag mll der evangelischen Kirche zuschlteßen. Sttesemamt-ErttLrrmg in Madrid. Grundsätzliche «ufrechttrhaltung des deutsche« Stand» Punktes tu der Minderheftewqwase. Reichsautzenminister Dr. Stresemann gab im Böl- kerbundSrat eine neu« Erklärung über den deutsches Standpunkt in der Minderheitenfrage ab. Der Mini ster führte aus, er erkenne die Verbesserungen Hinsicht- üch des Verfahrens bei Minderhettenbeschwerden <m Die für die Zukunft geplante Untwrichtuttg der Oep fentlichkeit und der Ratsmitglieder über das Ergebnis, der Prüfung der Minderhettenbeschwerden, die Anbe raumung häufiger Sitzungen und die Hinzuziehung vo» weiteren Ratsmitgliedern zur PrüsUWsarbeit müßte» sich nützlich auswirken. Dem Londoner Bericht W««« i Deutschland jedoch nicht zustimme«; er stelle aus drücklich fest, datz eine grundlegende Einig««- der Auf fassungen über de« Umsang der dem Rat zustehe«- de« vefugnisse nicht erfolgt sei. Damit stehe der Voll versammlung des Völkerbundes das Recht zu, ihuer- ! scits grundsätzlich zur Minderheitenfrage Stellung z« ! nehme«. Minister Dr. Stresemann bedauerte im übrigen noch, datz die deutschen Anregungen in Madrid kein« Beachtung gesunden haben. Politische Rundschau. - Berlin, den 14. Juni 1SSS. — Der .frühere badische Staatspräsident mW jetzt bavlsche Innenminister Dr. Trunk WM im Herbst fein W niederlegen. — Der Kreuzer „Königsberg" hat eine Fährt in di« Ostsee angetreten, um in der PMaubucht die große Meile«, fahrt zu erledigen. Dankschreiben der Reichsregieru«g a« Dr. »S-- ler. Aus der Tagung der Eisen- und Stahlindustrie ! nahm Reichswirtschaftsminister Dr. Curtius Gelegen- ! heit, um dem Generaldirektor Dr. Bögler seine Hoch- j achtung und seinen großen Dank für di« Tätigkeit in Paris zum Ausdruck zu bringen. Ferner teilte i er mit, daß der Reichskanzler den Dank der Reichs regierung in einem besonderen Brief an Dr. Vögle« ausgesprochen hat. i :: Deutschuationaler Amnestieantrag. Im Reichs- ' tag ist ein Anttag der deutschnationalen Fraktion ein-, ' gegangen, der Straferlaß für die politischen Straf taten fordert, die im Gesetz vom 14. Juli 1928 von der Straffreiheit ausgeschlossen worden waren (soge nannte Feme fälle)). Der Antrag fordert weiter, daß anhängige Femeverfahren eingestellt, neu« nicht eingeleitet werden. Rundschau im Auslande. * In Bombay trafen drei Vertreter Habib Ullahs ein, um mit Aman Ullah über dessen Abdankung zu ver handeln. t Der sogenannt« christliche General Feng will gemein, sam mit General Mn «ine Auslandsreise unternehmen. Landgemeinde-Tagung. Am Montaa tritt in Koblenz der Preußische Land, gemeindetag West zu seiner 22. Hauptversammlung zu- sammen. ueber die allgemein« Bedeutung der Tagung unterrichtet nachstehender Artikel, der uns von besonde rer Seite zuging. Von jeher war die Selbstverwaltung im Sinn« eines Freiherrn vom Stein im Westen unseres Ba- terlandes am stärksten entwickelt. Kein Wunder, daß sich hier zuerst die Gemeindeverwaltungen zu Verbän- den zusammenschlossen. Auch die Gründung des Preu- ßischen Landgemeindetages West, die bereits in das Jahr 1907 fällt, ist auf die Blüte und ständig wachsende Bedeutung des Selbstverwaltungsgedankens in den Landgemeinden im Rheinland und in West- falen zurückzuführen. Trotz der Eingemeindungen der letzten Jabre um faßt der Preußische Landgemeindetag West nicht we niger als rund 4000 Landgemeinden mit fas! über 5 Millionen Einwohnern, das sind 42 Prozent der Gesamteinwohnerzahl in Rheinland und West falen. Bemerkenswert ist, daß auf die kreisfreier Städte ebenfalls 42 Prozent und auf die kreisange hörigen Städte nur 16 Prozent entfallen. Interessant ist die Verteilung der Bevölkerung in Stadt und Lani in den einzelnen Regierungsbezirken. Es wohnen nach der letzten Volkszählung, von der Gesamteinwohner, zahl in den Landgemeinden der Regierungsbezirke« Aachen 59,2 Proz., Koblenz 72 Proz., Düsseldorf !19,4 Prozent, Köln 37 Prozent, Trier 82,9 Proz. Arnsberg 45,9 Proz., Minden 63,4 Proz. und Mün ster 49,8 Proz. Von besonderer Bedeutung für die Zusammen, setzung des Verbandes ist, daß in seinen Organen das Haupt- und ehrenamtliche Element in der Ge- meinde- und Amtsvertretung gleichmäßig in die Er scheinung tritt. Dieser Zusammenarbeit der Haupt- uni ehrenamtlichen Gemeindevertreter ist nicht zuletzt di, erfolgreiche Tätigkeit des Verbandes zu danken. Bei der Bedeutung, welche die Amtsverfassung füi die beiden Westprovinzen gewonnen hat und die vor, den behördlichen Instanzen als die beste und erfolg reichste wiederholt hingestellt wurde — schrieb dock anläßlich des 20. Verbandstages der Preußische Ms »ister des Innern, Grzesinski, in einem der Tagung gewidmeten Geleitwort, daß „diese Verfassung sich all die beste und erfolgreichste Form der örtlichen Selbst. Verwaltung auf dem Platten Lande bewährt habe" — ist es eine Selbstverständlichkeit, daß es sich der Ber, band, neben den sonstigen großen Arbeitsgebieten ir Gesetzgebung und Verwaltung, zur Hauptaufgabe ge. macht hat, die für die Landgemeinden bestehende Ver. fassung unangetastet im Sinne des Freiherrn vom Stein zu erhallen. Die Bedeutung der Tagung, die in diesem Jahr« in der vielgepriesenen landschaftlich überaus reizvoller Stadt Koblenz, der „Stadt am Deutschen Eck" ab- gehalten wird, geht unmittelbar und besonders klar aus der Wahl der Verhandlungsgegenstände bezw. der vorgesehenen Referaten hervor. Hat sich doch in letzte: Zeit immer stärker die Tendenz systematischer Zurück, drängung der Selbstverwaltung aus allen Gebieten des öffentlichen kommunalen Lebens, insbesondere aus dem Gebiete der Steuern und Finanzen, bemerkbar ge macht; nicht minder hat auch die Arbeitslosen-. Versicherung zu einer immer steigenden Belastung der Landgemeinden geführt, wobei insbesondere di« Kosten für die Krisenfürsorge fast unerträglich gewor den sind und auch der Durchführung von Notstands arbeiten noch immer Schwierigkeiten im Wege stehen. Die Verbandsleitung hat daher in rechter Er kenntnis der Forderung der Stunde zwei gerade im gegenwärtigen Augenblick im Brennpunkt des öffent lichen Interesses stehende Probleme in den Vorder grund der Tagesordnung gestellt und dieser damit einen vefonoers ««neuen Charakter verliehen. Dei Präsident der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung un! Arbeitslosenversicherung, Dr. Syrup, wird über „Gemeinden und Reichsanstalt" sprechen uni ttn Anschluß hieran Dr. Brüning, Mitglied des Reichstags und des Landtags, das wichtig« Probien »«Landgemeinden und Lastenausgleich" behandeln.