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Beilage Mw WettzerttzZettung Sonnabend, am 18. Mai 1S29 SS. Jahrgang Nr. 114 - Mai-Pfingsteu. Ich hör' jubilierend im ' Die lieben Drosseln singen. Aus Stadt und Land / -, den Zug am Ende des Btai i Nvimmtir de» «eisens. und t Die Schlehen blühn wie ein Brautkranz tdeiß, X Wie Gold durchglänzt es die Wiesen, — tung gekauft, bald brach jedoch das Schwindelgebäude Zusammen. Die Ehe wurde für nichtig erflärt. Ullrich beging nun die tollsten Schwindeleien in Potsdam, Dresden und Hamburg. Mit ungezählten Krauen knüpfte er Verbindungen an und nahm ihnen oaS Geld ab. Der Staatsanwalt beantragte vier Jahre sechs Monate Gefängnis unter Aberkennung der bür» gerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von drei Jahre«. Ullrich brach daranshin im Gerichtssaal zusammen. den Restei vri» soll, ist vor rchst nach TromStt leben. > Ich seh einen Adler, jung-stark und stolz, Vom Horst in die Lutte sich schwingen, Neue Zuspitzung der Lage in vombatz. Jr Bombay ist «S trotz de» starken Abbröckeln» de» Strei ke» in den Baumwollspinnereien erneut zu schwerer Ausschreitungen gekommen. Zahlreiche Streikende vett sammelten sich vor den Betrieben und verlangten du Auszahlung der - - - mehr al» fünf Pl Ein Bogel, der wieder die Heimat fand, < A Beginnt schon sein Nest zu bauen; > Der Mai, — Sendbote vom LtebeSland, - . Läßt all seine Wimpel schauen. England langsam aber sicher zurückgeht, stellen M» immer mehr al» durch di« Tatsachen nicht begründ« heraus. In der Nähe pon Wi^an sind acht Schutt ktnder in den letzten Tagen an Blattern erkrankt, uns auch au» Manchester werden fünf weitere Mille bG lem war die Geburtsstunde einer Bewegung, die wie keine andere den weltgeschichtlichen Werdegang bestimmt hat. Als Sendboten zogen Vie Jünger Jesu jetzt hin aus, um überall christliche Gemeinden zu gründen. Das Christentum trat seinen vielfach mit Märtyrer blut getränkten Siegeszug durch die Welt an. Der Pfingstgeist war es und ist es bis auf den heutigen Tag, der Menschen und Böller ihres Glaubens leben und die Mächte der Finsternis überwinden läßt. Oft ist in der Bibel vom Geist die Rede. Auf ihrem ersten Blatte lesen wir: „Der Geist Gottes schwebte über den Wassern", und auf ihrem letzten Blatte stehen die Worte „Der Geist und die Braut sprechen: Ja, komm, Herr Jesu!", und dazwischen wird uns von mancherlei bösen und guten Geistern erzählt, di« in der Welt ihr Werk treiben. Aber die Höhe ist doch das Pfingstfest mit seiner Botschaft vom heiligen Geiste, der uns erfüllen will, daß wir alles, was das Leben uns bringt, und alles, was das Leben uns nimmt, ausmünden lassen dürfen im Gebet kindlichen Vertrauens. Ein offenes Herz für diesen Geist, das ist Psingstgeschenk und Pfingsterlebnis. Gott wolle es uns und unserem Volle in Gnaden schenken! Rauchfang verstopft, anderswo wieder die Ziege im Stall gegen einen feisten Bock vertauscht. Eine Rekord leistung des lustigen Pfingstnachtunfugs war wohl ein Streich, der sich vor einigen Jahren in einem Dorf im Jnntal zugetragen hat. Die Burschen batten heim lich einen großen Wagen zerlegt und ihn dann ebenso heimlich während der Nacht, begünstigt durch den all gemeinen Lärm und den Unfug, aus dem Dachfirst eines Bauernhauses wieder aufgebaut. Hoch oben im Dithmarschen, in einem behäbigen Dorf im weiten Flachland, wird am Pfingsttag ein festliches Kampfspiel abgehalten, das alte Rolandreiten, das schon in den frühmittelalterlichen Chroniken er wähnt wird und noch immer nicht ganz vergessen ist. Mitten auf dem Festplatz steht der Roland, eine dreh bare hölzerne Figur, an deren weit ausgestrecktem Arm ein mit Asche gefüllter Beutel hängt. In der Nähe scharen sich berittene Burschen zusammen, und nun versucht einer nach dem andern sein Glück, denn es gilt, während des Reitens den hölzernen Roland in Bewegung zu setzen, ohne dabei den Aschcnbeutel zu berühren. Stößt ein Reiter dennoch an, so wird er mit Asche bestäubt, und wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Im schönen Schwabenland beginnt das Pfingst fest in vielen der gemütlichen alten Dörfer schon vor Tau und Tag. Kaum leuchten die ersten Sonnen strahlen vom Himmel, wird es in den Ställen schon unruhig. Da wird geputzt und gestriegelt; dann geht es so-schnell wie möglich auf die Weide hinaus, weil jeder, sei er Knecht oder Magd, „Tauschleiser" sein und als erster mit seiner Herde den Morgentau von den Gräsern streifen möchte. Wem dies gelingt, der ist guten Lohnes sicher; er wird nicht nur scherzhaft geehrt und von den anderen „Konkurrenten" feierlich ins Dorf zurückgesübrt; er wird auch im Laufe des Jahres Glück Koben, denn der Pfingstmorgentau bringt dem Tauschleifer Segen und Gesundheit. Eine Pfinastfeier, wie sie in ihrer Art wohl nicht wieder anzutreffen ist, gibt es in dem luxemburgischen Städtchen Echternach. Biele Tausende von frommen Wallfahrern versammeln sich am Morgen des Pfingst dienstages zu einem Zug, der zur alten Echternacher Pfarrkirche zieht, dort den Altar mit dem Grabe des heiligen Willibrordus umkreist und sich dann wieder auflost. Von weitem scheint es, als ob ein beständiges Zittern durch die Menge ginge. Erst in der Nähe bemerkt man, daß die Teilnehmer der Prozession nicht gehen, sondern springen, und zwar so, daß sie immer zwei oder drei Schritte nach vorwärts und darauf wieder einen nach rückwärts springen. Feierlich er tönt, während die Menschen langsam dahinziehen, das uralte Willibrorduslicd. Heiratsschwindler en gros. „Da sitzt §r wie die Mutter Gottes von Treuen« brietzen." Vor dem Erweiterten Schöffengericht Berlin hatte sich der Handelsvertreter Walter Ullrich wegen 20 Fällen von Betrug, schwerer Urkundenfälschung und Unterschlagung zu verantworten. Ullrich, der gegen Provision bei der Darmstädter Renten- und Hypo thekenbank angestellt war, hatte in einem Ostseeüad ine Tochter eines Oberwerftinspektors kennen gelernt und sich unter falschen Vorspiegelungen mit ihr ver heiratet. Er hatte eine alänzende Wohnunascinrick- Si« Engländer von Chinesen ermordet. Der eng« ' lische Leiter der in chinesischem Besitz befindlich«« ; Gummipflanzungen auf der Insel Rhto, Jame» Will j liam Futcher. ist von Chinesen ermordet worden. Ditz holländische Polizei hat bisher acht Verhaftungen vorgenommen. Rhio ist eine kleine Insel in Holland . disch-Ostkndien und liegt südöstlich von Singapore. Scherz und Ernst. Die Ohren als Erkennungszeichen. Obgleich sich das allgemein eingeführte Fingerabdruckverfahren bei der Identifizierung von Verbrechern zumeist als un fehlbar erweist, muß man gleichwohl doch mit der Geschicklichkeit eines raffinierten Verbrechers rechnen, der es versteht, mit Hilfe von Gummistempeln die Linienzeichnungen der Hand zu korrigieren. Es be steht deshalb auch die Möglichkeit, daß in absehbarer Zeit im polizeilichen Erkennungsdienst das Verfahren des Fingerabdrucks dem der Vergleichung der Ohr muscheln Platz machen wird. Wie aus Paris gemeldet wird, ist die dortige Polizei mit der Ausarbeitung eines Klassifizierungssystems aus Grund der Form und des Schnittes der Ohren beschäftigt. Die Erfahrung hat gelehrt, daß auch nicht zwei menschliche Ohren in Form und Schnitt einander gleichen. Die ursprüng liche Gestalt kann auch nicht auf operativem Weg« ge- ändert werden, ohne sichtbare Spuren zu hinterlassen. Während überdies die Fingerabdrücke nur mit Zu stimmung des betreffenden Individuums oder unter Anwendung von Gewalt genommen werden können, kann das Ohr in aller Ruhe genau studiert und selbst photographiert werden, ohne daß sein Besitzer von dieser Feststellung etwas m«rkt. Solche photographischen Ohraufnahmen dürsten ball» systematisch in Sammlun gen vereint sein, die gegebenenfalls in gleicher Weis« znr Bestimmung der JdÄrttät An »«chrechera heran, gezogen werden, wie heute die in denZp«iWtzvchiv<n befindlichen Sammlungen von FingerabprüW/ Auszahlung der Aprillöhne. Da Ansammlungen voy mehr al» fünf Personen verboten sind, wurden starktz Abteilungen englischer Infanterie nach dem Indus gebiet entsandt. Diese besetzten zunächst alle wichi Punkte. Um die Mittagszeit kam es zu einem . gemenge zwischen der Polizei und den Streik in dessen Verlauf ein Polizist und zwei Streiken verwundet wurden. Die Lage wird aw sehr gespannt hingestellt. Bisher sind sieben neue Verhaftungen vorgenommen worden. Sein ehemaliger Schwiegervater rief jedoch: „Der Lump verstellt sich, da sitzt er wie die Mutter Gottes Das Urteil lautete auf drei I Jahre, sechs Monate Gefängnis. Das Gericht lieh wegen der Leichtgläubigkeit der Opfer, die dem Schwind- ' ler seinen Beruf nur allzu leicht gemacht hatten, ver hältnismäßig Milde walten. es gao «ine Zeit, da das Auto noch nicht Gespenst der Landstraße war; und auch Brautpaar« mutzten zu ihrer Hochzeitsreise die alle Postkutsche benutzen, was auf der Dresdener Jahresschau „Reisen Wandern" humorvoll veranschaulicht wird „An Brocken Schmalz, wie « Roßkopf so groß An Schilling Eier und an Laib Brot, Nachher hat der Pfingstl keine Not!" So singt er und läßt sich willig mit Wasser begießen; aber ebenso willig mutz auch der Bauer, den der Pfingstl angesungen hat, allerhand gute Dinge herge- den, die sogleich im Korb der Braut verschwinden. Z?letzt geht es dann ins Wirtshaus, wo man gemein- Kaftlich verzehrt, was sich der Pfingstl ersungen hat Manchmal spielt sich das alle» noch derber ab; der Spatz ist erst am grüßten, wenn der Pfingstl, auch Vasservogel genannt, pom Wasser förmlich trieft, odei i ivenn man ihm gar ein unfreiwilliges Bad tm Dorfback ' bereitet hat. Di« Suche nach de« „Jtalia",Berschotteu««. Dai Rettungsunternehmen des Italieners Albertini, dai auf Franz-Josephs- und Nordostland nach den der Ballongruppe der „Italia^ suchen si Bergen aufgebrochen, um sich zunächst n und von da nach Spitzbergen zu beg< Lum Pfingstfest. Das dritte und letzte der großen christlichen Feste, da» Pfingstfest, hält nun seinen Einzug. Dem feier lichen Glockenklange folgen wieder die Scharen der Gläubigen und füllen die mit Maien geschmückten Gotteshäuser. Wohl dem Menschenkinde, das sich im ernsten, verhärtenden Kampfe ums Dasein, im sinn verwirrenden, verflachenden Lebensgenuß oder aus der geistigen Höhe des Forschers die Fähigkeit zu einer solchen frommen Weihestunde bewahrt hat. Was hat uns Pfingsten zu sagckl? Einst war es das Fest der Ausgießung des heiligen Geistes, der Geburtstag der christlichen Kirche. Gott ließ seinen Geist wehen. Er kam mit Feuerzeichen und Stur- meSbrausen und erfüllte die Herzen der gläubigen An- beter Jesu mit Kraft aus der Höhe. Es war ein Fest der Wiedergeburt, der Erneuerung der Mensch heit, ein Völkerfrühling, der eine neue Zeit heraus« führte. - ' . ,. Pfingsten da nnd dort. Der „Pfingstl" im Alpenvorland. — Ein« unruhige Nacht in Tirol. — Der Wagen ans dem Dach. — Nolandreiter «nd Tanschleifer. — Die Echternacher Sprnngpro Zession. Von Gustav Lindt. Pfingstmorgen in einem altbayerischen Dorf im Vorland der Alpen. Im schmucken Festkleid ziehen unge Burschen durch die Gassen, in ihrer Mitte eine eltsame Gestalt, der Pfingstl, der, über und über in ^risches grünes Laub gehüllt, heute Hochzeit feiert. Hinter ihm geht, geleitet von zwei Brautjungfern, die Braut, geschmückt mit bunten Bändern und grell farbigen künstlichen Blumen; sie trägt am Arm einen mächtigen Korb. Der lustige Zug geht nun nicht zur Kirche, um sich den Ehesegen zu holen; er hat ganz andere Absichten. Bor jedem Haus bleibt er stehen, und überall singt der grüne Pfingstl dasselbe alte Lied: das man ihn mit Wasser begießen, aber dabei nicht vergessen solle, daß Wasser allein nicht satt mache sehr bedeutend. Frühling ohne Pfirsichblüte. Im vergangenes furchtbaren Winter sind im Odertal und östlich dcn von alle Pfirsichbäume erfroren, so daß in diesem Jahr« die Pfirsichblüte vollkommen ausgefallen ist. Auch unter den Frühkirschen und den Birnen sind viel« tausend Bäume dem Frost zum Opfer gefallen. Nicht besser als den Obstgärtnern erging es den Ankern, di« zum Teil bis zu 60 Prozent ihrer Böller eingebützl haben. Zugentgleisuug bei Basel. Bei Gelterbindev in der Nähe von Basel fuhr der D-Zug Basel—Ottey mit großer Geschwindigkeit durch eine scharfe Kurve untz wurde dadurch aus den Schienen geschleudert. Der Zu« fuhr etwa 300 Meter mit entgleister Lokomotive uni entgleistem Packwagen weiter, und zwar über den hiel befindlichen Viadukt. Der Reisenden bemächtigte sich «ine Panik, da man befürchtete, daß der Zug jeden Augenblick über den Viadukt hinunter in die Liest stürzen würde. Man versuchte, aus dem fahrendes und stark holpernden Zug hinauszuspringen. Schließt ltch gelang es aber doch, den Zug am Ende des Bia^ dukts zum Halten zu bringen. Menschenleben stutz glücklicherweise nicht zu beklagen. Der Sachschaden iss »x' . Die Sehnsucht umgarnt alle Herzen lels Wie ein Traum von Paradiesen. Wie Perlenglanz schimmert am Ried der Tau Pfingsten, das Lichtfest, will kommen ... Ein Dörfchen liegt träumend im Heimatblau * Vom Frührot golden umglommen . -. Vor allen Hütten, vor jedem Tor Pfingstmaien flüstern und wehen, Blondhaarige Mädchen treten hervor, Die in weißen Kleidern gehen " , Und Schlehen blühn wie ein Brautkranz weiß. Die Herzen tönen und klingen Und mbrunstinnig, bald laut, bald lei» Die lieben Drosseln singen . . . Hellmund Halden.^ Ein anderes Bild. Dunkel und sternenbesät wölbi sich der Nachthimmel über einem Tiroler Dorf. Et ist Pstngstnacht; kein Laut entweiht die tiefe, feierlich« Stille. Urplötzlich aber erhebt sich «in Höllenlärm, Peitschen knallen, dazwischen gellt übermütiges Ge schrei. Aus den Häusern heraus wird gezetert und ge schimpft; kein Mensch kann ein Auge zutun. Di« Antwort ist lautes Lachen und um so stärkeres Peit schenknallen, und die gestörten Schläfer müssen sick Wohl oder übel zurückziehen. An altem Brauch läß sich nun einmal nicht rütteln, und uralte Sitte is , v es, di« heute wie vor Jahrhunderten die Pfingst , 00n Treuenbrietzen". nacht zur „Unruhnacht" macht. Manch einer unter den übermütigen Peitschen knallern „unruht" aber auch noch in anderer Form Da wird heimlich eine Haustür ausgehängt, dort eil