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„Weiheritz-Zeitung". Sollte nicht noch eine hiesige Familie im Besitze her «Mitteilungen", des „Boten" und her frühesten Jahrgänge her «Weiße- ritz-Zeitung", zugleich aber auch so liebenswürdig sein, dieselben -er hie sigen Volksbibliothek zu überlassen, damit diese gewiß für manchen sehr ansprechende Lektüre jedermann zugängig würde? Aunz VON Acrufungen, ein sächsischer ungesühnter Justizmord. Wer heute dem Kasperletheater einen Besuch abstattet, der kann Zu schauer einer blutrünstigen Hinrichtunsszen« werden. Es gilt, den Böse wicht KunzvonKaufungen aus der Welt zu schaffen. Gutgläubig wird Kunz für einen ausgepichten Uebeltäter gehalten. Das ist zu ver zeihen, es ist ja Kasperletheater! Aber unverzeihlich ist es, wenn im Ernste noch heute jemand Kunz für einen Abgesandten der Hölle hält. Nein. Ans das Podium gehört der «Sanftmütige", der Kurfürst Fried rich der Sanftmütige als eigentlicher Bösewicht! Er war der eigentliche Vertreter des böswilligen Handelns! Heute noch geht es manchen so, daß er, wenn er Freiberg besucht hak, gefragt wird: «Hast Du den Kunz von Kaufungenste in auf dem Freiberger Ober markt gesehen?' Schon der alte Freiberger Stadtchronist Möller berichtet: Dieser Stein wird für ein heimliches Sig num und Zeichen gerechnet, das einer wissen müsse, der zu Freybergk wist gewesen seyn. 1485 ließ hier Kunz fein Leben — und damit war ein kurfürstlicher Racheakt eingeleitet, nicht einmal abgeschlossen, wie wir noch sehen werden. Es war noch mehr, es war ein 3 ustizver brechen! Aus dem Lesebuch der Schule, vom Theater usw. wissen wir, daß Kunz Prinzen geraubt hatte und erwischt worden war. Das ist gewöhnlich alles, was der Laie weih. Wie die wirklichen Vor gänge waren, sei im folgenden dargetan. Kunz war «in reicher sächsisch-thüringischer Adliger, er hatte schon im Bruderkrieg und Hussittenkrieg tapfer gefochten. Mit dem kurfürstlichen Ritter Nickel Pflugk dem Eisernen und 860 Reitern versuchte er im Auf trage des Kurfürsten, die von Herzog Wilhelm von Weimar belagerte Stadt Gera zu entsetzen. Das Unglück geschah, dah beide von vöhmischen Lilfsvölkern gefangen wurden. Pflugk wurde von seinem Lehensherrn, dem Kurfürsten, für 4000 Gulden losgekauft, dagegen muht« Kaufungen als Söldner seine Kauffumme selbst aufbringen, obgleich sein« thüringi schen Güter vom Gegner völlig verwüstet worden waren. Irgend «inen Lohn für seine Hilfe, -le er dem Kurfürsten durch seine Unternehmungen doch g e l e l st« t hatte, muhte natürlich Kunz vom Kur fürsten empfangen. Dazu war letzterer selbstverständlich verpflichtet. Die Artd« r Bez ah lang wurde aber sowohl diesem als auch dem Kur fürsten zumVerhängnts. Der Kurfürst gab ihm die Güter Schwei kartshain und Kriebstein^ denn.ihr Besitzer, der herzog-feindliche Kanzler v. Vitzthum, war nach Böhmen geflohen. Sobald Kaufungen sein« thü ringischen Güter wieder hätten sollte er taut des 1449 abgeschlossenen Re verses die neuen Güter wieder herausgeben. . Infolge'Ser. hräter veränderten poetischen Lage sollte 1451. letzteres , geschehen. Der Kurfürst hatte sich nämlich inzwischen mit feinem Bruder