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US ist der ewig neue, ewkg junge, heilige Geist, der sich offenbart in Schwellen und Blühenw Wie lange er dasatz, dem Gesang der Vögel lauschte und dem Spiel der fleißigen, kleinen Jn- fekten zusah — er wußte es nicht. Bilder aus der Vergangenheit tauchten vor seiner Seele auf. Heute vor dreißig Jahren kniete er mit seiner treuen Gattin vor dem Altar. Wie war sie damals so maienhaft jung in ihrem weißen Kleid mit ihrem lieben, kind lichen Gesicht! „Ihr glücklichen Augen, Was je ihr gesehn, Es sei, wie es wolle, Es war doch so schön..." So hatte er damals seine Daseinsfreude hinaus- gejubelt m die Welt. „Ihr glücklichen Augen." Er lächelte schmerzlich. Seine Augen, die sich so gern an Schönheit und Farbe entzückten, hatte er seinem einzigen Sohn Erich vererbt, und diese glücklichen Augen waren es, die das große Leid seines Lebens heraufbeschworen. Der Knabe wollte durchaus Maler werden, und als seine Eltern, deren Wunsch es war, ihn eines Tages in einer gesicherten Stellung zu sehen, ihn zu einem ! bürgerlichen Berus zwingen wollten, ging er trotzig seine eigenen Wege. Er kam auch nicht heim, als die Mutter sich zum Sterben hinlegte. Man wußte damals überhaupt nicht, wo er sich aufhielt. „Mein armer, verlorener Sohn!" So hatte der einsame alte Herr oft geseufzt. Vor einem Jahre ent deckte er dann in einer Gemäldeausstellung ein Werk, i das den Namen seines Kindes trug. Aus einem Turmfenster blickte ein Greis über das Land hin. Goldene Abeudwolken leuchteten am Himmel, in blühender Pracht lagen rings Wiesen und Felder. „Lynceus" war das Bild genannt, und in der Gestalt des Türmers erkannte er sein eigenes Selbst. Herr Kramer hatte das Bild erworben, das ihm ein Beweis dafür war, daß sein Sohn noch lebte und seinen Vater nicht vergessen hatte. Seit jener Zeit wußte er auch, wo Erich weilte, und daß er sich in guten Verhältnissen befand, aber er hatte es nicht über das Herz bringen können, ihm zu schreiben. „Ich war zu hart, als ich ihm damals die Tür wies", seufzte der alte Mann. „Ich konnte oder wollte ihn nicht verstehen. Was war es im Grunde, das ihn so heiß zur Kunst trieb? Nichts anderes, als was die Natur alljährlich mit neuen Farben belebt, der gött liche Funke, die Kraft des Geistes. Langsam begab sich Herr Kramer auf den Rück weg. „Lynceus" dachte er. „Mit glücklichen Augen schaut er von seiner einsamen hohen Warte über das Laud. In mir hat er Lynceus erblickt, der Junge. Ist es nicht ein Werk seiner Sehnsucht? Glaubt er, daß ich heute verklärt über die Dinge wegsehe, die mir früher Kummer bereiteten?" Er lächelte milde. Meine Zeit ist bald um. Wenn ich aber noch einen Wunsch hegen darf, so ist es der, mein Kind noch einmal in meinen Armen halten zu dürfen. Aber soll ich, der Vater, zu meinem Sohn gehen? Ich warte, bis er den Weg zu mir findet." Der alte Herr hatte sein freundliches Haus er reicht. In seinem stillen Zimmer fand er aus seinem Schreibtisch einen Brief. Die Handschrift war ihm unbekannt. Ms er ihn öffnete fiel ihm ein Photo- aramm entgegen. Ein unschuldiges, junges Gesicht, bas ihn an seine Frau in ihrer Jugend erinnerte, blickte ihn an. Was wollte die Dame von ihm? Lange, lange las er das Schreiben, und seine Hand strich mehr als einmal zitternd an seinem weißen Bart entlang. Von Erich wurde ihm erzählt. Sie, Elisabeth, die Briefschreiberin, liebte ihn und wollte den Bund für das Leben mit ihm schließen, aber es fehlte dazu das Beste, der Segen des Vaters. Nun fragte sie, ob sie kommen dürste, um den verlorenen Sohn ins Elternhaus zurückzuführen, ob sie beide will kommen seien zu Pfingsten. Eine silberne Träne rollte auf das Papier und noch eine aus das kindliche Gesicht aus dem Bild. „Alt und doch ewig neu", flüsterte der einsame Mann. Dann erhob er sich und trat vor das Bild des Sohnes. Liebevoll verweilten seine Augen daraus. „Was in mir an Sehnsucht schlummerte, das wurde in dir Erfül lung, mein Kind", murmelte er. „Ich habe dich früher nicht verstanden, suchte dein Glück aus anderen Wegen. Du aber gehorchtest der Stimme, die dich zum Künst ler berief. Komm, komm, mein Sohn, und bringe mir deine Braut! Meine Arme sind weit aufgetan, euch beide zu empfangen." Ein zufriedenes Lächeln flog über das Gesicht des alten Mannes, wie er so daft-mv, umwoben von den Strahlen der Abendsonne, die durch das Fenster fielen, und unwillkürlich formten seine Lippen die Wort^ des Türmers Lynceus, die er so über alles liebte: - — „Ihr glücklichen Augen, Was je ihr gesehn, ' - Es sei, was es wolle, K« war doch so schön." ,.. iw Pfingst-Nätsel Frühjahrs-Problem. Doppel-Sittn-Rätsel. Zehn Wörter, von denen ein jedes doppelte Bedeutung hat, sind zu suchen. Sind-sie gefunden, ergaben deren Ani fangsbuchstaben, zu einem Wort vereinigt, einen Pftngstgrutz. Die Wörter bedeuten: 1. Längenmaß — Körperteil. 2. Ge« tretdeart — Kleine portugiesische Münz«. 3. MüsstakeitS- maß — Verwandter. 4. Deutscher Dichter — Werkzeug!. S. Weiblicher Personenname — Fisch. 6. Reitsitz — Streifen Ackerland. 7. Ungezogener Mensch — Landwirtschaftliches Gerät. 8. Nebenfluß der Elbe — Vogel. 9. Kleiner Rausch — Hundename. 10. Gesangslaut — Erdart. Bersteck-Rätsel. Ein jeder der nachfolgenden vier Sätze birgt versteckt eine Sitte, di« beim Pfingstfest eine besondere Rolle spielt» 1. Im Traum ritt er eiligst davon. 2. Aus seiner Reise durch die Wüste Gobi erlebte Hans dieses Wenteuer. 3. Der junge Mann machte als Koch seine erste See-» fahrt. 4. Die ganze Gesellschaft unternahm auf dem Ebro Segel fahrten. Berwandlungs-Rätsel- laken Pilz - , - Pole Herve Post lina Die Anfangs- und Endbuchstaben vorstehender sechs Wörter sollen durch andere ersetzt werden, so daß neue Wörter entstehen, diese müssen in ihren Anfangs- und End buchstaben, beide Male von oben nach unten gelesen, einen Festschmuck ergeben. Die zu verwendenden Buchstaben sind: aefgtimnnpst. Gegensätze. An Stelle eines jeden der nachstehenden Wörter soll ein im Gegensatz zu ihm stehendes Wort gesucht werden. Die Anfangsbuchstaben dieser ergeben alsdann, wenn richtig gefunden, ein christliches Fest. 1. unansehnlich. 2. trocken. 3. langweilig. 4. beneidet. 5. unerfahren. 6. vornehm. 7. faul. 8. unkundig. 9. un versöhnlich. Einsetz-Rätsel. Durch Einsetzen je eines weiteren Buchstabens in me nachstehenden acht Wörter, einerlei, an welcher Stelle, sollen acht neue Wörter gebildet werden, wogegen die eingesetzten Buchstaben, fügt man diese aneinander, einen Festschmuck nennen. Kai Leer Sigel Eule Patent Gas Oran Mine. Synonym. An Stelle eines jeden der nachstehenden Wörter soll ein synonymes, sinnverwandtes Wort gesetzt werden. Die An fangsbuchstaben dieser ergeben alsdann, aneinandergefügt, eine Festsitte. 1. bügeln. 2. gehorchen. 3. aufhören. 4. mäkeln. 6. Vor spiegeln. 6. reden. 7. zerlegen. 8. einschließen. 9. quälen. 10. toben. 11. verhindern. 12. begegnen. 13. erzwingen. 14. beleben. Auflösung der Pfingst-Rätselr Frühjahrs-Problem: Man liest die Buchstaben von links nach rechts herum, und zwar zuerst die Buchstaben, auf die die Sonnenstrahlen Hinweisen, alsdann die andern. Man erhält dann: „Alles neu macht der Mai". ToPPel-Sinn-Rätsel: 1. Fuß. 2. Reis. 3. Ohm. 4, Hebel. 5. Else. 6. Sattel. 7. Flegel. 8. Elster. 9. Spitz. 10. Ton. — Frohes Fest. Bersteck-Rätsel: 1. Traum ritt er. 2. Gobi erlebte. 3. Koch seine. 4. Ebro Segelfahrten. (Pfingsy-Umritte. -Bier, -Ochse, -Rose. Berwandlungs-Rätsel: Paket Film Jota Nervi Goss Sinn. — Pfingstmaien. Gegensätze: 1. Prächtig, 2. feucht, 3. interessant, 4. nackt, 5. gewiegt, 6 schofel, 7. tätig, 8 erfahren, 9. nach-« giebig. - Pfingsten. Einsetz-Rätsel: Kadi Leier Siegel Beule Patient GraS Koran Miene. — Die Birke. Synonym: 1. plätten» 2. folgen, 3. innehalten, 4. nörgeln, 5. gaukeln, 6. sprechen, 7. teilen, 8. umzingeln, 9. martern, 10. rasen, 11. inhibieren, 12. treffen, 13. trotzen, -rmuntern — Pf'""stumritte. Der Herr Professor. Eine Erzählung von E. Rolfs. (Nachdruck verboten.) An jedem Quartalsersten stieg Professor Sigbert Federling die Treppe hinunter, um seiner Hauswirtin, der verwitweten Frau Therese Henkel, die Miete zu bezahlen. Und jedesmal kam er in seltsamer Stimmung wieder in seiner Wohnung an. Die Frau war doch zu nett und liebenswürdig. Und so sauber sah's bei ihr aus — alles wie geleckt und doch mit einem Anstrich von Behaglichkeit. Ganz anders als bei ihm. Sein Hausdrache, die Mehring, wie er sie kurz und bündig zu nennen Pflegte, verstand's offenbar gar nicht, eine Wohnung hübsch herzurichten. Reinlich, nun ja, rein lich war sie, aber der Sinn für etwas Zierde fehlte ihr j gänzlich. Nie blühten Blumen an seinen Fenstern, und wenn er beim Gärtner welche kaufte, ließen sie schon bald traurig die Köpfe hängen. Der Professor fror allemal, wenn's auch noch so warm bei ihm war, sobald er von Frau Therese wieder nach oben kam. Und er sah dann im Geist die hübsche, frische Witwe am Fenster seines sogenannten Wohn zimmers sitzen, und bei diesem Bild wurde ihm wieder warm. Seufzend gestand er sich in solchen Momenten, daß er ein großer Tor war. All' sein Lebtag nur den Wissenschaften nachzujagen, dicke Bücher zu schrei ben und sich um hübsche Mädchen und Frauen nicht zu bekümmern, das war entschieden eine Torheit. Aber nun war's zu spät. Er war beinahe ein alter Mann, schon 45, und Frau Therese hatte eine sechzehnjährige Tochter. Es wäre ja einfach lächerlich! Sein großes Werk war zwar seit Ostern voll endet, und er hätte nun endlich Zeit für so was. Aber gerade Ostern war die Mieze aus der Pension gekom men. Ein allerliebstes Geschöpschen, das mußte auch der Professor, obgleich er ganz unerfahren in derlei Dingen war, bemerken. Seit das Mädel wieder da war, wimmelte die Straße stets von bunten Mützen. Und wenn er das sah, schüttelte der Professor allemal nachdenklich sein Haupt und seufzte. Er hatte nie mals Fensterpromenaden gemacht. Eigentlich doch ILadel Heute am Pfingstsonnabend war der Herr Pro fessor in schrecklich schlechter Laune. All das frische Grün ringsum, die duftenden Blüten, — das nette kleine Haus der hübschen Witwe lag frei in einem entzückenden Garten — konnten ihn nicht froh machen. Die Mehring hatte ihm nach dem Mittagessen erklärt, sie müsse unbedingt über die Feiertage Urlaub haben. Sie sei zu einer Tour in den Harz aufgefordert von sehr „schönen" Leuten, dem Buchbinder Großmann und seiner Frau. Und der Bruder der Frau, ein „gestande ner" Witwer mit nur zwei Kindern und einem gut gehenden Geschäft, sei auch mit von der Partie, und so was böte sich einem doch nicht alle Tage. Das fuhr dem Professor gewaltig in die Nase. Die Mehring hatte offenbar Heiratsgedanken. Und er sollte zu Pfing sten im Gasthof essen, denn die Aufwartefrau, die morgens und abends kam, hatte keine Zeit für ihn zu kochen. Abscheulicher Gedanke! Dazu die Angst, die Mehring zu verlieren. Sie war ja zwar ein Drache, aber er war nun mal an sie gewöhnt. Gegen Abend zog sic denn richtig, aufgeputzt wie ein Pfau, ab, nachdem sie ihm noch „Fröhliche Pfing sten" gewünscht hatte. So eine Person! Wo sollte für ihn die Fröhlichkeit Herkommen. Tief verstimmt machte der Herr Professor noch einen kleinen Spaziergang, aber wie mit geschlossenen Augen. Dann kehrte er in eiüer Restauration ein, was er sonst niemals tat, und atz ein Butterbrot mit zweifelhafter Butter und hartem Schinken. Dazu trank er ein Glas mattes Bier. Als er nach Hause kam, fühlte er sich erst recht verlassen und unglücklich. Er las noch ein bttzchen, ging dann zu Bett und schlief, nachdem er sich noch des öfteren einen Tor gescholten, endlich ein. Sein Schlummer war aber von unruhigen Träumen gestört. Die Mehring und der „gestandene" Witwer mrt zwei Kindern, die hübsche Frau Therese und ihre Tochter und eine Anzahl buntbemützter Stu denten tanzten einen Reigen um ihn, und er stand regungslos in der Mitte und war ein Esel mit langen Ohren, und er gab sich alle Mühe, nicht i—a—i—a zu machen, denn die Studenten dursten doch nicht wissen, daß der Esel gar kein Esel, sondern der Professor Gig- oerr yeoerung, oer oem ne <sansrrn yörren, war: Dänn sana die ganze Gesellschaft, und es klang wirklich sehr schön: Noch'ist die blühende, goldene Zeit, noch sind die Tage der Ro—o—sen. Und darüber wurde er wach und merkte, daß er nicht alles geträumt hatte. Er war zwar kein Esel, und es tanzte niemand um ihn herum. Das würde sich ja auch durchaus nicht geschickt haben. Aber den Gesang hörte er ganz deutlich, gerade unter seinem Fenster war's. Und er sprang aus dem Bett und spähte durch den Vorhang. Es war Heller Mondschein, und im Garten stand eine Gruppe bemühter, junger Leute, und er überlegte, daß die Mieze gerade unter ihm ihr Schlafzimmer hatte. Die Studenten brachten ihr ein Ständchen, na türlich. Einer bemühte sich eben, an der Gartentür ein schlankes, zierliches, im Mondschein weißglänzendes Bäumchen zu befestigen. Da fiel dem Herrn Professor ein, daß es Pfingstbrauch ist, dem Mädchen, das man liebt, eine Maie vors Haus zu stellen. Er hatte das niemals getan, er hatte immer nur hinter seinen Büchern gesessen und studiert und darüber hatte er viel, viel versäumt. So schien's ihm wenigstens in dieser Pfingstnacht. Immer noch sangen die jungen Gesellen. Nicht mehr von den Tagen der Rosen. Jetzt fangen sie — einer spielte dazu auf der Guitarre — „Nur einmal blüht im Jahr der Mai, nur einmal im Leben die Liebe". Er kannte das „abgedroschene Leierkastenlied", aber jetzt in dieser Mitternachtsstunde, fand er's gar nicht abgedroschen, sondern sehr ergreifend. In seinem Leben hatte sie niemals geblüht, die Liebe! Er war — ja, er war wirklich ein großer Tor! Die da unten hatten recht, wenn sie lebten und liebten und sangen! Aber er — ja, war er denn wirklich zu alt dazu? Hatte er nicht doch noch ein Recht auf Liebe? Und Frau Therese — war sie nicht immer so herzlich zu ihm, und wurde sie nicht rot wie ein junges Mädchen, wenn sie ihn erblickte ? Aber da war die große Tochter! Ein liebes, prächtiges Mädel, das ihn nd an sich vorüberlieh, ohne ihm in aller Eile was zu erzählen. Sie mochte ibn sichtlich auch gern leiden. Sie würde, reizend wie sie war, der Mutter gewiß nicht allzulang: bleiben und dann, wenn sie heiratete, würde Frau Therese gant allein lein, wie er es war