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Dresdner Brief. ' „Stottern?» Neulich sagte mir mein FreunL, in ganz Dresden würde gestottert. Ich protestierte. „Da hast du nicht rscht aufge- paßt", entgegnete er mit verschmitztem Lächeln, und ich be schloß, mein Augenmerk auf die Nedewerkzeug« der lieben Dresdner zu richten. Aber mit dem besten Millen, ich konnte nichts bemerken, und lachte meinen Freund daraufhin, als ich - ihm wieder begegnete, weidlich aus. .Aber das meine ich doch gar nicht, weißt du denn nicht, was stottern bedeutet, so im Volk sm und nämlich. — Nicht? Nun, so will ich es dir sagen. Stottern bedeutet soviel wie — auf Abzahlung kaufen, und ich behaupte, daß dreivierkel aller Dresdner „stottert". Jetzt ging mir ein Licht auf. Ob ich da lange zu suchen brauchte, um Beispiele für diese Behauptung zu finden? Nun, wenn man es auch nicht jedem Dresdner und jeder Dresdne- rin gleich an der Nasenspitze ansteht, so gibt es dafür doch ziemlich genau stimmende Anzeichen, und mancher, der sein Stottern verbergen möchte, verrät sich mit irgend einem Wort. So war es neulich mit Herrn T, der in einem funkelnagel neuen Auto ankam, nachdem er erst vor einem Vierteljahr ein anderes Auto gefahren hatte. Ich meinte erstaunt: .Nun, schon wieder einen neuen Magen?" und setzte im Geiste hin zu: Muß der aber eine Menge Geld haben! Er aber ant wortete naiv: .Ja, stehst du, mein erster Magen wurde mir wieder abgeholt, weil ich die Ratenzahlung nicht einhalten konnte, da habe ich mir schnell entschlossen — einen neuen gekauft!" Es wird den Leuten auch so gar bequem gemacht. Da kommt der Buchreisende und weiß ganz genau, daß in mei ner Bibliothek gerade noch ein Werk, das ganz billig mit 80 Mark bezahlt werden kann, fehlt. .Sie brauchen es ja nicht gleich zu bezahlen. Wir sind sehr kulant, müssen Die wissen. Eine kleine Anzahlung von, sagen wir 10 Mark, dann mo natlich fünf Emmchen. Das kann doch jeder!" Und wirklich, man möchte sich ordentlich schämen, das man zögert, diese lumpigen 5 Mark auf sich zu nehmen. Menn aber dann der Monatserste kommt mit all den Muß an Bezahlungen, lumpige 2 Mark fürs Radio, lumpige 3 Mork für die Zeitung, dazu Mieke und was alles noch, da kommt es doch auf einige Mark mehr oder weniger an. Ach, und in den Schaufenstern! Der möchte so brennend gern ein Motorrad haben, ein anderer ein Grammophon, von den diversen Kleidungsstücken, die auch mit „Stottern" ge kauft werden, gar nicht zu reden. Aber das dicke Ende kommt doch hinterdrein, und es wird unangenehm, wenn die Zahlungen nicht eingehalten werden können., Da wird der erst so ölige Reisende zum gestrengen Förderer, und schließ- , sich heißt es noch: Kaufe nicht, wenn du nicht bezahlen kannst! I Daß aber mit dem Stottern, so bequem es anscheinend ist, s ost sehr teuer gekauft wird, zeigte sich bei einem amerikani- I schen Fabrikat, einer allerdings sehr guten Haushaltmaschine. Dieser Apparat wurde mit 470 Mark angeboten. Allerdings nur bei Barzahlung, während bei Teilzahlung sich dl« Summ« auf 530 Mark erhöhte. Eine Abzahlung von SO Mark mo natlich war ausgemacht worden. Was ist Label? Da zahlt man eben zwei Monate länger dran! Aber welche enorme Zinsenberechnung ist das! Der Käufer überlegt «S sich mei stens gar nicht, daß er dem Ausland dadurch ein« übermäßig hohe Summe zahlt. Und alles nur, — weil er gewöhnt ist zu „stottern!" Man soll nicht immer auf die alte Zeit als eine bessere Hinweisen, wenn sich aber früher jemand irgend einen Gegen stand, ein Kleidungsstück oder sonst etwas zu kaufen beab- sichtigte, sparte er meist das Geld zusammen, ging dann hin und kaufte nach Geschmack, frei von allen Bedenken. Jetzt wird auf derselben Summe «in viel teueres Stück erstanden, denn, man bekommt es ja auf Abzahlung! Also furchtbar be quem. Dafür hak man dann das Vergnügen, Monat für Mo nat sich einzüschränken, um feinen Verpflichtungen gerecht zu werden. Und kommt einmal Krankheit oder irgend ein an derer Fall dazwischen, so klopft wohl gar die bittere Sorge an die Tür, und der Gegenstand, an dem man sich erst erfreute, wird wieder fortgeholt. Das ,-Stottern", — ein Zeichen der Zeit. Jawohl, aber ich halte es für besser, wenn man sich davor hütet. Regina Berthold. * Di« Straß« üd«r d«n Role-Paß in ven »»omlren, die durch fünf Monate verschneit war, ist nach Wegschaffen der Schneemassen für den Verkehr wieder eröffnet worden. * Auf Sumatra hab«n Stürme und Regengüsse großen? Schaden angerichtet. Zahlreiche Bäume wurden entwurzelt. Auf den Anpflanzungen der Doli-Gesellschaft wurden un gefähr 2V- Millionen Tabalpflanzen vernichtet. Mitteldeutscher Rundfunk. Leipzig Welle 361,S. — Dresden Welle 387,1. Gleichbleibende Tageseinteilung von Dienstag bis Sonnabend. 10.00: Börse. * 10.05: VerkehrSfunk, Wetterbericht. * 10.20: Tagesprogramm. 4 10.25: Tagesnachrichicn. * 11.45: Wetterbericht, Wasserstandsmeldungen. 4- 12.00—14.00: Mtt- »agsmustk. 4- 12.50: Wettervoraussage. 4- 12.55: Zeitangabe. 4- 13.15: TageSnachrichten, Börse. 4- 14.00: Werbenachrichten. * 14.45 lautzer Sonnabend): Börse. 4- 15.00: Frostmeldungen. 4- 16.15 (Sonnabend 15.50): Börse. 4- 17.45: Werbenach richten. 4- 17.55: Börse (DienStag u. Freitag 18.00). 4- 18.20: Wettervoraussage, Zeitangabe (Dienstag 20.00). 4- 18.55: Arbeitsnachweis. 4- Etwa 22.00: Zeitangabe, Wettervoraus sage, Pressebericht, Sportfunk. Sonntag, 19. Mai (Pfingstsonntag,. 7.00: Pfingstfingen deS Leipziger Männerchors vom Sportplatz (Radrennbahn) in Leipzig-Lindenau. Leitung: Ehrenchormetster Prof. Gust. Wohlgemuth. 4> 8.30: Orgel konzert aus der Leipziger Matthätkirche. Organist: Max Fest. 4- 9.00: Morgenfeier. Mitwirk.: Änne Colombara (Gesang), Max Krämer (Violine), Afrem Kinkulktn (Cello). Am Flügel: Fr. Sammler. 4- 11.30: Psingfifeier. Mitwirk.: Eva Jekelius- Lißmann und Gerhard Jekelius (Gesang). H. Bassermann (Violine). F. Scherte! (Violoncell), Oswin Keller (Klavier). Am Flügels Alfred Simon. — Anschl.: Zeitangabe und Wet tervoraussage. 4> 14.00: Erwin Höffner, Dresden: Pfingst liches au« alten mitteldeutschen Zeitschriften und Kalen dern. 4- 15.00: Schallplattenkonzert. — Anschl.: Funkwerbe nachrichten. 4- 16.00: Zersungene Lieder und einige spannend« Kapitel aus der Bücherei von Tante Meta. Spielleitung: H. P, Schmiedel. 4> 17.00: Orchefterkonzert. 4> 19.00: Übertra gung auS dem Reuen Theater, Leipzig: „Bajazzo." Musik von Leoncavallo. „Eavallerla rupirana." Musik von MaScagui. 4- 22.00: Zeitangabe, Pressebericht, Bekanntgabe des oWnHstmonia^Sprogramms und Sportfunk. — Anschl. nz « Montag, 20. Mal (Pfingstmontag). 8.30: Orgelkonzert aus derLeipziger ThomaSktrche. Orga nist: Günter Ramin. 4- 9.00: Morgenfeier. Mitwirk.: Stephan Kaposi (Gesang), Walter Heinze (Oboe), K. Schäfer (Fagott). Am Flügel: Fr. Sammler. 4> 11.00: .Dr. Martin Härting. Leipzig: Die nutzbaren Lagerstätten 4- 11.30: Mastenchor- gesang. Übertragung auS Halle a. d. S. anläßlich des Buch druckersängertages. Ausfuhrende: Die Buchdruckersänger chöre Mitteldeutschlands (Leipzig, Dresden, Erfurt, Kassel, Altenburg, Chemnitz, stgerltn usw.). Leitung: Schwendler, Halle, und Dietze, Leipzig. — Anschl.: Zeitangabe. 4- 13.00: Dipl.-Sk. Theo Kromer, Leipzig: Landwirtschaft und Ge nossenschaftswesen. 4- 13.30: Oswin Sebald, Leipzig: Kletn- gartendaueranlagen. 4- 14.00: Stimmen der Auslandspresse. — Danach: Auslandsspiegel. 4- 14.30: Schallplattenkonzert. — Anschl.: Funkwerbenachrichten 4- 15.30: Klaviersonaten ge- spielt von Dr. Alf Restmann, Leipzig. 4- 16.30: Übertragung des Hauptkonzertes des Sondershäuser Verbandes Deutscher Sängcrverbindungen anläßlich des Verbandsfestes in Son dershausen. Ausführende: Eva Liebenberg (Alt), Aug. Bader, Gota-München (Bariton), ar. und kl. Chor des Sondershäuser Verbandes, Akademischer Gesangverein Würzburg (4a), Aka demischer Gesangverein München und Studentische Sänger verbindung Gota-München, Studentengesangverein der Ge orgia-Augusta. Göttingen, das staatl. Loh-Orchester, Sonders hausen. 4- 18.00: H. v. Wedderkop, Berlin, liest aus seinem neuesten Werk: Das Buch von Paris. 4- 18.30: Geh. Reg.-Ral Prof. Dr. Robert Bruck, Dresden: Lebensschicksale bildender Künstler. 1. Bernhard Paltsfy 1510—1589, Joh. Friedr. Böttger 1662—1719. 4> 19.00: Übertragung aus dem Deutschen Nationaltbeater, Weimar: „Paganini." Operette in drei Akten. Musik von Franz Lehär. Violtnsolo: Konzertmeister W. Müller-Crailsheim. — Anschl.: Zeitangabe, Pressebericht und Sportfunk. — Darauf bis 24.00: Tanzmusik. DienStag, 21. Mai. 12.00: Schallplattenkonzert. 4- 14.10: Neuerscheinungen auf! aem Büchermarkt. 4- 15.15: Musikalische Kaffeestunde (Schall- olattenkonzert) mit Funkwerbung. 4- 16.30: Operettenmufik. Solisten: Gertrud Rößner und Fritz Kaulvers (Gesang). Das Leipziger Funkorchesteer. 4- 18.05: Frau Dr. Else Ulich-Beil, Dresden: Luise Otto-Peters, die Vorkämpferin der Frauen bewegung (geb. 26. März 1819 in Meißen, gest. 13. Marz 1895 in Leipzig). 4- 18.30—18.55: Französisch für Fortgeschrittene. 4- 19.00: Dr. Dölter, Dresden: Warum ist mein Kind so schlecht? 4- 19.30: Generalintendant Dr. Ulbricht, Weimckr: Goethes „Faust" auf der Weimarer Bühne. 4- 20.00: Konzert »es Mandolinenorchesters Cartofilax-EstudtaMina. Leitung: Jorgo Cartofilax, Dresden. 4- 21.00: Deutsch« Minne- und Liebeslieder aus fünf Jahrhunderten. Gesungen von Rich. Klewitz, Erläuterungen und Gesangsbegleitung: Dr. Felix Günther. Deutsches Barock. — Anschl. bis 24.00: Tanzmusik