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Der Mittelpunkt der Eruption ist der innere Kegel, der auch „Kleiner Vesuv" oder „Sohn des Vesuv" genannt wird und sich innerhalb des Kraters im letzten Jahre gebildet hatte. Als der Vesuv vor einigen Tagen lebhafter in Tätigkeit trat, nahm der Leiter des Ve^ o-Observatoriums zunächst an, daß der Ausbruch da^ gewohnte Ausmaß der Frühjahrsaus brüche nicht überschreiten würde und innerhalb weni ger Lage zu Ende sein würde. Seine Annahme hat sich aber nicht bestätigt, sondern die Eruption verstärkte sich im Verlauf der letzten Tage. Der Eruptionskegel ist vollkommen in sich zusammengestürzt, und an feiner Stelle hat sich ein feuriger See gebildet, der einen Durchmesser von 70 Metern haben soll. Der Lava strom, der von dem See ausgeht, fließt mit großer Geschwindigkeit talwärts. Der Ausbruch hat einen Um fang angenommen, wie man ihn seit Jahrzehnten nicht erlebt hat. Besonders gibt das außerordentlich rasche Vorrücken der glühenden Lava zu ernsteren Besorg nissen Anlaß. Wahrscheinlich wird man gezwungen sein, hinter Lerzigno, wo der gefährlichste Punkt liegt, Mauern zu errichten, um entweder den Lavastrom ab zuleiten oder wenigstens seine Wirkung einzudämmen. Der Ort Terzigno selbst dürste, wenn nicht ein Still stand in dem Ausbruch eintreten sollte, dem Unter gänge geweiht sein. Die bisher ausgeflossene Lavamenge wird aus acht Millionen Kubikmeter geschätzt, d. i. etwa die Hälfte der Menge, die bei dem großen Vesuvaus bruch im Jahre 1906 ausgeworfen wurde. Die Rauch säule des Vesuv war weithin zu sehen. Aus einigen in nächster Nähe des Vulkans gelegenen Dörfern wird berichtet, daß die ausgeworfenen Lapilli (Gesteine) Ge wichte bis zu einem Doppelzentner und mehr erreicht haben sollen. Die Auflegung in den Vesuvgemeinden P nach wie vor groß, da man eine Wiederholung großer Ausbrüche befürchtet. Zollwünsche der Landwirtschaft, verstärkter Zollschutz für Kartoffeln und Butter ge fordert. Die Deutschnationalc Volkspartei, die Christlich- Nationale Bauernpartei und die Deutsche Bauern partei haben im Einvernehmen mit den Führern der landwirtschaftlichen Spitzenorganisationen Brandes Schiele, Hermes und Fehr im Reichstag zwei Anträge auf vcxstävktcn Zollschutz für Kartoffeln und Butter eingebracht. Danach soll der Zollsatz für einen Dop pelzentner frische Kartoffeln in der Zeit vom 15. Februar bis 10. September auf 4 Marr und in der Zeit vom 11. Sevtember bis 14. Februar auf 2 M. festgesetzt werden. Der zweite Antrag verlangt die Festsetzung des Zolles für einen Doppelzentner But ter, frisch, g-nalzen oder eingeschmolzen auf 80 M sowie folgende Ergänzung oes Paragraphen 1 Abs. L des Zolltarisgcsetzes vom 25. Dezember 1902: „Bei Butter, frisch, gesalzen oder eingeschmolzen nickt unter 60 Mark je .Doppelzentner." WeS Fuß wär' niemals fehlgesprungen? Wer lief nicht irr auf seinem Lauf? Blick hin aus das, was dir gelungen, f Und richt« l» dich wieder aM. ? Th- Fontane. Volkswirtschaft. H Die Lag« am Arbeit-Markt im «eich. Nach dem Bericht der Reichsanstalt für die Zeit vom 27. Mat bis 1. Juni 1929 setzt« sich die Auswärtsbewegung des Arbeits marktes in der Bertchtswoche noch in allen Landesarbeits- amtsbeztrken fort: sie war am stärksten in Ostpreußen, Nie dersachsen, Schlesien, Mitteldeutschland, am schwächsten in der Nordmarr. Die Zahl der Hauptunterstiitzungsempfän- «r in der versicherungsmStziaen Arbeitslosenunterstützung »ng im Mat um etwa 300 000 zurück. Gegenwärtig (L Funi) dürfte ihre Zahl nah« an 800 000 liegen. Tagungen und Versammlungen. O Tagung der staatlichen «uchprüftr. Vom 14. bis 16. Juni 1929 findet in Leipzig, Hotel Sachsenhof, Jo- hannfsplatz, di« Jahrestagung des „Bundes der Sachver ständigen im Buch- und Betriebsprüfungsdienst der Reichs- Nnanzverwaltung e. V. (Berlin)" statt. Dieser Bund ist Vie Standes- und Fachorganisation der beamteten Buch prüfer der Reichsfinanzverwaltung. Neben der Behand lung reiner Standesfragen werden aktuelle Steuerprobleme erörtert werden. Außerdem soll die Tagung Gelegenheit bieten, in allgemeiner Aussprache mit Kaufleuten, Wirt- schaftspraktikern, Steuerberatern, Bücherrevisoren usw. die Fragen der Ausgestaltung und der Handhabung des staat lichen Buchprüfungsdienstes einer Klärung entaeäenzufübren DaS Attentat in Oldenburg. Auf das Landesfinanzamt in Oldenburg wurde kürz lich von Unbekannten ein Anschlag verübt. Im Ge bäude explodierte eine Bombe, wodurch ein größerer Sachsa entstand Handelsteil. — Berlin, den 5. Juni 1929. Am Devisenmarkt notierte London wieder etwas fester. Am Effektenmarkt blieb di« Börse auch heute fest, doch nahm die Umsatztätigkeit nur vorübergehend größe ren Umfang an. Kurz vor Schluß setzte sich noch eine neue Erholung durch. Am Rentenmarkt herrschte die seste Tendenz ebenfalls vor. Am Geldmarkt war Tagesgeld wieder etwas billiger. Die Sätze für Privatdtskvnt waren unverändert 7Vs Prozent, desgleichen der Reichsbankdiskont. Am Produktenmarkt setzte sich die Aufwärts bewegung der Preise für Weizen, Roggen und Hafer auch heute in scharfem Tempo fort. In Mehl war das Geschäft ebenfalls lebhaft. Devisenmarkt. Dollar: 4,19 (Geld), 4,198 (Brief), engl. Pfund: 20,316 20,356, holl. Gulden: 168,25 168,59, ital. Lira: 21,93 21,97, franz. Franken: 16,375 16,415, Belgien lBelaaU 58.15 58.77. sckweiz. Kranken: 80,625 80,785, Mitteldeutscher Rundfunk. Freitag, 7. Juni. 12.00: Schallplattenkonzert. 4- 15.15: Stunde der Haus frau mit Funkwerbung und Schallplatten. 4- 16.30: Musika lische Ländcrbilder. Mitwirk.: Lotte Meusel (Gesang), Max Krämer (Violine), Dr. Alf Nestmann (Klavier). Begleitung: Alfred Simon. 4- 18.05: Sozialversicherungsrundfunk. * 18.30: Englisch für Fortgeschrittene. 4- 19.00: Pros. Waller Petzet, Dresden: .Brahms Beziehungen zu Vorgängern und' Zeitgenossen." 4° 19.30: Dr. van Kempen, Dessau, „Deutsche Baukunst seit 1900." 4- 20.00: Nationalhymnen europäischer Völker. Das Leipziger Funkorchester. 4- 21.00: Ludwig Hardt mit eigenem Programm Gedenktage für den 7. Ium. , s Der Phvsiker Joseph v. Fraunhofer in Mans chen (* 1787) — 1840 -f König Friedrich Wilhelm Hl. vH Preußen (*. 1770) — 1843 -f Der Dichter Friedrich Höldev- lin in Tübingen (* 1770) — 1905 Aufhebung der Unloft Norwegens mit Schweden — 1919 f Der Großadmiral Hen ning v. Holtzendorff in Prenzlau (* 1853). werfen und Diskuswerfen erringen. rr Das Davispokalfpiel Amerika-Kuba endete StO fW Amerika, das nun gegen den Sieger der Europazone aM treten muß. rr Westtxutschlands F«ßbal»-M«isterschast wird am Müh sten Sonntag in Ellen zwischen Schalke 04 und Meidertchtz S.V. entschieden. Am glichen Tage wird in Wanne h« Z^ger der Rund« Ler Zweiten zwischen Schwarz-WW Essen und Kurhessen-KassÄ ermittelt. rr Kür d«n Schmeling—Paolino-Kampf am 27. Juni in New Bork werden Eintrittskarten im Gesamtwert voft fünf Millionen Mark ausg«geb«n. (27-30). Lupinen blaue 17,50—18,50 (17,50-18,50), gelb« 24-25 (23-25). Serradella neu« 60-64 (60-64). Raps kuchen 18,50 (18,50). Leinkuchen 21,20-21,60 (21,20 bis 21,60). Trockenschnitzel 11,60 (11,80). Sojaschrot 18,20-H (18,26-19). Kartosfelflocken 15,40—15,80 (15,40-15,86). Kisch-Grotzhandelspreise. Amtlicher Marktbericht der Städtischen Markthallen- Direktion Berlin. Lebende Fische (für 56 Kilo). HÄtzl unsortiert 96—105, groß-mittel 80—85, Nein 110—12m Schleie Portion^- 116-120, unsortiert 90—100: Aa« unsortiert 146—160, groß 150—155, groß-mittel 160, 170—187, klein 90; Bunte Fische unsortiert 35—40, groß 70; Karauschen groß 100—111, klein 70—80 Schlachtviehmärkte. BreSla«, 5. Juni. Preise für 50 Kilo Lebendgewicht in Reichsmark: Ochsen (126) 24-54, Bullen (324) N bis 54, Kühe (423) 15-49, Färsen (110) 32-54, FrefkZ (15) 36-42; Kälb«r (1085) 1. -, 2. 76-80, 3. 66-6H 4. 52-56; Schafe (584) 32-64; Schweine (2946) 1. 2. 78, 3. 78, 4. 75-77, 5. 73—75, 6. —, 7. 67—70. — Marktverlauf: Schafe langsam, sonst glatt. Hannover, 5. Juni. Preise für 1 Pfund Lebendgewicht Pfennigen: Ochsen (15) -, Bullen (156) 48-57, KM (313) 26-52, Färsen (64) 43-58; Kälber (491) 1. —/L 74-88, 3. 60-76, 4. 46-55; Schafe (186) 45-bsf Schweine (1731) 1. 76, 2. 71-73, 3. 72—73, 4. 6« 5. 68, 6. —, 7. 60—63. — Marktverlaus: Schafe lang sam, sonst mittel. Sport. Arnold Merken s Modell Roman von Anna Fink ^Oop^rixdt dx I'rsu killt, 0rs»äöL-I^udsgL»t, Lrsworstr. Lt (1. Fortsetzung) Lin zarter Teeduft durchzog das Atelier: Peter hatte Änen großen Topf Tee ausgebrüht. Er schaute sich nach seinem Freunde um. Dieser stand, -t« Hände in die Taschen versenkt, tiefsinnig vor seiner Drehscheibe und betrachtete sein Werk. » Peter trat neben ihn. „Das wird ein feines Ding, Arnold!"' sagte er an erkennend zu dem Freund. Zum ersten Mal seit seiner Anwesenheit schaute der ihn richtig an. „Meinst Du auch?" fragte er kurz. " „O ja , ganz gewiß!" antwortete Peter Looser. -Weißt Du, ich verstehe ja direkt nichts von der Kunst, aber ich weiß doch immer, ob mir was gefällt, — sozusagen ans der, greift, oder nicht. Und diese Plastik hier, dieser in An dacht versunkene, knteende Mensch, wird fabelhaft." Arnold Merten legt« dem Freund mit einer raschen, impulsiven Bewegung die Hand auf die Schulter. „Ich wollte, alle Mensche« empfänden so unverbogen und natürlich wie Du", sagte er mit einem unterdrückte» Seufzer —, „dann wäre manche» besser." Peter wußte, wa» der Freund damit sagen wollte. „Da, steh Dir dte anderen Arbeite« an von mir: diese« Kopf eiye» alten Manne»", hier den Akt eine» schreitenden Jüngling» e» sind gute Axhettev, ich weiß e», und keiner kauft siel" — — Peter hatte sich nach den beiden ksrbejten umgedreht. „Meinst Do etwa auch, daß sie zwar sehr interessant, aber zu abstrakt und wesenlos seien? O, wie ich da» Wort .Interessant" hasse", führ er leidenschaftlich fort , „dieser blöde Or Fritsch, der da neulich in der Ausstellung dte Arbeiten kritisiert hat und selber so viel davon versteht, wie -er Esel vom Shimmy!" Und Arnold fuhr sich verzweifelt durch den blonden Schopf. Peter Looser schüttelte den Kopf, so, als ob er mit sich nicht ganz im Klaren wäre. „Dir scheinen die Arbeiten da verflucht wenig ans Her zu greifen", sagt« Arnold bissig. „Arnold, nun laß doch das mal l Wtr sprechen später drüber —, letzt komm her! Merkst Du was?" Und er drehte den Freund sanft herum, so daß er den gedeckten Tisch zu Gesicht bekommen mußte. „Gott im Himmel, Junge — das ist ja herrlich, — ich glaube, ich habe einen kannibalischen Hunger", legte Aryold los. „Du bist wirklich ein lieber Kerl, Peter!" Dieser sah wie ein strahlendes Kind aus, dem eben ein fabelhaftes Geschenk gemacht worden ist. Er drückte Arnold auf den einen Stuhl und sagte lächelnd: „Bitte, lange -ul Weißt Du, ich wollte gern wie der einmal mit Dir zusammen Tee trinken «nd da habe ich was zurecht gemacht. Ich hab' Dich -och seit ein paar Wochen, in denen ich zu Hause war, nicht zu sehen be kommen. Und schreiben tust Du ta doch nicht!" Letzteres kam leicht vorwurfsvoll heraus. „Latz gut sein, Junge, Du weißt doch, da» liegt mir nicht!" Und Arnold machte sich mit wahrem Heißhunger über ein Brötchen her. Plötzlich griff er sich an dle Stirn und sprang auf „Entschuldige, ich habe wohl etwas zu rasch gegessen, — mtr ist nicht ganz wohl!" Peter griff thm stützend unter die Arme. „Komm, lege Dich ein wenig nieder und erhole Dich", fagte er zu dem Freund und brachte ihn zu der Matratze. Stöhnend lag Arnold da. „Mir ist so hundeelend, mach doch da» Fenster etwas auf", bat er mit schwacher Stimme den Freund. Der gehorchte und schob thm rasch noch ein Kissen unter den Kopf. „Das ist schauderhaft, ich kriege keine Lust", flüsterte Arnold und rang nach Atem. Peter wollte den Arzt holen. „Ach, laß -och, — ich bitte Dich! — WaS -er sagt, — weiß ich auch so: Ueberanstreugung, Unterernährung. Im übrigen kaust er mir doch nichts ab", sagte Arnold bitter. „Herrgott, geht es Dir so schlecht?" sagte Peter er schüttert, — „ich sah neulich Deine Mutter und die meinte, es ginge Dir ganz gut." „Ja, soll ich ihr vielleicht noch die Ohren volljammern, wo sie selber Heimarbeit macht, bloß um sich und ihre krüpplige Schwester burchzubrtngen", fuhr Arnold auf. „Wovon hast Du die letzten vier Wochen gelebt?" fragte Peter. Arnold lächelte. „Latz doch, Peter, ein bißchen Tee und Brot " „Ja", fuhr der sanftmütige Peter auf, — »ich weiß schon , aber daß Du mtr mal einen Ton davon sagtest, dazu bist Du zu großartig!" „Aber Peter, Du hast -och selbst nichts", versuchte Arnold ihn zu beruhigen. „Lieber Gott, — was tut denn Las, wenn man mal etwas krumm liegt —, das geht vorüber. Nun wollen wtr etwas essen, und laß bloß da» Vergangene ruhen!" Peter kannte diesen Ton an seinem Freunde, der an- zeigte, -atz dieser unter keinen Umständen die Angelegenheit wieder zu berühren wünschte. O ja, Peter wußte Bescheid, — er hatte schon einmal mit Arnold eine böse Auseinander setzung gehabt. lFortsetzung folgst