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oacrsro» (»7. Fortseyvng.) Karner lebte in Deutschland. Ist, Thüringer Land hatte er sich einen Landsitz gekauft und wollte dort im Kreise der Freunde seinen Lebensabend beschließen Als Wladimir Rostoff 90 Jahre alt wurde, beschloß Mar tin Karner den Freund, zusammen mit Han« Hallendach — auch er war mit seinen 81 Jahren noch rüstig und stand noch dem deutschen Karnerwerk vor — zu besuchen Als es bekannt wurde, rüstete sich ganz Moskau den großen Karner zu empfangen. Und nicht nur Rußland-rüstete, nein, die ganze Welt wollte den großen Tag feiern. Die Völker, die einst in Knechtschaft lebten, sie sandten starke Delegationen nach Moskau, um dort den großen Karner zu empfangen und ihn und seine Freunde zu feiern Als Karners Extrazug in Moskau einfuhr, da schrillten die Sirenen der ganzen Stadt und als die Minister der russischen Regierung, an ihrer Spitze der ehrwürdige Greis Wladimir Rostoff mit seinen stattlichen Söhnen Martin Karner, als er den Extrazug verließ, in tiefer Bewegung umarmte, da läuteten die Glocken der ganzen Stadt. Das Volk fiel auf die Knie. Und unter den dröhnenden Klängen aller Glocken von Moskau verließ Karner mit Wladimir Rostoff, Hallenbach und Rostoffs Söhnen, geleitet von den Vertretern der Ne- giepung, den neuen Hauptbahnhof von Moskau. Als ihn das Volk, das draußen auf ihn harrte, sah, scholl ein einziger Schrei der gewaltigen Massen empor zum Himmel. Karner blieb auf der obersten Stufe der breiten Treppc stehen und sah auf das Volk von Moskau. Er dachte in dem Augenblick daran an die Stunde, da ei einst als Heimatloser nach Moskau gekommen war, als ihr wie heute der Jubel der Massen begrüßte. Damals war es ein qualvoller Aufschrei gewesen, der ihn empfing, ein Auf schrei, in dem eine inbrünstige Bitte war. „Hilf uns!" Heute war es ein einziger Iubelton, der aus dankerfülltem Herzen kam. Die Herzen der Menschen bebten, als sie die drei würdiger Greise schreiten sahen, die ihr Herz und ihre Kräfte der Menschen gaben, die das Unmögliche vollbracht und die Well srei gemacht hatten. Unbeweglich standen die Massen. Am liebsten wären sie zu dem »roßen Karner gestürzt unt hätten leine Hände geküßt in überströmender Dankbarkeit Aber es war ein so großes Gefühl der dankbaren Ehrfurcht daß sie es nicht wagten. Der Wagen stand bereit. Aber Karner schüttelte den Kopf. „Nein, Wladimir Rostoff, mein Freund! Der große Goll über uns gab uns noch Kraft und Gesundheit, trotz unsere: Jahre die unser Haar erbleichen ließen Laß uns vorbei schreiten an den Menschen deren Herzen uns grüßen " > Gern war der Neunzigjährige Staatspräsident bereit dazu Es mar ein erschütterndes Bild, das den Tausenden uni , Abertausenden die Augen feucht werden ließ, als sie hie dr« ! greisen Männer die Straße schreiten sahen. Herzlich dankten sie für die Ovationen, die ihnen gebracht ' wurden. s Da begannen mit einem Schlage die Militärkapellen von ganz Moskau zu spielen. Mit einem jubelnden Marsche be grüßten sie ihn. Vor dem Palaste standen die Delegationen von 97 Völkern der Erde, die noch vor Jahrzehnten unterdrückt waren und die ihre Freiheit Karners großem Werke verdankten. Als sie Karner sah. wallte selige Freude in seinem Herzen auf. Er schritt die Reihen ab und sprach mit den Männern, die er zum großen Teil persönlich kannte. Zu dem uralten Kabylen, der noch den Freiheitskamps gegen die Spanier mitgemacht, der damals so unglücklich geendet hatte, sprach er: „Sage mir, Cabas-y-scytla, wie geht es deinem Volke. Hat es den Segen der Freiheit erkannt Und ist es ihrer würdig?" ' Der Alte krümmte den tiefen Rücken und sagte in fran zösischer Sprache: „Großer Karner, meine Brüder beten dich an. Du hast befohlen, daß die Menschen schaffen ,ollen. Meine Brüder lieben dich wie den großen Propheten und dein Wort ist ihnen Befehl und Richtschnur. Wir haben den Strom des Wassers in die Wüste geleitet und unser Land wird fruchtbar und gedeiht. Glücklich werden sein unsere Kinder und Kin deskinder bis in alle Ewigkeit." „Ja!" sagte Karner überwältigt. „Ihr werdet das Glück als Helles Licht in euren Hütten haben, wenn ihr das gött liche Schaffen nicht vergeßt. Glück dir und den Deinen, mein Freund " Und so sprach er mit allön. In zehn Sprachen wohl unterhielt er sich mit den Ver tretern der verschiedensten Rassen und für alle hatte er ein herzliches, warmes Wort. Man mochte meinen, wenn man in den Augenblicken hinter Karner stand, daß die Welt eine einzige Gemeinschaft von liebenden Brüdern sei. Drei Tage blieb Karner und drei Tage feierte Moskau den größten Mann aller Jahrhunderte, der durch seine Kraft die Welt bezwang, die das verlorene Herz der Menschheit wieder gefunden hatte. Am dritten Tage erhob sich Karner sehr früh und verließ mit Rostoff und Hallenbach zusammen ungesehen Moskau. Als sie die Stadt hinter sich hatten, verließen sie den Wagen und schritten zusammen die Straße entlang, bogen dann nach rechts und wanderten zwischen den wogenden Ge treidefeldern einher. Die keusche Morgenstille umfing die schweigsamen Wan- < derer. ! Bis Karner das Schweigen brach. „Wir sind alt geworden, meine Freunde," sagte er leise- ! „umere «mm« Wtrv ntM M. Wer »och gibt uns Die unbegreifliche Gnu: des HHMäls da» große Glück, leben zu dürfen Hart war so öst unsere Straße. Manchmal drohten wir zusamnienzubrecheN unter der Last. Aber wir halsen es geschafft Und wißt ihr . . was mich, wenn ich schwach war, immer wieder stark gemacht hat? Die Mutter Erde! Wenn ich, wie heute mit euch zusam men, in der üual meines Herzens zwischen den Getreide feldern einherschritt, wenn ich die köstliche Frucht auf den Halmen wogen sah . dann wurde Frieden in mir. Oder wenn ich im Herbst die heiße Stirn gegen di« feuchte, würzige Erde preßte, da war es, als kehre neue Kraft in mir ein- Eine Stimme war um mich, die mir zurief: Sei wie die Erde, so fruchtbar und stark. Sie trotzt allen Gewalten und was du ihrem Schoß anvertraust, sie hegt es, sie läßt es keimen und speist es. Die Erde ist stark Sei wie die Erde. Das hat mich immer wieder stark gemacht. Sie — die Erde — sie ist von Gott. Sie ist nicht Menschenwerk — sie ist ewio und unvergänglich " Die Augen der drei Freunde trafen sich. „Ich liebe den Maun, der den Acker bebaut, nicht anders wie den ärmeren Bruder, der in den Städten, in den Häusern von Stein droht zu vergessen, daß die Mutter Erde sein« Urheimat ist Aber ich . . halte den Beruf des schaffenden Landmanns als den höchsten von allen Berufen. Ost fühl! er es selber nicht, daß sein Schaffen und Arbeit Dienst an Gott ist und zugleich der größte Dienst am Menschen. Wenn ich's vermocht hätte, meine Freunde... ich hätte die Städt« hinweggefegt und hätte jedem einzelnen von ihnen auf ein« Scholle gesetzt, hätte ein Gesetz gemacht, das lautet: Du sollsl den Boden bebauen. Und wenn er klein ist. wenn es nur ein Stückchen Land wäre." Da legte Wladimir Rostoff, der Neunzigjährige, seine Hand auf Karners Schulter. „Martin . . du wirst vergehen, wie wir vergehen, aber dein Werk und dein Wille triumphieren über Zeit und Ewigkeit. Die Menschheit war im Begriffe sich zu verlieren, das mechanische Zeitalter drohte die Seelen zu ertöten. Du bist gekommen, der Welt wie ein zweiter Heiland. Und so, wie die Welt das große Wort Jesu Christi: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst" nie vergessen wird, so wird es immer erfüllt sein von deinem Geiste, wird an dein Wort denken: Du sollst schaffen, du sollst den Boden bebauen, daß er Frucht trägt Denn damit, Martin, erschöpft sich unser Leben und Streben. Du hast der Menschheit das heilige Evangelium der Arbeit in die Herzen gepflanzt und das . . das Martin, war deine größte Tat" Sie schritten weiter den Weg. Bauern kamen ihnen entgegen, mit Sensen und Rechen. Erntezeit! Sie sahen die drei Greife von weitem. Hielten an und dann stürzten sie zurück ins Dorf. Als sich die drei Männer dem Dorse näherten, kamen ihnen oie Bauern mit ihren Weibern und Kindern entgegen und boten ihnen, geführt von dem Popen, Brot und Salz. Ehrfurchtsvoll nahmen die Männer das Gebotene. . lSchluß folgt.) DWteui»art*« all« Al lt*»«l di« »o» Lal Schn»,