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«rtteps Lett»«» »er 9S. Jahrgang Montag, am 3. Juni 1929 Nr. 126 Anzeigenpreis: Die 42 Millimeter breite Petttzeile 2V ReichSpfenntge. Eingesandt »nd Reklamen 80 Reichspfennige Bezugspreis: Für «inen Monat 2.20 RM. mit Zutragen, einzelne Nmmnern 18 Reichs- Pfennige :: Gemeinde - Verbands - Girokonto Nr. 3. Fernsprecher: Amt DIppowiswald« Nr. 403 :: Postscheckkonto Dresden 12 848 WeitzeritzZeilung Tageszeitung m» Anzeiger stir DiMoMswalde, Schmiedeberg all. Am 4. Juni 1V2S, vormittags 10 Uhr, sollen in Dippoldiswalde versch.Wohuungsmöbel,1 Herren-Wintermantel, 1-erren- Anzug (grau), S o» braune« Herrenstoff, 20 in Zwirnstoff meistbietend gegen Barzahlung versteigert werden. Sammelort der Bieter: Gerichtlicher Bersteigeruugsraum. Der «erichtsvollzieher des Amtsgerichts Dipooldiswalde. Gesperrt wird wegen Massenschuktes die Straße von Glashütte nach Ditters dorf auf die Zett oom 4. bis 8. Juni 1929 für allen Fährverkehr. Der Verkehr wird während dieser Zeit über Börnchen bez. Rackenhain verwiesen. - „ , . Dittersdorf, 1. Jun, 1929. Der »emelnderat. Oertliches und Sächsisches. Dippoldiswalde. Nach den schönen letzten Maiensonntagen war der gestrige erste Juni-Sonntag nicht so voll befriedigend. Schon morgens war es dunstig, ein schlechter Wind wehte, die Sonne hatte einen matten Schein. Trotzdem war ein guter, wenn auch nicht überaus starker Verkehr auf Bahn und Strotzen. Ein Großteil der Grohstädter hatte wohl eine Fahrt nach Meißen zur Jahrlausendfeier dem Ausflug ins Gebirge vorgezogen. Am Spätnachmittag setzte Regen ein, der die Ausflügler zeitig heimwärts trieb, der für die Fluren aber überaus notwendig war. Heute hält der Regen zeit weise an und beeinträchtigt damit stark den Ausflug der Sattlermeister ins Gebirge, die von der gestrigen Tagung noch hier verblieben sind. W — Sonnabend nachmittag 4,40 Uhr überflog ein Doppeldecker unsere Stadt und entfernte sich dann nach mehreren Echlelfen- fahrten in Richtung Pirna. Dippoldiswalde. Ein Kraftfahrzeugunfall, der außer er heblichen Sachschaden noch sehr glimpflich ablief, ereignete sich am Sonntag vormittag nach 9 Uhr an der Ecke obere Mühl- straße—Brauhofstraße. Ein hiesiger Motorradfahrer, der vom Markte kam und vorschriftsmäßig rechts die Straße passierte, fuhr direkt in ein von der Brauhofstraße kommendes Personen auto hinein, das die Ecke links ganz unvorschristsmäßig schnitt. Es gehörte einem Dresdner Herrn, der zur Sattlertagung kam. Der Motorradfahrer wurde vom Rade geschleudert, stürzte auf den Kühler und schlug mit dem Kopse an die Wind schutzscheibe des Wagens an, die in Stücke ging. Er erlitt außer einigen Hautabschürfungen keine nennenswerten Ver letzungen. Das Motorrad wurde am vorderen Teile voll ständig eingedrückt, während das Auto nur am vorderen linken Kotflügel Beschädigungen aufzuweisen hatte. Den Autofahrer trifft die Schuld an dem Unfall. Dippowisrvald«. In der Gartenstraße wurden bei den Grabungsarbetten für die neue Wasserleitung die alten Rohre auf ein Stück freigelegt. Dabei wurden wieder zwei Brüche in dieser Leitung gesunden, die sich rasch so weit erweiterten, daß das Wasser in starkem Strahl herausspritzte und die Massen der Grabenwand lockerten, daß diese hinabstürzten. Infolgedessen mutzte das Wasser, das so nur stundenweise lief, ganz weggenommen werden. Die Bewohner der Garten- stratze sind nun wieder ohne Wasser, können wegen der Echachtungsarbeiten aber auch nicht durch den Wasserwagen bedient werden. — Dem Telunion-Sachsendienst wird aus Prag gemeldet: Vor einigen Wochen haben sich mehrere große reichsdeutsche Reisegesellschaften, die in Deutschland einen umfang reichen Äutobusverkehr unterhielten, an die maßgebenden tschechoslowakischen Stellen mit dem Ersuchen gewendet, es möge ihnen der regelmäßige oder auch zeitlich beschränkte Autobusverkehr in die Tschechoslowakei, und zwar zwischen Nürnberg und Frantsurt einerseits und den wejtböhmischen Kurorten und Prag anderseits, gestattet werden. Gleichzeitig suchte die Kraftwagengesellschaft in Dresden um die Konzession sür den Autobusverkehr zwischen Dresden und Prag nach. Unter den Bewerbern befand sich auch eine der großen in ternationalen Gesellschaften, die vor allem amerikanische Gruppen- reisen durch Europa veranstaltet. Das Prager Finanzmini sterium hat die Durchsührung dieser für den Fremdenverkehr in der Tschechoslowakei dringend notwendigen Pläne zunichte gemacht. Das Ministerium stellt nämlich die Forderung, daß die Autogesellschast 15 Heller je Person und jeden zurück- geleglen Kilometer bezahlen müsse. Außerdem verlangt es eine 30hoige Steuer vom Fahrpreis. Trotz der Fürsprache des Handelsministeriums ging das Finanzministerium von diesem Standpunkte nicht ab, worauf sich die Verhandlungen zerschlugen. Wie wir auf Anfrage erfahren, trifft das Oben- gesagte auf die Gesrflschaftssahrten der Reichspost, die nur bei genügender Beteiligung als Rundfahrten stattsinden, nicht zu. — Der Sächsische Stenographenverband hält vom 15.—17. Juni in Bautzen seine 69. Hauptversammlung ab, die in üblicher Weise mit einem Wettschreiben am Sonntag in der Geschwindigkeit von 140 Silben an aufwärts und mit einem Preisschön- und Richtigschreiben verbunden ist. Die Wettschreibergebnisse werden noch am gleichen Tage, und zwar aus der nachmittags 4 Uhr stattfindenden Festversammlung in dnn Kronensälen bekanntgegeben. Den Festvortrag, dessen Aufnahme und Uebertragung als oberste Abteilung beim Wettschreiben gilt, hält der frühere führende Stolze-Schreyaner Professor vr. Amsel—Berlin über das Thema „Sachsen und Preußen in ihren Beziehungen zur Kurzschrift". Die Tages ordnung für die geschäftlichen Verhandlungen am Sonnabend, dem 15. Juni abends, umfaßt vor allem organisatorische Fragen und Anträge, die eine wesentliche Vereinfachung und Rationalisierung der Wettschreiben zum Ziele haben. Für Montag, den 17. Juni, ist ein Ausflug nach den Schlacht feldern von Hochkirch und nach dem Czorneboh vorgesehen. Dippoldiswalde. Bei der Sparkasse wurden im Mai 74 444 RM. eingezahlt und 47017 RM. zurückgezahlt. Der Zinsfuß für die Spareinlagen beträgt 5 o/o bei täglicher Ver fügung, 6<>/o bei monatlicher Kündigung ünd 7o/o bei ein vierteljährlicher Kündigung. — Die fortgesetzten Bemühungen des Verkehrsamtes der Stadt Chemnitz um Schaffung günstiger Kraftwagenver bindungen nach dem Kammgrbiet des Erzgebirges und weiter nach der Tschechoslowakei haben neuerdings wieder einen erfreulichen Erfolg gehabt. Wie die Kraftverkehr Frei staat Sachsen AG. mitteilt, wird in nächster Zeit eine Kraft wagenverbindung Chemnitz—Annaberg—Bärenstein—Ober wiesenthal mit Anschluß Karlsbad eingerichtet. Die Kraft wagen verkehren in direkten Fahrten zwischen Chemnitz und Oberwiesenthal, von wo aus die Gesellschaftswagen der Karls bader Omnibusgesellschaft Anschlüsse nach Karlsbad vermitteln. Mit dieser neuen Verbindung wird einem schon längst be- steheUden Verkehrsbedürfnis entsprochen. Die weiteren Be mühungen wegen Einrichtung eines direkten Verkehrs nach Zinnwald (Teplitz) stoßen dagegen auf sehr viel Schwierig, keilen. Da außerdem infolge der großen Entfernung die Wirt schaftlichkeit einer solchen Verbindung sehr in Frage gestellt ist, muß die Verwirklichung dieses Projektes vorderhand noch zurückgestellt werden. Dasselbe trifft auch für den Grenz überfall bei Moldau zu. Beide Projekte werden auch weiter hin im Auge behalten werden. Oelsa. Am Mittwoch findet in der Schule Molterberatungs- stunde statt. 5elkersüorf. Der Heimatverein veranstaltete am ver gangenen Sonnabend im Kurhaus sein 20. Stiftungsfest in Gestalt eines Münchner Bierfestes, das sich eines guten Be suches erstellte. Unterstützt durch Mitglieder hatte der Wirt Arthur Querner seinen ganzen Räumen durch Ausschmückung ein dem Tittel entsprechendes Gepräge gegeben, dem sich die Mitglieder durch Tragen von Bayerischen Trachten anpatzten. Im kleinen Saale des Kurhauses spielte die Legler-Kapelle flotte Weisen zum Platüer und Walzer aus, denen sich die Teilnehmer fleißig Hingaben. Echt Bayerisch-Spezial in großen steinernen Matzkrügen wurde von waschechten Dirndien ver abreicht. Radi und Salzstangen zur Anregung des Bierdurstes gab es. Ein Leierkasten ließ seine flötenden Töne erschallen, so daß sich gar bald ein lustiges Treiben entwickelte. Wer eine Wagenpartie in den frischen Wald unternehmen wollte, dem stand Fuhrwerksunternehmer Fritz Voigt mit seinem Landauer stets bereit, wo von auch recht Gebrauch gemacht wurde. Auch war der waldige Garten des Kurhauses mit bunten Lampions illuminiert. Im ganzen hatte der Verein keine Mühe gescheut, seinen Mitgliedern etwas zu bieten, und es dürfte auch ein jeder auf seine Kosten gekommen sein. Das sah man an der Stimmung, die Kantor Weber mit einer Rede im Laufe des Abends besonders würzte. Auch dieses Fest hat wiederum dazu beigetragen, d^ß sich neue Mitglieder dem Verein zuwenden, der stets bestrebt ist, das Wohl der Gemeinde zu fördern und der seine Dienste stets in den Dienst der Allgemeinheit stellt. Glashütte. Die hiesige Freidenker-Ortsgruppe hatte am Sonnabend zur Vorführung des von ihr beschafften Auf klärungsfilms der Ufa „Natur und Liebe" eingeladen, der den zahlreich Erschienenen die Entstehung der Lebwesen, ihre Ab stammung voneinander und die Fortpflanzung der Art am Bilde veranschaulichte. Der Film, an dessen Zusammenstellung Berliner und Tübinger Universitätsprofessoren sowie der Leiter der anthropologischen Abteilung des Kaiser-Wilhelm-Jnstituts mitgearbeitet haben, zeigte ferner, daß man entwicklungs- geschichtlich mit Jahrmillionen rechnen mutz, sowie auch die empryonale Entwicklung des Menschen, der alle Phasen seiner entwicklungsgeschichtlichen Vorfahren in den ersten Stadien durchmachte, die Haeckel mit dem biogenetischen Grundgesetz bezeichnet hat. Die wunderhübsch gelungenen Aufnahmen aus dem Reich der Wirbeltiere, Amphibien und Kriechtiere, aus dem Liebesleben der Spinne, der Weinbergschnecke, der Tauben usw. machen ihn einzig in seiner Art. , , Krelfcha. Der Besitzer des Rittergutes Kreischa, Dir. Bo« kemeyer hat vor kurzem neben der Gärtnerei des großen Ge höftes an der Lungkwitz-Hermsdorfer Straße einen Milch garten eingerichtet, wo in einer schmucken Milchhalle tiefge kühlte Milch in Flaschen von V« und >/2 Liter verabreicht wird. Unter den schattigen Bäumen und um diese herum sind viele Bänke gebaut worden, auch hat man ein Gestell zum Ausbewahren von Rüdem angebracht. Der Garten ist von früh bis abends geöffnet und kann bei einbrechender Dunkelheit durch elektrische Lampen erleuchtet werden. Gr bietet jung und alt einen angenehmen Aufenthalt, den wan dernden Schulen Gelegenheit zu Spiel und Tanz und, was die Hauptsache ist, für billiges Geld das beste Volksgetränk, die kräftigende Vollmilch des Gutes. — Die diesjährige (45.) ordentliche Landeshauptversamm lung des Wohltätigkeitsverein „Sächsische Fechtschule" wird am 23. Juni, im Hotel „Deutscher Hof" in Zwickau, abgehalten. Der Zweigverein daselbst begeht zugleich am 22. und 23. Juni das Fest seines 40jährigen Bestehens. Dresden. Wie der „Dresdner Anzeiger" meldet, haben die sozialdemokattschen Landesinstanzen und die sozialdemokratische Landtagsfraktion am Sonnabend eine gemeinsame Sitzung abgehalten und zur Frage der Regierungsbildung Stellung genommen. Die Meinungen über eine Beteiligung an einer Regierungskoalition mit den bürgerlichen Parteien waren sehr geteilt, wie es ja bereits in der sozialdemokattschen Presse zum Ausdruck gekommen ist. Man beschloß, als Kandidaten für den Posten des Ministerpräsidenten wieder dm früheren Vokksbildungsminister Fleißner vorzuschlagen. Gleichzeitig wurden Richtlinien für ein Regierungsprogramm aufgestellt. Diese Richtlinien enthalten die bereits im wesentlichen bekannten sozialdemokattschen Forderungen zu den Einzelfragen der sächsischen Landespolitik und werden als Mindestforderungen bezeichnet. 2m übrigen wurde, wie zu erwarten war, beschlossen, mit Rücksicht auf den erschütterten Gesundheitszustand des bis herigen Landtagspräsidenten Schwarz den Abgeordneten Weckel als seinen Nachfolger vorzuschlagen. — Am Sonntag gegen 7 Uhr nachmittags trug sich auf der Radeberger Landstraße zwischen dem Fischhaus und der Heidemühle ein schwerer Kraftwagenunfall zu. Einer der äl testen Radeberger Aerzte, vr. meck. Paul Kirchner, kam mit seinem Opelwagen aus Dresden. Infolge des eingetretenen Regens war die Straße schlüpfrig geworden. Das Auto ge riet ins Rutschen und stieß gegen einen Straßenbaum. Dabet erlitten die Ehefrau tödliche, l)r. Kirchner und eine mitfahrende Schwägerin leichte Verletzungen. Der beschädigte Kraftwagen mußte abgeschleppt werden. Dohna. Schmer« Verbrennungen erlitt in einem hiesigen Werk ein älterer Arbeiter dadurch, daß ihm beim Oeffnen einest Behälters Natronlomse an den Oberkörper spritzte. Der Besetzte fand Aufnahme im Johanniter-Krankenhaus. Meitze«. Die 1000-Iahrfeler brachte der Stadt «Inen riesigen Zustrom. Die Zahl der zu diesem Feste von außerhalb «ingetroffenen Besucher wird auf 90—100000 geschäht. Bemerkens wert zu erwähnen dürfte noch sein, daß sich trotz des gewaltigen Verkehrs keinerlei nennenswert« Unfälle ereignet haben. Radeberg. 3n der Gepäckaufbewahrungsstelle des Per sonenbahnhofs Radeberg hat ein Hilfsladeschassner Unehrlich keiten begangen. Es sind Erpreßgutpakete und Handgepäck- stücke, die zur Aufbewahrung abgegeben worden waren, be raubt worden. Freiberg. Ein Motorradfahrer, der aus der Petersskaße kam und nach der Chemnitzer Straße fahren wollte, verfehlte die Richtung und sauste geradeaus die Freitreppe am Schwe dendenkmal hinab. Er, wie sein Sozius, kamen mit leichten Verletzungen davon. Künaberg. 2n einer abseits stehenden Feldscheune wurde von der Polizei in früher Morgenstunde eine Razzia vorge nommen, wobei sieben verdächtige Männer im Alter von 25 bis 30 Jahren sestgenommen wurden. Die Verhafteten» unter denen sich auch Ausländer ohne Personalausweis be fanden, wurden dem Gerichtsgefängnis zugeführt. Zwickau. Ja bem Fabrikotionsroum der Dachpappenfabrik von Johannes Blumer Im Norden der Stadt brach am Freitag - nachmittag ein Brand aus, >der sehr schnell auf di« Lagerräume Übergriff. Der Zwickauer Feuerwehr, die beim Eintreffen den Fabrikattonsraum und die Niederlage als ein einziges Flammen meer antraf, gelang es trotz des leicht brennbaren Materials in kurzer Zeit, den Brandherd abzuriegeln, "das Feuer nlederzu- kämpsen und damit die große Gefahr des Uebergreisens auf die Teerdesttllatlvn zu beseitigen. Die Entstehung des Brandes ist ver mutlich auf ein« Entzündung «xplosiebler Gase zurückzuführen. Dev Schoden ist ziemlich groß. (Vetter für morgen: Nachdruck verboten! Vielfach lebhafte Winde aus westlichen Richtungen, vorwie gend trüb, Temperatur-Verhältnisse wenig geändert, zeitweise Niederschläge.