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Hindenburgs Antwort an Sachstn. Reichspräsident v. Hindenburg hat auf daS ihm von -er sächsischen Staatsregierung übermittelt« Begrttßungstelegramm wie folgt geantwortet: „Für die mir aus Anlaß der Tausendjahrfeier der Burg und Stadt Meißen übermittelten freundlichen Grüße sage ich ihnen, Herr Ministerpräsident, und der sächsischen StaatSregierung meinen aufrichtigen Dank. An diesem für das Land Sachsen so bedeutsamen Erinnerungstage gedenke ich der rühm- und schicksals reichen Vergangenheit des Landes und wünsche von ganzem Herzen, daß ihm nach den schweren Kriegs- und Nachkriegsjahren nun eine Zukunft ruhiger und friedlicher Weiterentwicklung beschieden sei, die die Wunden der Vergangenheit heilen und die arbeitsame sächsische Bevölkernng zu neuem Aufstieg und zn Wohlfahrt führen möge. Mit besten Grünen gez. von Hindenburg, Reichspräsid»"^ Der ArbeitsmaM in Sachsen. ««r i« Landwirtschaft und Bergbau starke Nachfrage. Die Frühjahrsentlastung auf dem Arbeitsmarkt hat sich stark verlangsamt, während die Zahl der Hauptunterstützungsempfänger in der Arbeitslosen versicherung vom 30. 4. bis 15. 5. 1929 noch nm 15 682 abgenommen hatte, ist sie vom 15. bis 23. 5. 1929 nur von 113 719 auf 111927 gesunken. An der Abnahme sind in der Hauptsache nur die männlichen Persoven beteiligt. Die Entlastung auf dem weiblichen Arbeits markt ist dagegen so gut wie zum Stillstand gekommen. Fn der Zeit vom 15. bis 23. 5. 1929 zeigt sogar die Zahl der unterstützten Frauen wieder eine leichte Zunahme: nämlich von 39157 auf 39 229. Auch die Zahl der weib lichen Hauptunterstützungsempfänger in der Krisen unterstützung ist von Woche zu Woche gestiegen. Die ungünstige Lage des weiblichen Arbeitsmarktes erklärt sich aus dem anhaltenden Beschäftigungsrück gang des Spinnstoffgewerbes. In der Berichtszeit machen sich jedoch nicht allein konjunkturelle Erschei nungen geltend, sondern die um die Pfingstzeit ein gesetzten Betriebsferien bewirkten ebenfalls ein Nachlassen der Nachfrage. Sehr uneinheitlich ist die Lage -er Strmvpfindustrie. ' Größere Entlassungen und Ausdehnung der Kurz arbeit erfolgten insbesondere in den Bezirken Thal heim, Glauchau und Flöha, während in Chemnitz die Betriebe, die Qualitätsware Herstellen, befriedigend beschäftigt sind. Die Stickerei- und Teppichindustrie im Bvgtlan-e mußte ebenfalls weitere Arbeitskräfte freigeben. Saisonmäßtg belebt ist dagegen die Lage der ostsächstschen Seiden-», Frottier- und Jacquard- wsbereieu und -er Leipziger Kammgarnspinnerei. Während im Bekletdnrmsaewerbe vor dem Pfingstfeste di« Nachfrage nach Fachkräften für die Schneiderei recht lebhaft gewesen war, ging sie nach den Feiertagen »seich wieder zurück, » Die Metallindustrie leidet nach wie vor an A u f- tragsmangel und mußte stellenweise zu Betriebs- Einschränkungen und Entlassungen von Fachkräften schreiten. Im Baugewerbe konnte infolge der immer noch stockende» Finanzierung die Inangriffnahme der Neubauten noch Nicht voll einsetzen, so daß sich die Nach-, frage nach Bauarbeitern in Einigen Bezirken ver zögert. Landwirtschaft und Bergmm benötigen im starken Maße Arbeitskräfte, auch findet darin lebhafte Vermittlung statt, während -er Bedarf der Industrie der Steine und Erden zu einem gewissen Stillstand gekommen ist. Sächsische poM. Gewerkschaftspropaganda für Grohe Koalition. — «ürgerttche und linkssozialistische Widerstände. In der letzten Nummer der Sächsischen Gewerk schaftszeitung ist ein Artikel des Landtagsabgeordneten Arndt erschienen, der die Auffassung der maßgebenden Gewerkschaftsinstanzen Sachsens zur Regierungs bildung zum Ausdruck bringt. Es heißt darin: »Für die Sozialdemokratie ist die Beteiligung an einer Koalitionsregierung gewiß im Augenblick wenig verlockend. Neben den Hemmungen, die in jeder Koalition liegen, läßt die ungünstige Wirtschafts- und Finanzlage die Aussicht auf Verwirklichung wichtiger Arvetterforderungen durch eine Regierungsbeteiligung nicht allzu groß erscheinen. Aber sind denn die Aus sichten hierzu bei einem Verbleiben in der Opposition etwas besser? Diese Frage muß sachlich und nüchtern unter Ausschalten aller Gefühlsmomente geprüft wer den. Infolge der Aenderung der Mehrheitsverhältnisse innerhalb der früheren Koalition und besonders infolge ihrer Abhängigkeit von den Hitlerleuten ist bei einem Versagen der SPD. ganz sicher mit dem Abbau von sozialen und politischen Errungenschaften der Nachkriegszeit zu rechnen. Kann die Sozial demokratie jetzt ruhig zusehen, daß derFaschismus den politischen Kurs im Arbeiterlanb Sachsen bestim mend beeinflußt, daß der Landtag und die Regierung von Hitlers Gnaden abhängen? Abgesehen von dem politischen Wirrwarr, der aus dieser Situation entstehen würde, märe es der schwerste Schlag, den der demokratische Parlamentarismus erhalten könnte. Prüft man die durch die Wahl geschaffene Situation, die Aufgaben des Landtags und alle so«- stige» Umstände sachlich «vd nüchtern, dann muß man z« de« Schlnß komme«, daß die Beteiligung an einerKoalitionsregiernng mit Demokraten und Volkspartei für die SPD. das gegebene ist. In dem Artikel wir- dann noch auf die voraus- slchtlichbn Schwierigkeiten -er Koalitionsverhandlun gen hingewiesen und gesagt: Nach alledem ist es möglich, -aß die Regterungsbilduna in Sachsen längere Zett in Anspruch nehmen wirb. Der SPD. kommt es aber nicht nur nach parlamentarischem Brauch, sondern vor allem im Interesse -er Arbeiterschaft zu, die In 1 tiattve zur Bildung einer Koalitionsregierung zu ergreife» und die notwendigen Verhandlungen mit -er gebötenen Vorsicht un- politischen Klugheit, aber mit -W Willen zum Erfolg -uxchzusühren. , < Trotz dieser Propaganda -er Gewerkschaften für eine Koalitionsregierung sin- die LtnkSsozialisten Sachsens vielfach schroffe Gegner -er Großen Koalition,un- es ist immerhin fraglich, ob -er gewerk* schaftliche Einfluß auf den radikalen Klügel -er SPD. ausreicht, um erfolgversprechende Koalitionsverhan-t lungen einzuleiten. Jedenfalls ist bas Mißtrauen -et bürgerlichen Parteien ebenfalls schwer zu überwindest, die nach wie vor danach trachten, eine neue Regierung zu bilden, die auf der Arbeit der verflossenen Regie rung' aufgebaut ist. Für die rein bürgerl ch« Regierungsbildung dürfte Aussicht vorhanden sem, wenn es den betreffenden Parteien gelingt, in rasche» entschlußfreu-iger Verhandlung eine Einigung zu erreichen. Beim Wäschetrocknen Wo die Verhältnisse es gestatten, wird in der besseren Jahreszeit die Wäsche im Freien getrocknet. Schwer ist es, die Körbe mit der nassen Wäsche zum Trockenplatz zu tragen und praktisch heißt es han deln, zum Transport derselben ein Rädergestell zu benutzen, aus das der Korb gestellt wird. Der Größe des Bodens der Körbe entsprechend werden vier derbe Latten aneinandergefügt, durch Querleisten in der Mitte miteinander verbunden, an den vier Ecken mit breiten niederen Holzrädern versehen und vorn eine kräftige Schnur zum Ziehen angebracht. Zu diesem Transportmittel können auch das Untergestell eines al ten Kinderwagens, eines kleinen Handwagens, auch ausrangierte Räder von Fahrrädern benutzt werden. So ist Gelegenheit geschaffen, die schweren Körbe auf leichte Weise an Ort und Stelle zu bringen und sie je nach Bedarf an den Leinen entlang zu fahren, wodurch, weil die Körbe nicht gezerrt und nicht be schmutzt werden, an Material, durch die ArbettS- erleichterung an Menschenkraft und an Zeit gespart wird. Eine weitere Arbeitserleichterung, die freilich auch für das Trocknen auf dem Boden anzuwenden ist, Wird durch eine Aenderung bei den Klammerbeu teln herbeigeführt, die dem Brauch nach von den Auf hängenden mit zwei Bändern um die Taille gebunden werden, um die Klammern so bei der Hand zu haben. Diese vollen Klammerbeutel sind schwer. Sie schnü ren die Taille ein, lasten auf dem Leib der Arbeiten den und erschweren das Bücken nach den Wäschestücken beim Herausnehmen aus dem Korbe. Biel prakti scher ist es, durch einen breiten Saum oben am Klammerbeutel einen kräftigen Stab zu führen, In dessen Mitte ein starker runder Haken, wie man ihn an Kleiderbügeln hat, eingeschraubt wird. Eventuell kann sogar ein Kleiderbügel für den Zweck verwendet werden. Mit diesem Haken wird der Beutel an die Leine gehängt, braucht nur immer ein wenig wettergescho ben zu werden und die Klammern sind beauem zur Hand. Praktische Ecke. «erdrückte Herrenbeinklewer können auf einfach« und billige Weise selbst ausgesrischt werden. Man spannt sie in einen Bügel und hängt zu beiden Sei ten ein nasses Handtuch aus bezw. fest an den Bügel. Nach 24 Stunden langem Hängen im Schrank habest sich Falten, Druckstellen usw. gelegt und auch anhaf tende Gerüche von Tabak sind verschwunden. Konserviere« von Fleisch. Rind- und Schweine fleisch kann man mehrere Tage konservieren, indem man es mit kochendem Fett übergießt, erkalten läßt und dann zugedeckt ausbewahrt. Das Fett zieht über das Fleisch eine schützende Schicht Koch-Rezepte. Gebackener Stangenspargel. 1 Kilogramm dicke, sorgfältig geschälte Spargelstangen werden zusammen- gebunden, eine Stunde rn Salzwasser gekocht, dann auf ein Sieb geschüttet und etwas nbgekühlt. Unter dessen hat man aus drei bis vier Eiern, drei Löffeln Mehl und drei Löffeln Mich einen nicht zu leichten Eierkuchenteig bereitet, würzt ihn mit Salz und Mus katnuß, taucht die Spargelstangen einzeln hinein und bäckt sie, sorgfältig nebeneinandergelegt, in einer Pfanne mit zerlassener Butter. Die gebackenen Spar gelstangen richtet man übereinander an, dämpft eine« Eßlöffel feingehackter Petersilie in 30 Gramm Butter Eßlöffel seingehackter Petersilie in 30 Gramm Butter, die man mit etwas Würze abschmeckt und über den Spargel gießt. Rührei mit Bruchsparget. 6 frische Eier werden mit 2 bis 3 Eßlöffeln süßem Rahm (Sahne), einem halben Teelöffel Würze, etwas Salz, einer Messer, spitze weißem Pfeffer und einer kleinen Prise gerle- bener Muskatnuß gut abgeschlagen. Dann gibt man etwa 50 Gramm klein zerbröckelter Butter dazu und rührt hieraus auf schwachem Feuer ein recht locke- res Rührei, unter das inan unmittelbar vorher in Salzwasser weichgekochte Spargelstückchen mengt. Da« Gericht muß sofort recht Hertz zu Tisch gegeben werden Die Sprache der wilden Hunde. Neue Forschungen. — Der „Schrei in der Wildnis«. In gewissen Landstrichen Mittel- und Südafrikas machen zahlreiche Meuten wilder Hunde (Lhcaon pictuS lupinus) die Gegenden so unsicher, daß sogar die Rei senden in den Automobilen von ihnen belästigt wev- den. Diese Wildhunde sind außerdem gefährliche Feinde der Antilopen, hinter denen sie ost in Rudeln von vierzig bis fünfzig Stück herjagen; schon während des Laufens reißen die hungrigen Bestien Fletschfetzen aus dem Körper ihrer Opfer. Mit der Beobachtung dieser wildlebenden Hunde haben sich nun in jüngster Zeit mehrere Forscher be schäftigt, die dabei zu dem merkwürdigen Ergebnis gelangt sind, daß sich die Hunde in einer Art Sprache zu verständigen scheinen. Nach den Angaben von Vaughan und Kirby geben die Wildhund« z. B. aan» oesnmmre Laute von flch, wenn die äanze Meute zu sammen auf die Jagd geht. Werden Wildhunde, di« im Buschwerk zerstreut sind, von irgendeinem Ereignis überrascht oder erregt ein Mensch oder ein Tier ihre Aufmerksamkeit, so ertönt zuerst ein kurzes Gebell,' dann folgt ein klarer, bestimmter „Ruf", der den Ein druck macht, als ob er ein Losungsschrei zum Sammel» wäre. Starke Erregung der Hunde äußert sich in einem rauhen gutturalen Kläffen, das sehr oft wiederholt wird, namentlich dann, wenn die Hunde ein Beute tier erblicken und plötzlich aus ihrem Lager ausgejagt werden. Da diesen Beobachtungen jedoch Angaben eines anderen Reisenden, des Forschers Cock, gcgen- überstehen, der die Wildhunde auch völlig lautlos jagen sah, sollte die Frage über die „Sprache" der wild lebenden Hunde jedenfalls noch durch weitere Beobach tungen gefördert werden. Ei« Erholungsheim ver Stadt verli«. Der Magistrat Berlin hat das Hansah aus irr Arendsee (Mecklenburg) angekauft und wird dort ein Erholungsheim für 400 Berliner Kinder einrichten. Es ließe sich alles trefflich schlichten, Könnte mau die Sachen zweimal verrichten. Goethe. Eisenbahnunglück bei Edle Krone? El« anscheinend größeres Eisenbahn-Unglüß Hal sich heut« gegen Mittag bÄLdleKrone zugetragen; von Mppoldis- walde wurde di« Freiwilüge Sanitätskolonne angefordert. Genaues war nicht zu erfahren, da Bahnhof Edle Kron« jed wede Auskunft verweigert. (Vetter kür morgen: Nachdruck verboten! Zeitweise etwas auffrischende Winde aus West bis Nord,, etwas Zunahme der Bewölkung, nachts ziemlich kühl, am Tage nur mäßige Erwärmung, nur unbedeutende Nieder schläge, Gewitter nicht ausgeschlossen Sächsisches. ' Freital. In der Nacht zum Donnerstag, gegen 11.45 Uhr, brach in der Fabrik -er Aktiengesellschaft für Glasindustrie, vormals Friedrich Siemens, in Freital-Döhlen Feuer aus, das einen großen Umfang annahm. Ein Gebäude mit einer Glaswa««e und ei« großer Schuppen brannten nieder. Auch mehrer« Lagcrgebäude wurden von de« Flamme« ergriffe«. Tie Dachstühle wurde« in großem Umfange zerstört. Zur Bekämpfung des Brandes wurde auch di« Dresdner Feuerwehr gerufen. Von dieser wurde e i n Mann durch einen Wasserstrahl im Auge so schwer verletzt, daß er nach dem Krankenhaus gebracht werden mußte. Nach mehrstündiger angestrengter Arbeit gelang es, den Brand zu unterdrücken. Dresden, SO. Mai. Die Nachrichtenstelle in der Staats- Kanzlei teilt mit: Da eine geordnete Staatsverwaltung ein«, alsbaldige Durchberatung und Verabschiedung des Äaats- haushaltplanes für 1929 durch den neugewählten Landtag er fordert, hat der Herr Ministerpräsident auf einen Beschluß -es Gesamlministeriums dem Landtag den Entwurf eines Ge setzes über den Staatshaushaushalt für das Rechnungsjahr 1929 und die Entwürfe -es ordentlichen und des außerordent lichen Staatshaushallplanes für dasselbe Sahr in der Fassung -er Vorlage 77 des vorigen Landtags vorgelegt. Die Regie rung hat sich dabei Vorbehalten, bei den Verhandlungen im Landtag die durch die veränderte Finanzlage notwendig wer denden Aenderungen des Staatshaushaltplanes zu bean tragen. Weiter hat die Regierung in einem Schreiben de» Herrn Landtagspräsidenten ersucht, baldigst einen Beschluß -es Landtags herbeizuführen, durch den -ie Regierung er mächtigt wird, Wer die im ordentlichen Staatshaushaltplan für 1929 eingestellten Mittel für Bauten vor der Verabschie dung deS StaatshauShallplanes zu verfügen, soweit die er forderlichen Mittel vom Finanzministerium bereitgestellt wer- -en können. Der vorige Landtag hatte eine solche Ermäch tigung der Regierung bereits einstimmig erteilt. . Dresden, 30. Mai. Die Evangelisch-lutherische Landes gemeinde hält am Freitag vormittag ihr« nächste Sitzung ab. Die Ausschüsse haben bereits gearbeitet un- legen einige An träge vor. So beantragt -er HauShaltauSschuß, den Entwurf eines Kirchensteuergesetzes für 1929 anzunehmen und das Lan-eSkonsistorium zu ersuchen, bei der StaatSregierung un ter Hinweis auf die neuere.Kirchensteuergesetzgebung in an deren deutschen Ländern, vor allem Preußen, erneut und mit