Volltext Seite (XML)
Tageszeitung mW Anzeiger für Dippol-iswal-e, Schmieöeberg u.U «elkepe Leir»», »er Lerir»« ÄeraniwEÄ« Mtza»i«NL Sek« Sev»e -- - Lm» «nid Derlagr S«r Setz« w Aün»»ttw«aISe. 95. Jahrgang Dienstag, am 28. Mai 1929 z Nr. 121 Anzeigenpreis; Die 42 Millimeter breite Petitzelle 20 Reichspfennige. LingesaM und Reklamen SO Reichspfennige A Bezugspreis: Für «^ 1 mit Zutragen, einzeln« Nummern 15 Aeichs- Pfennig« :: Gemeinde - Bevbands - Girokonto ? Nr. 3. :: Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde ; Nr. 403 :: Postscheckkonto Dresden 12548 Auf Blakt 273 des hiesigen Handelsregisters, betreffend die Firma Gärtner Elektromotorenwerk Inh. Alexander Gärtner in Höckendorf, ist heute eingetragen worden, Sah die Firma erloschen ist. 1 A Reg. 7O/2S. Amtsgericht Dippoldiswalde, am 27. Mai 1929. Oertliches und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die Arbeiten zur Neuverlegung des von den städtischen Kollegien bewilligten Masserleitungsstranges von der Rabenauer Straße durch Kleine Mühlstraße— Gartenstraße bis zur Bahnhofstraße sind jetzt im Gange. Es wird hohe Zeit, daß die Anlage fertig wird, denn die alte Leitung ist fast nicht mehr zu gebrauchen. Sie hat wieder eine Reihe Brüche aufzuweisen, durch die außerordentlich viel Wasser wegläuft, so daß sie nur kurze Zeit des Morgens und Abends unter Wasser gehalten, die übrige Zeit abgeschalten wird. Die Bewohner der Gartenstraße haben nun seit Januar fast keinen Tag ununterbrochene Wasserzufuhr ge habt. Man ist darob verstimmt, auch deswegen, weil man das Malheur deutlich kommen sah und doch beobachten muhte, daß die Stadtverwaltung an eine Neuherstellung nicht recht Herangehen wollte, aber trotz allem, man fügt sich doch und ist gewiß, daß die Kalamität nun bald ein Ende hat. Man hat ein Lächeln für die, die räsonnieren und sich auf plustern, wenn ihnen mal eine Stunde das Wasser abgesperrt wird und sie nicht gleich erfahren können, warum, wieso, wes halb und wozu. Es ist nicht recht, da gleich zu schimpfen — ach nein, es ist ja gar nicht geschimpft, es sind ja nur „Bor schläge zur Besserung", wenn man sagt, es fehlt die Organi sation und der Organisator — zu schimpfen, auf alle die, die amtlich und ehrenamtlich für die Stadt tätig sind. Sie sind in jener schweren Zeit, wo es Nohrbrüche über Rohrbrüche gab, sämtlich auf ihrem Posten gewesen, und haben getan, was sie konnten. Außergewöhnliche Zustände fordern auch außergewöhnliches Handeln, das muß man sich immer vor Augen halten. Da kann man nicht immer erst die Polizei wache, das Mädchen für alles, benachrichtigen, damit auch jedem Frager erschöpfende Auskunft erteilt werden kann. Wie ist es bei der elektrischen Stromversorgung? Der Strom bleibt plötzlich weg und das Elektrizitätswerk muß meist die Antwort geben: Er ist von auswärts abgeschalten. Damit gibt man sich zufrieden. Bei der Wasserversorgung, wo einmalein Stündchen abgeschalten wurde, svll's nicht gehn. Anders aber liegen die Verhältnisse bei den Ausschachkungs- ardeiten für die neue Leitung. Das sind Arbeiten eines Unternehmers, die die nötigen Vorarbeiten zulassen. Aber wie werden diese Arbeiten gehandhabt. Da werden die Massen links und rechts aufgetürmt, werden die Straßen unpassierbar gemacht. Die große Mühlstraße wird von dem nusgeworfenen Graben gekreuzt. Seit Freitag, wenn nicht schon eher, ist das Rohr dort verlegt. Warum wird dort nicht wieder zugefüllt und die Straße dem starken Verkehr nach Paulsdorf—Talsperre freigegeben? Das ist Sache des Unternehmers, dem scheinen aber jene oben bezeichneten Besserwisser nichts anhaben zu wollen. In den L.N.N. sähen wir kürzlich ein Bild «Bergführer bei ihrer Tätigkeit im Baugebiet vor dem Leipziger Hauptbahnhofe". In der Mühl straße und Gartenstraße sind wirklich auch Bergführer nötig, Lie Anwohner und Fremde über die Bergmassen hinweg bringen. Hätte die städtische Bauverwaltung die Arbeiten auszuführen, dann würde man Planken gestellt und dahinter einen Fußgängerverkehr möglich gemacht haben, hätte sicher auch den Verkehr durch die Mühlstraße bereits wieder er möglicht. Und wehe, wenn das nicht geschehen wäre. Man reibt sich eben gern mit den eingesessenen Behörden, nicht aber mit Fremden. Ein schlechter Vogel, der sein eigen Nest beschmutzt. — Der Gelegenheitsarbeiter Fritz Göhler von hier setzte am Montag vormittag seinem Leben selbst ein Ziel. Er er hängte sich auf deM-Scheunenboden des Gutsbesitzers Herm. Straube in Ulberndorf. . — Verschieden« Anfragen aus Kundenkreisen, die die Ferlen- sonderzüge der ReichSdähndirektion Dresden benutzen wollen, geben Veranlassung, ^darauf hinzuweisen, daß die diesjährigen Sommerschulserien im Freistaat Sachsen mit Schluß des Unter richts am Mittwochs den 10. Juli beginnen und am Montag, den 49. August mit Wiederbeginn des Unterrichts enden. — Nach der Berechnung des Statistischen Londesamtes be trägt die sächsische Gesamtindexzahl der Lebenshaltungskosten auf erweiterter Grundlage (Ernährung, Heizung, Beleuchtung- Wohnung, Bekleidung, Verkehr, Körperpflege, Reinigung usw.) im Durchschnitt des Monats Moi 156,6 (Vorkriegszeit — 100). Sie ist demnach gegen di« für den Monat April berechnete Index zahl von 1S7Z unverändert geblieben. 3m Mai 1924 betrug dis Indexzahl 129,4, im Mai 192S 137,5, tm Mai 1926 140,7- im Mai 1928 443,6. Alberndorf. Sonnabendnachmittag ertrank beim Baden In -er Flöha der Sohn Alexander des hiesigen Hausbesitzers und Tischlers Schmidtgen. Er war bei der Fa. Rasmussen in Arbeit und badete mit mehreren Kameraden. Ein Herzschlag dürfte seinem Leben ein Ziel gesetzt haben. Seinen Eltern, denen er Stütze im Alter war, wendet sich allgemeine Teil nahme zu. Schmiedeberg. Bei der am Sonntag vollzogenen Eltern ratswahl fielen 168 Stimmen auf die weltliche und 210 Stimmen auf die christliche Liste. 2 Stimmen waren un gültig. Da die Reststimmen der christlichen Liste der welt lichen zugute kommen, erhielt jede Partei 3 Sitze. Die christ liche Partei hat seit der letzten Wahl bemerkenswert an Stimmenzahl gewonnen. Das Ergebnis ist aber das gleiche geblieben: es halte auch früher schon immer jede Partei 3 Sitze. Demnach wäre die ganze Mahl mit ihrem Aufwand von Zeit, Kraft und Geld nicht nötig gewesen. Aber die Partei der Freidenker lehnte es im letzten Augenblick ab, an einer gemeinsamen Liste sich zu beteiligen. Von 477 Wahl berechtigten wählten 390 — 81 9L. Höckendorf. Auf der Heimfahrt von Obercarsdorf stieß vorgestern dem Sohn des Autoreparakur-Merkstatt-Besitzers Pretzschner, hier, kurz vor Ruppendorf ein Anfall zu. Als er im Auto eine Baustelle passierte, fuhr er an eine Stange an; dadurch wurde ihm das Steuer aus der Hand gerissen, und der Magen brach dann einen 12—15 cm starken Baum um. Pr. durchstieß mit dem Kopfe die Windschutzscheibe und zog sich Verletzungen im Gesicht zu, die vom Arzte genäht werden mußten, er konnte sich aber vorher noch selbst im Kraftwagen nach Haus begeben. Höckendorf. In vergangener Nacht wurde in Las hiesige Gemeindeamt eingebrochen. Die Täter find vom Garten aus durch ein Fenster eingestiegen, dessen Scheiben sie eingedrückt haben und haben dann den Kassenschrank angeknobbert. Bei dieser Tätigkeit sind sie aber durch den Nachtschutzmann ge stört worden, ehe sie Beute erlangten. Sie ergriffen die Flucht durch ein Fenster nach der Straße. Fingerabdrücke konnten gesichert werden. Die Leiter, auf der sie eingestiegen sind, hatten sie aus einem Nachbargrundstück entwendet. Von dort nahmen sie 3 Herrenfahrräder mit auf die Flucht. Ess dürften daher drei Täter gewesen sein. Ihre Spur konnte bis Tharandt verfolgt werden. Cunnersdorf b. Glash. Am 1. April d. 3' konnte der Maurerpolier Otto Grahl sein 40 jähriges Arbeitsjubiläum bei der Firma Baugeschäft Wilhelm Reichel hier feiern. Aus diesem Anlaß überreichten die Angehörigen des am 14. Mai vorigen Jahres verstorbenen Baumeisters Wilhelm Reichel dem Jubilars dieser Tage eine Urkunde unter Glückwünschen und Dank für seine der Firma bewiesene langjährige Treue. Quoliren. Die kommunale Totenbestattung haben die hiesigen Gemeindeverordneten in ihrer letzten am 2Z, d. M. stattgefundenen Sitzung mit sofortiger Wirkung ausgehoben. Maßgebend für diesen bereits in vielen Gemeinden Sachsens gefaßten Beschluß war auch hier die öde Leere der Gemeindekasse. Dresden. Die Kommunistische Partei Deutschlands hat gegen das Verbot des Rotfrontkämpferbundes im Freistaat Sachsen Beschwerde beim Reichsgericht eingereicht. Braunsdorf bei Tharandt. Hier starb vor kurzem der Saltler- meisler Paul Büttner. Sein Hund, ein deutscher Schäferhund, aus Harm über den Verlust seines Herrn stellte das Fressen ein, bis er nach 8 Tagen an Entkräftung starb. Freital. In der Nacht zum Montag wurden auf die Gleise der von Freital nach Wilsdruff—Nossen führenden Klein bahn zwischen dem Stadtteil Freital-Zauckerode und Wurg witz etwa zwei Dutzend Steine in der Größe einer Faust gelegt. Dadurch bestand die Gefahr einer Zugentgleisung. Ein in der fünften Morgenstunde verkehrender Güterzug konnte noch rechtzeitig zum Äillstand gebracht werden, weil das Lokomotivpersonal den gefährlichen Anfug bemerkt hatte. Seitens der Reichsbahndirektion wurden für Ermittlung des Täters 200 M. Belohnung ausgesetzt. Meißen. Die ben gefallenen Söhnen der Stadt gewidmete Kriegeraedächlnisstätt« in der ältesten Kirche der Stadt, St. Nico lai, wurde am Sonntag als Feslgeschenk zur Iahrtausendfeier vom Ver«In KriegergsdächtniS der Oeffentllchkelt übergeben. Das Ehrenmat ist das größte keramische Kunstwerk, das in der Welt existiert. Gein Schöpfer ist Prof. Paul Börner von der Skaats- manufaktur in Meißen. Technisch ist das Denkmal «in« Höchst leistung der Meißner Manufaktur. Generaldirektor Or. Pfeiffer gebührt das Verdienst, die Schwierigkeiten, die sich der Herstellung so großer Stücke in Porzellan entgegenstellten, überwunden und trotz aller Anfechtungen dem Kunstwerk« das Gelingen gesichert zu haben. Es ist der Stadt Meißen «in Porzellankunstwerk ge schenkt worden, durch das ihr Name in all« Welt getragen wird, gleichzeitig mit dem der Manufaktur, derer jahrhundertealtes Schassen in diesem Kunstwerk neue Wege gefunden hat. Mit einer schlichten Feier wurde das würdige Ehrenmal am Sonntag geweiht und der Oeffentlichkeit übergeben. Freiberg. In der Nähe vom Rolvorwerk fuhr anr Sonn abend abend ein Motorradfahrer ein Ehepaar von hinten anHdas einen Kinderwagen mit sich führte. Mann, Frau und/Kinderwagen wurden durch die Wucht de» Anprall« in den Straßengraben geschleudert. Der Mann erlitt Sinen Schädelbruch, während die Frau und das im Wagen be findliche Kind mit leichten Verletzungen davonkamen. Die Familie befand sich auf dem Heimweg nach Brand. Leipzig. In Lindenau ist am Sonnabend das Maurer- ehepaar Schmidt, das gemeinsam aus einem Motorrad fuhr, schwer verunglückt. Frau Schmidt war so schwer verletzt, daß sie bald darauf starb; Herr Schmidt hak den Sonntag zwar überlebt, ist aber am Montag an den Folgen der er littenen Verletzungen ebenfalls gestorben. Oederan. Als am Sonnabend nachmittag ein voll beladener Motormöbelwagen einer Chemnitzer Firma die schmale Straße in Oederan hinauffuhr, versagten plötzlich alle Bremsen und der Wagen sauste rückwärts die Straße hinab. Es rannte in ein kleines Haus so heftig hinein, daß der halbe Magen im Hause stecken blieb und einen großen Teil des Hauses zum Einsturz brachte. Vier Mann der Autobesahung retteten sich durch Abspringen, wobei der eine erheblich verletzt wurde. Der Führer, der vuf seinem Platz geblieben war, trug keinen Schaden davon. Marienberg. In schneller Fahrt fuhr am Sonntag nach mittag der Friseur Waller Schubert aus Zschopau auf der Staatsstraße an einen Baum. Schubert erlitt so schwere Kopfverletzungen, baß er sofort tot war. Seine auf dem Sozius sitz mitfahrende Ehefrau wurde schwer verletzt inz Marien berger Krankenhaus gebracht. Chemnitz. Am Montag 12.35 Uhr sind bei der Einfährt in den Bahnhof Dittersbach bei Chemnitz von dem aus Burk- hardsdorf kommenden Personenzug 1735 die Lokomotive, der Postwagen und zwei Personenwagen entgleist und zum Teil umgestürzt. Es sind bisher zwei Leichtverletzte festgestellt worden. Ernstlich verletzt ist niemand. Der Personenverkehr wird durch Amsteigen aufrechterhalten. Die Streckensperrung dauert voraussichtlich bis 24 Ahr. Die Erörterungen über die Ursache der Entgleisung sind noch nicht abgeschlossen. Werdau. Am Montag vormittag brach in der chemischen Fabrik von Franz Zschenderlein in Leubnitz bei Werdau ein Großfeuer aus. 3m Sudhaus war ein mit Fett gefüllter Kessel übergelaufen, und die flüssige Masse war vom Kessel feuer ergriffen worden. 3m Nu stand die ganze Masse in Flammen, die auch auf die anderen zwei Sudkessel noch Über griffen. 3n kurzer Zeit war das Gebäude in Asche gelegt. Ein Uebergreifen des Feuers auf das große Oel- und Fett lager konnte verhütet werden. Der Gesamtschaden wird auf etwa 70000 bis 80000 Mark beziffert. Der Besitzer ist aber versichert. Rodewisch. Fischräuber haben kürzlich von den in Flur Rodewisch, in der sog«nannten ,S«ar", zwischen Steinberg und Wiedenberg gelegenen beiden Teichen «inen Teich mittels schmaler Durchgrabung des Dammes abgelassen und die in ihm befindlichen Fische, in der Hauptsache Schleien, gestohlen. Nach den fest- gestellten Spuren sind die Fische mittels eines von einem ziemlich großen Zughund gezogenen Handwagens von 3 bis 5 Zentner Tragkraft in lebendigem Zustande in einem Faß oder einer kleinen Wanne abtransportiert worden. 3n dem Teiche waren mindestens ein Zentner Fisch«, unter denen sich auch Forellen und Karpfen befanden. Plauen. Am Montag früh ist in der Hammerstraße in einem Kabelverteilungsschachte eine Explosion entstanden. Es hatte sich Gas angesammelt, wodurch der Abschlußdeckel unter großem Knall haushoch geschleudert und zertrümmert wurde. Es entstand zugleich eine zwei Meter- hohe Feuer säule. Den Beamten des Werkes gelang es schließlich, die Zuleitungskabel abzudrehen, wodurch das Feuer gelöscht wurde. Klingenthal. Aufsehen erregte hier eine Zigeunertruppe, die aus einem Mann, drei Frauen und sieben Kindern be stand. Die Zigeuner sollten wieder über die Grenze abge- fchoben werden. Bei der vorgenommenen Prüfung der Papiere durch die Gendarmerie im hiesigen Bahnhof stellte sich heraus, daß eine von den Zigeunerinnen steckbrieflich verfolgt wird. Sie wurde deshalb sofort verhaftet und sollte ins Amts gerichtsgefängnis transportiert werden. Die übrigen Mit glieder der Zigeunertruppe schlossen sich diesem Transport an und unterwegs, besonders kurz vor dem Amtsgericht, setzten sie den Gendarmeriebeamten Widerstand entgegen, so daß noch Polizeibeamte eingreifen mußten. Bei dem entstandenen Handgemenge gelang es der Zigeunerin, über die Grenze zu entkommen. Die übrigen Zigeunerinnen und der Zigeuner wurden verhaftet und samt den Kindern ins Amtsgerichts gefängnis eingeliefert. Später konnte die entflohene Zi geunerin, als sie über die Grenze zurückkam, ebenfalls ver haftet werden. Weller tür morgen: Meist schwache Winde aus nördlichen Richtungen. Etwas Bewölkungszunahme und Temperatur-Rückgang. Gewitter neigung.