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Im heimatlichen Hasen „Graf Zeppelin" fährt i» neun Stunden von Euer» nach Friedrichshafen. — Glatte Landung in der Heimat. Donnerstag nachmittag 5,30 Uhr kam Dr. Eckener in Cuers an und setzte den Start zum Flug in di« Heimat auf acht Uhr fest. Um diese Zeit empfing er dann in Gegenwart der Fahrtteilnehmer den Ma rinepräfekten Admiral Vindrh, den Präfekten des Var-Departements Cameau und den Unterprüfekten von Toulon Matevat in seiner Kabine und brachte ihnen bei einem Glas Rheinwein noch ein letztes Mal seinen Dank für den Empfang durch die französisch« Negierung zum Ausdruck. Dann verließen die Gäste das Luftschiff, die fran zösische» Soldaten ergriffen die Haltetaue und zogen den schlanken Körper des Luftschiffes aus der Halle. Einige Minuten später donnerten die Motoren, und auf das Kommando: „Loslassen!" erhob sich „Graf Zeppelin" majestätisch in die Lüfte und nahm Kurs auf die Küste. Tausende von begeisterten Zuschauern wohnten dem Start bei. Als das Luftschiff den Ha fen verließ, richtete 'Dr. Eckener an den französi schen Luftfahrtminister folgendes Telegramm: „Ich bringe Euer Exzellenz von neuem meinen Dank zum Ausdruck für die gastfreundliche Aufnahme, die wir in Frankreich gefnnden haben und für die tatkräftige Hilfe, die alle Zivil« und Militärbehörden uns während unseres Aufenthal tes in Euers znteil werden ließen." Por dem Start hatte Dr. Eckener der Verwal tung des Lufthafcns einen ziemlich bedeutenden Geld betrag zur Verteilung an die Landungsmannschaften übergeben. Dr. Eckener benutzte die kurze Zeit bis zum Start zu offiziellen Abschiedsbesuchen. An Bord befanden sich sechs französische Offiziere, 11 Passagiere von der Amerikafahrt, und drei neue, sowie drei Affen und zwei Kanarienvögel. Die Landung. Bei geradezu idealem Wetter durchflog das Luft schiff das Rhonetal und nahm dann Kurs auf Genf. Nach überaus schneller Fahrt traf es Freitag über raschend um 4,25 Uhr über Friedrichshafen ein. Die Landungsmannschaften wurden durch Böllerschüsse ge weckt. 5 Minuten nach 5 Uhr fielen die Haltetaue und 10 Minuten nach 5 Uhr lag das Luftschiff sicher und ruhig auf der Erde. Dann wurde das Schiff durch das dem Bodensee -iMkehrte Tor in die Halle eingebracht, und nm S,SV Uhr konnten die Passagiere das Schiff verlassen. Die sechs französischen Offiziere wurden von Ma jor Gelke von der fünften Division begrüßt, während namens der württembergiscken Regierung Polizei direktor Quinten; den Dank für die französische Hilfs bereitschaft für „Graf Zeppelin" wiederholte. Die deutschen Fahrtteilnehmer äußerten sich sehr begei stert über die Aufnahme in Cuers durch die Franzosen. ' Bon dem Verlauf der Fahrt sind vor allem auch die französischen Gäste restlos begeistert. Zunächst be gaben sich die Fahrtgäste und die Mannschaften in die Quartiere, um die versäumte Nachtruhe nachzu« holen. Mittags sand im Kurgartenhotel, wo auch die französischen Gäste untergebracht sind, ein Früh stück statt. Für alle, die dieses Schauspiel der Rückkunft des Lustschiffas nach der mißglückten Amerikafahrt mit erlebten, war es wie eine Erlösung, das prächtige Schiff in selbstverständlicher Ruhe und Schönheit übe" dem heimischen Hafen seine Kreise ziehen zu sehen. Was nun? ' Roch keine Pläne für „Graf Zeppelin". In Friedrichshafen zerbricht man sich, wie immer, wenn das Luftschiff heimgekehrt ist, die Köpfe darüber, was nun für die nächste Zukunft gevlMt ist. Diese Frage ist natürlich im Augenblick vollständig mußrg. Die Dauer der Rast in Friedrichshafen hangt in ürsttt Linie davon ab, ob die Motorpanne auf Ermüdungs erscheinungen des Materials zurückzuführen ist oder ob technische Aenderungen an den Motoren nötig sind. Zunächst verbleiben Fracht und Post für Ame rika in Friedrichshafen. Die Hapag hat eine Rund frage an die Absender der Frachten gerichtet. Die meisten haben den Wunsch, daß die Fracht mit dem Luftschiff nach Amerika gebracht wird. Was die Fahrgäste sagen. Da ist zunächst Wilkins, der Nordpolflieger. Er ist trotz des Mißgeschicks begeistert, was schon daraus hervorgeht, daß xr den Rückflug mitgemacht und sich für die nächste Amerikafahrt bereits an gemeldet hat. Tie französischen Offiziere, alle vertraut mit der Lustsahrt, sind restlos glücklich, durch die Fahrt »ach Friedrichshafen das bisher vollkommenste Werk der Luftfahrzeuge praktisch kennen gelernt zu haben. Sie bezeichnen die Fah t als wundervoll schön. Die Offi ziere sind während ihres Aufenthaltes in Friedrichs hafen Gäste des Luftschiffbaues Zeppeliu. Einige von ihnen begeben sich auf besondere Einladung hin im Flugzeug zu de» Juukcrswcrken nach Dessa». Für die Amerikanerin Marv Pearce war die mißglückte Amerikafahrt der erste Flug überhaupt. Sie erklärt, in ihr habe die Luftfahrt eine begeisterte An hängerin gefunden. An die Panne dachte sie in Fried richshafen nicht mehr. Sie hatte andere Sorgen. Bei der Landung war ihre Hutschachtel spurlos verschwun den, und es dauerte «ine Stunde, bis man sie end lich an Bord des Luftschiffes fand, wo sie aus Ver sehen zurückgelassen worben war. Mary Pearce will unter allen Umständen mit nach Amerika fahren. ' Das D-Iug-Llnglück bei Kerzell. Elf Reisende verletzt. Die Entgleisung des FD-Zuges Basel—Berlin im Bahnhof Kerzell bet Fulda hat nach den bisherigen Feststellungen sechs Schwer- und sieben Leichtverletzte LkfordgLt. Idltrr den Schwerverletzten befinden lick ein Lokomotivführer, ein Hetzer und der ZugsührH und unter den Leichtverletzten der Direktor des Frank furter Schauspielhauses Dr. Kronacher. Die Nnfallstelle bildet einen wüsten Trümmerhaufen. Drei entgleist« Personenwagen sind vollständig ineinandergesmoven und liegen links und rechts vom Gleise. Der Loko motivführer wurde hinter seinem Führerstand unten einem Kohlenhaufen vollkommen zugedeckt ausaefun« den. Der Heizer war von der Lokomotive abgesprun gen und lag neben den Gleisen. Die drei Hinteren Wa gen, darunter der Speisewagen, blieben aus dem GletS stehen und wurden nach Fulda weitergelettet. Nur dem Umstand, daß der Zug, der uur erster und zweiter Klasse führt, schwach besetzt war, ist es zu verdanken, daß die Katastrophe kein größeres Aus maß aunahm. Die Fuldaer SauitätSkoloune sowie die Sauitätsmannschaften und Aerzte der Station Fulda waren schnell zur Hilfeleistung zur Stelle. Die Ursache. Wie wir an zuständiger Stelle erfahren, liegt die Ursache der Entgleisung darin, daß der Lokomotiv führer das Ueberholungsgleis mit zu großer Fahrt« geschwindigkeit befahren hat, obwohl ihm VorsichtS« sahrtbefehl erteilt worden ist. Der Befehl ging dahin, in das Ueberholungsgleis mit einer Geschwindigkeit von nicht mehr als 45 Kilometer einzufakren. Das Hauptgleis war deshalb gesperrt, weil dort ein Brücken umbau stattsindet. Hessens Finanzminister gerettet. In dem verunglückten FD-Zug befand sich auch der hessische Finanzminister Kirnberger in Begleitung des Ministerialrats Hesse auf dem Wege nach Berlin. Sie hatten beide ihre Plätze in einem Waggon, der völlig zertrümmert wurde. Einige Minuten vor her hatte» sie sich jedoch »ach dem Speisewagen be hebe», um de» Nachmittagskaffee einznuehme». Aus Stadt und Land. Wiederaufftellung der Berolina? Der Magistrat Berlin beschäftigte sich erneut mit der Frage der Wiederaufstellung der Bcrolina-Statue. Es wurde ei» Ausschuß eingesetzt, der einmal die Platzfrage prüfen, insbesondere die Möglichkeit einer Aufstellung der Berolina im Pläntecwald an der Spree, sodann aber sich auch mit der Frage der Schaffung einer neuen Berolina für den Flughafen Tempelhof beschäftigen soll. Reu» Personen nnter Bergiftungserscheinungen «rkrankt. Unter schweren Vergiftungserscheinungen er krankten in Falkenberg (Altm.) die Familie H. - auf dem früher Guidonschen Gut, zwei Erwachsene und Kinder, und die Familie B. auf dem Freigut Schallun. Äußer den Eheleuten B. erkrankten noch drei An- gestellte, insgesamt neun Personen. Bei allen stellten sich heftiges Erbrechen, Schwindel und auch Lähmungs- erscheinungen der Beine ein. In beiden Fällen sollen sich die Vergiftungserscheinungen nach dem Genuß von Salatöl eingestellt haben, das derselben Bezugsquell« entstammte. Älle Erkrankten mußten sich in ärztlich« . Behandlung begeben. j Das Attentat in Itzehoe. Der von der Polizei- behörde in Itzehoe festgenommene Mann, der ver- f dächtig war, das Attentat auf das Landratsamt aus- f geführt zu haben, mußte inzwischen wieder freigelas sen werden. Die Untersuchung ergab, daß er an der Tat vollkommen unbeteiligt ist. Auch eine Frau, die ' ebenfalls von der Polizei sestgenommen wurde, konnte i nach kurzer Zeit wieder entlassen werden, da es sich ; hier um eine harmlose Passantin handelte. Die hier > und da geäußerte Meinung, daß es sich bei dem An schlag um ein politisches Attentat handelt, und daß hieran Bquernkreise, die kürzlich vor den Schranken ves Gerichts standen, beteiligt seien, wird von amt licher Seite nicht geteilt. I Hochwasser zur Heuernte. Durch die beträchtlichen Niederschläge im Quellgebiet führt die Oder seit dem Pfingstfest Hochwasser, das in Glogau zur Zeit einen Höchststand von 3,70 Meter erreicht hat. Durch die Ueberflutungen der sehr großen uneingedeichten - Wiesenflächen im Oder- und Warthebruch entstehen der bereits unter Futternot leidenden Landwirtschaft neue schwere Schäden, weil die Wiesen jetzt vorzeitig ge mäht werden müssen, um überhaupt einen Ertrag ein- zubringen. !, Schweres Antounglück bei Schkeuditz. Auf der Landstraße nach Leipzig ereignete sich kurz vor Schkeu ditz ein schwerer Autounfall. Ein mit zwei Personen besetztes Motorrad wollte einen Personenkraftwagen überholen, kam zu Fall und schleuderte die beiden Fahrer auf das Stratzenpflaster. Sie erlitten so schwere Verletzungen, daß sie nach kurzer Zeit starben. Der Kraftwagen bremste plötzlich ab, wobei die Insassen des Autos in den Graben geschleudert und schwer ver letzt wurden. Bestialischer Frauenmord. In der tschechoslowa kischen Gemeinde Vranow wurde die junge Gattin des zur Zeit abwesenden Kommandanten der Artilleriebri gade, des Oberstleutnants Paclik, Frau Jarmilla Pac- ' lik, im Schlafzimmer ihrer Wohnung ermordet auf- gesunden. Es liegt ein bestialischer Lustmord vor. Der Verdacht richtet sich gegen den stellvertretenden Offi ziersdiener Belava, der am Morgen nach dem Mord in der Kaserne erschien und ein Gewehr und Patronen an sich nahm. Äls man ihn am Verlassen der Ka- ' ferne bindern wollte, nahm er eine drohende Haltung an und gab mehrere Schüsse ab. Die sofort benach richtigte Bereitschaft nahm seine Verfolgung auf, doch wußte er sich seiner Verfolger durch Schüsse zu erweh ren. Es gelang ihm, in die Wälder zu entkommen und schließlich im Gebirge zu verschwinden. Kleine Nachrichten. * Inmitten der Obst-Plantagen in Guben wird zur Zeic mit dem Bau eines originellen Aussichtsturmes be gonnen. Die Stadt läßt aus ver Schneckenhöhe zwei neue , Wassertürme in modern architektonischen Formen errichten, , die durch eine Art Brücke für Aussichtszweckc verbunden werden. * Die Staatsanwaltschaft sowohl als auch der verur- . teilte Rendant Prieß haben gegen das Urteil im Arensböker z Sparkassenprozeß Berufung eingelegt. » * Am DonnerStaa begann i» Wien d«r 11. BerbandA« tag d«s Deutschen Philologenverbandes mit rund S0 00Y Wtaliedern, dem die akademischen Lehrer Deutschlands an« gHKen. * Nach einer Meldung aus BuenoS-AireS wurde di« Stadt Mendoza von einem schweren Erdbeben heimgesucht. Ob Opfer zu verzeichnen sind, ist noch nicht bekannt. Scherz und Ernst. ik. Originelle Strafen gegen Lebensmiltelfölscher. Daß man schon in früheren Zeiten sehr streng gegen Nahrungsmittelfälscher und betrügerische Kaufleute vor gegangen ist, beweist «ine Verordnung, die man kürz lich in der französischen Stadt Ambcrt gefunden hat, und die aus dem Jahre 1481 stammt. „Jedem Mann oder jeder Frau," so heißt es dort, „dre verfälschte Milch verkauft, soll ein Trichter in den Hals gesteckt werden, durch den dem Betreffenden so viel von der verwässerten Milch zugesührt wird, bis ein Arzt be stätigt, daß der Betreffende dem Erstickungstod nahe ist. Kaufleute aber, die ihre Mitbürger durch falsches Gewicht betrogen haben, sollen an den Pranger gestellt werden, und jeder soll das Recht haben, sie nach Her zenslust zu beschimpfen. Händler aber, die ihren Kunden faule Eier verkauft haben, sollen ebenfalls an den Pranger gestellt werden. Eine Schar von kleinen Kindern soll das Recht haben, sie zu verhöhnen und ihnen eine bestimmte Zeitlang faule Eier ins Gesicht oder auf die Kleider zu werfen, damit diese Betrüger vor aller Welt lächerlich gemacht werden. Es soll den Kindern aber uur gestattet sein, mit Eiern zu werfen, damit die bestraften Betrüger nicht zu Schaden kommen " Der Philolvu<. „Daß Homer gelebt hat, steht nicht fest. Aber fest sttyt, daß er blind gewesen ist." Beruf. „Mayer soll blühende Geschäfte machen." ..Natürlich, er hat ja 'n Blumenladen." DaS Gericht. „Verzeihung, Herr Ober, auf meinem Teller liegt ein schwarzer Bindfaden." „O, mein Herr, das ist der Aal." Abfuhr. „Ganz allein, Gnädigste?" „Leider nicht mehr." Schwere Ladung. „Ihr könnt doch noch drei Zentner Ladung nehmen!" .Geht nicht, die Frau vom Käpten fährt mit." Kaffeehaus. ,,'tschuldigen, ich kann die Tarockpartie nicht zahl'» — ich hab' kein Geld da." „Wie können's denn ins Kaffeehaus gehen, wenn'- kein Geld haben. Unerhört. Womit soll ich jetzt meine Zeche bezahlen?!" Ploetz. Als der alte Ploetz starb, sagte er zu seinen an» Krankenlager versammelten Kindern: „Je meurs — man kann aber auch sagen: — je me meurs/ Und schon schloß er die Augen. Praktische Ecke. Gclbgewordene Mullgardineu. Mullgardinen weiß oder getupft, die durch langes Liegen gelb ge worden sind, bekommt man wieder frisch weiß, wenn man sie 3—4 Tage in Buttermilch legt und mit klarem Wasser dann nachwäscht. Ist Buttermilch nicht so reichlich zu bekommen, kann man dasselbe erreichen, wenn man sie zwei Tage lang in warmem Boraxwasser wässert. . Blanke Kleidungsstücke. Blankgewordene Klei dungsstücke bürstet man mit einem Gemisch aus sechs Teilen Wasser, zwei Teilen Salmiak und zwei Tei len Benzin gilt ab, legt ein mit dieser Mischung getränktes Tuch aus den Stoff und bügelt mit nicht zu heißem Eisen darüber.