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^L-2-L-Z-LZS LL§^» Z-"^L Ms^xZffffS^ k r^ »-Roman-Beilage^ V V k o bln VOkI U^X OVRir .vor» V^VL« 6opxrisdt dx Llsitio reocktvsoeer, »sU« tSsale) »WWWWWMM Mutter Lienhart reagierte nicht, aber ihre Brust hob und senkte sich regelmäßig, und als Grete das Gesicht ab getrocknet hatte, sah sie wieder frisch und munter aus. In Wirklichkeit verstellte sie sich bloß noch ein bißchen. Sie kam sich äußerst interessant vor, und spielte deshalb noch Komödie. Alle vornehmen Damen bekommen Ohnmächten, dachte sie. Auch plagte sie die Neugier, wie sich wohl ihr Mann und die Grete benehmen würden. Der Vertreter der Heilkunst war ein Mann von viel leicht sechsundzwanzig Jahren, groß und schlank gewachsen, mit schwarzen, unheimlichen Augen und einem kühn ge drehten, pechschwarzen Schnurrbart. Er war mit Geschmack gekleidet und hatte ein sicheres, weltmännisches Auftreten. „Es ist ein Ungar, von Siebenbürgen*, flüsterte Frau Hellborn ausklärend der Grete zu. »Ein ganz feiner MenschI Wenn er vollends den Doktor gemacht hat, geht er zurück in seine Heimat!* Wie wenn der junge Mann gefühlt hätte, daß man hinter seinem Rücken über ihn sprach, drehte er sich nach ihnen um. Aufblitzend zuckte es wie Hohn über sein Ge sicht, als er die verlegenen Blicke der beiden Frauen be- merkte. Aber in der nächsten Sekunde war er wieder völlig gelassen. „Die Frau ist außer Gefahr*, sagte er, indem er Mutter Lienharts herabhängende Rechte ergriff und den Puls befühlte. „Wenn ich nur einmal aufsehen dürfte, was Lienhart für ein Gesicht macht*, dachte die freiwillige Kranke. Dann geriet sie in Verlegenheit; sie empfand ein schreckliches Kitzeln in der Nase. Aber Ohnmächtige pflegen nicht zu nießen. Sie kämpfte mit aller Macht gegen den Reiz. Es half ihr nichts, sogleich ging es los: sie nießte kräftig, einmal, zweimal... „Zur Genesung!* sagte der junge Mann laut, mit freundlichem Spott. „Ich danke sehr*, erwiderte die Ohnmächtige, verhielt sich aber dann wieder mäuschenstill. „Na, Alte, mach' keine Geschichten! Steh' auf!* schlug der Schneidermeister jetzt vor. Dies empörte Mutter Lienhart stark. Jetzt erst recht nicht, dachte sie. Du sollst mal Angst kriegen! Der künftige siebenbürgische Arzt schüttelte leicht sein Haupt, und in seinen Augen funlelte ein unverkennbarer Hohn. „Der Fall ist eigentümlich geartet. Am Ende wäre es doch besser, die Frau zur Ader zu lassen, wenn die Ohn macht nicht nachläßtl* Mutter Lienhart erschrak furchtbar; aber aus Trotz gab sie nicht nach. Wenn er es tun will, ist es immer noch Zeit, sachte sie. „Am Ende könnte man auch psychische Mittel an- wenden*, fuhr der gelehrte, junge Mann fort. „Oefter er zielt man damit die besten Erfolge l* Er schien nach- zudenken. „Wie komisch die Frau aussteht', sagte er dann laut, „nicht wahr, Frau Hellborn? Sie hat sich den Hut aufgesetzt und vergessen, die Schürze abzulegen. Es ist wirklich ein spaßhafter Anblick!* Im nächsten Augenblick saß Frau Lienhart Kram» E aufrecht da; wütend riß sie sich den Hut vom Kopse. „Tu sind mir ein sauberer Doktor, über eine alte, kraÄe Fra» Witze zu machen. Wenn ich mal wieder etu«i DMor brauche, weiß ich, wen ich nicht holen lasse!* Es folgte eine große, bewegte Szene. Grete wMkf sich freudestrahlend über die Mutter, und küßte sie MM» wieder. „Bist du wieder ganz gesund, Mütterchen?* Die Mutter schyb ihre Tochter immer noch etwa- ärger lich von sich. „Latz mich in Ruhe! WaS soll mir HeW fehlen? Ein kleine Schwäche kann jeder null bekonvuen! Deswegen ist man noch lange nicht krank, und ihr b-Wt nicht gleich einen Doktor zu holen brauchen, und dazunhA solch einen groben!* Lienhart klatschte sich vor Vergnügen auf die Scherüel. „Sie sind mein Mann, Herr Doktor! Sie sinh Metz» Mann!... Das haben Sie ausgezeichnet gemacht. DaS H was Feines mit einem solchen psychischen Mittel!* Er schüttelte ihm kräftig die Hand. „Wh weiß ghs NW mal Ihren Namen, Herr Doktor?* „Andreas Uiszigeth!* Er verneigte sich leicht. „Donnerwetter!* sagte der Schneidermeister iü hell«» Erstaunen. „Das macht aber nichts*, fügte er treUhvAg hinzu. Mutter Lienhart machte der Unterhaltung ehr Ptde. Sie hatte ihre volle Energie wiedergefunden. Lch Hanke Ihnen vielmals, Madame HellbUN. Aber Ma kstnstest Ihren Doktor wieder mitnehmen!* Das war deutlich. „Sie ist noch ein bißchen aufgeregt!* tuschte Gratz begütigend. Frau Hellborn neigte den Kopf mit großem WHand. „Natürlich! Das läßt sich verstehen!* Sie blieb eiskalt und zauberte sogar ein Lächeln Hervor; innerlich aber war sie fuchsteufelswild und schwor Nach«. Herr Uiszigeth sah ein, daß es das beste war, feiner Vermieterin zu folgen und sogleich den Rüctzug tm-utzetz«. Er nickte grüßend. Wieder streifte ein funkelnder BÜck W blonde Grete, den sogar Lienhart bemerkte. Aber er WM» es nicht übel. Er war stolz auf seine hübsche Tochter. " „Ein andermal, Herr Doktor! Ich werde nüch erMmt- lich zeigen; Sie können sich darauf verlassen, Herr Dollar.* „Ist das ein unverschämter Kerl', sagte Mutter Liest- hart, als die Familie allein war. „Wenn der noch eiustHil zur Tür hereinkommt, kriegt er was au den Kops.* Lienhart erwiderte nichts. Er begano sorgfältig Hw» Teppich vom Tische wegzunehmen. „Und du hast dich auch nett aufgeführt, Lienhart! Ich glaube alleweil, dir wäre es egal, wenn ich gestorbtz» wäre. Ich habe alles genau gehört, wenn ich tüch ohn mächtig war.' Lienhart brummte etwas; vielleicht rechnete er. Atz hatte nun das ganze Geld aus den Tisch gelegt, ü«d es fehlte kein Stückchen. Dieser Anblick besänftigte Mutter Lienhart und die ganze Familie überließ sich staunend dem HMV dieses ungewohnten Glücks. Nachdem sich Lienhart sattsam geweidet hatte, Pag an, alles sorgfältig zusammenzupacken. „Wo willst du jetzt all das viele Geld aufheben, V-W" fragte seine Frau „Ist das eine Frage!* antwortete er. ,NgtüHK WM» im Sekretär!*